Diese Städte könnten die großen Gewinner des Brexit werden
Die Briten haben mit ihrer Entscheidung, aus der EU austreten zu wollen, dafür gesorgt, dass nun viele Firmen erwägen, der britischen Hauptstadt den Rücken zu kehren. Gemäß dem Motto "des einen Freud, des andern Leid", hoffen nun viele Städte, London zu beerben.
Werte in diesem Artikel
Unternehmens-Riesen wie der Mobilfunk-Anbieter Vodafone denken nach dem Brexit-Referendum über die Verlegung seines Hauptsitzes aufs europäische Festland nach. Und unter den großen europäischen Städten entbrennt bereits vor der offiziellen Trennung ein Verteilungskampf. Eines scheint klar: Einfach wird der Austritt Londons aus der EU nicht.
Finanzplatz Frankfurt gestärkt
Im Großraum Frankfurt arbeiten 62.000 Menschen in der Bankenbranche, trotzdem ist der Finanzplatz zehnmal kleiner als London. Aber jetzt erhofft man sich dort einen Schub: Als Standort der Europäischen Zentralbank (EZB) sieht sich die deutsche Finanzmetropole prädestiniert, zum Krisengewinner des Brexit zu werden.
Der Finanzhauptstadt London profitierte bisher stark von der engen Anbindung an die Märkte im Euro-Raum. Die Erlaubnis, Finanzprodukte in allen EU-Ländern zu vertreiben, dürfte aber nach einem Brexit wegfallen. Deshalb erscheint es wahrscheinlich, dass Teile von Banken, die etwa mit der Entwicklung von Produkten oder mit der Abwicklung von Derivaten zu tun haben, London verlassen.
Die Standort-Lobby "Frankfurt Main Finance" erwartet in fünf Jahren 10.000 zusätzliche Arbeitsplätze in der Metropole. Auch für die in London ansässige EBA wäre Frankfurt "der natürliche und logische Standort", hob Frankfurt-Main-Finance-Geschäftsführer Hubertus Väth hervor. Die aktuell in London ansässige Behörde legt mit ihren 159 Beschäftigten die Bankenregeln für die EU fest und überwacht diese. Auch weitere wichtige EU-Behörden mit Sitz in Großbritannien müssten das Land nach einem EU-Austritt wohl verlassen.
Für Frankfurt sprechen neben der Nähe zur Europäischen Zentralbank auch noch die die zentrale Lage in Europa sowie die wirtschaftliche und politische Stabilität Deutschlands. Zudem ist Frankfurt billiger als viele andere Städte. Andererseits gelten Städte wie Paris, Madrid und New York unter den Beschäftigten der Bankhäuser als attraktiver. Zudem fragt sich mancher, ob er in Rhein-Main-Metropole auch wirklich mit Englisch durchkommt.
Paris bringt sich in Stellung
Auch Frankreich will britische Banken nach Paris locken und hat dazu bereits vor dem Referendum eine Charmeoffensive gestartet. Der Wirtschaftsverband Paris-Europlace lockt Londoner Banker seitdem mit dem Slogan "Welcome to Europe". Im Falle eines Brexit werde man "den britischen Banken den roten Teppich ausrollen", erklärte Jean-Louis Missika, ein Vizebürgermeister von Paris, gegenüber der "Financial Times".
Sogar der französische Staatschef François Hollande hat Paris als Alternative zu London ins Spiel gebracht und den Geldhäusern Steuererleichterungen in Aussicht gestellt: Er sprach sich dafür aus, die "Regeln, darunter die fiskalischen, anzupassen, um den Finanzplatz Paris attraktiver zu machen". Da Großbritannien nach einem EU-Austritt "ein Drittstaat" werde, sollten britische Finanzinstitute dagegen ihre Zulassung zum Verkauf ihrer Produkte und Dienstleistungen auf dem Kontinent verlieren.
Paris hat den Vorteil, dass hier die großen französischen Finanzkonzerne ihren Hauptsitz haben. Und die Banker dürften der Kultur und dem Lifestyle der Stadt sicher viel abgewinnen. Jedoch gilt Paris auch als extrem teuer.
