Euro am Sonntag-Titel

Gold: Der Mythos lebt

aktualisiert 03.02.14 13:23 Uhr

Der Preis ist stark gefallen, doch der Hype um die jahrtausendealte Währung hört nicht auf. Bei Privatanlegern ist Gold gefragt wie nie. Auch die Profis wenden sich der von Mythen umrankten Anlageklasse langsam wieder zu.

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von A. Höß und P. Gewalt, Euro am Sonntag

Kultfiguren aus purem Gold, glänzende goldene Städte, nackte Herrscher, bedeckt nur mit feinstem Goldstaub: Die Legende vom Goldland Eldorado lockte Tausende Abenteurer in eine lebensfeindliche Welt aus Bergen, Dschungel und Flüssen. Francisco Pizarro etwa, der 1532 in einem blutigen Feldzug das Inkareich im heutigen Peru eroberte. Oder Hernán Cortés, der tonnenweise Gold aus Südamerika nach Spanien brachte, mit dem Kaiser Karl V. dort seine Kriege finanzierte. Selbst Christoph Kolumbus, der Entdecker des Kontinents, soll die Eingeborenen als Erstes gefragt haben: "Wo ist das Gold?"

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Gold - nicht nur auf Glücksritter der Frühen Neuzeit übte es eine magische Anziehungskraft aus. Ganze Kontinente wurden im Goldrausch kartografiert, Kriege für Gold geführt. Und auch heute tobt ein Glaubenskrieg, in dessen Mittelpunkt das Edelmetall steht. Auf der einen Seite: Skeptiker wie Investmentlegende Warren Buffett, die das Edelmetall im Vergleich zu Ackerland oder Aktien nutzlos und wenig lukrativ finden. Auf der anderen Seite: Goldjünger, die Barren und Münzen als ultimative Wertspeicher sehen, mit denen Vermögen über Jahrtausende konserviert werden kann.

Geld und andere Wertspeicher
Besonders während der Finanz- und Schuldenkrise erhielt diese Fraktion beeindruckenden Zulauf. Je größer die Sorgen um das Finanzsystem wurden und je mehr die Notenbanken ihre Bilanzen aufblähten, um wackelnde Banken und überschuldete Staaten mit billigem Geld zu versorgen, desto höher stieg der Goldpreis (siehe Grafik). Über 200 Prozent legte er von 2007 bis 2011 zu. Knapp 2.500 Tonnen Gold lagen damals in Goldfonds, fast so viel wie die jährliche globale Minenproduktion. Der Verfall war ebenso beeindruckend. Seit dem Hoch stürzte der Goldpreis um 35 Prozent auf 1.200 US-Dollar je Feinunze ab.

Eine Blase sei geplatzt, resümieren Finanzmarktstars wie Warren Buffett oder der Ökonom Nouriel Roubini. Doch auch wenn der Glanz etwas verblasst ist: Dem Mythos Gold konnte der Kurseinbruch wenig anhaben. "Schon nach den ersten starken Kursverlusten hatten wir Schlangen vor der Tür", sagt Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Geschäftsführer von Degussa Goldhandel. Das habe sich bis heute nicht geändert. Die Überraschung: Fast keiner wollte panisch verkaufen, viele kauften nach. Die Nachfrage bei Degussa hat sich verdreifacht, das Unternehmen macht monatlich dreistellige Millionenumsätze. Auch der November und der Dezember waren wieder Rekordmonate. "Inflation und Währungskrisen stecken tief in deutschen Köpfen", so der Degussa-Chef. "Vor allem die gehobene Mittelschicht kauft nach wie vor Gold als Vermögensversicherung."

Neue globale Goldströme
Was sich in den Verkaufsräumen von Degussa abspielt, ist kein Einzelfall. Gold ist gefragt wie nie. Selbst die Zentralbanken, die Herren des Geldes, kaufen mehr Gold, als sie ver­kaufen. Um 2.000 Tonnen haben sie die Reserven seit 2008 aufgestockt.

Vor allem die private Nachfrage ist aber enorm. Laut aktuellen Zahlen des World Gold Councils, einem Zusammenschluss von Goldhändlern und -produzenten, kauften Konsumenten von Januar bis Ende September 2013 weltweit knapp 2.900 Tonnen Gold - 1.650 in Schmuck, 1.250 in Münzen und Barren. Das größte Plus kommt aus den Schwellenländern.

