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TV-Branche: Warum TV-Aktien die Börsen-Stars sind

16.10.13 03:00 Uhr

ProSiebenSat.1, RTL und Sky Deutschland haben ihre Anteile im Werbemarkt erfolgreich verteidigt und sind an der Börse gefragt. Nun geht es um neue Erlösquellen im Internet.

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Aktien

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Erfolg macht attraktiv. Ohne die geringste Spur von Verkaufsdruck auf den Aktienkurs platzierte Bertelsmann kürzlich zwei Millionen Aktien der Tochter RTL Group, immerhin 1,3 Prozent der Anteile an Europas größter Sendergruppe. Die Papiere des neuen Mitglieds im MDAX sind begehrt.

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Die Aktien, die zum Börsendebüt (IPO) im Frühjahr nicht vollständig platziert wurden, saugten Investoren jetzt förmlich auf. Die Privatplatzierung war mehrfach überzeichnet, teilte die Zentrale der RTL-Konzernmutter Bertelsmann stolz mit.
Seit April hat der Börsenwert der RTL Group um mehr als 30 Prozent zugelegt. Obendrauf gab es für die Aktionäre am 23. September 2,50 Euro Sonderdividende pro Anteilschein. Mehrheitsaktionär Bertelsmann will seinen 75-Prozent-Anteil an der Sendergruppe bis auf Weiteres behalten. Die Erweiterung des Aktionärskreises ist für die Güters­loher ein finanzieller Volltreffer.

Aber auch für die Aktionäre stehen die Chancen auf weitere Wertsteigerungen gut. Dass professionelle Investoren die RTL-Tranche aus Bertelsmann-Besitz begierig in ihre Depots schaufelten, hat auch damit zu tun, dass der Werbemarkt in Europa, allen voran in Deutschland, wieder wächst.

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Europa zieht wieder an
Nach Informationen der US-Bank Goldman Sachs haben die meisten der Top-50-Werbekunden zum ersten Mal seit langer Zeit mehr Geld in Werbung investiert. Zudem haben Investoren ihre Einschätzung zu den Perspektiven der europäischen TV-Branche geändert. Es sei jetzt klar, dass den TV-Riesen auf dem Werbemarkt nicht ein ähnlich schweres Schicksal drohe wie Printmedien, meint Filippo Pietro Lo Franco, Experte der US Bank JP Morgan (siehe auch Investor-Info).

Trotz des schnell wachsenden Marktanteils der Internetwerbung blieb der Anteil der TV-Industrie in Europa sei 1995 erstaunlich konstant bei 35 Prozent. Zum Vergleich: Der Anteil von Zeitungen und Magazinen schrumpfte von gut über 50 auf etwa 30 Prozent. Eine Stabilisierung ist dort wegen der schnell wachsenden Internetwerbung auch für die kommenden zwei Jahre nicht in Sicht.

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Erheblich ramponiert war das Image der TV-Branche allerdings durch Blender wie EM.TV, die während der New-Economy-Phase exorbitante Börsenbewertungen erreicht hatten und mit dem Platzen der Spekulationsblase im Jahr 2001 nach horrenden Kursverlusten in die Pleite geschlittert waren.

Inzwischen hat sich die Branche in Deutschland mit zum Teil weitreichenden Restrukturierungen auf die Kauflisten der Investoren zurückgespielt. Das Spektrum reicht von Papieren mit soliden Dividendenrenditen wie ProSiebenSat.1 und RTL bis zu den hoch spekulativen Aktien des weiter hoch verschuldeten Bezahlsenders Sky Deutschland.

Dass es ausgerechnet dem stets mit Argwohn beobachteten Finanz­investor Permira gelungen ist, ProSiebenSat.1 nachhaltig auf Erfolgskurs zu bringen, dürfte auch Skeptiker in der Branche überzeugt haben.
Beim notorischen Enttäuscher-konzern Sky Deutschland gelingt Brian Sullivan das, woran alle seine Vorgänger gescheitert sind. Sullivan, der vom britischen Bezahlsender BSkyB kommt, scheint für den schwierigen deutschen Bezahl-TV-Markt das richtige Gespür zu haben. Der ehemalige Premiere-Sender hat die Anzahl der Abonnenten in Deutschland und Österreich seit 2009 um eine Million auf 3,45 Millionen erhöht. Parallel dazu hat Sullivan die Profitabilität verbessert.

