Chinesische Facebook-Aktien kaufen!? – Teil 2
Youku: Das YouTube Chinas? Die Konkurrenz ist hart
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Eins vorweg: Die Bewertungen der China Social Networking Aktien sind atemberaubend. Der große Vorteil dieser Unternehmen liegt in der riesigen Bevölkerungszahl im Reich der Mitte und den Restriktionen, denen westliche Unternehmen wie Google ausgesetzt sind, die sich der Zensur widersetzen wollten und dabei den kürzeren zogen. Somit ist die Bahn frei für einheimische Unternehmen, die den Markt erobern.
Dabei entstehen im Moment oligarchische Strukturen durch die Ausbildung mehrerer Konglomerate, die alle Anspruch auf den Social Internet-Thron erheben. Zu nennen sind hier die "Big Four" Tencent, Sina, Sohu und Netease, die alle vier auch im Bereich Online-Video unterwegs sind.
Demgegenüber steht mit Youku.com ein Einzelkämpfer, der sich der scheinbar übermächtigen Konkurrenz erwehren muss. Das Gebot der Stunde dabei: Wachstum um jeden Preis. Wer sich am Schnellsten Marktanteile sichert, könnte am Ende der Sieger sein. Der Rest dürfte geschluckt werden oder untergehen. Spötter formulieren, es ginge vor allem darum, wer am Schnellsten Geld verbrennt.
Youku ist hier ein Paradebeispiel: Trotz des Kurseinbruchs in den letzten Tagen liegt die aktuelle Marktkapitalisierung des Unternehmens bei einem Kurs von 46,31 US-Dollar immer noch bei 4,88 Milliarden US-Dollar. Der IPO-Preis betrug mit 12,80 US-Dollar gerade mal gut 25 Prozent der aktuellen Bewertung und schien damals bereits ambitioniert. Zwischenzeitlich war Youku bereits bis auf 69,95 US-Dollar gestiegen.
Die Bewertung ist das, was die Amerikaner gerne so schön mit "nose-bleeding" umschreiben. Der Umsatz in 2010 lag bei 59 Millionen US-Dollar. Alleine im letzten Quartal blies Youku 5,7 Millionen US-Dollar durch den Schornstein. Auf 2010er-Basis ergibt sich daraus ein absurd hohes Kurs-Umsatz-Verhältnis von 83. Selbst wenn das angekündigte Umsatzwachstum um 110 Prozent auf dann knapp 124 Millionen US-Dollar in 2011 gelingt, liegt das KUV immer noch bei indiskutablen 39. Damit ist das Unternehmen auf KUV-Basis noch um ein Vielfaches teurer als die US-Internet-Darlings OpenTabel oder Travelzoo.
Viel Gravierender aber ist die Tatsache, dass vollkommen unklar ist, wann es dem Unternehmen gelingt, tatsächlich Gewinne zu erzielen. Zur Erinnerung: Google hatte für YouTube 2007 1,65 Milliarden US-Dollar bezahlt. Profitabel ist das Unternehmen aber bis heute nicht. Fraglich, ob es dem Management des chinesischen YouTube-Klons gelingt, besser zu sein als das Original.
Hinzu kommt: Die Aktionärsstruktur ist sehr verschachtelt. Insgesamt stehen fünf verschiedene Unternehmen mit Youku in Verbindung, die teilweise auch wieder untereinander verknüpft sind. Vier davon sind in China ansässig, eines außerhalb. Es würde mich nicht überraschen, wenn auch hier früher oder später Bilanzungereimtheiten auftauchen würden.
Bei allen China-Internet-Unternehmen lauern zudem staatliche Interventionen in Form von Zensur oder anderen Einschränkungen als latente Gefahr.