Das Gold, das seit dem 16. Jahrhundert immer nach Europa floss, hat eine andere Richtung eingeschlagen. Nicht mehr der Westen, sondern der Osten ist nun Adressat der größten Lieferungen. Besonders die Chinesen geben sich mit steigendem Wohlstand immer mehr dem Sog des Goldes hin. Sie kauften in den ersten neun Monaten des Jahres 2013 rund 800 Tonnen, etwa doppelt so viel wie Amerikaner und Europäer zusammen. China hat sogar den bisher größten Importeur Indien überholt, wo der Schmuck­bedarf traditionell hoch ist. Dort wird die Nachfrage derzeit aber auch wegen höherer Steuern etwas gebremst. Doch Chinas Hunger soll schon zu Engpässen bei Schweizer Goldschmelzen führen.

Aber wie geht die steigende Nachfrage mit sinkenden Preisen zusammen? Spekulationen darüber gibt es - wie immer beim mythenumrankten Metall - viele. Manche klingen wie Verschwörungstheorien. Es wird von Banken gesprochen, die mit Milliarden den Markt manipulieren. Manche mutmaßen, Regierungen und Notenbanken drückten den Goldpreis. Wer ihn steuere, kontrolliere die Finanzmärkte, so die These. Spekuliert wird auch über die Wiedereinführung goldgedeckter Währungen, weshalb die Bundesbank Goldreserven heimhole.

Fakt ist: Seit sich die Lage an den Finanzmärkten in Europa und den USA stabilisiert hat, haben viele Spekulanten dem Goldmarkt den Rücken gekehrt. Ablesbar ist das erneut an der Fließrichtung des Goldes.

Das Gold-Kasino
Hedgefonds, Banken, Anleger: Sie alle haben 2013 Gold verkauft. Teils, weil Kunden ihr Kapital abgezogen haben, teils, weil Anlageklassen wie Aktien gut liefen, während der Goldpreis fiel. An Terminbörsen wie der Comex in New York, wo bis zu 100 Kontrakte auf eine real vorhandene Unze Gold kommen, schwand das Vertrauen in die Krisenwährung. Die Folge: Verkaufswellen, von denen Goldfonds (ETFs und ETCs) besonders betroffen waren. Dies leerte die Lagerhäuser und warf laut Schätzungen bis zu 1.000 Tonnen auf den Markt. Es entstand ein riesiges Zusatzangebot - und eine neue Goldroute von London über Schweizer Schmelzen, wo die Barren für Chinas Konsumenten verkleinert wurden, nach Hongkong und China.

So sind vor allem jene Finanzprodukte, die der Lobbyverband World Gold Council lange gefordert hat, um stabilere Preise zu garantieren, für die jüngsten Abstürze verantwortlich. Doch einige Experten glauben nun, dass die Mittelabflüsse zu Ende sein könnten und sich der Markt stabilisieren wird. Vom Datendienst Bloomberg befragte Analysten gehen zumindest nicht mehr davon aus, dass der Goldpreis weiter abstürzen wird. Und erste Zeichen dafür gibt es: Die Notierungen zogen seit Dezember um 50 US-Dollar an.

"Ende 2014 dürfte der Goldpreis deutlich höher notieren als heute", glaubt auch Bert Flossbach von der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch. Die Nachfrage steige, viele Spekulanten seien aus dem Markt. Er hat zuletzt die niedrigen Kurse genutzt und den Goldanteil in seinem milliardenschweren Mischfonds leicht ausgebaut.

Fünf Interviews zum Thema Gold:

Sicherheitsgold gehört ins Portfolio

€uro am Sonntag: Herr Flossbach, gehört Gold in das Portfolio eines Anlegers?
Bert flossbach:
Gold dient in einem Portfolio als Versicherung gegen bekannte und unbekannte Risiken. Unserer Meinung nach sollte es deshalb elementarer Bestandteil eines diversifizierten Vermögens sein. Die Währung der letzten Instanz gewinnt an Bedeutung, wenn die Menschen das Vertrauen in die Papiergeldwährungen wie Dollar, Euro oder Yen verlieren. Je schneller die Zentralbankgeldmengen wachsen, desto eher wird das der Fall sein. Deshalb raten wir dazu, zehn Prozent des liquiden Vermögens in Sicherheitsgold zu investieren.

