Abhängigkeit vom Aktienmarkt: Wo sollte man investiert sein, wenn der Markt crasht?
Anlageberater und Finanzexperten predigen immer wieder, dass es keine Alternative zur Geldanlage am Aktienmarkt gibt. Auch wenn Anleger grundsätzlich Aktien bei ihrer Anlageentscheidung berücksichtigen sollten, ist ein ideales Depot aber breiter gestreut und beinhaltet auch andere Assetklassen.
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Der Aktienmarkt hat sich in den vergangenen Jahren als alternativlose Anlegemöglichkeit präsentiert. Wer Geld investieren wollte, kam an Aktien nicht vorbei, das Leitmotiv "Es gibt keine Alternative - FOMO" (engl. fear of missing out) machte in der Anlegerschaft die Runde.
Jedoch zeigte der Börsencrash im Zuge der COVID-19-Pandemie, als selbst breite Aktienindizes wie der DAX, der Dow Jones Industrial Average oder der NASDAQ 100 zeitweise bis zu 40 Prozent an Wert verloren, mit welchen Risiken Aktieninvestments einhergehen können. Zwar erholten sich die internationalen Börsen in den darauffolgenden Monaten in einem für viele Marktbeobachter überraschend schnellen Tempo. Aber auch das Börsenjahr 2022 war angesichts der hartnäckigen hohen Inflationsraten und damit einhergehenden deutlichen Leitzinserhöhungen von großer Tristesse geprägt. Besonders die zuvor hochgejubelten Tech-Aktien mussten wegen des Zinsstraffungszyklus empfindliche Verluste hinnehmen. Das Auf und Ab der Börsen dürfte sich nach Meinung vieler Experten auch in den kommenden Jahren fortsetzen - zu schwach sind die Konjunkturaussichten, zu hoch die geopolitischen Risiken. Grund genug, sich mit langfristig krisensicheren Geldanlagen auseinanderzusetzen.
Diversifikation der Anlageformen ist Trumpf
Eins steht fest: Wer das Risiko vermeiden will, im Falle eines Börsencrashs einen großen Teil seines Anlagevermögens zu verlieren, kommt um eine Streuung der Anlageformen in seinem Depot nicht herum. Doch nicht jede Anlageform eignet sich tatsächlich, um das Risiko zu reduzieren.
Wer etwa sein Geld am Anleihenmarkt investiert, wird in Sachen Rendite auf längere Sicht gesehen unter dem bleiben, was Aktieninvestments bieten. Bonds gelten allerdings als vergleichsweise sichere Kapitalanlage. Wer einen Teil seiner Anlagegelder am Bondmarkt investiert, wird sein Verlustrisiko streuen. Wie hoch der Anteil von Anleihen im Depot sein sollte, hängt maßgeblich von den persönlichen Renditeerwartungen und dem Anlagehorizont ab. Ebenso beeinflusst das jeweilige Zinsumfeld maßgeblich die Erträge von Anleihen.
Lohnen sich Gold-Anlagen?
Auch Rohstoffinvestments eignen sich, um das eigene Depot breiter zu streuen und sein Verlustrisiko am Aktienmarkt zu reduzieren. Viele Experten nennen allen voran Gold als ideale Möglichkeit, die Abhängigkeit von Aktieninvestments zu verringern. Denn das Edelmetall gilt als sicherer Hafen - in der Vergangenheit hat sich der Goldpreis häufig entgegengesetzt zum Aktienmarkt entwickelt. Diese negative Korrelation ist in Zeiten, in denen Panik unter Anlegern ausbricht und Marktteilnehmer alle Investments flüssig machen wollen, zwar nicht verlässlich gegeben. Langfristig bestätigt sich aber, dass Gold und Aktien häufig gegenläufige Entwicklungen zeigen.
Dabei haben Anleger die Qual der Wahl - entscheiden sie sich dafür, physisches Gold zu erwerben, stehen sie häufig vor einem Lagerproblem. Gold-ETFs hingegen, die mit physischem Gold hinterlegt sind, wird von einigen Experten ein spekulativer Charakter nachgesagt. Fondsexperte Jeffrey Gundlach etwa warnte einst: "Glauben Sie nicht, dass Sie das physische Metall zurückbekommen". Gold-Aktien zu halten sei eben nicht das gleiche, wie Goldbarren zu besitzen, "Papiergold"-ETFs seien vor diesem Hintergrund "kaum mehr als spekulative Vehikel", so der Fondsmanager. Was passiere denn, wenn physisches Gold tatsächlich knapp werden sollte und jeder sein Papiergold einfach zu Gold machen wolle?
Und auch andere Experten sehen die Abkopplung des physischen Goldmarktes vom Papiergoldmarkt längst nicht mehr unkritisch.
Doch trotz der Kritik: Nimmt man die kaum vorhandene oder negative Korrelation zwischen Gold- und Aktienmarkt als Grundlage seiner Investitionsentscheidung, bietet es sich an, Gold zur Diversifizierung ins eigene Depot aufzunehmen. Um auch hier das Risiko nochmals zu senken, sollte aber auch hier im besten Fall eine Streuung in physisches und Papiergold erfolgen.
Was ist mit Kryptoinvestments?