Luxemburg macht sich Hoffnungen
Auch Luxemburg könnte vom Brexit profitieren. Bereits jetzt sind dort viele Banken und Fondsgesellschaften ansässig. Der Großteil der in Deutschland vertriebenen Fonds wurde nach den Luxemburger Regeln gestartet. Interessant macht das Großherzogtum auch seine niedrigen Steuersätze.
Ob Luxemburg aber wirklich London beerben kann, sei dahingestellt. Die Stadt ist nicht gerade groß und es ist fraglich, ob sie die Kapazitäten besitzt, tausende weiterer Banker aufzunehmen.
Oder doch Dublin?
Die irische Hauptstadt konnte mit ihren niedrigen Steuersätzen bereits einige US-Riesen anlocken. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass hier Englisch gesprochen wird.
Andererseits fehlen die zentrale Lage in der EU und die liberale irische Steuerpraxis ist sehr umstritten. Zudem dürfte es einige Städte geben, die den Bankern mehr zusagen könnten.
Profiteure außerhalb der EU
Auch Finanzzentren außerhalb der EU hoffen auf ein Stück vom Kuchen. New York und Singapur könnten bei Geschäften bei denen es nicht um Europa geht gestärkt werden. In beiden Städten wird Englisch gesprochen und viele Banken haben hier bereits Filialen.
Allerdings geht es bei den Verlagerungen im Wesentlichen um den Zugang zum EU-Binnenmarkt und um den Handel in einer europäischen Zeitzone. Dies können weder New York noch Singapur bieten.
Warum dieses Interesse an den Banken?
In den Jahren der Bankenkrise waren die Kreditinstitute nicht gerade beliebt. Dass sie nun aber so umworben werden, hat einen einfachen Grund: Steuereinnahmen.
Sowohl die Banken selbst als auch ihre Mitarbeiter zahlen hohe Steuersummen. Geschätzte 6 Milliarden Pfund Sterling Einkommenssteuer zahlten Banker aus dem Geschäftskundenbereich und Investmentbanking zwischen 2014 und 2015 an die britischen Steuerbehörden.
Nicht nur Banken wollen wegziehen
Im Verteilungskampf um britische Posten und Behörden meldet Spanien Ansprüche an. So würde Madrid gerne die Bankaufsicht EBA und die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) aufnehmen. "Beide sind für Spanien von großem Interesse und wir werden daran arbeiten, dass mindestens eine von beiden auf spanischem Boden beheimatet wird", verkündete Spaniens stellvertretende Ministerpräsidentin Soraya Saénz de Santamaria.
Natürlich dürfte auch um die EU-Institutionen gerangelt werden. Laut einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" beabsichtigt der bayerische Finanzminister Markus Söder, die Europäische Bankaufsicht in München anzusiedeln.
Start-up-Hauptstadt Berlin
Berlin hingegen will seine Position als Start-up-Hauptstadt stärken und vermehrt FinTechs - Start-ups aus dem Finanzbereich - anlocken. Diese dürften künftig die Bankenindustrie entscheidend mitprägen.
Viele Start-ups befürchten, dass eine striktere Einwanderungspolitik in Großbritannien den Fachkräftemangel weiter verschärfen könnte, was wiederum Lohnsteigerungen nach sich ziehen dürfte. Berlin hingegen zieht Talente aus aller Welt an, unter anderem aufgrund der hohen Lebensqualität und der bezahlbaren Mieten.
Schon am Tag nach der britischen Abstimmung hat Berlins Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer britische Unternehmen angeschrieben und für Berlin als neuen Standort geworben. Wie sie dem "Tagesspiegel" erklärte, richten sich die Briefe an drei Zielgruppen: "Multinationale Konzerne, die Start-up-Szene und junge Talente".
Die jungen FinTechs in London dürften als erstes Abwandern, glaubt der Chef der Internet-Bank Fidor, Matthias Kröner. "Denn die Pflanzen mit den kleinsten Wurzeln können am schnellsten reagieren und werden als erste gehen. Die Großbanken, die fest in London verwurzelt sind, werden sich schwerer tun, ihr Geschäft in Wachstumsmärkte zu verlagern", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters.
Sind die Erwartungen zu hoch?
