Hausse oder Baisse?

DAX-Titel: Welche Aktie jetzt noch ein Kauf ist

aktualisiert 31.01.14 21:06 Uhr

Der Index nahm jüngst Anlauf auf die historische Marke von 10.000 Punkten. Anleger befürchten eine Überhitzung. Doch sind die Aktien der größten deutschen Unternehmen tatsächlich zu teuer?

Werte in diesem Artikel
Aktien

33,85 EUR 0,42 EUR 1,26%

31,30 EUR -0,49 EUR -1,53%

10,47 EUR -0,13 EUR -1,23%

6,23 EUR 0,09 EUR 1,43%

53,57 EUR 0,16 EUR 0,30%

136,80 EUR -1,60 EUR -1,16%

3,89 EUR -0,07 EUR -1,87%

Indizes

19.884,8 PKT -85,1 PKT -0,43%

42.840,3 PKT 498,0 PKT 1,18%

38.701,9 PKT -111,7 PKT -0,29%

von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Im Handelssaal der Deutschen Börse in Frankfurt beherrscht ein Bulle die Szenerie. 490 Kilo schwer und 1,60 Meter hoch, wacht die Skulptur aus 210.000 blauen Legosteinen über das Geschehen. Der Bulle, der in der Börsenwelt die Optimisten symbolisiert, passt gut ins Stimmungsbild: Der DAX knüpft in den ersten Januar-Wochen an die Erfolgsgeschichte des Vorjahres an. Die fünfjährige ­Aktienhausse treibt ihn in Richtung 10.000 Punkte.

Manche Experten sprechen von einer Übertreibungsphase. "Aktien sind inzwischen teuer. Anleger sollten angesichts des insgesamt ungünstigen Chance-Risiko-Verhältnisses steigende Notierungen für Gewinnmitnahmen nutzen", sagt etwa Markus Reinwand, Aktienstratege der Helaba. Von einem echten Allzeithoch ist der DAX jedoch weit entfernt - wenn man ihn nach der gleichen Methode berechnet wie die anderen großen internationalen Indizes, etwa Dow Jones oder Nikkei. Als reiner Kursindex, bei dem die Dividenden nicht enthalten sind, notiert der Index noch deutlich unter seinem Höchststand aus dem Jahr 2000. Damals stand er etwa ein Fünftel höher.

Liquidität treibt Kurse
Einer der Gründe für die starke Entwicklung der Aktienmärkte sind die weit geöffneten Geldschleusen der Notenbanken. Um die Wirtschaft zu stützen, kaufen diese im großen Stil Staats- und Hypothekenanleihen auf. Allein die Bilanzsumme der US-Notenbank Federal Reserve wurde seit dem Jahr 2007, in etwa der Beginn der Finanzkrise, versechsfacht. Im Dezember fuhr die Fed den konjunkturellen Stimulus in Form von Anleihekäufen zurück. Bleibt die US-Wirtschaft auf Kurs, wird die neue Fed-Präsidentin Janet Yellen das Quantitative Easing, so der Fachjargon, wohl bald beenden.

Dass der Geldstrom allmählich etwas nachlässt, ruft ebenfalls Skeptiker auf den Plan. "Das Auslaufen der Anleihekäufe Ende des Jahres dürfte nicht spurlos an den Aktienmärkten vorübergehen", sagt Helaba-Analyst Reinwand. Die Optimisten führen hingegen ins Feld, dass die Zinsen wohl noch länger auf niedrigem Niveau bleiben werden. In der Folge fehlt es an attraktiven Alternativen zum Aktienmarkt. Staatsanleihen von Ländern mit hoher Bonität wie Deutschland oder die USA werfen kaum noch Renditen ab, die Bewertungen sind astronomisch. Zehnjährige Bundesanleihen kommen derzeit auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von knapp 60.

Erstmals seit 2007 verzeichneten US-Aktienfonds im vergangenen Jahr wieder Zuflüsse - aus Rentenfonds wurde dagegen Geld abgezogen. Die Umschichtung von Anleihen in Aktien, die 2013 eingesetzt hat, wird sich nach Ansicht der bekannten Vermögensverwaltung Flossbach von Storch fortsetzen.

