ING Groep: ING-DiBa-Chef Nick Jue will es allen zeigen
Während die niederländische Mutter auf ihrem Heimatmarkt zuletzt enttäuschte, zeigt die deutsche Tochter ING-DiBa, wie schlankes Banking geht. Der neue Chef bläst zum Angriff.
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von Birgit Haas, Euro am Sonntag
Bei der ING-DiBa gibt man sich betont lässig: Der Vorstandschef kommt ohne Krawatte aus dem neuen Großraumbüro zur Bilanzpressekonferenz in Frankfurt und lässt sich entspannt auf einem Sofa nieder. Dabei kann bei Nick Jue von Entspannung eigentlich keine Rede sein. Der im Juli vergangenen Jahres angetretene Chef der Tochter der niederländischen ING Groep ist im Angriffsmodus. "Wir wollen digitaler Marktführer und die führende Universalbank in Deutschland werden", sagt der 53-Jährige.
Potenzial sieht Jue bei kleinen und mittleren Firmenkunden und im Wertpapiergeschäft. Erst 2017 ist die ING-DiBa eine Kooperation mit der Online-Vermögensverwaltung Scalable Capital eingegangen. Der Robo-Advisor nähert sich dank der Zusammenarbeit der Schwelle von einer Milliarde Euro an verwaltetem Vermögen. Ein beachtlicher Erfolg, vor allem im Vergleich zur Lage der großen deutschen Universalbanken.
Die Deutsche Bank etwa hat 2017 Marktanteile verloren und soeben den dritten Jahresverlust in Folge vermeldet. Jue hingegen ist optimistisch: "Wir sehen aber in Deutschland einen großen Markt für uns, wenn wir Gebühren von 0,75 statt drei Prozent anbieten können und trotzdem Geld verdienen." Erstaunlich: Mit einem Vorsteuergewinn von 1,27 Milliarden Euro liegt die ING-DiBa nahe dem der Deutschen Bank von 1,3 Milliarden Euro. Bei der reinen Größe ist der deutsche ING-Ableger mit einer 2017 um drei Prozent gestiegenen Bilanzsumme von 162 Milliarden Euro aber noch weit vom Primus Deutsche Bank mit 1,59 Billionen Euro und auch der Commerzbank mit 392 Milliarden Euro entfernt.
Mutter kämpft mit Kosten
Eine Kennziffer aus 2017 dürfte nicht nur die Konkurrenten vor Neid erblassen lassen: Das Verhältnis von Kosten zu Ertrag liegt bei 44 Prozent. Das heißt, für jeden verdienten Euro musste die ING-DiBa nur 44 Cent Kosten einplanen. Bei der Deutschen Bank lag die Quote 2017 bei mehr als 90 Prozent.
Auch die Mutter in den Niederlanden würde sich von der Kostendisziplin der ING-DiBa gern eine Scheibe abschneiden. Die ING Groep musste im letzten Quartal 2017 hohe Kosten für die Umsetzung neuer Vorschriften und Investitionen in die Digitalisierung verbuchen. Der operative Gewinn lag mit 1,56 Milliarden Euro unter den Erwartungen der Analysten. Sie straften die Aktie mit Herabstufungen ab, der Kurs sank - obwohl die ING Groep als Ausnahme unter Europas Banken eine Dividende ausschüttet, für 2017 insgesamt 67 Cent.
Aufs Gesamtjahr betrachtet war die ING Groep aber durchaus erfolgreich. Der Nettogewinn von 4,9 Milliarden Euro liegt 5,5 Prozent über dem Ergebnis des Vorjahres - der Beitrag der ING-DiBa belief sich dabei auf rund 20 Prozent. Das Erfolgsrezept: Das Kreditvolumen wächst stärker als das Einlagenvolumen, das wegen der negativen Zinsen der EZB die Banken belastet. Hinzu kommt eine geringe Risikovorsorge. Die Kredite im Buch sind aktuell vergleichsweise wenig ausfallgefährdet.
Trotz starker Ertragslage und überdurchschnittlich hoher Kernkapitalquote von 14,7 Prozent sparen die Niederländer. Vorstandschef Ralph Hamers baut in den Niederlanden Stellen ab und schließt Filialen. Hier ist die ING Groep nahe an den großen deutschen Banken.
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Bildquellen: Gil C / Shutterstock.com, ING-DiBa AG
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