Sicherheitsgold? Die Wertentwicklung ist bei Gold zweitrangig?
Zumindest sollte man bei Sicherheitsgold nicht ständig auf die Wert­entwicklung schauen. Darüber hinaus ist es aber natürlich legitim, Gold aus taktischen Erwägungen zu kaufen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von Spekulations- oder Performancegold.

Wie sieht es in Ihrem Fonds aus? Haben Sie dort Sicherheits- oder Spekulationsgold?
Der Goldanteil ist 2013 gesunken, weil wir trotz Mittelzuflüssen nicht zugekauft hatten. Ende 2013 haben wir jedoch begonnen, den Anteil wieder leicht auf rund zehn Prozent aufzustocken. Wir haben also eher Sicherheitsgold - das aber 2014 positiv zur Performance beitragen sollte.

Der Goldpreis wird steigen?
In den kommenden Monaten könnten die Abflüsse bei Goldfonds ihre finale Phase erreichen - und den Preis nochmal drücken. Das Rückschlagpotenzial ist wegen der Nachfrage in den Schwellenländern jedoch begrenzt. Ende 2014 dürfte der Goldpreis deutlich höher notieren als heute. Steigt der Preis, kommen die Spekulanten wieder, die meist in Gold-ETFs investieren. Höchstpreise sind aber erst zu erwarten, wenn ­Investoren Gold wieder als Währung der letzten Instanz sehen.

Bert Flossbach: Der Vermögensverwalter und Manager des FvS Multiple Opportunities rechnet mit steigenden Goldpreisen zum Jahresende





Der Wert ist eher subjektiv

€uro am Sonntag: Herr Kater, der Goldpreis ist abgestürzt. Ist da eine Blase geplatzt?
Ulrich Kater:
Bei Gold von einer Blase zu sprechen, ist vielleicht nicht ganz richtig. Bei Unternehmen kann man sich an Umsätzen und Unternehmensgewinnen orientieren und damit den inneren Wert einer Aktie errechnen. Bei Gold ist das anders. Gold hat eher einen subjektiven Wert, einen Wohlfühlwert.

Das heißt, alle Prognosen zum Goldpreis sind sinnlos?
Es gibt schon Einflussfaktoren, etwa die Gebrauchsnachfrage in Ländern wie China oder Indien, die große Mengen an Gold kaufen. Trotzdem ist Gold eine Krisenwährung. Hegen Menschen Misstrauen gegen das Papiergeld, steigt der Goldpreis.

Dass er nun gefallen ist, heißt im Umkehrschluss, dass das Vertrauen in die Finanzmärkte und das Geldsystem zurückgekehrt ist?
Genau - wenigstens vorübergehend. Meiner Meinung nach bleibt unser Geldsystem zumindest in den kommenden Jahren funktionsfähig. Deshalb wird auch der Goldpreis erst einmal nicht mehr stark steigen.

Anleger sollten also die Finger von Gold lassen?
Wenn man eine Affinität zu Gold hat, spricht nichts dagegen, einen kleinen Anteil des Vermögens in Gold zu halten. Man sollte aber im Hinterkopf haben: Gold ist ein riskantes Investment.

Wer Gold kauft, sucht aber gerade Sicherheit.
Ja, das ist ein bisschen paradox. Gold bietet Sicherheit. Aber eben nur in einem Szenario, wo die Währungen instabil werden. Wenn die Finanzkatastrophe ausbleibt, ist es auf einmal Gold selbst, das den Risiken der Wertschwankung ausgesetzt ist. Das hat man 2013 gut gesehen.

Haben Sie selbst Gold?
Am besten finde ich Gold in Form schöner Schmuckgegenstände. Zur systematischen Geldanlage ziehe ich ein breit gestreutes Portfolio aus Wertpapieren vor.

