Euro am Sonntag-Titelstory

Export-Boom: Das sind unsere stärksten Aktien!

11.05.17 03:00 Uhr

Export-Boom: Das sind unsere stärksten Aktien! | finanzen.net

Welche deutschen Firmen vom Wachstum der Wirtschaft anderswo am meisten profitieren und wie Anleger am besten mitverdienen können.

Werte in diesem Artikel
Aktien

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153,86 EUR 0,34 EUR 0,22%

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118,80 EUR 1,60 EUR 1,37%

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238,65 EUR 1,65 EUR 0,70%

46,00 EUR 0,98 EUR 2,18%

101,40 EUR -0,45 EUR -0,44%

Indizes

19.848,8 PKT -36,0 PKT -0,18%

von Sven Parplies, Euro am Sonntag

Südafrika, rund 60 Kilometer östlich von Johannesburg. Bagger schaufeln große Klumpen aus zerquetschten Plastikflaschen auf ein Förderband. Das Gelände gehört dem südafrikanischen Verpackungshersteller Mpact. Seit etwas mehr als einem Jahr nutzt das Unternehmen eine neue Recyclinganlage aus Deutschland. Mit dem System des bayrischen Spezialmaschinenbauers Krones werden alte Plastikflaschen zu Rohmaterial verarbeitet. 29.000 Tonnen Müll können auf dem Gelände in Wadeville jährlich in Material für neue Verpackungen verarbeitet werden.



Afrika und der Mittlere Osten sind für Krones eine wichtige Absatzregion. Die Bevölkerung wächst dort stärker als in der westlichen Welt. Immer mehr Menschen drängen in die Städte und passen sich dort den Konsumgewohnheiten an. Mit durchschnittlichen Wachstumsraten von mehr als sieben Prozent dürfte die Nachfrage nach abgepackten Getränken in dieser Region in den kommenden Jahren so stark wachsen wie sonst nirgends auf der Welt, kalkuliert Krones. Die Firma aus Neutraubling in der Oberpfalz, vor allem als Hersteller von Anlagen für die Abfüllung und Verpackung von Getränken bekannt, ist ein globaler Konzern. Mehr als die Hälfte des Umsatzes erzielte Krones im ver­gangenen Jahr außerhalb Europas und ist damit nah dran an den Wachstumsmärkten der Welt.

Der Internationale Währungsfonds kalkuliert, dass die globale Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um 3,5 Prozent wächst. Die Eurozone dürfte sich nach der großen Finanzkrise erholen, mit 1,7 Prozent aber nur verhalten zulegen. Besser dürfte es in den USA laufen, denen die Experten ein Plus von 2,3 Prozent zutrauen. Die größte Dynamik haben weiter die großen Schwellenländer: Für China prognostiziert der Währungsfonds 6,6 Prozent Wachstum, für Indien mehr als sieben Prozent. Treibende Kraft sind die wachsende Bevölkerung in den aufstrebenden Ländern und der im Vergleich zur westlichen Welt niedrige Lebensstandard.

Jenseits von Europa

Viele deutsche Unternehmen haben die Stromschnellen der Weltwirtschaft erkannt und expandieren über die Grenzen Europas hinaus. Nach Berechnung von €uro am Sonntag erzielt von den 100 größten börsennotierten Firmen Deutschlands bereits jede dritte mehr als die Hälfte ihres Umsatzes außerhalb Europas. Wichtigste Regionen jenseits des Heimatkontinents sind Nordamerika und Asien. Afrika oder auch der Nahe Osten sind bei den meisten Unternehmen bislang ein kleiner Markt und werden darum meist nicht detailliert in der Bilanz ausgewiesen.

Die Chancen auf dem Weltmarkt sind je nach Branche sehr unterschiedlich. Stromversorger oder auch Telekomkonzerne bewegen sich in stark regulierten Märkten mit hohen Eintrittsbarrieren. Das schützt vor Konkurrenz und bringt Stabilität, lässt aber oft wenig Spielraum für Wachstum. RWE und Eon machen ihre Geschäfte fast ausschließlich in Deutschland. Der Sprung in neue Länder könnte nur über teure Übernahmen gelingen und dürfte auf politischen Widerstand stoßen. Die Deutsche Telekom hat über ihre amerikanische Mobilfunktochter ein starkes Standbein in den USA aufgebaut, ist aber weiterhin ein auf Deutschland ausgerichteter Konzern.



Beweglicher sind die Hersteller von Konsumgütern. Ihr Geschäftsmodell lässt sich leicht ausweiten. Turnschuhe, Shampoo oder Nahrungsmittel werden rund um die Welt gebraucht. Mode, Passform und Geschmack variieren je nach Region. Das kann zur Irritationen führen, ist aber keine unüberwindbare Hürde.

