Revolutionäre Technologien: Neue Ideen für Ihr Geld
Jede Epoche der Wirtschaftsgeschichte bringt neue Sieger. €uro am Sonntag hat nach Unternehmen gesucht, die von revolutionären Sprüngen profitieren.
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von Sven Parplies, Euro am Sonntag
Die Riesenstadt der Zukunft: Am Horizont ragen dicht gedrängt Wolkenkratzer in den Himmel. Autos, einige offenbar von Raketen angetrieben, gleiten ungestört von Gegenverkehr und Ampeln über mehrstöckige Straßen. Dazwischen wehen vereinzelt Rauchschwaden aus Fabrikschloten. So sah der Grafiker und Futurist Klaus Bürgle im Jahre 1959 die Zukunft.
Was damals visionär erschien, erinnert heute verblüffend deutlich an amerikanische Großstädte der Gegenwart. Lediglich das Design der Autos wirkt antiquiert, der Raketenantrieb ungewollt komisch. Schwebebahnen wie der Transrapid warten bis heute auf den Durchbruch.
Hätte ein Investor die Grafik seinerzeit als Vorlage genommen, hätte er vermutlich auf zwei Trends gesetzt: Immobilien in Großstädten wären ein Volltreffer gewesen. Mit Autoaktien hätte man, bei der Wahl der richtigen Unternehmen, ebenfalls gut verdient.
Visionen können sich für einen Anleger also bezahlt machen. Anders als es die aufgeräumte Stimmung auf Bürgles Kunstwerk nahelegt, entwickeln sich Wirtschaft und Gesellschaft keineswegs harmonisch. Jeder große Sprung hat neue Unternehmen hervorgebracht. Viele davon sind bereits wieder verschwunden oder zu Mitläufern degradiert worden.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren in den USA die Aktien aus der Schifffahrt begehrt. Der Boom endete mit dem Durchbruch der Eisenbahn, die als Transportmittel schneller und flexibler war und die Erschließung des amerikanischen Kontinents vorantrieb. Pioniere aus anderen Branchen haben es geschafft, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und damit das Vermögen ihrer Aktionäre nachhaltig zu vermehren. General Electric, Ende des 19. Jahrhunderts Wegbereiter der Elektrifizierung, ist heute ein breit aufgestellter Mischkonzern. Deutsche Unternehmen wie Daimler und BMW haben das Automobil geprägt und sich dank ihrer nachhaltigen Innovationskraft bis heute behauptet. IBM steht als Synonym für den Siegeszug des Computers, verdient das Geld inzwischen nicht mehr mit Geräten, sondern Dienstleistungen.
Die britische Bank HSBC hat in einer Studie die Antriebskräfte hinter den Revolutionären der Weltwirtschaft genauer untersucht: „Zerstörerische Technologien“, wie es in der oft martialischen Sprache der Bankenwelt heißt, sind demnach in der frühen Phase leistungsschwächer als etablierte.
Zugleich aber sind sie auch kostengünstiger und haben einen Nutzwert, den etablierte Marktführer nicht bieten. Nach einer Reifephase gelingt der Durchbruch. Mit dramatischen Konsequenzen: Die bisherigen Marktführer verpassen den neuen Trend oder unterschätzen dessen Dynamik. Selbst wenn sie das Potenzial erkennen, fehlt ihnen oft die Beweglichkeit, angemessen zu reagieren.
Zerstörer, Mitläufer, Schläfer
Aufstrebende Pioniere sind für Aktionäre besonders spannend, weil im frühen Stadium die größten Gewinnsteigerungsraten zu erzielen sind. Zugleich aber ist der Grat zwischen Erfolg und Scheitern schmal. „Auf jede Firma, die eine dauerhafte Marktposition aufgebaut hat, kommen Hunderte andere, die dasselbe versucht haben und gescheitert sind“, erklärt der ehemalige Fondsmanager und Buchautor Alasdair Nairn den Ausleseprozess.
Deutlich in Erinnerung ist der Internetboom der Jahrtausendwende: Viele Neugründungen jener Zeit sind längst pleite, einstige Stars wie Yahoo oder AOL nur noch Mitläufer. Google hingegen, der Internetgigant der Gegenwart, war zur Jahrtausendwende ein unbekannter Zwerg, Facebook noch gar nicht gegründet.