Dr. Ulrich Kater
Ulrich Kater: Der Chefvolkswirt der Deka Bank, das Wertpapier- und Fondshaus der Sparkassen, hält Gold für ein riskantes Investment





Anlageklasse, die in Krisen glänzt

€uro am Sonntag: Herr Otte, haben Sie zuletzt Edelmetall gekauft?
Max Otte:
Privat habe ich zu meinen Goldbeständen physisches Silber hinzugekauft, das ähnliche Charakteristika hat. Das dient mir auch als Währungsersatz. Papiergeld oder elektronischen Kontoguthaben vertraue ich nur begrenzt.

Und für Ihren Fonds?
In meinen Fonds habe ich derzeit kein Gold. Aktien von Goldminenwerten machen zehn Prozent und mehr aus. Da sind wir sportlicher unterwegs.

Aus welchen Gründen?
Minenunternehmen profitieren besonders stark von einem Preisanstieg des Goldes. Dabei setze ich auf Unternehmen wie Barrick Gold, die nicht zu hohe Produktionskosten aufweisen. Ich favorisiere größere Werte, da kleineren Förderern angesichts des niedrigen Goldpreises schneller die Luft ausgeht.

Soll das heißen, dass Sie als Value-Investor Gold unattraktiv finden?
Nein, ganz und gar nicht. Gold ist klar unterbewertet und ist nicht nur für Value-Investoren interessant. Meiner Meinung nach hat der Goldpreis gerade einen Boden gefunden und wird mittel- bis lang­fristig auf den angemessen Wert von über 2.000 US-Dollar die Unze zulegen.

Das klingt, als würden Sie Gold als normale Anlageklasse einordnen?
Das ist richtig. Gold ist eine normale Anlageklasse, die aber in Krisenzeiten besonders glänzt. Daher sollten Anleger immer einen gewissen Anteil des Edelmetalls in ihrem Portfolio halten. Es ist die ursprünglichste aller Versicherungen.

Weshalb?
Normalerweise ist Gold nicht mit den anderen Vermögensklassen korreliert. Es wird immer kritisiert, dass Gold keine laufenden Renditen abwirft. Das tun Versicherungen auch nicht. Aber wenn sich die Krise verschärft, dann sind Sie froh, dass Sie Gold haben.

Max Otte: Der Wirtschaftsprofessor, Fondsmanager und Vermögensverwalter setzt privat und beruflich auf Edelmetalle





Über 5.000 US-Dollar sind möglich

€uro am Sonntag: Herr Mack, Ihr Fonds investiert stark in Gold. ­ 2013 war ein schlechtes Jahr für den M & W Privat, oder? Martin Mack: Ja, die Edelmetallpreise sind massiv eingebrochen und der M & W Privat hat 27 Prozent verloren. Das ist auch für unsere ­Investoren ungewohnt, die Finanzkrisen der vergangenen 15 Jahre haben wir alle recht gut bewältigt.

Haben Sie Gold verkauft?
Im Gegenteil. Wir sehen Vermögen in realen Werten wie Gold besser ­gesichert als in den aufgeblasenen Aktien- und Anleihemärkten. Der Kursrutsch hat uns einen Grund mehr beschert, in Edelmetalle zu ­ investieren. Wir haben ihn genutzt und den Edelmetallanteil um zehn Prozent aufgestockt. Jetzt haben wir rund 32 Prozent des Portfolios in physischem Gold, 17 Prozent in Silber und 21 Prozent in Aktien von Gold- und Silberminen. Deren Kurse haben schon wieder angezogen, was ein Fingerzeig für die Entwicklung des Goldpreises sein könnte.

Der Goldpreis wird steigen?
Davon sind wir überzeugt. In Europa, Japan oder den USA wurde ­ ein Schneeballsystem aufgebaut, die jetzt schon nicht mehr rückzahl­baren Staatsschulden werden mit immer neuen Schulden und der Notenpresse bedient. Auf Dauer wird das nicht gut gehen, das Schuldgeldsystem wird kollabieren. Daher halten wir einen Goldpreis über 5.000 US-Dollar für nicht ausgeschlossen.

Eine gewagte Prognose.
Die physische Nachfrage in China, Indien, aber auch in Deutschland ist groß. Auch die Notenbanken kaufen Gold. Da muss man sich fragen, wie lange eine steigende Nachfrage auf sinkende Preise treffen kann.

