Experte: "Gold ist verglichen mit Aktien sehr billig"
Die Straffungspolitik der Notenbanken weltweit sorgte in diesem Jahr nicht nur für Kursrückgänge bei Aktien, auch Gold geriet als zinsloses Investment deutlich unter Druck. Investoren sollten das gelbe Edelmetall aber deshalb nicht abschreiben, meint ein Experte. Er hält Gold derzeit für ein "Value-Play" und rät Privatanlegern, sich ausgerechnet an den Zentralbanken ein Beispiel zu nehmen.
Werte in diesem Artikel
• Dennis Gartman: Gold ist billig und will steigen
• Zentralbanken haben im dritten Quartal 2022 massiv Gold gekauft
• Gartman: Edelmetall wird letztlich trotz straffer Geldpolitik von anhaltendem Inflationsdruck profitieren
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Der Goldpreis hatte es in den letzten Wochen nicht leicht: Nachdem eine Feinunze Gold im März, kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, noch auf ein 52-Wochen-Hoch bei 2.049,85 US-Dollar geklettert war - und damit auch nahe am Rekordhoch aus 2020 von 2.071,69 US-Dollar lag -, ging es im Anschluss wieder deutlich abwärts. Im September erreichte der Preis des gelben Edelmetalls ein Jahrestief bei 1.622,12 US-Dollar. Schuld an dem Preisrückgang waren unter anderem die internationalen Notenbanken, die sich mit steigenden Leitzinsen gegen die hohe Inflation stemmen. Doch obwohl das Umfeld für Gold herausfordernd ist und dies auch noch eine Weile bleiben wird, glaubt ein Experte, dass der Preis für das Edelmetall nun einen Boden gefunden habe und künftig wieder steigen werde.
Experte: Gold ist billig und will steigen
Der jüngste Rückgang des Goldpreises auf das Jahrestief aus dem September habe "ein solides Value-Play für Investoren geschaffen", sagte der Investmentprofi Dennis Gartman gegenüber "Kitco News". Gartman befasst sich laut "CNBC" bereits seit 1974 mit den Kapitalmärkten, unter anderem in Positionen bei der NCNB National Bank in Charlotte sowie dem Chicago Board of Trade und als Autor eines Börsenbriefes. Wie der Experte nun gegenüber "Kitco News" sagte, würden die Investoren angesichts des jüngsten Tiefs wieder beginnen, den Wert des Edelmetalls zu erkennen. Das zeige sich auch daran, dass der Goldpreis seit dem Jahrestief bei 1.622,12 US-Dollar wieder um rund 100 US-Dollar habe zulegen können. Aktuell kostet eine Feinunze 1.753,63 US-Dollar (Stand: 10. November 2022).
"Ich denke, Gold ist derzeit relativ billig im Vergleich zu den Aktienkursen. Gold ist sehr billig verglichen mit fast allen anderen Investments", sagte Gartman im Interview mit dem Full-Service-Anbieter für Edelmetalle. Seiner Meinung nach befinde sich der Goldpreis nun in einer Aufwärtsbewegung und wolle "von diesem Niveau aus höher steigen". Dabei sei es unwichtig, ob die jüngsten Kursgewinne lediglich eine kurzlebige Short-Squeeze-Rallye seien oder der Beginn eines langfristigen Aufwärtstrends - langfristig besitze Gold einiges an Potenzial, so der Marktkenner.
Gartman selbst hatte in der Vergangenheit laut "Kitco News" zehn Prozent seines Portfolios in Gold in Form eines physisch hinterlegten ETF angelegt, habe nun aber die Hälfte dieses Investments in einen ETF auf den Bergbausektor, genauer gesagt den VanEck Gold Miners ETF, umgeschichtet. Zwar würden die Charts beider Produkte Zeichen einer soliden Bodenbildung aufweisen, allerdings sehe der Bergbau-ETF etwas besser aus, wenn man wirklich nur die Charts vergleiche, so der Experte. "Historisch gesehen übertreffen in einem Bullenmarkt, und ich denke immer noch, dass es ein Bullenmarkt ist, Goldminenunternehmen das Edelmetall", führte Gartman weiter aus.
Experte: Privatanleger sollten sich Zentralbanken bei Gold zum Vorbild nehmen
Gartman ist dabei nicht der Einzige, der momentan auf Gold setzt. Denn während Hedgefonds und andere Investoren das Edelmetall laut "Kitco News" aufgrund des Preisverfalls in den letzten Monaten gemieden hätten, habe vor allem eine andere Gruppe den Rückgang des Goldpreises als Chance erkannt und massiv zugegriffen. Die Rede ist von den Zentralbanken weltweit, die laut dem aktuellen Bericht des World Gold Council im dritten Quartal 2022 fast 400 Tonnen Gold gekauft haben. Das ist rund viermal so viel wie noch im dritten Quartal 2021 und stellt zudem laut dem Edelmetall-Spezialisten Kitco den größten Kaufrausch seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2000 dar.
"Die Tatsache, dass die Zentralbanken auf dem Weg nach unten aggressive Goldkäufer waren, zeigt, wo der Wert auf dem Markt liegt", ist sich Gartman sicher und rät Privatanlegern daher, sich ein Beispiel an den Notenbanken zu nehmen und ihre Aktivitäten in Bezug auf Gold aufmerksam zu verfolgen.
Gartman erwartet weiter hohe Inflation trotz weiterer Leitzinserhöhungen
Dass die Zentralbanken mit ihrer strafferen Geldpolitik aber auch ein herausforderndes Umfeld für den Goldpreis schaffen, ist Gartman dabei klar. Er geht auch nicht davon aus, dass sich das in naher Zukunft ändern werde. "Wenn die Fed lockert, lockert sie weit. Wenn die Fed strafft, strafft sie stark", so der Experte, der unter anderem auch an der Schule für Bankanalyse und -prüfung der Federal Reserve gelehrt hat. "Ich denke, es wird noch lange dauern, vielleicht sogar bis 2024 oder 2025, bevor die Fed ihre Geldpolitik lockert". Im aktuellen Straffungszyklus erwarte er daher letztlich Zinssätze von 5 oder 5,25 Prozent. Aktuell liegt der Leitzins in den USA in einer Spanne von 3,75 bis 4,0 Prozent.
Gartman glaubt jedoch, dass es der Fed trotz der starken Zinserhöhungen nicht gelingen werde, die Inflation unter Kontrolle zu bringen und sie wieder unter die Marke von zwei Prozent zu drücken. "Die Bilanz der Federal Reserve beläuft sich auf 8,5 Billionen Dollar und sie nimmt monatlich 95 Milliarden Dollar heraus. Es wird Jahre dauern, bis sie all diese Liquidität aus dem Markt herausgeholt hat. Der Inflationsdruck wird über einen langen Zeitraum anhalten, was dem Goldmarkt zugutekommen dürfte", so der Experte. Gleichzeitig dürfte der Goldpreis auch von der anhaltenden Suche nach einem sicheren Hafen profitieren, da die Aktienkurse angesichts der anhaltend straffen Geldpolitik weiter unter Druck geraten dürften. So erwartet Gartman beispielsweise für den S&P 500 einen weiteren Kursverfall um zehn bis 15 Prozent, bevor ein Boden erreicht sei.
Redaktion finanzen.net
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