Schon jetzt bereiten viele kleine Firmen die nächste Revolution vor. Am vielleicht dramatischsten sind die Veränderungen in der Medizin. Das Automobil wird schon bald an Science-Fiction-Filme erinnern. Produktionsprozesse in der Industrie könnten völlig neue Formen annehmen. Auch das Internet hat sein Potenzial noch lange nicht komplett ausgeschöpft.
€uro am Sonntag hat sich auf die Suche nach den neuen Revolutionären gemacht.
Das Auto der Zukunft
Das Auto kommt morgens pünktlich um halb acht vor der Haustür vorgefahren. Einen Fahrersitz gibt es nicht, dafür gemütliche Polstersitze. Während das Auto selbstständig durch den Berufsverkehr gleitet, liest der Passagier Zeitung, trinkt einen Kaffee. Der Verkehr läuft ruhig. Keine Staus, nicht mal kurze Stopps. Die letzten Verkehrsunfälle liegen Jahre zurück. Möglich macht das ein Leitsystem, das über Satellit die Abstände der Fahrzeuge kontrolliert und bei Gefahr ein Signal sendet.
Die Vision vom autonomen Fahren ist im Grunde nicht mehr visionär. Schon heute können moderne Autos mithilfe komplexer Sensoren einfache Fahrmanöver ohne Eingreifen des Menschen ausführen. Der Automobilzulieferer Continental erwartet, dass sich Fahrzeuge im Jahr 2025 auf der Autobahn bei Geschwindigkeiten bis 130 Kilometern pro Stunde selbstständig und ohne Kontrolle durch den Menschen steuern. Erst beim Abbiegen in eine Ausfahrt muss der Mensch eingreifen.
Die Technologie wird zunächst wohl nur in teuren Modellen integriert sein. HSBC erwartet, dass 2025 ein Viertel aller Premiummodelle mit automatisierten Fahrsystemen ausgestattet sind. Der Entwicklungssprung der Autobranche wird den ohnehin harten Wettbewerb unter Herstellern und Zulieferern weiter verschärfen.
Die deutschen Unternehmen dürften dabei gute Chancen haben, da sie dank ihrer Fokussierung auf hochpreisige Modelle profitabel sind und damit genug Geld in Forschung und Entwicklung pumpen können. Ergebnisse sieht man unter anderem bei BMW. Die Münchner starten in diesem Jahr mit dem i3, einem Elektrofahrzeug mit carbonfaserverstärkter Karosserie, in die neue Autowelt. Die Verkaufszahlen werden zunächst gering sein, der Imagegewinn aber wirkt sofort.
Massenhersteller aus Südeuropa, die unter den wirtschaftlichen Lasten der Eurokrise leiden, laufen hingegen Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Die Lücke schließen könnte Tesla Motors. Der Hersteller von Sportwagen mit Elektroantrieb ist erst vor fünfeinhalb Jahren in die Serienproduktion eingestiegen, kann aber beachtliche Resultate vorweisen. Als Pionier hat Tesla einen Imagevorsprung. In den USA gilt die Marke bereits als Statussymbol. Dass die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen wegen geringer Reichweite und hoher Kosten heute noch niedrig ist, kommt Tesla sogar entgegen. Als junges Unternehmen haben die Kalifornier eine begrenzte Produktionskapazität. Im laufenden Jahr will Tesla 21.000 Fahrzeuge absetzen und operativ erstmals schwarze Zahlen schreiben.
Neue Medizin
Eine unangenehme Wahrheit: Die meisten Medikamente sind bei weniger als 60 Prozent der Patienten wirksam, so der Pharmakonzern AstraZeneca mit Verweis auf internationale Studien. Allein in Deutschland sterben zudem jährlich mehr als 50.000 Menschen an unerwünschten Nebenwirkungen.
Fortschritt in der Medizin ist besonders wichtig, weil dort so stark wie in keinem anderen Bereich Leben gerettet und Leid gelindert werden kann. Ein historischer Durchbruch war die Entschlüsselung des menschlichen Erbguts. Bislang kämpfen Wissenschaft und Wirtschaft noch damit, die gigantische Datenmenge zu erfassen. Dennoch gibt es viele praktische Anwendungen: Über DNA-Tests lässt sich prüfen, ob ein Medikament bei einem bestimmten Patienten anschlägt. Gleichzeitig können Konzerne wie Roche Wirkstoffe gezielt für Patientengruppen entwickeln.
