Schwache Chinanachfrage

Erzpreise brechen so stark wie zuletzt 2008 ein

03.09.19 13:48 Uhr

Erzpreise brechen so stark wie zuletzt 2008 ein | finanzen.net

Stahlhersteller wie thyssenkrupp können derzeit aufatmen.

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Der Preis für den zuletzt sehr teuren Rohstoff Eisenerz ist im August so stark gefallen wie seit fast acht Jahren nicht mehr in so kurzer Frist. Zum Monatsende kostete die Tonne 85,85 Dollar, das sind 27 Prozent weniger als Ende Juli. Laut S&P Global Platts ist das der größte Preisverfall seit Oktober 2011.

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Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass Chinas große Stahlerzeugungsmaschinerie stottert, seit US-Präsident Donald Trump weitere Zölle angekündigt hat. Zugleich stieg das Eisenerz-Angebot jedoch. Chinas Stahlkocher erzeugen mehr als die Hälfte des weltweiten Bedarfs. Billigimporte setzen Europas Erzeuger seit geraumer Zeit massiv unter Druck. So verbuchte thyssenkrupp in den ersten neun Monaten einen Gewinnrückgang in der Stahlsparte um 87 Prozent und rechnet auch aus diesem Grund im Gesamtjahr mit 300 bis 400 Millionen Euro weniger Gewinn.

Während der Druck auf die Stahlhersteller mit dem Preisverfall beim entscheidenden Rohstoff nachlässt, dürften die Gewinne großer Bergkonzerne wie BHP und Rio Tinto erodieren. Die Aussichten für den Preis von Eisenerz bleiben unterdessen trübe, Marktbeobachter warten auf Signale vom chinesischen Immobilienmarkt und Ankündigungen aus Peking, die eigene Konjunktur anzukurbeln. Beides würden sie als Zeichen einer möglichen Erholung deuten.

"Die Massivität des Einbruchs hat mich überrascht", räumt Serafino Capoferri, Rohstoffstratege bei der australischen Investmentbank Macquarie. "Ich hatte nicht mit einem solchen Preissturz gerechnet."

Der Einbruch vom August hat jene Rallye der Notierungen beinahe ausgelöscht, die den Preis für Eisenerz im Juli bis auf 126 Dollar je Tonne anschwellen ließ. In den ersten September-Tagen haben sich die Notierungen bis auf 91 Dollar je Tonne wieder erholt - beflügelt von besseren chinesischen Wirtschaftsdaten.

Was die weitere Preisentwicklung angeht, sind Analysten geteilter Meinung. Die beiden Triebkräfte, die für den Preisauftrieb seit Jahresbeginn verantwortlich waren, haben sich abgeschwächt. Chinas Stahlproduktion ist im Juni und Juli gefallen, wenngleich von einem Rekordniveau. Dagegen hat das Rohstoffangebot wieder zugelegt. Der brasilianische Hauptexporteur Vale, der nach einem Dammbruch im Januar seine Produktion zurückfahren musste, hat einen Teil seiner Kapazitäten wieder angefahren und will die Produktion im Laufe des Jahres weiter hochfahren.

Chinas Stahlwerke, die 7 von 10 Tonnen verfügbarem Eisenerz aufkaufen, kämpfen derzeit an verschiedenen Fronten. Der Handelsstreit mit den USA hat das Vertrauen in die Aussichten für das ohnehin schon schwache Wirtschaftswachstum Chinas erschüttert. Daneben sehen sich die Produzenten mit schwächeren Gewinnmargen, einem sinkenden Yuan und Umweltrestriktionen konfrontiert. All dies hat die übliche Sommerflaute in der Stahlnachfrage verschärft.

Die Analysten von Liberum schätzen, dass eine Abkühlung der Bautätigkeit bei Wohnimmobilien in China - die etwa 40 Prozent der Stahlnachfrage in dem Land ausmacht - den Eisenerzpreis in nicht allzu ferner Zukunft auf bis zu 50 Dollar je Tonne drücken könnte.

Ganz anders Goldman Sachs: Deren Analysten erwarten innerhalb von drei Monaten einen Preisanstieg bei Eisenerz auf bis zu 115 Dollar je Tonne. Es sei ausreichend Geld für neue Immobilienprojekte vorhanden, und angesichts neuer Standards sei auch damit zu rechnen, dass der Stahlbedarf pro Gebäude steige, argumentieren sie.

Die Bank prognostiziert, dass der globale Eisenerz-Markt sein erstes Versorgungsdefizit seit sieben Jahren verzeichnen wird, und zugleich das stärkste mindestens seit dem Jahr 2000.

Von Rhiannon Hoyle, Joe Wallace und Olaf Ridder

SYDNEY/LONDON/FRANKFURT (Dow Jones)

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Bildquellen: SARIN KUNTHONG / Shutterstock.com, Olivier Lantzendörffer/iStock

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