Vielleicht sind die Erwartungen von Londons Konkurrenten aber auch überzogen. So haben die großen US-Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley bereits Meldungen dementiert, wonach sie bereits Büroflächen in Frankfurt angemietet haben sollen. Es gebe bei Goldman Sachs keine unmittelbaren Veränderungen "wie unsere Geschäfte geführt werden, oder wo sie geführt werden", so eine der beiden Banken.
Auch die Privatbank Metzler hat vor überzogenen Erwartungen gewarnt: "Ich möchte davor warnen zu glauben, ein Brexit würde für Frankfurt so eine Art Bonanza sein und alle großen Investmentbanken, Handelshäuser, Assetmanager würden dann von der Themse an den Main ziehen", zeigte sich Metzler-Partner Michael Klaus zurückhaltend. "Die Briten, deren Aushängeschild der Finanzplatz ist, werden alles dafür tun, damit London seine Attraktivität als Finanzstandort behält."
Und Michael Klaus liegt mit seiner Prophezeiung richtig: Der britische Schatzkanzler George Osborne plant, abwanderungswilligen Unternehmen mit steuerlichen Vorteilen im Land halten. In einem Interview mit der "Financial Times" stellte er inzwischen in Aussicht, die Körperschaftssteuer in Großbritannien von derzeit 20 auf höchstens 15 Prozent abzusenken. Er wolle "eine superwettbewerbsfähige Wirtschaft" errichten.
Kommt der Brexit wirklich?
Bisher hat London seinen Austrittswunsch noch nicht offiziell erklärt. Und so mancher fragt sich, ob die Briten tatsächlich die EU verlassen werden. Grund zum Zweifeln gibt es reichlich: Nach dem Rücktritt von Premierminister David Cameron herrscht politisches Chaos, immer mehr Brexit-Befürworter treten in den Hintergrund, die Schotten drohen Großbritannien zu verlassen, Millionen sprechen sich für ein neues Referendum aus und eine britische Rechtsanwaltskanzlei fordert eine Einbindung des Parlaments in den Brexit-Prozess. Sie argumentiert, das Abstimmungsergebnis sei rechtlich nicht bindend und es wäre "ungesetzlich für den derzeitigen oder einen künftigen Premierminister, es umzusetzen". Weil aber aktuell eine Mehrheit der britischen Abgeordneten für einen Verbleib in der EU ist, könnte es nun wirklich kompliziert werden. Möglicherweise war die ganze Aufregung ja auch umsonst!
Redaktion finanzen.net
Ausgewählte Hebelprodukte auf Goldman Sachs
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Goldman Sachs
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Name | Hebel | KO | Emittent |
---|
Weitere Goldman Sachs News
Bildquellen: Peter Nadolski / Shutterstock.com, iStockphoto
Nachrichten zu Vodafone Group PLC
Analysen zu Vodafone Group PLC
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
25.11.2024 | Vodafone Group Neutral | UBS AG | |
25.11.2024 | Vodafone Group Equal Weight | Barclays Capital | |
21.11.2024 | Vodafone Group Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
14.11.2024 | Vodafone Group Halten | DZ BANK | |
13.11.2024 | Vodafone Group Buy | Deutsche Bank AG |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
21.11.2024 | Vodafone Group Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
13.11.2024 | Vodafone Group Buy | Deutsche Bank AG | |
25.10.2024 | Vodafone Group Buy | Deutsche Bank AG | |
19.09.2024 | Vodafone Group Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
16.09.2024 | Vodafone Group Buy | Goldman Sachs Group Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
25.11.2024 | Vodafone Group Neutral | UBS AG | |
25.11.2024 | Vodafone Group Equal Weight | Barclays Capital | |
14.11.2024 | Vodafone Group Halten | DZ BANK | |
13.11.2024 | Vodafone Group Equal Weight | Barclays Capital | |
12.11.2024 | Vodafone Group Neutral | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
---|---|---|---|
12.11.2024 | Vodafone Group Underperform | Bernstein Research | |
03.07.2024 | Vodafone Group Underperform | Bernstein Research | |
03.04.2024 | Vodafone Group Underperform | Bernstein Research | |
02.02.2023 | Vodafone Group Underperform | Credit Suisse Group | |
06.12.2022 | Vodafone Group Underperform | Credit Suisse Group |
Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für Vodafone Group PLC nach folgenden Kriterien zu filtern.
Alle: Alle Empfehlungen