Rohstoff Spezial

Seltene Erden: Besonders, aber nicht selten

22.12.10 06:00 Uhr

Die Industriekonzerne im DAX sehen die Hysterie um Seltene Erden gelassen – sie haben vorgesorgt. Sorgen um die Hightechmetalle macht sich aber das US-Militär.

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Von Sabine Gusbeth, Euro

Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Diese Küchenweisheit gilt auch für Kapitalmärkte – und nicht zuletzt für den spektakulären Preisanstieg der sogenannten Seltenen Erden. Die Industrie benötigt die unter diesem Namen zusammen­gefassten 17 Hightechmetalle für Zukunftstechnologien wie Elektroautos, Windkrafträder oder Smartphones. Allerdings nur in sehr geringen Mengen. Sie sind sozusagen das Salz in der Suppe; deshalb werden sie auch Gewürzmetalle genannt.

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In den vergangenen Wochen sorgten Seltene Erden für Streit zwischen den USA, Europa und China. Zwar sind die chemischen Elemente gar nicht so selten, wie ihr Name suggeriert. Versorgt werden die Abnehmer in aller Welt derzeit aber fast ausschließlich von China – mit über 130 000 Tonnen pro Jahr.

Seit einiger Zeit nun reduzieren die Chinesen die Ausfuhr. Schließlich will das Land selbst ein Hightechstandort werden und sich die nötigen Ingredien­zien sichern.

Das sorgt auch hierzulande für Hysterie: „Helle Aufregung“ in den Führungsetagen will die „Süddeutsche Zeitung“ festgestellt haben. Die „Wirtschaftswoche“ erkannte ein „hohes Bedrohungspotenzial“ für deutsche Unternehmen. Der „Focus“ unkte gar über „existenzbedrohende Engpässe“. Siemens sei „besonders betroffen“, dort geriete die Versorgung ins Stocken, mutmaßte „Der Spiegel“.

Siemens-Einkaufsvorstand Barbara Kux
Doch beim Münchner Technologie­konzern ist von Aufregung nichts zu spüren. „Siemens ist kein direkter Abnehmer der sogenannten Seltenen Erden“, beruhigt Einkaufsvorstand Barbara Kux. Siemens kaufe Produkte, in denen diese bereits verarbeitet sind, wie Seltenerdmagnete aus China, „sodass wir keine Exportrestriktionen befürchten müssen“.

Auch beim Autobauer BMW „erfolgt keinerlei Direktbezug von Seltenen Erden“, betont Chefeinkäufer Herbert Diess. Einen Engpass bei den benötigten Bauteilen „gibt es nicht und ist auch bisher nicht absehbar“, glaubt das Vorstandsmitglied. Ähnlich gelassen geben sich die Wettbewerber Daimler und VW. Die Wolfsburger sehen die Verfügbarkeit „aus heutiger Sicht und vor dem Hintergrund der prognostizierten Stückzahlen unkritisch“.

Lediglich beim Chemieriesen BASF heißt es pauschal: „Durch die verschärfte Quotenregelung der chinesischen Behörden seit Juli 2010 ist die Versorgungssituation mit Seltenen Erden für die deutsche Industrie zunehmend schwierig geworden.“ Wie die eigene Versorgungssituation aussieht, dazu will sich BASF aus Wettbewerbsgründen nicht in die Töpfe gucken lassen.

Erfahren Sie auf der folgenden Seite, ob DAX-Unternehmen wie Infineon, Fresenius oder ThyssenKrupp ausreichend mit Seltenen Erden versorgt sind.

Stahlproduktion bei ThyssenKrupp.
Spurenelemente. Bei anderen DAX-Kon­zernen ist von Schwierigkeiten keine Spur. Die Medizintechnik-Unternehmen Fresenius und Fresenius Medical Care setzen nach eigener Auskunft keine Seltenen Erden ein. Oder die benötigten Mengen sind so gering oder so leicht ersetzbar, dass das Thema ebenfalls keine Rolle spielt. Das zumindest ­geben Chiphersteller Infineon, Chemiekonzern Merck oder Solarzulieferer Wacker Chemie sowie ThyssenKrupp und Salzgitter zu Protokoll.

Letzteres macht allerdings stutzig. Galt doch Salzgitter-Aufsichtsratschef Rainer Thieme als einer, der die Diskussion um den Engpass Seltener Erden in Deutschland mit angeheizt hatte. „Die Nervosität in den Unternehmen wird immer größer und größer“, habe er gesagt, als Mitte Oktober in Berlin eine Studie dazu aufgetischt wurde. Doch weder Thieme noch Salzgitter wollen sich nun dazu äußern.

Kein Wunder: Die viel zitierte Studie eignet sich nicht als Zutat für die Henkersmahlzeit des Hightechstandorts Deutschland mit China als Vollstrecker. Pikst man hinein, fällt das vermeintliche Bedrohungspotenzial zusammen wie ein Soufflé.

Befragt wurden lediglich 100 Unternehmen aus der Metallindustrie. Die ­Datenbasis ist also luftig dünn. Vor allem aber beziehen sich die meisten Antworten auf Technologiemetalle im Allgemeinen, darunter fallen auch Nickel, Kupfer, Stahl oder Aluminium, deren Verfügbarkeit etwa ein Viertel der Unternehmen genauer beobachtet. Nur sechs Firmen sorgen sich tatsächlich um Seltene Erden.