Besonders mobil ist Adidas: Eine Fußball-Weltmeisterschaft ist eine globale Plattform, um neue Produkte zu inszenieren. Werbestars wie Lionel Messi sind weltweit populäre Werbeträger. Der organisatorische Aufwand für den Verkauf von Turnschuhen und Sportklamotten vor Ort ist überschaubar. Darum verwundert es nicht, dass China neben den USA der wichtigste Wachstumsmarkt für Adidas ist. Im vergangenen Jahr steigerten die Franken ihren Umsatz im Reich der Mitte um fast 30 Prozent.

Weil Computerprogramme überall auf der Welt nach den gleichen Regeln funktionieren, hat der Software-Hersteller SAP rund um den Globus großes Potenzial. Auch Pharmakonzerne wie Bayer und Merck sind weltweit erfolgreich. Zwar gibt es im Gesundheits­system der einzelnen Länder komplexe Regulierungen - Krankheiten aber kennen keine Grenzen. Darum sind wirksame Medikamente überall gefragt. Symrise, ein Hersteller von Duft- und Geschmacksstoffen aus dem niedersächsischen Holzminden, wächst im Windschatten der großen Konsumgüterkonzerne, die bei ihrer Expansion auf bewährte Zulieferer setzen.

Sonderfälle gibt es in der Chipindustrie: Unternehmen wie Infineon und ­Siltronic machen ihre Geschäfte vor allem in Asien, weil dort die Zulieferer für viele globale Unternehmen sitzen. Viele der Produkte kehren also auf Umwegen zurück auf den westlichen Markt. MTU Aero liefert als Triebwerkhersteller vor allem an Kunden in Nordamerika.

Einige Unternehmen aus Deutschland sind inzwischen so stark globalisiert, dass die historischen Wurzeln kaum noch zu erkennen sind. Fresenius Medical Care ist im operativen Geschäft vor allem in den USA aktiv. Weil FMC vorwiegend in Dollar abrechnet, erstellt der Konzern als einziges DAX-Mitglied seine Bilanz in US-Währung. Ein anderer Extremfall ist Hochtief. Der Baukonzern aus Essen, der mehrheitlich der spanischen ACS-Gruppe gehört, hat sein internationales Wachstum durch die Übernahmen der amerikanischen Baukonzerne Turner und Flat-Iron sowie ­einer Mehrheitsbeteiligung an der australischen Leighton so stark forciert, dass Amerika und Asien heute die wichtigsten Absatzregionen sind.

Schatten der Globalisierung

Die Expansion in fremde Länder bringt besondere Risiken. Im schlimmsten Fall können politische Krisen das Geschäft zum Erliegen bringen. Die BASF-Tochter Wintershall musste durch den Bürgerkrieg in Libyen ihr dortiges Ölgeschäft in den vergangenen Jahren immer wieder aussetzen oder konnte nur eingeschränkt produzieren.

Politische Krisen werden meist durch starke Verluste der lokalen Währung verschärft. Schwankungen des Dollar lassen sich relativ leicht abfedern - durch Absicherungen am Terminmarkt oder Produktion und Materialeinkauf vor Ort. Schwierig wird es bei den im Welthandel nicht gängigen Währungen. Das bekam Adidas zu spüren. Im Jahr 2014, als Russland gerade die Krim annektiert hatte, gerieten Wirtschaft und Währung des Landes durch Sanktionen des Westens unter Druck. Adidas musste aufgrund der Turbulenzen seines Russland-Geschäfts die Jahresprognose für den Gesamtkonzern senken.

Selbst die USA sind mit Donald Trump für ausländische Unternehmen zu einem Unsicherheitsfaktor geworden. Auch deutsche Unternehmen wurden vom neuen Staatsoberhaupt öffentlich gerüffelt, weil sie angeblich zu wenig Arbeitsplätze in den USA schaffen. Diplomatisches Geschick und Zugeständnisse sind ebenso auf dem streng regulierten chinesischen Markt vonnöten. Ein Handikap, dass die großen Autokonzerne wie Daimler in Kauf nehmen, um das weiterhin enorme Wachstumspotenzial des Riesenreichs nutzen zu können.

Globale Gewinner

Die wichtigste Frage für Anleger: Sind die Aktien der globalisierten Unternehmen aus Deutschland ein gutes Investment? Europa bietet den heimischen Unternehmen ein vertrautes Umfeld und gute Verbindungen in die Politik - die USA und viele Schwellenländer locken dagegen mit langfristig größeren Wachstumsraten.

€uro am Sonntag hat im Frühjahr 2013 einen neuen Aktienindex geschaffen und als Zertifikat auf den Markt ­gebracht. Darin werden die Mitglieder nicht wie sonst üblich nach Marktkapitalisierung ausgewählt, sondern nach ihren Absatzregionen. Konkret sind im GLOBAX 30 deutsche Unternehmen vertreten, die einen besonders hohen Umsatzanteil außerhalb Europas erzielen. Damit der Index nicht zu stark von wenigen großen Firmen abhängt, werden die einzelnen Mitglieder einmal im Jahr gleich stark gewichtet.

