Was ist bloß mit Gold los?
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Politische Krisen in Europa, Inflation in den USA, Verwerfungen in Asien - Gold könnte als sicherer Hafen 2022 eigentlich ein gutes Jahr haben. Eigentlich. Bisher verhindern die Notenbanken den Erfolg. Aber wie lange noch?
An den Finanzmärkten schaut man sechs bis 12 Monate in die Zukunft. Für Freunde von Gold oder auch Silber bedeutet dies, dass man in einer Welt nicht mehr steigender Zinsen und nachlassender Inflation ankommen könnte. Gepaart das Ganze mit vermutlich und leider noch immer großen politischen Unsicherheiten. "Ein solches Umfeld könnte 2023 überraschend zu einem ziemlich guten Mix für Gold mutieren", findet Niklas Helmreich, Deutschlandchef vom Broker Trive. 2022 müssen Gold-Anleger dagegen wohl oder übel abhaken. "Seit Jahresbeginn liegt die Feinunze deutlich im Minus, in Euro gerechnet hält sich der Kurs zumindest seit Ende Februar", rechnet Stefan Riße von Acatis vor. Als Autor des Buchs "Die Inflation kommt" beschäftigt er sich seit Jahren mit den Interdependenzen inflationärer Phasen und da fällt Gold momentan eben hinten runter. "2022 war ohne Zweifel das Jahr zweier Trades, die Gewinne versprachen. Dies war zum einen die Spekulation auf steigende Zinsen in den USA und später auch in Europa und zum einen der Kauf von US-Dollars", so Riße.
Edelmetalle suchen den Ausgang
Die Berechnungen des Edelmetallhändlers Ophirum unterstreichen, warum Gold zuletzt Gegenwind bekam, der nicht enden wollte. Die FED hat die Inflation unterschätzt und "selbst im September hat sich die Lage bei der Teuerung nur unwesentlich beruhigt. So stieg der Verbraucherpreisindex im Jahresvergleich um 8,2 Prozent, die noch stärker beachtete Kernrate kletterte auf 6,6 Prozent nach einem Zwischentief im Juli von 5,9 Prozent", so Ophirum.
Angesichts dieser Entwicklung kennt die US-Notenbank beim Erhöhen der Zinsen keine Pause. Auf der nächsten Sitzung Anfang November ist eine vierte Zinserhöhung um 75 Basispunkte eingepreist. Und auch für die letzte Sitzung Mitte Dezember sieht der Terminmarkt bereits eine Wahrscheinlichkeit von rund 70 Prozent für eine Erhöhung um weitere 75 Punkte auf dann 4,5 bis 4,75 Prozent. Im Februar soll das Zielband auf 4,75 bis fünf Prozent steigen, erst gegen Jahresende 2023 könnten erste Zinssenkungen folgen. Sofern die FED nicht infolge einer zusammenbrechenden Wirtschaft und einer harten Landung am Häusermarkt ihre Politik wieder über den Haufen wirft.
Gold leidet unter der Realzinsentwicklung
Nicht nur die Nominal-, sondern auch die Realzinsen sind in den vergangenen Monaten kräftig gestiegen. "In den USA kletterte der entsprechende Realzins (Nominalzins abzüglich der Inflationsrate) im zehnjährigen Bereich von minus ein Prozent im März auf aktuell plus 1,7 Prozent im September. Da Anleihen die wichtigste Konkurrenz-Asset-Klasse zu Gold sind und beide als sicherer Hafen wahrgenommen werden, schichten Investoren seit Monaten verstärkt in Anleihen um", begründet Funda Sertkaya von Ophirum die Entwicklung.
Goldbestände deutlich abgebaut
Wenig überraschend haben spekulative Marktakteure daher ihre Leerverkaufspositionen in Goldterminkontrakten bis Ende September auf 4,3 Millionen Feinunzen und somit das höchste Niveau seit Ende 2018 ausgebaut. Zugleich wurden auch Positionen in mit physischem Gold hinterlegten Produkten wieder aufgelöst. Ende September lagen die Gesamtbestände mit 3548 Tonnen sogar unter dem Niveau vom Jahreswechsel als die Feinunze mit Kursen um 1.800 Dollar noch ihre steigende 200-Tage-Linie behauptete.
Diese Fakten bedeuten für mögliche Anleger aber auch: Bei Gold ist sehr viel negatives eingepreist. Jede Überraschung auf der Zinsseite und bei der Inflation kann einen Schub beim Edelmetall auslösen. Das Chance-Risiko-Verhältnis könnte besser se
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