Kritiker sagen, es sei schlicht eine Blase am Goldmarkt geplatzt.
Ich sehe das anders. In den 80ern stand der Wert des Goldes für über 20 Prozent des Weltfinanzvermögens, heute nur für rund zwei Prozent. Entweder gibt es beim Finanzvermögen einen riesige Implosion oder beim Goldpreis eine Explosion.

Martin Mack: Der Fondsmanager des M & W Privat ist Goldfan. 70 Prozent des Fondskapitals liegt in Edelmetallen und in Minenaktien





Gold sollte man nicht versilbern

€uro am Sonntag: Herr Weinberg, der Goldpreis ist 2013 tief gestürzt. Ist es für Anleger ­ besser zuzukaufen oder endgültig auszusteigen?
Eugen Weinberg:
Es gibt darauf keine einfache Antwort. Gold sollte je nach Neigung des Investors fünf bis 15 Prozent seines Portfolios ausmachen. Steigt nun der Preis, bildet dies die zunehmende Nachfrage aufgrund wachsender Risiken wie Inflation oder Finanzmarktkrisen ab. Sinkt die Notierung wie in den vergangenen Monaten, ist es ein Zeichen, dass sich die Situation normalisiert und der Absicherungsbedarf sinkt. Man sollte den Gold­anteil daher je nach Lage an den Finanzmärkten ­ atmen lassen.

Somit sollten Anleger keinen Gewinn daraus schlagen, wenn der Goldpreis wieder steigt?
Nein, man sollte Gold nicht versilbern. Gold ist meines Erachtens kein Spekulationsobjekt, es ist eine Versicherung. Ich will damit meine anderen Investments absichern. Daher ist es auch nicht weiter schlimm, wenn die Goldnotierung unter Druck steht. Denn das heißt im Umkehrschluss doch nur, dass meine anderen Anlagen dank der Beruhigung an den Märkten an Wert gewinnen.

Wie wird sich der Goldpreis Ihrer Meinung nach entwickeln?
Wir gehen davon aus, dass sich der Preis im ersten Halbjahr bei rund 1.200 US-Dollar die Unze stabilisiert, ehe er dann langfristig wieder zulegt.

Die Bedingungen sind aber nicht optimal?
Das ist richtig. Die Inflation in den Industriena­tionen ist niedrig, der US-Dollar legt gegenüber ­anderen wichtigen Währungen zu, die Spekulanten haben ihr Interesse weitgehend verloren, und Gold befindet sich per Definition in einem klas­sischen Bärenmarkt. Alles in allem ein eher düsteres Bild.

Weshalb sind Sie dann dennoch optimistisch?
Erstens sind all diese negativen Faktoren längst ­bekannt und somit auch im Preis berücksichtigt. Zweitens steigt die Nachfrage nach physischem Gold. In Asien, speziell in China, nimmt der Bedarf sehr stark zu. Im vergangenen Jahr wurden allein in China 1.500 Tonnen Gold verkauft, das sind knapp 60 Prozent der weltweiten Minenproduktion. China ist so zum größten Goldmarkt der Welt aufgestiegen.

Gekauft haben chinesische Privatanleger?
Laut meinen Schätzungen ging ein Drittel an die chinesische Zentralbank, zwei Drittel an Priva­t­anleger.

Eugen Weinberg
Eugen Weinberg: Der Rohstoffexperte der Commerzbank lehnt Gold als Spekulationsobjekt strikt ab






Investor-Info

Goldpreis
Angst vor dem Geldcrash

Je mehr die US-Notenbank Fed die Märkte mit billigem Geld flutete und ihre Bilanz aufblähte, desto höher stieg lange Zeit der Goldpreis. Diese Korrelation ist zuletzt jedoch gebrochen. Zwei konträre ­ Folgerungen sind möglich. Erstens: Das Edelmetall hat enormes Aufholpotenzial. Zweitens: Die Angst vor dem Geldcrash ist trotz weiterer Liquiditätsschwemme der Notenbanken vorbei, die Alternativwährung Gold nicht mehr gefragt.














