IPO-Pläne

Renault-Aktie höher: Renault will E-Auto-Tochter Ampere 2024 an die Börse bringen

15.11.23 14:58 Uhr

Renault-Aktie höher: Renault will E-Auto-Tochter Ampere 2024 an die Börse bringen | finanzen.net

Der französische Autobauer Renault peilt einen Börsengang seiner neu gegründeten Elektroautotochter Ampere im kommenden Jahr an.

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Nachfolgend die wichtigsten Eckpunkte zu dem Plan, mit dem Renault im Rennen mit Volkswagen, Stellantis, Tesla oder nach Europa strebenden E-Autobauern aus China Boden gutmachen will:

EINE MILLION AUTOS BIS 2031

Ampere beschäftigt mehr als 11.000 Mitarbeiter, davon ein Drittel Ingenieure. Produziert wird in drei bestehenden Fabriken in Nordfrankreich - in Douai, Maubeuge und Ruitz, von Renault "ElectriCity" getauft. Die Produktionskapazität von anfänglich 400.000 Fahrzeugen soll bis 2031 auf eine Million wachsen. Batterien liefern sollen der chinesisch-japanische Hersteller AESC Envision und das französische Start-up Verkor, die Gigafabriken in der Nähe der Ampere-Werke betreiben.

Im vergangenen Jahr verkaufte die Marke Renault weniger als 50.000 E-Autos der Modelle Megane und Kangoo. Ampere plant, bis 2030 sechs Elektroauto-Modelle anzubieten, darunter den bereits existierenden Megane E-Tech und eine neu aufgelegte Version des früheren R5. Insidern zufolge ist ein Kleinwagen geplant, der in Slowenien im Werk Novo Mesto ab 2026 vom Band laufen soll.

KOSTEN RUNTER, UMSATZ RAUF

Wie die noch hohen Produktionskosten von E-Autos gesenkt werden, ist die Gretchenfrage auch für Ampere. Bis 2027 sollen die Kosten um 40 Prozent schrumpfen, indem weniger Modelle angeboten und effizienter entwickelt und produziert werden. Jedes Auto soll nach weniger als zehn Stunden Produktionszeit vom Band rollen. Ampere will den Umsatz bis 2030 jährlich um 30 Prozent steigern - verglichen mit knapp acht Prozent Wachstum, die Renault im letzten Quartal verzeichnete. Betriebsergebnis und Cashflow sollen erstmals 2025 positiv sein. Bis 2030 wird eine zweistellige Rendite in Aussicht gestellt.

BÖRSENGANG IN SCHWIERIGEM UMFELD

Ursprünglich war eine Börsennotierung für dieses Jahr angestrebt, jetzt soll der Schritt aufs Parkett im ersten Halbjahr 2024 gewagt werden - abhängig von der Marktlage. Ziel ist es, eine hohe Bewertung des Unternehmens herauszuholen, indem Anleger durch besseren Einblick in das reine E-Autogeschäft das Wachstumspotenzial würdigen. Renault-Chef Luca de Meo schwebt eine Bewertung von acht bis zehn Milliarden Euro vor - ebensoviel wie Renault bisher. Analysten halten das für zu hoch gegriffen: UBS schätzte den Wert auf drei bis vier Milliarden Euro, Barclays kalkulierte fünf Milliarden Euro, Jefferies errechnete fünf bis sieben Milliarden Euro.

An die Börse kommen sollen nur rund 20 Prozent. Die Renault-Partner Nissan und Mitsubishi aus Japan wollen bis zu 800 Millionen Euro investieren und könnten dafür rund zehn Prozent der Aktien erhalten. Auch QUALCOMM will sich beteiligen. Die übrigen 60 bis 70 Prozent verbleiben bei Renault. Analysten warnten, die Aktien des Mutterkonzerns könnten unter der Börsennotierung der Tochter leiden. Beispiel ist Volkswagen: Mit dem Teilbörsengang der Tochter Porsche ging der Titel auf Talfahrt. Und wenn Renault Geld benötige, könne der Autobauer seinen 28-prozentigen Anteil an Nissan verkaufen. "Was vor drei Jahren wie eine gute Idee aussah, könnte für Ihre bestehenden Aktionäre nicht die beste Lösung sein", schrieben die Branchenkenner von Bernstein Research in einem offenen Brief ans Renault-Management.

Renault peilt mit Elektrotochter Ampere 2025 zehn Milliarden Euro Umsatz an

Der französische Autobauer will mit seiner Elektroauto- und Softwaresparte Ampere in zwei Jahren bereits mehr als zehn Milliarden Euro Jahresumsatz erzielen. Die für einen Teilbörsengang vorgesehene Tochter solle auch danach stark wachsen und 2031 mehr als 25 Milliarden Euro Erlös einfahren, teilte Renault am Mittwoch in Boulogne-Billancourt bei Paris mit. Das bedeute ein jährliches Durchschnittswachstum von mehr als 30 Prozent pro Jahr im Zeitraum von 2023 bis 2031. 2025 soll das Geschäft operativ die Gewinnschwelle und einen positiven Barmittelzufluss erreichen, ab Ende des Jahrzehnts strebt Renault-Chef Luca de Meo eine operative Marge von über zehn Prozent an.

Die Renault-Aktie legte am Vormittag um 1,1 Prozent zu. Analyst Philippe Houchois von der US-Investmentbank Jefferies bezeichnete die Ambitionen als optimistisch angesichts der derzeit düsteren Stimmung rund um Elektroautos.

