BYD-Aktie, NIO-Aktie & Co.: Diese Faktoren könnten einen Siegeszug der chinesischen Elektroauto-Marken in Europa verhindern
China verfügt weltweit über den mit Abstand größten Elektroautomarkt - nirgendwo sonst werden so viele batteriebetriebene Fahrzeuge verkauft wie im Reich der Mitte. Chinesische Elektroautohersteller wie BYD, NIO oder Xpeng erfreuen sich enormer Wachstumsraten und wollen nun auch in Europa expandieren - das scheint jedoch keine leichte Aufgabe zu sein.
Werte in diesem Artikel
• Chinesische Elektroauto-Marken in Europa bislang kaum bekannt
• BYD, NIO & Co. starten Expansion in europäischen Markt
• Europäer haben Vorbehalte gegen chinesische Autos wegen angeblicher Qualitätsmängel
Die größten chinesischen Elektroautobauer, zu denen BYD, NIO, Xpeng, Geely oder auch Li Auto zählen, verzeichneten in den vergangenen Jahren einen rasanten Zuwachs an Verkaufszahlen. In Europa sind die Namen der chinesischen EV-Hersteller jedoch kaum bekannt. Einer YouGov-Umfrage zufolge kannten 2022 nur 17 Prozent der deutschen Verbraucher NIO, 14 Prozent BYD, zehn Prozent Geely und nur acht Prozent Xpeng. Zum Vergleich: Ganze 95 Prozent der befragten Deutschen konnten der Umfrage zufolge etwas mit dem Namen Tesla anfangen. Wenn es nach den chinesischen Elektroautoherstellern geht, soll die relative Unbekanntheit ihrer Marken so schnell wie möglich überwunden werden.
BYD, NIO & Co. legen vielversprechenden Marktstart in Europa hin
Zwar sind chinesische Elektroautos auf den europäischen Straßen noch weit davon entfernt, ein Massenphänomen zu sein, aber dennoch verzeichneten BYD, NIO & Co. in den vergangenen Jahren erste Erfolge. So waren acht Prozent aller EV-Fahrzeuge, die im laufenden Jahr in Europa bislang verkauft wurden, chinesischer Herkunft, wie Reuters mit Berufung auf eine Studie des Beratungsunternehmens Inovev berichtet. Dies stellt eine deutliche Steigerung gegenüber den Vorjahren dar: 2022 lag der Anteil chinesischer Autos am Gesamtmarktvolumen bei sechs Prozent, 2021 noch bei vier Prozent. Weiteres Wachstum dürfte vorprogrammiert sein; so sollen bis 2025 elf chinesische Elektroauto-Modelle neu auf den europäischen Markt kommen. Das enorme Wachstum der chinesischen Automarken in Europa - wenngleich sich die Verkäufe insgesamt betrachtet noch auf einem relativ niedrigen Niveau bewegen - blieb auch von den europäischen Platzhirschen nicht unbemerkt. Beispielsweise warnte Carlos Tavares, der Chef vom niederländischen Autokonzern Stellantis, zu denen altbekannte Automarken wie Opel, Peugeot, Citroën oder Fiat gehören, vergangenen Monat laut Reuters vor einer "Invasion" billiger China-Elektroautos in Europa.
Die Vorbehalte der Europäer gegenüber chinesischen Autos
Für einen Siegeszug der chinesischen EV-Marken in Europa müssen aber einige Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Zuvorderst zu nennen sind die Vorbehalte der europäischen Autofahrer gegenüber Pkws, die aus China stammen. Selbst diejenigen Europäer, die sich der chinesischen Marken überhaupt bewusst sind, schrecken aufgrund des weit verbreiteten Stereotyps einer angeblich mangelhaften Qualität oft vor einem Kauf der China-Autos zurück. Die Zurückhaltung der europäischen Verbraucher erinnert an den jahrzehntelangen Kampf der japanischen und südkoreanischen Autohersteller wie Toyota, Mazda, Hyundai, oder Kia, Vertrauen zu gewinnen und sich dem europäischen Geschmack anzupassen.
Um die Zweifel der europäischen Kunden zu zerstreuen, betonen chinesische Autohersteller, nach den europäischen Sicherheitsstandards Fünf-Sterne-Bewertungen erhalten zu haben und damit weit über die gesetzlichen Anforderungen hinaus zu gehen. Viele Hersteller wollen das Vertrauen der Verbraucher durch Testfahrten und Ausstellungsräume gewinnen, in denen die europäischen Käufer die Qualität ihrer E-Fahrzeuge aus erster Hand beurteilen können. "Wenn sie mit dem Produkt in Berührung kommen, sind die Qualität und die technischen Daten viel höher als bei einem vergleichbaren europäischen Produkt, das sie gewohnt sind. Das wird sie überraschen", betont Spiros Fotinos, Chef des Europa-Geschäfts vom chinesischen EV-Hersteller Zeekr. Auch der staatliche chinesische Automobilhersteller GAC, der drittgrößte Verkäufer von Elektroautos in China, eröffnete kürzlich ein Designbüro in Mailand, um ein Gefühl für die Vorlieben der Verbraucher zu bekommen, bevor er mit dem Verkauf beginnt.
Deshalb dürften chinesische Elektroautos in Europa teurer sein als in China
Neben den seichten Faktoren wie den psychologischen Vorbehalten der europäischen Kunden gegenüber den China-Autos sind es auch harte ökonomische Faktoren, die die Expansion erschweren. So könnte der eigentliche Hauptvorteil der chinesischen Autos, eine angemessene Qualität für einen geringen Preis anzubieten, in Europa eingeschränkt sein. Forscher von Jato Dynamics berichten, dass der Durchschnittspreis eines Elektrofahrzeugs (EV) in China in der ersten Hälfte des Jahres 2022 unter 32.000 Euro (35.000 Dollar) lag, während sich der entsprechende Durchschnittswert in Europa bei etwa 56.000 Euro befand.
Chinesische Automarken werden jedoch wahrscheinlich auf zahlreiche Herausforderungen stoßen, wenn sie versuchen, Fahrzeuge in Europa zu denselben niedrigen Kosten zu verkaufen, die im Inland erzielt werden können. So werden die Kosten durch Logistik, Umsatzsteuer, Einfuhrzölle und die Notwendigkeit, europäische Zertifizierungsstandards zu erfüllen, deutlich erhöht, wie Fotinos, der Europa-CEO der chinesischen Marke Zeekr, die zu Geely gehört, gegenüber Reuters erläutert. MG, die erfolgreichste Marke aus chinesischer Produktion in Europa, nannte als Haupthindernis die Navigation durch überfüllte Häfen mit langen Wartezeiten, um Fahrzeuge von China zu den europäischen Vertriebszentren zu transportieren. Die Berücksichtigung der europäischen Neigung zu größeren Batterien, die für längere Fahrten geeignet sind, könnte ebenfalls zu höheren Ausgaben beitragen, bemerkte Alexander Klose, der internationale Leiter des chinesischen Elektrofahrzeug-Startups Aiways. Es dürfte folglich noch ein weiter Weg sein, bis chinesische Elektroautohersteller sich vollends auf dem europäischen Markt etabliert haben werden.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Philip Lange / Shutterstock.com, Piotr Swat / Shutterstock.com
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