Kaufkraft
Das gibt’s für ein Gramm Gold

Goldfans argumentieren, Gold erhalte die Kaufkraft eines Vermögens besser als Papiergeld. 1900 kostete ein Kilo Roggenbrot 30 Pfennig, in der Hyper­inflation 200 Milliarden Mark, in den 1970er-Jahren 1,50 Mark, heute fast fünf Euro. Schaut man, wie viel Brot es für ein Gramm Gold gab, war der Kaufkraftverfall des Goldes geringer. Zuletzt gab es sogar mehr Brot fürs Gold statt weniger. Für Goldanhänger der Beweis, dass das Edelmetall ein guter ­Wertspeicher ist. Skeptiker winken dagegen ab: An der hohen Brotkaufkraft sehe man, dass Gold derzeit zu teuer sei.
















Physisches Gold
Absicherung für Pessimisten

Pessimisten, die mit heftigen Finanz- und Geldkrisen rechnen, sollten zu physischem Gold greifen, um ihr Vermögen zu sichern. Wer glaubt, Gold auch im ­Krisenfall als Zahlungsmittel verwenden zu müssen, wählt kleinere Barren und Münzen. Wer nur einen Wertspeicher sucht, mit dem Vermögen langfristig konserviert werden kann, sollte hingegen größere Einheiten wählen, denn hier sind die Gebühren bei Kauf und Verkauf geringer. Bei Münzen sollte man gängige Anlagemünzen wie den Krügerrand wählen. Auf Gold wird keine Mehrwertsteuer berechnet, auch mögliche Gewinne sind steuerfrei, wenn Gold länger als ein Jahr gehalten wird. Seriöse Angebote gibt es bei großen Händlern wie Degussa, MP Edelmetalle oder Pro Aurum.

M & W Privat
Für Überzeugungstäter

Martin Mack & Herwig Weise setzen bei ihrem Mischfonds M & W Privat voll auf Edelmetalle. 50 Prozent sind in physisches Gold und Silber investiert. 20 Prozent stecken in Minenaktien. Der Rest des Vermögens liegt in Finanzprodukten wie Derivaten, Aktien oder Anleihen. Die Verluste 2013 haben auch die langfristige Wertentwicklung des Fonds verhagelt.

FVS Multiple Opportunities
Spekulieren mit Sicherung

Gold dient Bert Flossbachs Mischfonds als Versicherung: Rund zehn Prozent sind derzeit so investiert. Mit dem Rest des Vermögens kauft er dividendenstarke Aktien von Unternehmen wie Nestlé und Coca-Cola, Wandler sowie in turbulenten Phasen Derivate zur Absicherung gegen Kursabstürze. 2013 gab es Gewinne, obwohl der Goldpreis abrutschte.

MAX Otte Vermögensb. Fonds
Die Value-Mischung

Für das Mischportfolio Max Otte Vermögensbildungsfonds sucht Otte selbst nach Value-Gesichtspunkten weltweit Aktien, Anleihen und Rohstoffe, wobei Aktien derzeit 82 Prozent des Portfolios ausmachen. Über zehn Prozent des Fonds sind aktuell in Goldminenaktien gebunden. Für Anleger mit einem Anlagehorizont von über fünf Jahren.

Gold-ETC und -Minenfonds
Wette auf den Goldpreis

Wer lediglich auf Preissprünge des Edelmetalls setzen möchte, kann in kostengünstige Finanzprodukte wie das ETC db Physical Gold mit Währungsabsicherung (ISIN: DE 000 A1E K0G 3) anlegen. Das ETC ist mit physischem Gold hinterlegt, das sich Anleger beim Verkauf ausliefern lassen können. Dies ist aber mit erheblichen Kosten verbunden. Wer dagegen auf die starke Hebelwirkung eines Preisanstiegs von Gold für Goldminenaktien wetten möchte, investiert in den Earth Gold Fund (DE 000 A0Q 2SD 8), der in diesem Jahr schon rund 22 Prozent zugelegt hat. Für die vergangenen zwölf Monate steht allerdings ein Minus von 48 Prozent zu Buche. 

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Bildquellen: Flossbach von Storch AG, DekaBank, Guenther Peroutka, Commerzbank

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