Renault peilt wie zuletzt weiter einen Teilbörsengang des Geschäfts im ersten Halbjahr 2024 an, falls die Marktbedingungen günstig sind. Die Pläne hatten sich in diesem Jahr durch die Lage an den Märkten verzögert. Nissan und Mitsubishi steuern wie bereits bekannt als Ankerinvestoren bis zu 800 Millionen Euro bei, der Chipkonzern QUALCOMM trägt sich ebenfalls mit Gedanken rund um einen Einstieg bei der Erstemission. Renault will eine "starke Mehrheit" an dem Geschäft bei sich im Haus behalten.

Um mit dem Geschäft rund um Elektroautos und Software schnell profitabel zu werden, hat Renault-Chef de Meo deutliche Kostensenkungen in Höhe von 40 Prozent bis 2027/28 im Auge. Diese sollen Ampere ermöglichen, Elektroautos vor der Konkurrenz zum gleichen Preis anzubieten wie Verbrenner. 2025 sind zunächst vier Autos eingeplant, 2031 dann sieben Modelle.

Renault will E-Auto-Tochter Ampere "nicht verschenken"

Der französische Autobauer Renault hält sich bei dem schon länger verfolgten Plan eines Börsengangs seiner neu geschaffenen Elektroautotochter Ampere eine Hintertür offen.

Die für 2024 angepeilte Börsennotierung bleibe die bevorzugte Option, doch Renault werde Ampere nicht verschenken, erklärte Finanzchef Thierry Pieton am Mittwoch. Kurz vor Beginn des Kapitalmarkttages, mit dem Renault zweifelnde Investoren von den Vorzügen eines Gangs aufs Parkett überzeugen will, sagte Konzernchef Luca de Meo, bei einer absehbar zu niedrigen Bewertung würde daraus nichts. "Wir sind doch nicht verrückt."

Wegen der sich abschwächenden Nachfrage nach E-Autos und wachsender Konkurrenz mit harten Preiskämpfen sehen viele Analysten den Plan kritisch. Insider hatten darauf verwiesen, dass de Meos angestrebte Bewertung von Ampere von acht bis zehn Milliarden Euro zu ambitioniert wäre. Sollte der erwartbare Börsenwert unter sieben Milliarden Euro liegen, werde Renault wahrscheinlich einen Rückzieher machen.

"ELEKTROMOBILITÄT DEMOKRATISIEREN"

Ampere sei die Antwort auf "Pure Player", also reine E-Autohersteller ohne Verbrenner-Erbe, aus dem Westen wie dem Osten, sagte Finanzchef Pieton. Renault wolle früher als Rivalen Elektroautos zum gleichen Preis wie Verbrenner anbieten. Bei kleineren Fahrzeugen solle dieses Ziel bereits in den kommenden beiden Jahren erreicht werden, bei größeren Autos sei es bis 2027 oder 2028 soweit. "Wir wollen Elektromobilität in Europa demokratisieren", sagte er. "Wir werden unsere Kosten reduzieren, um die Preise zu senken, und gleichzeitig die Margen verbessern." Derzeit kosten Elektroautos noch deutlich mehr als vergleichbare Verbrennerfahrzeuge. Das liegt vor allem an den Kosten für die Batterie, das teuerste Bauteil.

Nach Einschätzung der Analysten von UBS gehört Renault zu den europäischen Herstellern, die am stärksten der Konkurrenz aus China ausgesetzt sind. Frankreichs größter Autobauer hatte im vergangenen Jahrzehnt am noch sehr kleinen E-Automarkt die Nase mit den Kleinwagen Zoe und dem elektrischen Twingo vorn. Doch die Modelle sind veraltet, und der Mittelklassewagen Megane konnte nicht mal auf dem Heimatmarkt das Model Y von Tesla ausstechen. Bis Ende September verkaufte Renault fünf Prozent weniger E-Autos als im Vorjahreszeitraum. Die nächste Modellgeneration steht in den Startlöchern: Im kommenden Jahr kommen der Scenic und der R5 auf den Markt, der ebenso wie ein für 2025 geplanter R4 an historische Verbrennermodelle mit dem Rauten-Logo anknüpft.

KEIN ALTES EISEN

Renault präzisierte die kürzlich schon zur formellen Firmengründung genannten Ziele von Ampere: Bis 2025 soll der Umsatz auf zehn Milliarden Euro etwa verdreifacht werden. Bis 2031 soll der Erlös auf 25 Milliarden Dollar steigen. Schon 2025 soll die Sparte Geld verdienen, bis 2030 wird eine Gewinnmarge von zehn Prozent angepeilt. Finanzchef Pieton zufolge wäre Ampere auch aus Mitteln der Gruppe zu finanzieren, wenn ein Börsengang nicht genug einbrächte. Damit steht für die Analysten von Stifel Research etwa erst Recht die Sinnhaftigkeit einer Börsennotierung in Frage.

Mit der Trennung des aus Klimaschutzgründen schwindenden Verbrennergeschäfts vom Zukunftsprodukt E-Auto geht Renault einen Sonderweg. Die deutschen und andere europäische Autobauer bewahren sich Flexibilität, indem sie zum Beispiel beide Antriebsarten auf denselben Produktionslinien fertigen. So riskieren sie keine unterausgelasteten Produktionskapazitäten bei Elektro-Modellen sollte die Nachfrage nicht so schnell wachsen wie gedacht - so wie es im Moment der Fall ist. So lange ein Elektroauto für die Masse der Käufer noch nicht erschwinglich ist, soll das Verbrennerauto zudem nicht als altes Eisen abgestempelt werden, indem es in eine automobile "Bad Bank" ausgelagert wird. Bei Renault heißt das Geschäft mit PS-Motoren jetzt "Horse".

Im Handel an der Euronext in Paris steigen Renault-Titel zeitweise um 2,34 Prozent auf 35,815 Euro.

BOULOGNE-BILLANCOURT (dpa-AFX / Reuters)

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