Lufthansa & Co. teilen schon Geschäft auf - Droht Air Berlin jetzt die Insolvenz?
Air Berlin will mit einer Neuausrichtung aus der Krise und spaltet dafür Geschäftsteile ab. Die Konkurrenten helfen fleißig mit. Sind das erste Anzeichen einer Pleite oder könnte die Billigfluglinie tatsächlich noch die Kurve kriegen?
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Air Berlin durchfliegt bereits seit Jahren Turbulenzen. In den Bilanzen der Airline folgt ein Verlust dem anderen, der Schuldenberg ist mittlerweile auf mehr als eine Milliarde Euro angewachsen. Den drohenden Untergang haben der Fluggesellschaft daher schon einige Experten prophezeit. Bislang hält sich Air Berlin jedoch an den Grundsatz "Totgesagte leben länger" - auch wenn einzig und allein Kapitalspritzen des Großaktionärs Etihad, der 29 Prozent an der Fluggesellschaft hält, den Billigflieger noch in der Luft halten.
Nun soll ein großangelegter Konzernumbau die Wende bringen. Dafür scheut Air Berlin auch nicht vor der Kooperation mit den Konkurrenten TUIfly und Deutsche Lufthansa zurück. Aber kann die Nummer zwei unter den deutschen Fluggesellschaften sich so wirklich noch vor der drohenden Insolvenz retten, oder handelt es sich bereits um erste Vorbereitungsmaßnahmen für eine erwartete Pleite?
Kreisende Geier oder Retter in der Not? Lufthansa und TUIfly sichern sich Teile des Air Berlin-Geschäfts
Air Berlin besitzt schon längst keine eigenen Flugzeuge mehr. Im Juni 2016 bestätigte das Unternehmen, dass es sich bei allen eingesetzten Maschinen um geleaste Flieger handle. Doch je mehr Air Berlin in Schieflage gerät, desto mehr Sorgen müssen sich die Leasinggeber um ihr Geld machen. Nun ist offenbar ein kritischer Punkt erreicht, denn Air Berlin, die Deutsche Lufthansa und die Leasinggeber haben eine auf den ersten Blick ziemlich umständliche Konstruktion erdacht, die laut "Trend.at" hauptsächlich aus Angst vor einem Zahlungsausfall von Air Berlin entstanden ist.
Lufthansa, der größte Air Berlin-Konkurrent auf dem deutschen Markt, mietet 38 Mittelstreckenjets samt Personal von Air Berlin, um diese zum Teil auf Strecken der eigenen Billigfluglinie Eurowings einzusetzen. 15 Jets will Lufthansa sogar ganz kaufen, für zehn weitere die Leasingverträge von Air Berlin übernehmen. Die Leasinggeber können sich somit sicher sein, dass sie zumindest für diese Flugzeuge ihr Geld erhalten, angeblich soll Lufthansa daher auch günstigere Konditionen erhalten als Air Berlin. Damit aber noch nicht genug: Die 25 Flugzeuge, die anschließend quasi der Lufthansa gehören, sollen an Air Berlin zurückgeleast und dann von dort wieder ausgeliehen werden. Laut "Finanztreff" sei auch diese Leasing- und Verleihkonstellation eine Vorbereitung auf eine mögliche Insolvenz, auf kurze Sicht fließe Air Berlin so aber unter dem Strich etwas Eigenkapital zu. Die Lufthansa beteiligt sich also quasi an einem Rettungspaket - und sie ist nicht der einzige Konkurrent, der dem Billigflieger unter die Arme greift.
Auch TUI eilt zur Hilfe: Ein Bündnis aus TUIfly und Etihad soll das Touristikgeschäft von Air Berlin übernehmen. Dieses umfasse laut "n-tv" die Maschinen der österreichischen Air Berlin-Tochter Niki und mehrere TUIfly-Jets, die im Rahmen eines weiteren Leasingvertrags bisher im Namen des kriselnden Billigfliegers unterwegs waren. Momentan liegt dieser Deal jedoch noch auf Eis. Für das Geschäft mit Lufthansa haben die Wettbewerbshüter hingegen bereits grünes Licht gegeben.
Die Konkurrenten treibt mehr an als pure Nächstenliebe
Auf den ersten Blick mag es komisch erscheinen, dass die Konkurrenten, allen voran die Lufthansa, Air Berlin zu Hilfe eilen, anstatt darauf zu warten, dass es durch eine Insolvenz endlich einen Gegner weniger auf dem hart umkämpften Markt gibt. Sie sichern sich bei der momentanen Aufspaltung von Air Berlin zwar schon einmal die Geschäftsteile, die gut zu ihnen passen, tatsächlich steckt hinter diesem Vorgehen aber noch deutlich mehr Kalkül - denn Air Berlin ist schlicht und einfach das kleinere Übel.
Durch den Flugzeugdeal mit Air Berlin kann die Lufthansa mit ihrem Billigflieger Eurowings im besten Fall Marktanteile gegen die ebenfalls starken Konkurrenten easyJet und Ryanair gewinnen - oder die eigene Position zumindest besser verteidigen. Im schlechtesten Fall überlässt man den Gegnern aus England und Irland zumindest nicht kampflos das Feld, vor allem da Air Berlin ja auch selbst noch fliegt.