Für Youku spricht der Erlös aus dem Börsengang. Immerhin 233 Millionen US-Dollar flossen dabei in die Kassen des Newcomers. Doch auch diese Summe erscheint im Verhältnis zur Marktkapitalisierung eher niedrig. Nun will CEO Victor Koo nochmals nachlegen: Weitere Youku-Aktien im Wert von 600 Millionen US-Dollar sollen über eine Kapitalerhöhung am Markt platziert werden. Damit nutzt das Unternehmen die aktuelle Euphorie clever aus, um sich die Taschen zu füllen.
Allerdings steigt damit natürlich auch die Zahl der ausstehenden Aktien und damit die Börsenbewertung weiter an. Zudem ist fraglich, inwieweit Youku in der Lage ist, den Erlös sinnvoll zu investieren. Spekuliert wird auf eine Übernahme des Konkurrenten Tudou. Tudou selbst hat das geplante IPO am US-Markt verschoben.
Renren: Das Facebook Chinas, aber kaum Wachstum
Brandneu am Markt ist Renren, die eine Social Networking Plattform in China aufgebaut haben und zum 31.03.2011 rund 31 Millionen User hatten. Das Unternehmen hat am 04. Mai über das IPO 53,1 Millionen ADRs (1 ADR entspricht 5 Originalaktien) verkauft für je 14 US-Dollar. Damit nahm man satte 743 Millionen US-Dollar ein.
Ein Drittel davon soll in den Ausbau der Technologie investiert werden, ein Drittel fließt in Marketing und Vertrieb und ein Drittel für sonstige betriebliche Zwecke. Beim aktuellen Kurs von 12,60 US-Dollar liegt die Marktkapitalisierung bei 4,9 Milliarden US-Dollar. Der erste Kurs lag bei knapp 20 US-Dollar, das Intraday-High am ersten Handelstag gar bei 24,00 US-Dollar. Die Bewertung lag bei diesem Kurs bei utopischen 12,7 Milliarden US-Dollar. Seither ist die Aktie sechs Tage in Folge gefallen und hat sich dabei vom Hoch fast halbiert.
Vergleicht man dies mit den operativen Zahlen kann einem schwindlig werden: Die Gesamtumsätze lagen in 2010 bei 76,5 Millionen US-Dollar. Damit errechnet sich ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von 64. Das wäre selbst für ein extrem schnell wachsendes Unternehmen unfassbar hoch. Doch ausgerechnet Renren hatte zuletzt Probleme in Punkto Wachstum: In den letzten vier Quartalen stagnierten die Umsätze sogar (Juni 2010 bis März 2011 lautet die Umsatzreihe 19,8; 21,7; 20,9; 20,6 Millionen US-Dollar).
Richtig die Post abgehen soll dann in der zweiten Jahreshälfte, so dass für das Gesamtjahr dennoch ein Wachstum von 50 Prozent auf 115 Millionen US-Dollar zu Buche stehen würde. Ob das dem Markt allerdings reichen würde, ist fraglich.
Für Renren spricht die bereits vorhandene Profitabilität. So gelang in 2010 immerhin ein Mini-Gewinn von 0,02 US-Dollar je Aktie. Die Bruttomargen sollen in 2011 dann auf 80 Prozent steigen. Man darf gespannt sein. Im ersten Quartal erreichte man gerade mal eine operative Marge von 12 Prozent. Der Gewinn je Aktie lag bei 0,03 US-Dollar.
Natürlich sind die Chancen gewaltig. Sollte es Renren tatsächlich zum chinesischen Marktführer bringen, könnte die Aktie noch bei weitem wertvoller werden. Das Problem: Auch Renren sieht sich harter Konkurrenz durch noch kapitalkräftigere Konkurrenten wie Tencent oder Sina ausgesetzt. Die Risiken sind also ebenfalls enorm und spiegeln sich meiner Ansicht nach nicht ausreichend im aktuellen Kurs wider.
Sina: Transformation zum Social Media-Portal
Bereits etabliert am US-Markt ist die seit 2003 gelistete Sina.com. Das ehemals reine Internetportal, das als solches in China führend ist, hat den Trend zum Social Networking früh erkannt und mit Weibo eine Mischung aus Twitter und Facebook aufgebaut. Weibo hat bereits 75 Millionen User und könnte damit in kürze Twitter selbst überholen. Weil Twitter selbst in China blockiert ist, hat Weibo quasi freie Bahn, um die Marktführerschaft weiter auszubauen.
