Westliche Ölfirmen

ExxonMobil & Co. treffen im Iran auf heimische Konkurrenz

22.07.15 16:05 Uhr

ExxonMobil & Co. treffen im Iran auf heimische Konkurrenz | finanzen.net

Europäische und amerikanische Öl- und Gasunternehmen werden im Iran nicht nur mit offenen Armen empfangen werden.

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Nach der möglichen Lockerung der Sanktionen wollen viele von ihnen im Iran investieren. Doch sie werden auch auf fähige iranische Firmen treffen, die ihnen harte Konkurrenz machen. Oder ihnen anbieten, Gemeinschaftsunternehmen einzugehen.

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   Die iranischen Unternehmen sind zwar nicht auf dem Stand integrierter Erdöl- und Gasunternehmen wie Exxon Mobil oder großer Servicefirmen wie Schlumberger. Aber während der Jahre der wirtschaftlichen Isolation des Landes hat sich eine neue Kategorie iranischer Firmen herausgebildet. Sie sind mittlerweile in der Lage, Ingenieursaufgaben wie das Verlegen von Pipelines, das Bauen von Plattformen vor der Küste und das Niederbringen von Bohrungen zu übernehmen, die vorher von ausländischen Unternehmen erledigt wurden.

Iran wird auf Gründung von Gemeinschaftsunternehmen drängen Falls das Nuklearabkommen in Kraft tritt und die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Iran Ende dieses Jahres oder Anfang 2016 aufgehoben werden, werden diese iranischen Unternehmen in einer guten Ausgangslage sein. Branchenvertreter gehen davon aus, dass sie sich um Serviceaufträge über Abermilliarden von Dollar bewerben oder strategische Beziehungen zu westlichen Unternehmen schmieden können.

   "Eine der guten Nebenwirkungen der Sanktionen war das schnelle Wachstum unserer Kapazität vor Ort", sagt Mehdi Hosseini, ein Topberater im iranischen Ölministerium.

   In einigen Fällen wird die iranische Regierung wahrscheinlich verlangen, dass ausländische Ölunternehmen mit diesen neuen, einheimischen Firmen zusammenarbeiten. Das könnte möglicherweise zu Gemeinschaftsunternehmen führen, sagt Robin Mills, Leiter der Beratung bei Manaar Energy in Dubai. "Wenn die Sanktionen aufgehoben werden, dann werden die lokalen Unternehmen definitiv eine große Rolle spielen", meint Mills.

   Die großen Ölunternehmen und Ölfelddienstleister haben noch nicht öffentlich gemacht, wie sie mit der iranischen Konkurrenz vor Ort umgehen wollen. Schlumberger werde damit beginnen, die Möglichkeiten in Iran zu untersuchen, falls und wenn die Sanktionen aufgehoben werden, sagte eine Sprecherin. Exxon und andere große Energieunternehmen reagierten nicht auf entsprechende Anfragen.

Westliche Partner werden gebraucht Iranische Offizielle haben eingeräumt, westliche Energiefirmen zur Unterstützung der heimischen Industrie zu brauchen. Sie hatte Mühe damit, die Produktion über die vergangenen zehn Jahre aufrecht zu erhalten. In der vergangenen Dekade hatten verschärfte Restriktionen dafür gesorgt, dass immer mehr US-Firmen das Land verließen. Sanktionen der Europäischen Union im Jahr 2010 verursachten einen weiteren Exodus.

   Aber während die großen Erdölunternehmen nicht vor Ort tätig waren, haben die iranischen Firmen ihre Präsenz verstärkt.

   In einem Fall hatte ein iranisches Unternehmen vor den Sanktionen nur die Kapazität, begrenzte Reparaturarbeiten vor der Küste auszuführen, erzählt Hosseini. Jetzt könne es mit drei Schiffen Pipelines über eine Länge von bis zu 5 Kilometer täglich verlegen - mehr als für Iran notwendig sei, meint er. Die Firma könne jetzt Bohrtürme und Offshore-Plattformen für das gigantische iranische Gasfeld South Pars fertigen.