Unternehmen müssen liefern
Damit steigende Kurse nicht in eine Überbewertung münden, müssen die Gewinne der Unternehmen jedoch mitziehen. Mitunter hat sich hier bereits ein Ungleichgewicht eingestellt. "Viele Aktien sind den Gewinnen vorweggelaufen. Jetzt müssen die Unternehmen liefern", sagt Analystin Antje Laschewski von der Landesbank Baden-Württemberg.

Auch wenn die Berichtssaison in den USA und Deutschland eher verhalten begonnen hat, die Perspektiven für die Konjunktur sind gut. Die Weltbank erhöhte soeben ihre Pro­gnose für das globale Wirtschaftswachstum 2014 auf 3,2 Prozent. Vor allem in den Industriestaaten stehen die Ampeln nach jahrelanger Krise wieder auf Grün. Viele deutsche Unternehmen machen einen erheb­lichen Teil ihres Geschäfts in Amerika, Großbritannien oder Japan, wo das Wachstum stark anzieht. "Der DAX gehört deshalb zu den Favoriten", sagt Peter Oppenheimer, Chefstratege für die Aktienmärkte bei Goldman Sachs.

Anleger sollten angesichts der steigenden Indexstände gleichwohl vorsichtiger werden und Einzelwerte genau prüfen. Die Redaktion von €uro am Sonntag hat die 30 DAX-Titel einer umfassenden Analyse unterzogen. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage: Welche Aktien sind im Vergleich zu ihrer historischen Bewertung günstig, welche teuer?

Die Bewertung des DAX liegt mit einem KGV von rund 13 inzwischen über dem Schnitt der vergangenen zehn Jahre - günstig ist anders, Mitte 2012 lag die Kennziffer noch bei neun. Doch von einer massiven Überbewertung wie zur Jahrtausendwende ist der Markt noch weit entfernt. 2000 lag das KGV etwa doppelt so hoch wie heute.

Die Bewertungen vieler DAX-Aktien bewegen sich im Rahmen des Normalen oder leicht darüber. Einige Unternehmen, etwa die Lufthansa oder Infineon, stehen historisch gesehen sogar recht günstig da. Der Grund: Diese Werte sind stark zy­klisch, es ist also damit zu rechnen, dass sich der konjunkturelle Aufschwung deutlich in den künftigen Gewinnen widerspiegelt.

Ausreißer nach oben
Doch es gibt auch etliche Ausreißer nach oben. Der Stahl- und Technologiekonzern ThyssenKrupp zählt dazu. Nach drei katastrophalen Jahren will Chef Heinrich Hiesinger den schlingernden Riesen stärker auf die Technologiesparte fokussieren. Ob Hiesinger der Turnaround auch beim Ergebnis gelingt, ist jedoch fraglich. Viele Anleger spekulieren bei mageren erwarteten Gewinnen auf die Trendwende.

Auch beim Salz- und Düngemittelproduzenten K + S hoffen Investoren auf bessere Zeiten. 2013 löste sich das Preiskartell auf dem Kalimarkt überraschend auf. Inzwischen aber scheint die Talsohle beim Kalipreis überwunden. Steigen die Preise nachhaltig, müssten die Gewinnprognosen überarbeitet werden. Noch rechnen Analysten mit deutlichem Umsatz- und Gewinnrückgang - entsprechend hoch ist das KGV.

Doch auch manchem soliden Konzern wie der Deutschen Post wird inzwischen ein historisch hohes KGV zugestanden. Anleger müssen also unterscheiden - zu teuer sind letztendlich Werte, denen die Gewinn­dynamik fehlt, um hohe Bewertungen zu rechtfertigen.