Omar Sheik, Analyst bei Credit Suisse, traut Sky jetzt zu, die Zahl seiner Abonnenten bis 2020 auf 6,6 Millionen knapp zu verdoppeln. „Wenn sich dieser Trend abzeichnet, könnte sich auch der Aktienkurs verdoppeln“, meint der Medienexperte.

Sky will Netflix zuvorkommen
Weil Sky Deutschland hierzulande über den besten Zugang zur Erstausstrahlung von Hollywood-Blockbustern und US-TV-Serien verfügt, will der Konzern Branchengerüchten zufolge dem für 2014 erwarteten Deutschland-Debüt des US-Marktführers Netflix zuvorkommen und seinen eigenen Streaming-Dienst Skyflix früher an den Start bringen.

Robert Murdoch, dessen umgebautes Medienimperium Twenty-First Century Fox 55 Prozent an Sky hält und dessen Sohn John den Aufsichtsrat von Sky Deutschland leitet, hat einen guten Mann nach München geholt. Vielleicht bleibt es ja nicht bei der 55-Prozent-Beteiligung. „Eine Komplettübernahme durch Twenty-First Century Fox macht Sinn“, sagt Analyst Sheik.

Auch die deutschen TV-Riesen wollen im Netz Geld verdienen und investieren. ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling hat die TV-Sender im europäischen Ausland verkauft und sieht im Digitalgeschäft einen zusätzlichen Wachstumstreiber. Zu den neuen Geschäftsbereichen gehört Streaming-Dienstleister Maxdome, über den Kunden Spielfilme aus dem Filmarchiv des Konzerns auf dem Fernseher zu Hause abspielen können. Dazu kommen eine Computerspiele-Sparte, das Webportal für private Filme MyVideo und seit Kurzem auch ein Internetmusikdienst. Über Beteiligungen an kleineren Firmen will der Medienriese zudem beim schnellen Technologiewandel dabei sein.

Bisher geht diese Rechnung auf. Der Umsatz in den digitalen Sparten stieg im zweiten Quartal um zwei Drittel auf 113 Millionen Euro. Zum Vergleich: Das Kerngeschäft mit deutschen TV-Sendern legte um zwei Prozent auf 487 Millionen Euro zu.
Konkurrent RTL baut sein digitales Geschäft europaweit über seine Produktionstochter für Filme, TV-Shows und -Serien Fremantle aus. Deren Digitalsparte soll die Fernsehmarken dank einfacherer Bedienung auch auf Tablet-PCs und Smartphones stark machen.

Draußen im Netz buhlt Fremantle auf populären Plattformen wie YouTube mit eigenen Kanälen, die an Zielgruppen angepasst sind, um Werbebudgets. Die britische RTL-Tochter betreibt 135 YouTube-Kanäle mit 400 Millionen Videonutzungen pro Monat und liegt damit in der TV-Branche weltweit an der Spitze.

Allerdings ist noch lange nicht ausgemacht, wie erfolgreich die Old-Economy-Medienriesen ihre Anteile an den wachsenden Budgets für Internetwerbung gegen die Generation Internet, wie YouTube-Betreiber Google, Facebook und demnächst auch Twitter, verteidigen können.

Facebook oder Twitter als Partner
So ist Facebook in Amerika mit simultanen Kurznachrichtendiensten zu TV-Ereignissen schon sehr erfolgreich. Während des Endspiels der Basketball-Profiliga NBA schickten sich Facebook-Mitglieder 125 Millionen Kommentare zur Partie.

Damit warb Facebook-Manager Dan Rose diese Woche auf der Fernsehmesse Mipcom in Cannes für Kooperationen mit TV-Konzernen in Europa. In Amerika hat Facebook ein Pilotprojekt mit den großen Senderketten ABC, NBC, Fox und CBS gestartet. Die Sender bekommen aufbereitete Daten der Kommentare zu TV-Shows und Sendungen. Rosen vergaß nicht zu erwähnen, dass Face­book seine Nutzer, ihr Alter, Hobbys und so weiter, genau kenne.

