Unruhiges Fahrwasser

Diese Baustellen von Elon Musk könnten zu Belastungsfaktoren für die Tesla-Aktie werden

07.02.18 20:20 Uhr

Diese Baustellen von Elon Musk könnten zu Belastungsfaktoren für die Tesla-Aktie werden | finanzen.net

Tesla hat an vielen Stellen mit Gegenwind zu kämpfen. Die bevorstehende Bilanzvorlage wird zeigen, wie der Autobauer damit im letzten Quartal klargekommen ist. Eines steht allerdings bereits jetzt schon fest: Auch in Zukunft wird der Weg für Tesla nicht leichter.

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Nachdem Elon Musk gerade erst ein Erfolgserlebnis mit dem geglückten Launch der SpaceX-Rakete "Falcon Heavy" feiern konnte, wird es nur einen Tag später für ihn schon wieder ernst: Nach unserer Zeit in der Nacht zum Donnerstag legt Tesla seine Bilanz für das vierte Quartal und das abgelaufene Geschäftsjahr offen - und die Anleger werden ganz genau hinsehen.

Schon länger warten Aktionäre darauf, dass Musk mit Tesla positiv überraschen kann - und wurden zuletzt immer wieder enttäuscht. Bei den letzten Quartalszahlen im November musste Tesla etwa einen höheren Verlust bekanntgeben, als erwartet worden war, und auch die im Januar vermeldeten Auslieferungszahlen für das Model 3 enttäuschten. Für das vierte Quartal und auch das Gesamtjahr 2017 erwarten die Analysten nun, dass Tesla zwar seinen Umsatz steigern konnte, jedoch im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht ist.

Tesla-Aktie vor der Korrektur?

Sollte Tesla erneut enttäuschen, dürfte das auch die Aktie unter Druck setzen. Bereits nach den letzten Quartalszahlen im November hatte das Papier rund zehn Prozent an Wert verloren, den Verlust mittlerweile aber wieder aufgeholt. Aktuell notiert die Tesla-Aktie an der US-Technologiebörse NASDAQ bei rund 337 Dollar. Das sei jedoch angesichts der Geschäftszahlen viel zu hoch, schreibt David Trainer in einem Gastbeitrag für "MarketWatch". Trainer ist Chef des Aktienanalyseunternehmens New Constructs und hat berechnet, dass Tesla eigentlich in den nächsten zehn Jahren ein Umsatzplus von durchschnittlich 30 Prozent im Jahr sowie eine achtprozentige Marge beim Geschäftsergebnis nach Steuern vorweisen müsste, damit diese Bewertung gerechtfertigt sei. Davon ist Tesla jedoch aktuell weit entfernt.

Doch bereits in der Vergangenheit hat sich gezeigt: Der Aktienkurs des Elektroauto-Pioniers wird weniger von tatsächlichen Zahlen getrieben als viel mehr von den Wachstumshoffnungen und Fantasien der Aktionäre. Dadurch erhöht sich aber auch die Gefahr einer zu hohen Bewertung. Neben zahlreichen Analysten warnte daher auch Tesla-Chef Elon Musk selbst im vergangenen März, als das Papier bei rund 310 Dollar notierte, davor, dass die Tesla-Aktie überbewertet sein könnte. Eine nachhaltige Korrektur blieb bisher jedoch aus - auch wenn die großen Hoffnungen der Anleger immer noch nicht erfüllt wurden. 2018 könnte aber womöglich das böse Erwachen für die Aktionäre kommen, die sich von Elon Musks großen Träumen haben einlullen lassen. Denn mittlerweile gibt es zahlreiche Belastungsfaktoren für Unternehmen und Aktie, die es immer schwerer machen, an eine profitable Zukunft zu glauben.

Bei Tesla hakt es an allen Ecken und Enden

Sowohl bei der Batterieproduktion als auch bei der Fertigung des Model 3 läuft es für den Elektroautobauer alles andere als rund. Im Januar musste Musk eingestehen, dass man sich beim Model 3 immer noch in der "Produktionshölle" befinde und noch nicht einmal ansatzweise so viele Fahrzeuge produziert hat, wie ursprünglich geplant. Die schon Ende 2017 verschobenen Produktionsziele wurden daher noch einmal weiter in die Zukunft gelegt. Dem Kurs der Tesla-Aktie hat das bislang nicht sonderlich geschadet. Vermutlich hatten Anleger insgeheim mit dieser Botschaft gerechnet, da bisher kein Tesla-Modell ohne Verzögerungen auf den Markt kam. Es ist allerdings fraglich, wie lange sie das noch hinnehmen werden. Denn auch bei Teslas Semi-Truck dürfte eine Verspätung wahrscheinlich sein, da selbst dessen Präsentation im vergangenen Jahr bereits mehrmals verschoben wurde. Dass die Vorbesteller des Elektro-Trucks, bei denen es sich immerhin um große Firmen handelt, darauf ähnlich entspannt reagieren werden, wie bislang die Privatkäufer, ist kaum vorstellbar. Doch auch alle anderen Tesla-Fans sollten sich allmählich eine Frage stellen: Wenn Elon Musk schon so grundlegende Dinge wie Produktionsziele nicht umsetzen kann, wie soll er dann seine hochtrabenden Versprechen in Bezug auf technische Innovationen einhalten?

