Die Fed und der Goldpreis - Wie Experten die Aussichten für das Edelmetall beurteilen
Viele Anleger hegen Zweifel, ob die US-Notenbank Federal Reserve mit ihrer Währungspolitik den Spagat zwischen Inflationsbekämpfung und der Sicherung von Wirtschaftswachstum schafft. Ablesen lässt sich dies an der Preisentwicklung bei Gold.
• Notenbanken zielen auf Inflationsbekämpfung ab
• Leitzinserhöhungen mit Folgen für das Wirtschaftswachstum
• Gold profitiert von beiden Seiten
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Die hohen Inflationsraten treiben nicht nur Konsumenten weltweit um, auch die Notenbanken blicken mit Sorge auf die Entwicklung der Geldentwertung und reagieren mit einer Anpassung ihrer Geldpolitik. So hat die US-Notenbank im März erstmals seit 2018 den Leitzins wieder erhöht, der wichtige Zinssatz für die weltgrößte Volkswirtschaft wurde um 0,25 Prozentpunkte nach oben angepasst und liegt damit nun in der Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent. Weitere Zinsschritte sind bereits angekündigt, die Fed will ihr größtes Instrument zur Bekämpfung des Verbraucherpreisanstiegs im Jahresverlauf noch einige Male einsetzen - auch große Zinsschritte von 50 Basispunkten sind kein Tabu mehr.
Dies bringt auch das europäische Pendant der Fed, die Europäische Zentralbank EZB, in Zugzwang. Denn auch in der Eurozone ächzen Verbraucher und Wirtschaft unter hohen Inflationsraten, die Rufe nach einer Anpassung der europäischen Währungspolitik werden auch hierzulande immer lauter. Zuletzt hatte sich unter anderem Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann für ein Ende der Nullzinspolitik der EZB ausgesprochen, auch Joachim Nagel, der Bundesbank-Präsident, hält eine Zinswende für nah.
Geldpolitik ist eine Gratwanderung
Doch während eine Anhebung des Leitzinses als probates Mittel im Kampf gegen Inflation gilt, bergen höhere Zinssätze ein nicht unerhebliches Risiko für die Wirtschaftsentwicklung. Darüber hinaus melden Experten Zweifel an, ob Leitzinserhöhungen die Inflation effektiv bekämpfen können. Denn zwar verteuern Leitzinserhöhungen Kredite, was die Kreditnachfrage senkt und zu einem Rückgang der im Umlauf befindlichen Geldmenge führt. Doch die Gründe für die Inflation sind weitaus vielfältiger. Insbesondere die Rohstoffknappheit, die durch den Krieg in der Ukraine zusätzlich befeuert wurde und damit verbunden die hohen Preise am Rohstoffmarkt, lässt sich durch Leitzinserhöhungen nicht regulieren. Hinzu kommen die noch immer gestörten Lieferketten aus der Corona-Pandemie, auch in diesem Bereich haben die Währungshüter keine probaten Maßnahmen zur Problemlösung an der Hand, um die damit verbundenen Preissteigerungen durch den andauernden Nachfrageüberhang zu bekämpfen.
Gold-Investoren zweifeln Fähigkeit der Notenbanken an
Die Zweifel vieler Anleger daran, dass die Währungshüter die Inflation in den Griff bekommen, ohne der Wirtschaft zu schaden, werden beim Blick auf die Goldpreisentwicklung deutlich: Im März war der Preis für das Edelmetall bis auf 2.049,85 US-Dollar je Feinunze gestiegen, nachdem Anleger noch im Herbst vergangenen Jahres 1.727 US-Dollar je Feinunze Gold auf den Tisch legen mussten. Seit dem Hoch im März ist der Goldpreis wieder zurückgekommen, zeigt auf Jahressicht aber immer noch eine positive Tendenz.
"Gold hat die Fähigkeit der Fed in Frage gestellt, die realen Zinssätze zu erhöhen und gleichzeitig eine weiche Landung der Wirtschaft zu erreichen", zitiert Bloomberg Marcus Garvey, den Leiter der Metallstrategie bei Macquarie. "Man könnte argumentieren, dass Gold den Misserfolg der Fed sehr stark eingepreist hat", so der Experte weiter.
Und sein Analystenkollege bei der Schweizer UBS, Joni Teves, schätzt die Lage für Gold ähnlich ein. Angesichts weiter trüber Aussichten für die Weltwirtschaft, da die Erholung nach der Corona-Pandemie durch Russlands Angriffskrieg in der Ukraine sowie dem anhaltenden Kampf Chinas gegen COVID-19 ausgebremst würde, bleibe Gold weiter attraktiv. Zudem könnten die Sanktionen gegen Russland dazu führen, dass der Goldpreis weiteren Auftrieb erfahre, berichtet Bloomberg weiter.
Ähnlich bewertet dies auch Luc Luyet, Devisenstratege bei Pictet Wealth Management: "Längerfristig werden die nachlassende Wachstumsdynamik und die hohe Inflation eine Normalisierung der Geldpolitik in den USA besonders schwierig machen, was Gold begünstigen sollte", so der Experte Bloomberg zufolge.
Folgt man der Argumentation der Experten, profitiert Gold also von zwei Entwicklungen: Einerseits von der hohen Inflation und andererseits von den Zweifeln daran, dass die Fed den Preisanstieg in den Griff bekommen und dabei allzu harte Folgen für die Wirtschaft vermeiden kann. Klarheit dürften Anleger möglicherweise bei der nächsten Fed-Sitzung im Mai bekommen - die US-Notenbank zieht zu diesem Zeitpunkt eine Erhöhung des Leitzinses um 0,5 Prozentpunkte in Erwägung.
Redaktion finanzen.net
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