Edle Tropfen aus Fernost - Weinbau in China
Jedes Jahr Anfang Dezember pilgern sie nach Bordeaux, die Einkäufer der großen Weinkontore und Lebensmittelketten sowie zahlreiche private Weinenthusiasten und Sammler.
von Udo Diekmann und Dr. Ekkehard J. Wiek, Vermögensverwalter und Asien-Fondsmanager, W&M Wealth Managers (Asia) Pte Ltd. in Singapur
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Ihr Ziel sind die Weinmessen und die Chateaus der großen Lagen rund um Paulliac, St. Emilion und Margaux. Ihr Schrecken sind - neben überfüllten Hotels und Unterkünften - die Chinesen. "Wohin man auch kommt, die Chinesen waren schon da und haben die interessantesten Partien aufgekauft", stöhnt der Inhaber eines großen deutschen Weinhandelsbetriebes. Chinas neue Mittelklasse hat den Wein entdeckt und vor allem europäische Weine zählen mittlerweile zu den Statussymbolen, die bei privaten und geschäftlichen Anlässen den Ruhm des Gastgebers mehren. 2013 verdrängten die Asiaten Deutschland als wichtigstes Exportland für französischen Rebensaft.
Aber China wäre nicht China, würde man sich im Land der aufgehenden Sonne nicht auf die eigenen Stärken besinnen. Denn Weinbau hat auch in China eine lange Tradition. Seit 1892 wird rund um das Castell Changyu in der Provinz Shandong Wein gekeltert. 35.000 Hektar umfasst das Pflanzungsgebiet, fast ein Drittel des Bordeaux-Gebietes.
Lange Zeit war es um den chinesischen Wein schlecht bestellt. Bei den meist als billige Massenware hergestellten Tropfen wurden gute und schlechte Lagen einfach miteinander vermischt oder mit Fruchtsaft, Farbstoff und Zuckerwasser gepanscht. Weißwein verwandelte sich mit solcherlei Tricks schon mal in Rotwein. Da empfahl es sich für den unerschrockenen Trinker, den chinesischen Trinkspruch "Gan Bei" wörtlich zu nehmen und "ein randvolles Glas in einem Zug auszutrinken". Denn dann hatte man es schnell hinter sich.
Doch die Zeiten ändern sich. Längst werden auch auf Riesenweingütern wie Changyu Qualitäten hergestellt, die sich hinter ihren europäischen Vorbildern nicht zu verstecken brauchen. Nicht selten bedient man sich dabei der Expertise von europäischen Experten und nutzt die bekannten Namen zur Verkaufsförderung. 2008 produzierte man zusammen mit dem österreichischen Weinbaupapst Laurenz Moser (Lenz Moser) den Chateau Changyu Moser XV, der mit großem Erfolg auch an europäische und nordamerikanische Adressen verkauft wurde.
Nicht weit entfernt von Changyu, in Ningxia, einer der kleinsten und ärmsten Provinzen Chinas, hält man nichts von Massenanbau. Hier versuchen junge Winzerinnen und Winzer auf kleinen Gütern hochwertige Weine herzustellen und gewinnen damit internationale Preise. "Silver Heights" heißt eines davon und es hat wegen seiner hervorragenden Qualitäten schon einiges Aufsehen erregt. Auf wenigen Hektar produziert das Weingut unter der Leitung von Emma Ghao, die in Russland Betriebswirtschaft und in Frankreich Önologie studiert hat, pro Jahr rund 50.000 Flaschen. Das meiste davon geht nicht in den Handel, sondern direkt in die Top-Gastronomie und die First-Class-Hotels in Peking, Schanghai und Hongkong. Silver Heights könnte weit mehr verkaufen, als sie derzeit produzieren können. Aber Emma Ghao will nicht, dass der Betrieb über Gebühr wächst. "Qualität ist wichtig" sagt die junge Winzerin, "und die können wir nur garantieren, wenn wir die Lagen und die Trauben genau kennen. Auf großen Gütern ist das nicht möglich." Außerdem verweist sie auf den Umstand, dass im Weinbau der Faktor Zeit eine große Rolle spiele. Stetiges Lernen und viel Geduld seien entscheidend für den Erfolg. Das sind ganz neue Töne in China, wo sonst immer alles ganz schnell gehen muss. Und es wird spannend sein, zu beobachten, ob Emma Ghaos Philosophie den Plänen der Regierung standhalten wird. Denn Silver Heights ist nicht das einzige Weingut in der Region. Chiang Xing, ebenfalls eine junge Winzerin, die den Weinbau in Australien und Kalifornien lernte, produziert hier ebenfalls auf kleinen Flächen Merlots und Pinot Noirs von Rang. 2010 gewann sie in London den "Decantor Award". Für die gesamte Region war dies eine Art Durchbruch. Peking wurde aufmerksam und will nun die Weinproduktion in Ningxia massiv ausweiten. Auch internationale Investoren aus der Branche stehen schon bereit, denn der chinesische Markt ist gigantisch. Seit vielen Jahren steigen alle Kennziffern im chinesischen Weinbau und -handel zweistellig. Anbau- und Verkaufsmengen, Umsätze und Gewinne wachsen rasant. Das lockt die Größen des internationalen Weingeschäfts - wie die kalifornischen Gallo-Brüder - nach Ningxia. Ob die Entwicklung dem Qualitätsanspruch der Ningxia-Pioniere zuträglich sein wird, bleibt abzuwarten.
In den klassischen Weinbaugebieten Europas beginnt man die Entwicklung in China jedenfalls ernst zu nehmen. Zwar sind Weine aus China derzeit noch Exoten in der öffentlichen Wahrnehmung. Doch Experten wie die Sommelière Caro Maurer aus Bonn weisen darauf hin, dass viele Gebiete in China wie eben Ningxia in 1.000 Meter Höhe am Rande der Wüste Gobi auf dem gleichen Breitengrad wie Bordeaux gelegen, mit ihren kalkhaltigen, sandigen Böden und dem trockenen, sonnigen Klima wie geschaffen für den Weinbau seien. Man sollte keineswegs über die Chinesen lachen, meint Caro Maurer: "Ich traue den Winzern in China sehr viel zu."
In das gleiche Horn stößt der bekannte britische Wein-Kritiker Robert Joseph. Seiner Ansicht nach könnte sich China innerhalb der nächsten zehn Jahre zu einer führenden Weinbaunation entwickeln. Wer sich in der Branche nicht für Wein aus China interessiere, so Joseph, sei auf dem völlig falschen Weg.
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