Sina hat strategisch clever in der Frühphase einige Prominente und Meinungsführer davon überzeugt, auf Weibo Nachrichten zu posten, was durch den Neugiereffekt zu einer exponentiellen Wachstumskurve geführt hat.
Ein Vergleich des Marktwerts von Twitter mit dem von Weibo scheint durchaus angemessen. Zwar hat Twitter noch die finanzkräftigeren Mitglieder, was die Seite attraktiver für Werbetreibende macht, dafür hat Weibo aber höheres Wachstumspotenzial. Wie oben beschrieben, wird der Marktwert von Twitter aktuell auf sieben Milliarden US-Dollar taxiert. Die gesamte Marktkapitalisierung von Sina inklusive des Portalgeschäfts und neuen Coupon-Anwendungen, die in Richtung Groupon abzielen, liegt nach den jüngsten Kursverlusten bei 6,48 Milliarden US-Dollar.
Aus diesem Blickwinkel scheint die Aktie damit noch weiteres Potenzial zu haben. Auf Basis einer konservativeren Betrachtung anhand fundamentaler Bewertungskennzahlen, ist das Papier allerdings schon hoch gepreist: Das 2011er-KGV liegt bei 68, das 2011er-KUV bei 14.
MEIN FAZIT:
- Der Social Networking-Internetboom steht in voller Blüte. Außerbörslich werden speziell für Facebook immer noch höhere Bewertungen aufgerufen.
- Die China-Klons von Facebook, YouTube und Twitter weisen teils absurd hohe Bewertungsniveaus auf.
- Youku und Renren sollten Sie meiden, auch wenn nach den heftigen Korrekturen in den letzten Tagen charttechnische Gegenbewegungen anstehen könnten. Sina ist mit Abstand das etablierteste Unternehmen und bietet nach der jüngsten Korrektur noch das beste Chance-/Risiko-Verhältnis.
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.
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Nachrichten zu Meta Platforms (ex Facebook)
Analysen zu Meta Platforms (ex Facebook)
Datum | Rating | Analyst | |
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20.12.2024 | Meta Platforms (ex Facebook) Outperform | RBC Capital Markets | |
20.11.2024 | Meta Platforms (ex Facebook) Buy | Jefferies & Company Inc. | |
31.10.2024 | Meta Platforms (ex Facebook) Kaufen | DZ BANK | |
31.10.2024 | Meta Platforms (ex Facebook) Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
31.10.2024 | Meta Platforms (ex Facebook) Buy | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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20.12.2024 | Meta Platforms (ex Facebook) Outperform | RBC Capital Markets | |
20.11.2024 | Meta Platforms (ex Facebook) Buy | Jefferies & Company Inc. | |
31.10.2024 | Meta Platforms (ex Facebook) Kaufen | DZ BANK | |
31.10.2024 | Meta Platforms (ex Facebook) Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
31.10.2024 | Meta Platforms (ex Facebook) Buy | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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02.02.2023 | Meta Platforms (ex Facebook) Halten | DZ BANK | |
27.10.2022 | Meta Platforms (ex Facebook) Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
28.07.2022 | Meta Platforms (ex Facebook) Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
21.07.2022 | Meta Platforms (ex Facebook) Neutral | JP Morgan Chase & Co. | |
29.06.2022 | Meta Platforms (ex Facebook) Neutral | JP Morgan Chase & Co. |
Datum | Rating | Analyst | |
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12.05.2022 | Meta Platforms (ex Facebook) Hold | HSBC | |
05.12.2019 | Facebook Reduce | HSBC | |
31.01.2019 | Facebook Sell | Pivotal Research Group | |
31.10.2018 | Facebook Sell | Pivotal Research Group | |
12.10.2018 | Facebook Sell | Pivotal Research Group |
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