Die Auswertung der Kommentare eröffnet Produzenten von TV-Shows und Serien neue Perspektiven. Marktexperten erwarten, dass der Facebook-Dienst für gute Werbekunden kostenlos sein wird. Der US-Konzern tritt in der Nische gegen Kurznachrichten-Profi Twitter an.

Mit Partnerschaften könnten sich TV-Konzerne die eigenen Kurznachrichtendienste sparen. Im Unterschied zu ihren länderspezifischen Diensten sind Facebook und Twitter international und populär. Die TV-Sender könnten sich auf die Entwicklung von Shows und Serien fokussieren. „Ich bin davon überzeugt, dass eigene Serien in der Qualität von ,Game of Thrones‘ von HBO helfen könnten, dass sich Bezahlfernsehen hier durchsetzt“, sagt Wolf Bauer, Chef der TV-Produktionsfirma Ufa. Mit Ufa, Filmproduzent Teamworxs („Unsere Väter, unsere Mütter“, „Der Turm“) und weiteren Unternehmen unter dem Dach von Fremantle verfügt RTL über die weltweit größten Kapazitäten.
Globalen Ruhm heimsen bisher Hollywood-Profis wie HBO und AMC („Breaking Bad“) ein. Aus Europa sorgt die BBC mit „Sherlock Holmes“ für weltweites Aufsehen. Das sollte der Anspruch sein — auch für die Serienmacher bei RTL.

Investor-Info

Werbemarkt Europa
TV-Anteil bleibt stabil

Der rasante Anstieg der Werbebudgets für Internetwerbung geht stark zulasten von Reklame in Printmedien. TV-Konzerne haben ihren Anteil im europäischen Werbemarkt dagegen seit 1995 stabil gehalten. TV hat Zeitungen und Magazine klar überholt.













ProsiebenSat.1
Starkes Digitalgeschäft

Ausländische TV-Sender wurden verkauft. Die Produktionsfirmen für Shows und Filme blieben, weil deren Inhalte weltweit und auch im Web vermarktet werden. 2013 sollen 18 Prozent des Umsatzes und 13 Prozent des operativen Gewinns (Ebitda) digital verdient werden. Margen unter Druck. Halten.

RTL Group
Extra viel Auszahlung

Weil Europas größter TV-Senderkonzern in Deutschland am stärksten ist, sind positive Überraschungen durch das anziehende Werbegeschäft wahrscheinlich. RTL könnte in den nächsten fünf Jahren, wie bisher, 4,9 Milliarden Euro an die Aktionäre ausschütten. Sehr hohe Dividendenrendite.

Sky Deutschland
Potenzielles Übernahmeziel

Setzt sich der Trend fort, könnte Sky seine Abo-Zahl bis 2020 auf 6,6 Millionen fast verdoppeln. Die operative Marge (Ebitda) würde von zwei Prozent für 2013 auf 26 Prozent steigen. Twenty-First Century Fox könnte Sky auch ganz übernehmen. Spekulativ.

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20.12.2024Alphabet A (ex Google) OutperformRBC Capital Markets
30.10.2024Alphabet A (ex Google) OverweightJP Morgan Chase & Co.
30.10.2024Alphabet A (ex Google) BuyGoldman Sachs Group Inc.
DatumRatingAnalyst
21.11.2024Alphabet A (ex Google) NeutralUBS AG
30.10.2024Alphabet A (ex Google) NeutralUBS AG
22.10.2024Alphabet A (ex Google) Market-PerformBernstein Research
07.10.2024Alphabet A (ex Google) NeutralUBS AG
09.08.2024Alphabet A (ex Google) NeutralUBS AG
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15.05.2019Alphabet A (ex Google) verkaufenCredit Suisse Group
24.11.2008Google sellMerriman Curhan Ford & Co
19.11.2008Google ausgestopptNasd@q Inside
16.03.2007Google Bär der WocheDer Aktionärsbrief
08.03.2006Google im intakten AbwärtstrendDer Aktionär

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