Glossar:

KGV und Median
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) gibt das Verhältnis von Gewinn je Aktie zum Kurs an. Der Median ist das KGV, bei dem es gleich viele höhere und niedrigere historische KGVs gibt. Der Vorteil: Ausreißer fallen weniger ins Gewicht als beim arithmetischen Mittel (Durchschnitt).
Wie teuer die 30-DAX-Konzerne im historischen Vergleich sind (pdf)

Investor-Info

Daimler
Günstig mit Aufholpotenzial

In den vergangenen Jahren verjüngte Daimler-Chef Dieter Zetsche die Modellpalette und polierte das angeschlagene Image der Stuttgarter wieder auf. Egal ob in Deutschland, China oder den USA: Der Mercedes-Stern funkelt wieder hell. Trotz des kräftigen Kursanstiegs im vergangenen Jahr ist die Aktie historisch gesehen alles andere als teuer.

Deutsche Lufthansa
Dividende in Sicht

Die Lufthansa-Aktie befindet sich nach der schwachen Vorjahresentwicklung im Aufwind. Mit dem ­ Sanierungsprogramm "Score" will Konzernchef Christoph Franz die Fixkosten senken. Die niedrigeren Spritpreise und die Dynamik im Passagierverkehr dürften der Aktie helfen. Außerdem wird in ­diesem Jahr wohl wieder eine Dividende gezahlt.

Infineon
Unter dem Radar

Fast scheint es so, als sei die Infineon-Aktie mit der Tarnkappe unterwegs. Dabei ist der Konzern einer der Gewinner des Aufschwungs. Marktforscher rechnen mit einem deutlichen Anziehen des Halbleitermarkts, in dem Infineon tätig ist. Aus charttechnischer Sicht muss die Aktie die Widerstandszone im Bereich von 7,70 Euro überwinden. 

Merck
Nicht billig, aber gut

Merck dürfte seine Gewinne in den nächsten Jahren kontinuierlich steigern. Zum Wachstum soll der geplante Zukauf der britischen Spezialchemiefirma AZ Electronic beitragen. Gemessen am historischen KGV ist Merck nicht mehr ganz billig. Fundamental steht der Konzern jedoch hervorragend da.

Ausgewählte Hebelprodukte auf DHL Group (ex Deutsche Post)

Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf DHL Group (ex Deutsche Post)

NameHebelKOEmittent
NameHebelKOEmittent
Wer­bung

Nachrichten zu Mercedes-Benz Group (ex Daimler)

Analysen zu Mercedes-Benz Group (ex Daimler)

DatumRatingAnalyst
06.12.2024Mercedes-Benz Group (ex Daimler) OutperformBernstein Research
06.12.2024Mercedes-Benz Group (ex Daimler) HoldJefferies & Company Inc.
03.12.2024Mercedes-Benz Group (ex Daimler) UnderweightBarclays Capital
03.12.2024Mercedes-Benz Group (ex Daimler) NeutralUBS AG
29.11.2024Mercedes-Benz Group (ex Daimler) OutperformBernstein Research
DatumRatingAnalyst
06.12.2024Mercedes-Benz Group (ex Daimler) OutperformBernstein Research
29.11.2024Mercedes-Benz Group (ex Daimler) OutperformBernstein Research
27.11.2024Mercedes-Benz Group (ex Daimler) OverweightJP Morgan Chase & Co.
22.11.2024Mercedes-Benz Group (ex Daimler) OutperformBernstein Research
11.11.2024Mercedes-Benz Group (ex Daimler) BuyJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
DatumRatingAnalyst
03.12.2024Mercedes-Benz Group (ex Daimler) UnderweightBarclays Capital
17.12.2021Daimler HoldHSBC
18.02.2021Daimler SellWarburg Research
02.02.2021Daimler VerkaufenDZ BANK
26.10.2020Daimler VerkaufenDZ BANK

Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Mercedes-Benz Group (ex Daimler) nach folgenden Kriterien zu filtern.

Alle: Alle Empfehlungen

Buy: Kaufempfehlungen wie z.B. "kaufen" oder "buy"
Hold: Halten-Empfehlungen wie z.B. "halten" oder "neutral"
Sell: Verkaufsempfehlungn wie z.B. "verkaufen" oder "reduce"