Durch die ungewöhnliche Konstruktion hat der ­Index ein anderes Gesicht als beispielsweise der DAX. Versorger, Banken, ­Immobilienfirmen und Telekomwerte schaffen es nicht in den GLOBAX. Stattdessen sind viele Industriewerte vertreten. Diesen eher zyklischen, also stärker den Launen der Weltwirtschaft ausgesetzten Unternehmen stehen einige Vertreter aus eher defensiven Branchen zur Seite, etwa Fresenius und Symrise.

Die Bilanz nach vier Jahren GLOBAX spricht für die deutschen Exportriesen - und unsere Anlageidee: Der Index hat sich einen deutlichen Vorsprung bei der Kursentwicklung gegenüber dem DAX erarbeitet. Laut Finanzdienst Bloomberg hat der deutsche Leitindex von Mitte April 2013 bis Ende April dieses Jahres 6O,6 Prozentpunkte an Wert gewonnen. Das Zertifikat auf den GLOBAX schaffte inklusive Gebühren 66 Prozent.

Die Redaktion hat sechs besonders aussichtsreiche Exportwerte ausgewählt, die wir im Detail vorstellen (siehe Investor-Info).

Investor-Info

Bayer
Die Saat geht auf

Die Übernahme des Saatgutriesen Monsanto ist umstritten, weil der US-Konzern einen schlechten Ruf hat und der Kaufpreis hoch ist. Strategisch macht der Deal aber Sinn. Denn: Bayer wird internationaler und stärkt seine Agrarsparte. Die Aktie hat unter den Turbulenzen gelitten, ist dadurch aber relativ günstig. Das Pharmageschäft mit Produkten wie dem Gerinnungshemmer Xarelto liefert weiterhin gute Ergebnisse. Bayer ist ein zuverlässiger Dividendenzahler.

Fresenius
Dividendenrekord

Der Gesundheitskonzern ist vor allem dank seiner Dialyse-Tochter FMC und der Infusionssparte Kabi stark auf dem Weltmarkt vertreten. Die Kliniken der Sparte Helios liegen dagegen nur in Europa. Das Management hat bislang bei Übernahmen ein gutes Händchen bewiesen. Fresenius sollte langfristig von der mit wachsender Weltbevölkerung zunehmenden Nachfrage nach medizinischen Leistungen profitieren. Die Dividende dürfte im kommenden Jahr zum 25. Mal in Serie steigen.

SAP
Weltklasse aus Walldorf

Der Konzern aus Walldorf ist Weltmarktführer für betriebswirtschaftliche Standardsoftware. Mit den Programmen von SAP können Firmenkunden ihre Finanzbuchhaltung, Personalplanung und Logistik optimieren. Die Nachfrage nach diesen Produkten dürfte mit der immer stärkeren Vernetzung der Weltwirtschaft langfristig weiter steigen. Die Eintrittsbarrieren in fremde Länder sind bei einem Softwarekonzern niedrig. Schon jetzt erzielt SAP mehr als die Hälfte seines Umsatzes außerhalb Europas.

Dürr
Gewinner der Digitalisierung

Die Schwaben sind Weltmarktführer für Lackieranlagen. Die Autoindustrie ist mit einem Umsatzanteil von rund 60 Prozent die wichtigste Abnehmerbranche. Zu den Kunden gehören große Namen aus allen Kontinenten. Auch Konzerne aus anderen Branchen wie Airbus, BASF und Ikea arbeiten bei der Fertigung mit Anlagen von Dürr. Besonders stark sind die Auftragseingänge im vergangenen Jahr mit 38 Prozent in der Region Amerika gewachsen.

Lanxess
Erfolgreiche Wende

Ob Autos, Golfbälle oder Reifen - Produkte des Spezialchemiekonzerns sind in vielen Gegenständen vertreten. Der Konzern ist nach harter Umstrukturierung inzwischen wieder auf Wachstumskurs. Größter außer­europäischer Absatzmarkt ist Asien. Das Geschäft der Branche ist stark zyklisch. Lanxess wäre darum klarer Gewinner einer Konjunkturbelebung. Charttechnisch steht die Aktie am Rekordhoch von 70 Euro aus dem Jahr 2013 an einer wichtigen Schwelle.

Osram
Lichtblicke

Die Geschäfte des Lichttechnikspezialisten entwickeln sich dank hoher Nachfrage nach Bauteilen für Handys und Autos sehr erfreulich. Man sei "bis unter die Halskrause voll gebucht", sagte Vorstandschef Olaf Berlien über das Geschäft mit optischen Halbleitern. Osrams Produkte werden unter anderem für den Iris-Scan und Fahrerassistenzsysteme verwendet. Angesichts der hohen Nachfrage baut Osram seine Kapazitäten u. a. mit einem Großprojekt in Malaysia aus. Die Beleuchtungssparte wird auf Rendite getrimmt.

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Bildquellen: Cyril Hou / Shutterstock.com, Federico Rostagno / Shutterstock.com

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