Die Möglichkeiten reichen noch weiter: Anhand der DNA lässt sich abschätzen, wie groß das Risiko eines Menschen ist, bestimmte Krankheiten zu bekommen. Experten gehen davon aus, dass sich die Ausgaben für medizinische DNA-Tests in den USA über die kommenden zehn Jahre auf 25 Milliarden Dollar verfünffachen. Für Unternehmen ist der Fortschritt nur bedingt eine gute Nachricht: Der Umsatz von Massenmedikamenten, den sogenannten Blockbustern, dürfte durch die personalisierte Medizin schrumpfen.
Aufstrebende Unternehmen aus der Diagnostik geraten unter verschärften Konkurrenzdruck und müssen ihre Preise senken. Für Patienten und Gesundheitssysteme ist das wiederum eine gute Nachricht. Schon bald könnte das Erbgut eines jeden Säuglings analysiert werden. Anhand der Ergebnisse ließen sich zumindest einige Gefahren reduzieren. Wer etwa von Natur aus ein hohes Diabetesrisiko hat, kann schon in jungen Jahren auf eine gesunde Ernährung achten.
Der Fortschritt hätte aber auch seinen Preis: Viele Menschen würden mit dem Wissen leben, irgendwann mit hoher Wahrscheinlichkeit unheilbar zu erkranken.
Mobiles Bezahlen
Bargeld ist teuer. Scheine und Münzen müssen mit großem Sicherheitsaufwand hergestellt werden. Teure Bankautomaten geben Geld an die Konsumenten aus, die damit ihre Einkäufe bezahlen. Die Läden bringen das Geld unter strenger Bewachung zurück zu den Banken. Zinsen wirft Bargeld in diesem eigentlich sinnlosen Kreislauf nicht ab. Die Steinbeis-Hochschule Berlin hat die volkswirtschaftlichen Kosten des Bargelds allein in Deutschland auf jährlich mehr als acht Milliarden Euro taxiert. Es wäre also logisch, Geld komplett abzuschaffen.
Die Alternative zu Münzen und Bargeld gibt es bereits: das Handy. Fast jeder hat es in der Tasche. Anders als Geldbeutel und EC-Karte kann es viele zusätzliche Funktionen erfüllen. Schon heute gibt es sogenannte NFC-Chips — das Kürzel steht für Nahfeldkommunikation — die in moderne Handys integriert sind. Diese nehmen Kontakt mit der Supermarktkasse auf, der Handybesitzer kann die Überweisung dann freigeben. Welche Technologie sich beim mobilen Bezahlen („Mobile Payment“) letztlich durchsetzen wird, ist noch nicht entschieden.
Die Marktforschungsfirma Gartner kalkuliert, dass die Zahl der Nutzer des mobilen Bezahlens deutlich ansteigen wird: Von 134 Millionen im Jahr 2011 auf mehr als 400 Millionen im Jahr 2016. Das entspricht jährlichen Wachstumsraten von rund 25 Prozent. Gemessen am weltweiten Zahlungsverkehr wäre das noch immer wenig, die Wachstumsraten aber sind verlockend.
Profiteure des mobilen Bezahlens wären Apple und Samsung als führende Hersteller moderner Smartphones. Auch Spezialisten für digitale Sicherheitstechnik wie Gemalto dürfen sich auf neue Einnahmequellen freuen.
3-D-Drucken
Einkaufsbummel in der Zukunft: Der Kunde sucht im Bekleidungsgeschäft eine Hose aus. An der Kasse bekommt er eine kleine Box, gefüllt mit flüssigem Kunststoff, dazu einen Computerchip. Zu Hause lädt der Käufer den Kunststoff in seinen Drucker. Auf dem Chip ist ein Schnittmuster gespeichert, mit dessen Hilfe der Drucker die neue Hose Zentimeter für Zentimeter zusammensetzt — maßgeschneidert auf die Körperproportionen des Käufers.