Auch Kryptowährungen rückten im Zusammenhang mit der Absicherung des Aktiendepots in den letzten Jahren vermehrt in den Anlegerfokus. Denn mit zunehmender Adaption verlieren Digitalwährungen einen Teil ihres spekulativen Charakters. Hinzu kommt, dass sie mit der Krisenwährung Gold ein wichtiges Merkmal teilen: Sie sind in ihrer Menge begrenzt und können - anders als etwa Fiat-Währungen - nicht unbegrenzt geschaffen werden.
Doch die vermeintlich niedrige Korrelation zwischen Kryptowährungen und Aktien ließ sich in der Vergangenheit nicht immer aufrecht erhalten. So musste auch der Bitcoin im März 2020 und im Laufe des Jahres 2022 im Einklang mit den Aktienmärkten massive Verluste hinnehmen - wer damals auf die Kryptowährung gesetzt hatte, um weniger von dem Crash bei Aktien betroffen zu sein, konnte nicht von dem erhofften Diversifizierungseffekt profitieren. Besonders mit wachstumsorientierten Tech-Aktien wiesen die Cyberdevisen in den vergangenen Jahren eine hohe Korrelation auf. Hinzu kommt, dass sich digitale Münzen wie der Bitcoin in einer Sache elementar von Gold unterscheiden: Ihnen fehlt der intrinsische Wert. Das Edelmetall dürfte auch in den Notzeiten immer noch verhältnismäßig wertstabil bleiben - für Bitcoin, Ether & Co. gilt das nicht.
Nichtsdestotrotz kann es sich aber dennoch lohnen, einen Teil seiner Depoteinlagen in Kryptowährungen investiert zu haben. Denn die Adaption wird voraussichtlich weiter voranschreiten. In Zeiten, in denen nun auch Notenbanken über digitale Pendants zu Fiat-Währungen nachdenken, sollten auch Anleger die Entwicklungen am Kryptomarkt zumindest genau beobachten.
Was Cat Bonds versprechen
Eine Anlageklasse, die nicht mit dem Aktienmarkt korreliert, sind so genannte Cat Bonds. Katastrophenanleihen, wie sie im deutschsprachigen Raum auch genannt werden, werden häufig von Versicherern herausgegeben, die ihre Risiken damit an den Kapitalmarkt weiterreichen. Anleger, die durch Cat Bonds einen Teil des Risikos bei möglichen Katastrophen übernehmen, werden dafür mit einer attraktiven Prämie entschädigt.
Zu den möglichen Katastrophen gehören unter anderen Erdbeben oder Wirbelstürme, also Naturereignisse, die von geopolitischen Faktoren oder der Wirtschaftsentwicklung - elementare Einflussfaktoren für die Entwicklung am Aktienmarkt - gänzlich unabhängig sind. Diese Abkopplung vom traditionellen Markt macht Cat Bonds für Diversifikationswillige besonders interessant.
Kommt es nicht zur vorab definierten Katastrophe, profitieren Anleger in besonderem Maße von den höheren Zinsen. Tritt das Ereignis aber ein, entwickelt sich der Zins rückläufig, im schlimmsten Fall bleibt die Rückzahlung der Anleihe komplett aus.
Angesichts der Klimaentwicklungen weltweit dürfte der Bedarf an Katastrophenbonds künftig weiter wachsen, da das Auftreten größerer Umweltkatastrophen künftig immer wahrscheinlicher ist. Auch die Zahl der Cat Bonds-Produkte wird so wohl weiter ansteigen, so dass Anleger aus verschiedenen Produkten in verschiedensten Varianten wählen können.
Streuung auch im Aktiendepot
Neben der Diversifikation der eigenen Geldanlage im Hinblick auf Anlagevarianten sollten Anleger, die auf Aktien setzen, auch innerhalb dieser Anlageklasse breit aufgestellt sein. Wer sich vorrangig mit wachstumsstarken Techaktien eindeckt, läuft Gefahr, im Crash-Fall größere Verluste zu erleiden, als Anleger, die zusätzlich in diverse Branchen - wie beispielsweise im vergleichsweise stabilen Konsumgütersektor - investiert sind.
Sinn macht dabei auch immer ein Blick auf die Dividendenpolitik verschiedener Unternehmen, denn Dividendenaktien eignen sich ebenfalls zur Diversifikation. Anleger sollten hier insbesondere auf Titel setzen, die sich durch eine kontinuierliche Dividendenzahlung auszeichnen und die Dividenden in regelmäßigen Abständen erhöhen. Auf diesem Weg kann ein Teil möglicher Verluste am Aktienmarkt ausgeglichen werden, selbst wenn man vorrangig auf Aktieninvestments gesetzt hat.
Geldanlage fernab der Börse
Davon unabhängig bieten sich Investoren auch außerhalb des Kapitalmarktes Möglichkeiten, ihr Geld anzulegen, ohne ein Aktienrisiko einzugehen. Dazu gehören in besonderem Maße Investitionen in Startups.
Kreditgeber oder Miteigentümer - etwa durch Crowdinvesting - gehen dabei aber ein teils nicht unerhebliches Risiko ein, denn zahlreiche Startups verschwinden nur kurze Zeit nach der Gründung wieder von der Bildfläche, weil ihr Geschäftsmodell doch nicht so erfolgversprechend und profitabel war, wie erhofft.
Fakt ist: Wer das Aktienrisiko meiden will, muss Aktien meiden. Wer das Aktienrisiko verringern will, kommt um Diversifikation nicht herum. Eine breite Risikostreuung schützt vor Verlusten und verhindert allzu starke Schwankungen im Depot.
Redaktion finanzen.net
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