Das deckt sich mit einer Untersuchung der Europäischen Union: Dort taucht unter 14 Rohstoffen, deren Verfügbarkeit „kritisch“ sei, mit Neodym ­eine einzige Seltene Erde auf. Ausgerechnet die kommt nach Cer am zweithäufigsten in der Erdkruste vor – weit öfter als Zinn, Wolfram oder Edelmetalle.

Trotzdem erwarten vor allem kleinere Unternehmen Schwierigkeiten bei der Versorgung mit Seltenen Erden. Darunter zum Beispiel das Jenaer Optikunternehmen Carl Zeiss. Ihnen soll die neue Rohstoffagentur zur Hand gehen, die Wirtschaftsminister Rainer Brüderle ins Leben gerufen hat. Sie will „insbesondere die klein- und mittelständischen Unternehmen bei der Rohstoffversorgung beraten“, sagt Agenturchef Volker Steinbach.

Anders als in großen Konzernen steht diesen häufig weniger Geld für die Forschung nach alternativen Materialien zur Verfügung. Zudem haben sie oft keine große Einkaufsabteilung, die die Versorgung mit Rohstoffen über längere Zeiträume absichert. Doch Deutschland hängt besonders bei metallischen Rohstoffen fast komplett von Importen ab.

Die größten bekannten Vorratskammern für Seltenerdmetalle befinden sich mit etwa 2,9 Millionen Tonnen in China. Auch Australien, Kanada, die USA und Indien haben riesige Lagerstätten.

Lesen Sie auf der folgenden Seite woher die Hysterie rührt, an Chinas ausgestrecktem Arm zu verhungern.

Gesalzene Preise. Gewonnen werden die Seltenen Erden derzeit fast ausschließlich in China. Dort ist der Abbau am billigsten, weil Umweltauflagen ignoriert und Arbeitskräfte mit Minilöhnen abgespeist werden. Der chinesischen Premier Wen Jiabao will genau das ändern: „Anfang der 80er-Jahre haben wir Seltenen Erden zum Preis von Salz verkauft“, sagt der promovierte Geologe. „Doch sie verdienen den Preis von Gold. Wir fangen gerade erst an, unsere selbstverständlichen Interessen zu wahren.“

Bei der Wahrnehmung selbstverständlicher nationaler Interessen zeigt sich auch die Weltmacht USA abgebrüht. Während in Europa die Zwangsdiät erst im September nach einem Handelsstreit zwischen China und Japan die Gemüter erhitzte, als China dem Nachbarland ­vorübergehend den Nachschub mit Seltenen Erden abdrehte, wurden in den USA schon im Herbst vergangenen Jahres Sorgen laut. Und die kamen aus dem Pentagon, dem US-Verteidigungsministerium.

Seltene Erden werden auch für Kampfjets benötigt
Ein Untersuchung, deren Ergebnisse just im September dieses Jahres dem Kongress vorgelegt wurden, stuft die „Rare Earth Elements“ als „entscheidend“ für die nationale Sicherheit ein. Insbesondere Neodym sei „wichtig für die Verteidigung“, etwa für Kampfjets, Raketensteuerungen oder Kommunikationssysteme.

Als Rezept gegen die Abhängigkeit von China empfiehlt das Papier, zu erforschen, wo die Metalle vorkommen, ihre Förderung zu unterstützen, die Welt­handelsorganisation WTO einzuschalten, um die chinesischen Exportquoten zu verbieten und Vorräte an kritischen Materialien aufzubauen.

Paradoxerweise waren die USA zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren selbst größter Produzent Seltener Erden. Stark fallende Rohstoffpreise und die ­Billigkonkurrenz aus China verdarben jedoch den Appetit am Geschäft.

Das ändert sich jetzt. 2012 wollen die USA die kalifornische Mine Mountain Pass wieder voll in Betrieb nehmen und rund 18 000 Tonnen pro Jahr fördern. Auch Australien, Kanada und Indien planen, die Exploration in den kommenden Jahren deutlich auszuweiten, um sich ein Stück vom Kuchen abzuschneiden.

Kein Grund also zur Hysterie. Bis in Deutschland die Massenproduktion von Elektroautos beginnt, dürfte der Nachschub an Seltenen Erden wieder gesichert sein. Außerdem forschen Unternehmen intensiv an neuen Materialien, die knappe Stoffe ersetzen können.

Großes Potenzial, um einen Engpass zu verhindern, schlummert zudem an unerwarteter Stelle: im Müll. Viele Metalle lassen sich fast ohne Verluste wiederverwerten – auch Seltene Erden. Das war auch der Hintergrund für die Studie, die Salzgitter-Aufseher Thieme im Oktober servierte. Bestellt hatte diese das Recycling­unternehmen Reverse Logistics Group. „Deutsche Industrie nutzt eigenes Recyclingpotenzial nicht voll aus“, lautet so auch das Fazit der Resteverwerter aus dem Münchner Umland. Der ungestillte Rohstoffhunger der Chinesen bedeutet also keineswegs, dass die deutsche Industrie darben muss.

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