Dreidimensionales Drucken ist eine Technologie wie aus einem Science-Fiction-Film. In der Theorie könnte ein komplettes Auto kopiert werden. Der Automobilkonzern müsste nur noch einen Prototypen herstellen — Fabrikhallen wären überflüssig. Das klingt prima, hätte in der Praxis aber wohl katastrophale Folgen. Nicht nur, weil viele Jobs in der Produktion wegfallen würden. Wenn jeder seinen Porsche billig als Raubkopie ausdrucken kann, würde die gesamte Autoindustrie kollabieren. In der Gegenwart sind die Möglichkeiten trotz spektakulärer Einzelfälle beschränkt. Denn: Die Kosten für Gerät und Materialen sind hoch, das Tempo der Drucker extrem langsam, die Kopien im Detail unpräzise. Eingesetzt werden die Hightechdrucker vor allem bei der Entwicklung von Prototypen, etwa in der Automobilindustrie. HSBC schätzt, dass das Marktvolumen von 3-D-Druckern bis zum Jahr 2019 von 800 Millionen auf über 2,5 Milliarden Dollar wachsen wird. Attraktive Raten, aber zu wenig, um aus einen Nischendasein auszubrechen. Die Aktien der Hersteller von 3-D-Druckern sind mittlerweile hoch bewertet. Unternehmen wie der Softwarehersteller Autodesk, die nur einen kleinen Teil ihres Umsatzes mit 3-D-Drucken verdienen, sind daher eine sinnvolle Alternative.
Investor-Info
Tesla Motors
Viel Optimismus
Analysten erwarten, dass Tesla in diesem Jahr ohne Sondereffekte schwarze Zahlen schreibt. Der Gewinn je Aktie soll bis 2015 von 63 Cent auf 2,99 Dollar steigen. Das derzeit extreme Kurs-Gewinn-Verhältnis würde auf 60 fallen. Das zeigt: Tesla-Aktionäre sind große Optimisten. Die Kursziele der Bullen liegen zwischen 200 und 240 Dollar, also zehn bis 30 Prozent über dem aktuellen Stand. Nur für Mutige.
Continental
Mehr als Gummi
Der Automobilzulieferer ist vor allem als Reifenhersteller bekannt, ist aber als Marktführer bei fortgeschrittenen Assistenzsystemen aussichtsreicher Profiteur des neuen Autozeitalters. Trotz der deutlichen Kursgewinne liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis der Aktie nur leicht über ihrem langjährigen Durchschnittswert. Die Kursziele der Analysten reichen bis 150 Euro. Weiter kaufenswert.
Roche
Konservative Alternative
Diagnostikspezialisten wie Myriad sind an der Börse unter Druck geraten, weil Analysten einen Preisruck durch verschärften Wettbewerb befürchten. Als konservative Alternative im Bereich der neuen Medizin bietet sich der Schweizer Pharmakonzern Roche an, der stark in den Biotechbereich investiert hat. Auch wegen seiner zuverlässigen Dividende ist die Roche-Aktie ein gutes Langfristinvestment.
Gemalto
Noch nicht ausgereizt
Gemalto ist Spezialist für digitale Sicherheit. Die Niederländer stellen Software für SIM-Karten, Kreditkarten und Ausweise her. Zu den Kunden zählen Unternehmen und Behörden aus 43 Ländern. HSBC-Analysten trauen Gemalto bis zum Jahr 2017 ein Gewinnwachstum von durchschnittlich 20 Prozent zu. Damit hätte die Aktie weiter Kurspotenzial.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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26.11.2024 | Tesla Outperform | RBC Capital Markets | |
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28.10.2024 | Tesla Buy | Deutsche Bank AG | |
24.10.2024 | Tesla Buy | Deutsche Bank AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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14.11.2024 | Tesla Hold | Jefferies & Company Inc. | |
24.10.2024 | Tesla Hold | Jefferies & Company Inc. | |
22.10.2024 | Tesla Hold | Jefferies & Company Inc. | |
11.10.2024 | Tesla Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
03.10.2024 | Tesla Neutral | Goldman Sachs Group Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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18.11.2024 | Tesla Underperform | Bernstein Research | |
24.10.2024 | Tesla Verkaufen | DZ BANK | |
24.10.2024 | Tesla Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
24.10.2024 | Tesla Sell | UBS AG | |
11.10.2024 | Tesla Underperform | Bernstein Research |
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