Ryanair-Chef Michael O’Leary hat in einem Interview mit "ZEIT" bereits angekündigt, dass seine Firma bei einer Insolvenz von Air Berlin - mit der er fest rechnet - die Lücke ausfüllen will. Für die Deutsche Lufthansa wäre das aber eine wahre Katastrophe. Schon 2016 ist die deutsche Airline im Passagiergeschäft hinter Ryanair zurückgefallen, da will man dem Konkurrenten das Leben nicht noch leichter machen.
Eine ähnlich egoistische Motivation hat auch TUI. Der Reisekonzern buche regelmäßig Flugkapazitäten bei Air Berlin, schreibt die "Tagesschau". Die Flüge seien dann ein Bestandteil der Pauschalreisen, die TUI für seine Kunden schnüre. Ohne sie müsste der Touristikkonzern sein Angebot vermutlich entweder verkleinern, oder bei anderen Fluggesellschaften teurere Flüge buchen, was sich auch im Preis der Pauschalreisen niederschlagen dürfte. Beides wäre nicht sehr förderlich, um im harten Tourismusgeschäft Kunden zu gewinnen oder zu halten. Daher hat auch TUI ein Interesse am Überleben von Air Berlin, auch wenn die eigene Fluggesellschaft TUIfly so weiterhin abgeschlagen hinter der deutschen Konkurrenz bleibt.
Die Aufspaltung könnte für Air Berlin der Todesstoß sein
Aber ist die Aufspaltung der Fluggesellschaft wirklich ausreichend, um ihr künftiges Überleben zu sichern? Schaut man auf die Pläne für den verbleibenden Rest von Air Berlin, entsteht der Eindruck, dass es der Billigflieger in Zukunft zumindest nicht viel leichter haben wird als zuvor. Denn Air Berlin will sich mit dem Rest seiner Flugzeugflotte verstärkt auf Langstreckenflüge von Düsseldorf und Berlin aus konzentrieren. Doch gerade in diesem Bereich ist der Wettbewerb hart und die Konkurrenz zahlreich und stark - und viele Kunden setzen für längere Flüge eher auf Komfort als auf billige Preise. Ob Air Berlin da mithalten kann, ist mehr als fraglich. Laut "Berliner Zeitung" bezweifeln Experten daher auch, dass Air Berlin so langfristig lebensfähig sei.
Und gerade auch einer der Deals, der die Billigfluglinie vor der Pleite retten soll, könnte sich als letzter Sargnagel erweisen. Denn wie die "Tagesschau" berichtet, könnte der Leasingdeal mit der Lufthansa dazu führen, dass diese beim Air Berlin-Großaktionär Etihad einen Fuß in die Tür bekommt. Denkbar wäre dann etwa eine Ausweitung der gemeinsamen Codesharing-Flüge, möglicherweise könnte die Lufthansa aber auf lange Sicht auch die Rolle übernehmen, die bisher Air Berlin innehatte - und die der wesentliche Grund war, warum Etihad immer wieder Geld nachgeschossen hat: die Durchführung von Zubringerflügen von Deutschland nach Abu Dhabi.
Etihad steht selbst kurz vor einem Chefwechsel und einer damit verbundenen Neuaufstellung. Dabei sollen auch sämtliche Beteiligungen geprüft werden. Vor allem die verlustreichen Anteile an einigen europäischen Airlines - Etihad ist nicht nur bei Air Berlin, sondern auch bei der kriselnden Alitalia mit an Bord - dürften auf den Prüfstand kommen. Im zweiten Halbjahr 2017 wird es bei den Arabern ernst, und Branchenkenner sind sich nicht mehr sicher, ob Etihad die deutsche Fluggesellschaft dann weiterhin vor einer Pleite retten wird. Laut "Berliner Zeitung" könnte es für Air Berlin daher im Herbst eng werden, wenn die Haupturlaubssaison vorbei ist und die Buchungen weniger werden. Womöglich beschließt der neue Etihad-Chef dann, dass die Lufthansa die Zubringerflüge nach Abu Dhabi besser erledigen kann und lässt Air Berlin schlicht und einfach in die Insolvenz fliegen. Auf sich allein gestellt wäre die Fluggesellschaft jedenfalls kaum überlebensfähig.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: bellena / Shutterstock.com, Sean Gallup/Getty Images
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11.12.2024 | Ryanair Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
11.12.2024 | Ryanair Buy | UBS AG | |
04.12.2024 | Ryanair Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
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18.12.2024 | Ryanair Hold | Jefferies & Company Inc. | |
05.11.2024 | Ryanair Hold | Deutsche Bank AG | |
04.11.2024 | Ryanair Neutral | UBS AG | |
30.10.2024 | Ryanair Hold | Jefferies & Company Inc. | |
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25.02.2020 | Ryanair Underperform | Credit Suisse Group |
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