Die Batterieproduktion in der Gigafactory stockt jedenfalls offensichtlich auch, von Durchbrüchen bei der Massenherstellung von Akkus mit höherer Leistungsfähigkeit ist nichts zu hören. Dabei werden gerade die dringend benötigt, um einen Elektro-Lastwagen mit den Spezifikationen und dem Gewicht des Tesla Semi antreiben zu können. Und die Konkurrenz schläft nicht: Angeblich will Apple zusammen mit den Chinesen Autobatterien bauen und auch ehemalige Tesla-Angestellte haben mittlerweile ihr eigenes Batterie-Startup gegründet.
Auch bei der Technologie für selbstfahrende Autos verliert Musks Firma allmählich den Anschluss und landete in einer Studie von Navigant auf dem letzten Platz. Der Autopilot, der einst ein Riesenverkaufsargument von Tesla war, ist noch weit davon entfernt, wirklich autonomes Fahren zu bieten, während andere Hersteller wie General Motors schon längst mehr als hundert entsprechende Testfahrzeuge auf den Straßen haben.

Konkurrenz setzt zum Überholen an

Auch sonst ist Tesla bei weitem nicht mehr so konkurrenzlos wie einst. Immer mehr große Autobauer bringen elektrische Modelle mit starker Reichweite und konkurrenzfähigen Preisen auf den Markt. Als starke Gegner für Teslas Model 3 gelten etwa der Nissan Leaf und der Chevy Bolt - mit dem großen Unterschied, dass sie schon längst in großem Stil an die Kunden geliefert werden. Auch für die Zukunft haben die etablierten Autobauer noch einiges vor: General Motors plant etwa eine Modelloffensive mit rund 20 neuen E-Autos bis 2023, BMW tüftelt an einem Elektro-Coupé mit 600 Kilometern Reichweite und Porsche hat sein Budget für Elektroautos jüngst verdoppelt.

Für Tesla bringt das gleich mehrere Probleme mit sich: Je mehr gute Elektroautos auf dem Markt sind, desto unwahrscheinlicher wird es, dass Kunden die langen Wartezeiten für einen Tesla noch in Kauf nehmen. Hochtrabende Versprechungen werden dann nicht mehr ausreichen, um Interessenten sowie Vorbesteller zu besänftigen und von den eigenen Problemen abzulenken. Und wenn das US-Unternehmen potenzielle Kunden an die Konkurrenz verliert, wirkt sich das wiederum negativ auf die ohnehin schon schwachen Geschäftszahlen aus. Für Tesla dürfte es aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs also noch schwerer werden, die Profitabilität zu erreichen. Damit ist auch die Tesla-Aktie auf zunehmend gefährlichem Terrain unterwegs.

Tesla könnte sogar bald nur noch die Rücklichter der Konkurrenten sehen, da diese einen entscheidenden Vorteil mitbringen: Sie verdienen jede Menge Geld mit dem Verkauf konventioneller Autos und können so die Entwicklung der Elektrofahrzeuge problemlos finanzieren. Tesla hat eine solche sichere Einnahmequelle hingegen nicht und verbrennt daher immer nur noch mehr Geld. Erst jüngst hat Elon Musk über den Verkauf von ABS-Anleihen frisches Geld eingesammelt. Für den Unternehmenschef war das nicht das erste Mal, dass er den Kapitalmarkt anzapfen musste - und es wird wohl auch nicht das letzte Mal bleiben. Da sich das Unternehmen zuletzt über den Verkauf von Anleihen refinanziert hat, sind die Anleger noch geduldig. Die Tesla-Aktie dürfte jedoch spätestens dann gehörig unter Druck geraten, wenn Musk wieder über eine Kapitalerhöhung an frisches Geld kommen will - und bei dem aktuellen Tempo, mit dem Tesla Millionen verbrennt, ist das wohl nur eine Frage der Zeit.

Neuer Vergütungsplan für Musk könnte nach hinten losgehen

Auch das neue Gehaltsmodell von Elon Musk muss nicht unbedingt gut für den Aktienkurs sein, auch wenn eines der primären Ziele darin besteht, den Börsenwert von Tesla in schwindelerregende Höhen zu treiben. Während Musk früher noch an der Vorstellung neuer Modelle, den Produktionszahlen und der Bruttomarge gemessen wurde, so bekommt er jetzt nur ein Gehalt, wenn er die Marktkapitalisierung von Tesla in zwölf Schritten um jeweils 50 Milliarden Dollar auf letztendlich 650 Milliarden Dollar pusht. Zur besseren Einordnung: Aktuell ist Tesla an der Börse rund 55 Milliarden Dollar wert. Ziele für Umsatz und Gewinn gibt es zwar auch, allerdings wurden hierzu keine konkreten Zahlen veröffentlicht, was schon klar zeigt, welcher Wert wirklich im Fokus steht.

Für Anleger mag es zunächst eine gute Sache sein, wenn der Börsenwert von Tesla - und damit auch der Aktienkurs - in Richtung der Zielmarke steigt. Es besteht allerdings die Gefahr, dass Musk den Aktienkurs künstlich - also ohne Bezug zur tatsächlichen Geschäftsentwicklung - in die Höhe treiben könnte, um seine Ziele zu erreichen. Möglich wäre das etwa durch PR-Coups, die zwar das Interesse an Tesla steigern, dem Unternehmen operativ jedoch nicht weiterhelfen. Jüngstes Beispiel: Der Flug eines Tesla Roadsters in die Umlaufbahn des Mars. Wird das anvisierte Ziel für die Börsenbewertung aber auf diese Weise angegangen, steigt wiederum die Gefahr einer Blasenbildung. Und jede Blase muss früher oder später einmal platzen.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: VCG/VCG via Getty Images, Hadrian / Shutterstock.com

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