Übernahmen im Blick

Vodafone will Kabel Deutschland - Wie Anleger reagieren

21.06.13 03:00 Uhr

Vodafone hat seinen Hut beim deutschen Kabelprimus in den Ring geworfen. Das könnte teuer werden. Der Netzbetreiber gilt als umworbenes Übernahmeziel.

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von Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag

Die Briten kommen, aber sie lassen sich Zeit: Erstmals hat Vodafone nach monatelangen Spekulationen Gespräche über eine Übernahme des größten deutschen Kabelnetz­betreibers Kabel Deutschland (KDG) bestätigt. Die Deutschen haben, was die Mobilfunker aus London dringend brauchen: Breitband- und Netzinfrastruktur in einem attraktiven Marktumfeld. Medienberichten zufolge soll Vodafone unverbindlich 81 bis 82 Euro pro Aktie geboten haben. Dem KDG-Management konnte diese Offerte offenbar nur ein müdes Grinsen entlocken.

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Seit dem Börsengang 2010 hat die KDG-Aktie ihren Wert vervierfacht, und jede Übernahmespekulation nährt neue Kursfantasien — wie an diesem Mittwoch, als das Papier zehn Prozent im Plus lag. So bringt sich Vodafone-Chef Vittorio Colao mit seinem monatelangen Zögern immer stärker auch selbst unter Zugzwang. Schon vor zwei Jahren war Vodafone an einer Übernahme von KDG dran, damals noch unter günstigeren Vorzeichen. Doch die Transaktion blies Colao am Ende ab.

Auch die Konkurrenz schläft nicht, allen voran US-Kabelkönig John Malone, der gern mal in Deutschland einkauft. 2009 hatte der 72-Jährige mit seinem Kabel­konzern Liberty Global für 3,5 Mil­liarden Euro Unitymedia aus Köln übernommen, zwei Jahre später Kabel Baden-Württemberg für 3,2 Milliarden Euro. Mit über 34 Millionen Haushalten weltweit und rund zehn Milliarden Dollar Umsatz ist Liberty Global der größte Kabelnetzbetreiber weltweit.

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„Darth Vader“ im Nacken
„Effizient und profitabel“ sei das Kabelgeschäft in Deutschland, schwärmt der Amerikaner, der sich zu Hause einst den Spitznamen „Darth Vader“ eingefangen hat. „Für Malone wird es wohl nicht einfach sein, einen solchen Deal über die deutschen Kartellhürden zu bringen“, meint ein Branchenkenner. „Trotzdem ist keineswegs davon auszugehen, dass er im Kampf um Kabel Deutschland widerstandslos zur Seite tritt.“

Dieses Szenario im Nacken mag auch Vodafone-Chef Colao dazu bewogen haben, bei Kabel Deutschland jetzt in die Offensive zu gehen. Das vorgelegte Angebot entspricht einem Kaufpreis von sieben Milliarden Euro. Dass KDG für ernsthafte Verhandlungen offenbar ein noch höheres Gebot verlangt, hat Gründe. KDG, zu 100 Prozent im Streubesitz, ist im deutschen Markt bestens po­sitioniert und versorgt in 13 Bundesländern 8,5 Millionen Kunden. Für die nächsten Jahre rechnen Experten beim deutschen Branchenprimus mit jährlichen Umsatzwachstumsraten von sechs bis sieben Prozent, beim Vorsteuerergebnis soll es gar in Zehn-Prozent-Schritten aufwärtsgehen.

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Vodafone wiederum steht als ­reiner Mobilfunker unter Ertragsdruck — der Trend geht zum integrierten Medien- und Telekommunikationsanbieter. Und da könnte gerade die im attraktiven deutschen Markt gut positionierte KDG der Schlüssel zur Lösung sein: Mit einem Schlag wären die Briten nicht nur im Mobilfunk auf Augenhöhe mit der Telekom (zurzeit 29 zu 32 Prozent Marktanteil), sondern könnten sich auch im Breitbandmarkt und in der Netzinfrastruktur positionieren.

Warnende Stimmen
Die Commerzbank bezifferte das Synergiepotenzial aus dieser Verbindung für Vodafone bereits auf 2,5 Milliarden Euro — was einen Preis von deutlich über 100 Euro je KDG-Aktie durchaus rechtfertigen würde. „Vodafone muss allmählich in die Gänge kommen. Sie können nicht noch länger zwischen Tür und Angel stehen“, glaubt ein Branchenkenner. Doch es gibt auch warnende Stimmen: Ein zu hoher Preis könne Vodafone überfordern, heißt es bei Fitch. Schon hat die Ratingagentur bei einem Kaufpreis von zehn Milliarden Euro oder mehr vor einer möglichen Herabstufung gewarnt, weil die Verschuldung dann zu stark zunehme.

US-Unternehmer Malone hatte erst vor Kurzem noch einmal be­stätigt, dass es das Ziel von Liberty Global sei, das ganze Bundesgebiet abzudecken, und aus seinem Inte­resse an KDG als Übernahmeobjekt macht er ohnehin kein Geheimnis. „Im Grunde beherrschen den deutschen Kabelmarkt zwei Unternehmen“, sagt der Amerikaner: „Wir und Kabel Deutschland.“ Zusammen mit KDG könne man die Effi­zienz steigern, technische Innovationen einführen und eigene Fernsehprogramme veranstalten, wie das in den USA bereits vor Jahrzehnten geschehen sei.

Dass er in der Lage ist, Land zu gewinnen, hat John Malone zu Hause auch im sprichwörtlichen Sinn bereits gezeigt: Mit einer Fläche von 8.500 Quadratkilometern gilt der 72-Jährige mittlerweile als größter privater Landbesitzer in den Vereinigten Staaten.

Investor-Info

Kabel Deutschland
Robuste Perspektiven

Der größte deutsche Kabelnetzbetreiber verfügt über eine gute Marktposition, robuste Geschäftsperspektiven über die nächsten Jahre sowie deutliches Margenpotenzial. Außerdem könnten kurzfristig weitere Übernahmespekulationen den Kurs antreiben. Die Aktie ist allerdings schon relativ teuer. Deshalb vorübegehende Kursschwächen zum Einstieg nutzen.

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