   Derselbe Wandel sei für Petrochemikalien wie Kunststoff oder Komponenten medizinischer Arzneimittel zu beobachten, meint Mansour Moazami, der iranische stellvertretende Ölminister für Planung und Überwachung. Während vor 25 Jahren "sämtliche petrochemischen Projekte ganz von ausländischen Auftragnehmern abgewickelt wurden, werden jetzt 65 Prozent des Inhalts in einheimischer Hand erledigt", führte er aus.

Nachwuchs kommt von der Scharif-Universität Andere Ölbranchen wie die im Irak und in Libyen nahmen durch die internationale Isolation Schaden. Iran aber hat den Vorteil von Universitäten, in denen jedes Jahr tausende der weltbesten Ingenieure ausgebildet werden. Die Scharif-Universität in Teheran gehört im Ingenieurswesen und in der Mathematik zu den besten Ausbildungsstätten der Welt. Und das Land verfügt über eine Ölindustrie, die ein Jahrhundert alt ist.

   Viele nationale Unternehmen werden von Ingenieuren geleitet, die früher bei internationalen Ölgesellschaften beschäftigt waren und im Land geblieben sind, als ihre Arbeitgeber den Iran verließen.

   Mohammed Kasaeian arbeitete als Projektmanager sowohl für die italienische ENI als auch für die norwegische Statoil. Dann half er vor acht Jahren dabei mit, die Firma Rosemand in Teheran aufzubauen. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 100 Ingenieure, hat seine eigenen Baupläne für Ölbohrinseln vor der Küste entwickelt und baut seine Gasverflüssigungsproduktion und Biokraftstoffe aus. "Wir wollen kein Hersteller sein", sagt er. "Wir halten Ausschau nach der Technologie und nach der Finanzierung."

Irans Firmen können aber nicht jede Lücke füllen Well Services of Iran und Mehran Engineering & Well Services verwandelten sich in iranische Firmen, als ihre ausländischen Besitzer Schlumberger aus den USA und Al-Mansoori Specialized Engineering aus Abu Dhabi sich wegen der Sanktionen zurückzogen. Jetzt spielen sich eine Schlüsselrolle, wenn es darum geht, vor der Küste bei Bohrungen zu helfen und Öl- und Gasbohrungen zu vermessen, sagen iranische Beamte.

   Ihre Leistung stehe in der Qualität der Arbeit großer internationaler Öldienstleister in nichts nach und sei viel billiger, sagt ein Offizieller. Well Services und Mehran reagierten nicht auf Kommentaranfragen.

   Doch die iranischen Firmen sind nicht in der Lage, jede Lücke zu füllen.

   Ein einheimisches Unternehmen namens Fanavaran Parsian habe sich der Rüstungstechnologie bedient und sie angepasst, um Werkzeuge für Bohrtürme und Sicherheitsventile zu bauen, die hohem Druck und heißen Temperaturen widerstehen können, berichtete ein iranischer Beamter für die Ölbeschaffung. Mit der Ausrüstung hätten zwar ähnliche Produkte von internationalen Firmen auf Feldern auf dem Festland ersetzt werden können. Aber seine Qualität habe nicht dazu ausgereicht, um offshore Lecks zu vermeiden. Dort habe das Salzwasser die Korrosion erhöht. Fanavaran Parsian reagierte nicht auf eine Kommentaranfrage.

   Dazu kommt, dass viele der Einrichtungen, die iranische Betreiber nutzen, alt oder aus zweiter Hand sein können. Ein Besuch auf einer Offshore-Bohrinsel vor kurzem habe ihn erschreckt. Das sei unsicher gewesen, sagt ein iranischer Regierungsvertreter. Die 30jährige Plattform sei "am Ende" gewesen, meint er und erinnert sich an den verrosteten Gitterboden.

DJG/DJN/ama/kgb Dow Jones Newswires

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