ETFs spielen eine tragende Rolle im Goldrausch des 21. Jahrhunderts
Mit einer höheren Nachfrage nach Edelmetallen steigen auch die Gebühren, die durch Gold- und Silber-ETFs entstehen. Neben den Verwaltern der Fonds können auch Banken profitieren, die die Anlagegüter lagern.
Werte in diesem Artikel
• Höhere Nachfrage seit Goldpreis-Allzeithoch
• Banken und Verwahrer profitieren
• Tresorräume gut mit Gold und Silber aus ETFs gefüllt
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ETFs halten enorme Mengen an Gold
Während des Goldrauschs im 19. Jahrhundert im US-amerikanischen Kalifornien waren Pickel und Schaufel das sicherste Werkzeug, um an Gold zu kommen. Fast 170 Jahre später ist das Geschäft mit börsengehandelten Fonds das Mittel der Wahl, wie Bloomberg berichtet. So wurden durch Gold- und Silber-ETFs in diesem Jahr bereits Rohstoffe im Wert von mehr als 50 Milliarden US-Dollar angehäuft. Mit Ausnahme der US-amerikanischen Fed halten ETFs nun mehr Gold als jede Zentralbank. Dieser starke Nachfrageanstieg habe zu hohen, unerwarteten Gebühren für ETFs geführt, was den Marktteilnehmern zu Gute kam, die Dienstleistungen im Zusammenhang mit diesen enormen Mengen an Edelmetallen anbieten. Dazu gehören neben Finanzunternehmen, die Anlegern Mittel zur Verfügung stellen, auch Banken und Sicherheitsfirmen, die Gold und Silber im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar lagern - und daran mitverdienen.
George Milling-Stanley, Chefstratege für Gold beim Vermögensverwalter State Street Global Advisors, der mit dem SPDR Gold Shares außerdem den weltweit größten Gold-ETF verwaltet, ist der Meinung, dass das Geschäft mit Edelmetallen momentan sehr lukrativ sei. "Es steht für mich außer Frage, dass die Nachfrage nach ETFs im Moment Gold antreibt", zitiert Bloomberg ihn.
Gebühren als Einnahmequelle
Hohe Gewinne für beteiligte Dienstleister sind deswegen möglich, weil ETFs in der Regel einen gewissen Prozentsatz an Gebühren verlangen, die in Abhängigkeit vom Wert des Anlageguts berechnet werden. Bereits durch das Rekordhoch des Goldpreises von 2.075 US-Dollar pro Feinunze im August sind die Gebühren gestiegen. Der Kursanstieg hatte aber auch zur Folge, dass Anleger ihre Bestände aufgestockt haben. Somit fielen mehr Transaktionen zu höheren Ankaufspreisen an, wodurch die Erträge der ETFs von einem doppelten Schub profitieren konnten. Laut einer Berechnung von Bloomberg News betragen die Gesamtgebühren für die zehn führenden Gold-ETFs, basierend auf aktuellen Preisen und Beständen, etwa 610 Millionen US-Dollar im Jahr. Die Gebühren für die fünf führenden Silber-ETFs belaufen sich derweil auf 110 Millionen US-Dollar. Weiterhin sollen Anleger in den ersten acht Monaten des Jahres über ETFs mehr Silber gekauft haben als die zehn größten Minengesellschaften der Welt im letzten Jahr zusammen produziert haben. Alleine State Streets Gold-ETF nimmt im Jahr etwa 300 Millionen US-Dollar an Gebühren ein. Daneben kann auch die durch die Goldbergbauindustrie gestützte Organisation World Gold Council von vielen Gebührenzahlungen profitieren. Die Gruppe unterstützte den Vermögensverwalter bei der Erstellung des ETF und erhält ebenfalls einen Teil der Gebühren. Aber auch einige Großbanken wie JPMorgan und HSBC können sich die Nachfrage nach Gold- und Silber-ETFs zunutze machen. Die Kreditinstitute verwahren Reserven der durch ETFs erstandenen Edelmetalle in unterirdischen und gut geschützten Tresoren. Zwar ist dieser Industriezweig für die Großbanken nur ein Nischengeschäft, in Anbetracht des Erfolgskurses von Gold mittlerweile aber ein sehr profitables. Laut Amrit Shahani, Forschungsdirektor beim Analyseunternehmen Coalition Development, machen Lagergebühren normalerweise etwa zehn Prozent der 1,1 bis 1,2 Milliarden US-Dollar aus, die Banken im Jahr mit Edelmetallen verdienen. Allerdings geht er davon aus, dass der Anteil sich dieses Jahr verdoppeln werde.
Lagerkapazitäten unter Druck
Zwar lagert State Street die Goldreserven aus seinem ETF in der Regel bei der Bank HSBC in London, aus den vierteljährlichen Berichten des Fonds geht aber hervor, dass seit April ein Anteil an Gold bei der Bank of England gelagert wurde. Offenbar konnten Goldreserven aufgrund von Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus nicht rechtzeitig in die Tresorräume der HSBC transportiert werden, um den Bedarf des ETFs zu decken. Ein Problem für die Verwalter der Lager sei aber auch der rasante Anstieg von Silberkäufen durch ETFs. Das Edelmetall sei im Vergleich zu Gold sperriger, aber gleichzeitig weniger wertvoll als sein großer Bruder. So nimmt es in Tresoren viel Platz in Anspruch, generiert aber gleichzeitig weniger Gewinn für die Verwalter der Lagerräume.
Die Verwahrstelle für den größten Silber-ETF, den iShares Silver Trust, ist die Großbank JPMorgan. Lange Zeit wurde erklärt, dass der Verwalter des Fonds bei einem Anstieg seiner Bestände über 500 Millionen Unzen einen zusätzlichen Verwahrer suchen würde. Im Juli überschritten die Bestände dieses Niveau, die Klausel wurde aber stillschweigend fallen gelassen. Stattdessen hat JPMorgan mehrere Geschäfte mit anderen Verwahrern in London abgeschlossen und lagert nun Silberbestände aus seinem ETF in drei weitere Tresore aus. Dennoch ist Milling-Stanley der Meinung, dass Tresorkapazitäten trotz einem Anstieg der Anlagegüter noch lange nicht aufgebraucht seien. So mache der Anteil der Rohstoffe, die aus dem ETF von State Street stammen, nur einen geringen Anteil des Lagerraums der HSBC aus.
Redaktion finanzen.net
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