Euro am Sonntag-Titel

Die besten Investments in Edelmetalle

14.07.10 06:00 Uhr

Wenn Anleger Angst haben, kaufen sie Gold. Dabei versprechen auch andere Edelmetalle wie Silber, Platin und Palladium Sicherheit und Rendite für das Portfolio.

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Rohstoffe

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von P. Gewalt, C. Batisweiler, M. Blümel, S. Haberer, Euro am Sonntag

Diese Münze ist nichts für den kleinen Geldbeutel. Für rund 3,3 Millionen Euro ersteigerte vor zwei Wochen ein unbekannter Investor ein 100 Kilogramm schweres Goldstück in Wien. Die weltweit größte Goldmünze mit Nennwert von einer Million Kanadischen Dollar ist drei Zentimeter dick und hat einen Durchmesser von 53 Zentimetern. Der neue Besitzer der 2007 in Kanada geprägten Münze, die auf der einen Seite das Konterfei von Königin Elizabeth schmückt, gehört nun einem exklusiven Klub an. Von den fünf geprägten Stücken ist eine im Besitz der Queen, zwei weitere gehören Investoren in Dubai.

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Größer, teurer, exklusiver – Goldinvestment aller Art sind weltweit en vogue. Nicht nur die Geldelite der Welt, darunter auch immer mehr Zentralbanken in den Schwellenländern, hat sich in das gelbe Edelmetall vernarrt. Auch immer mehr Normalbürger sind dem Goldfieber erlegen.

Edelmetallunternehmen verdienen sich an diesem Trend eine goldene Nase. In weniger als 18 Monaten haben sich die Goldeinlagen des US-Unternehmens Goldmoney, das weltweit Edelmetalle für Investoren aufbewahrt, mehr als verdoppelt. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei ETF Securities, einem der wichtigsten Emittenten von besicherten Schuldverschreibung (ETCs) auf Edelmetalle. Bei den Briten sind die in ETCs gebundenen Goldanlagen inzwischen auf den Rekordwert von 8,85 Millionen Unzen (je 28,3 Gramm) im Wert von rund zehn Milliarden US-Dollar gestiegen.

Der Effekt des Kaufrauschs lässt sich am Goldpreis ablesen, der im Juni mit 1266 US-Dollar eine neue Rekordmarke erreicht hat. Die Erklärung ist einfach: Seit der Lehman-Pleite, den billionenschweren Rettungspaketen und den hohen Schuldenbergen der Industrienationen herrscht bei vielen Groß- und Kleinanlegern die Angst. Angst vor Hyperinflation, Angst vor Deflation und Angst vor einem Zusammenbruch des globalen Wirtschafts- und Währungssystems. „Die Angst vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone und die Schuldenkrise Griechenlands hat viele Anleger erstmals zu Goldkäufen veranlasst“, erklärt Georges Lequime, Fonds­manager des Earth Gold Fund UI. „Aber auch die niedrigen Leitzinsen in vielen Staaten bilden einen guten Nährboden für die Goldrally.“ Für US-Rohstofflegende Jim Rogers sind die ­Zuwächse allerdings auch ein Warnsignal. „Ich besitze Gold“, sagt Rogers. „Aber ich habe es nicht eilig, Gold zu kaufen. Ich kaufe nicht gern Dinge, deren Preise steil angestiegen sind.“ Rogers empfiehlt hingegen Silber, Platin und Palladium.“

Bisher stehen die drei Edelmetalle in der öffentlichen Wahrnehmung stark im Schatten von Gold. Zu Unrecht, denn auch die Preise von Silber, Platin und Palladium haben zuletzt Rückenwind bekommen. Ein Grund: Die Metalle gelten wie Gold in Notzeiten als Geldersatz, gleichzeitig profitieren sie in ihrer Eigenschaft als In­dustriemetall von einer wirtschaftlichen Aufschwungphase.

Mit Silber, aber auch Palladium und Platin schlagen Anleger somit zwei Fliegen mit einem Investment. Sollte sich die Weltwirtschaft wie erwartet weiter erholen, dürften diese Metalle vom Aufschwung getragen werden. Dies zeigte sich auch vergangene Woche, als gute Konjunkturdaten die Notierungen von Silber, Palladium und Platin nach oben trieben. Droht aber tatsächlich Hyperinflation oder eine Staatspleite, so kommt den Edelmetallen, wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung, ihre Geldersatzfunktion zugute. Bei einigen Anlegern hat dies zu einem Umdenken geführt.

Denn auch wenn die vier Metalle in der Vergangenheit eine ähnliche Preisentwicklung hatten, kommen immer wieder Sonderfaktoren auf der Angebots- und Nachfrageseite der einzelnen Edelmetalle zum Tragen. Dies kann die Rendite des Investments im Vergleich zu anderen Edelmetallen deutlich nach oben, aber auch nach unten treiben.

Bei Silber etwa sorgten die Gebrüder Hunt in den 80er-Jahren für eine spektakuläre Preisrally, indem sie den Markt leerkauften, um ein Silbermonopol zu gründen. Seit den 90er-Jahren wiederum leidet der Silberpreis unter dem Aufkommen der digitalen Fotografie, die den Bedarf des Metalls in der Filmindustrie drastisch verringert hat. Neue Anwendungsgebiete dürften in den kommenden Jahren diesen Nachteil allerdings wieder wettmachen. Die Platin- und Palladiumnotierungen wiederum waren die großen Nutznießer des Aufkommens des Katalysators in der Autoindustrie. Die starke Stellung der russischen Unternehmen bei den Platinreserven macht den Markt wiederum sehr anfällig für Gerüchte und das Verkaufsverhalten der Russen.

Allen Edelmetallen gemein ist, dass der Aufschwung auch durch Innovationen der Finanzindustrie getragen wird. Lange Jahre gab es keine andere Möglichkeit, als sich Gold, Silber, Platin oder Palladium in den Tresor zu legen. Das Aufkommen der ETCs hat dem Markt in den vergangenen Jahren daher einen großen Schub gegeben, da dadurch einerseits die Aufbewahrung und andererseits der Handel deutlich erleichtert wurden. Zuletzt profitierten Platin und Palladium vom Aufkommen der ersten Schuldverschreibungen für beide Metalle.

Eine weitere Gemeinsamkeit der edlen Metalle: Gerade in den Sommermonaten geraten die Preise gewöhnlich unter Druck, da Fabriken schließen, Konsumenten und Investoren in den Urlaub fahren. Eine gute Gelegenheit, sein Geld in Edelmetalle anzulegen. Es muss ja nicht immer gleich eine Münze im Wert von 3,3 Millionen Euro sein.

Spekulationen um das umstrittene Edelmetall

Es darf gerätselt werden: Am Mittwoch wurden milliardenschwere Goldgeschäfte der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) bekannt. Demnach haben Banken – oder eventuell gar Notenbanken – im ersten Quartal 346 Tonnen Gold (das sind 60 Prozent der globalen Goldfördermenge im ersten Quartal) bei der BIZ hinterlegt und im Gegenzug 13 Milliarden Dollar Liquidität erhalten. Anleger reagierten nervös, der Goldpreis fiel bis auf 1189 Dollar, den tiefsten Stand seit sechs Wochen. Der Deal wurde als sogenannter Swap abgewickelt, muss also erst zu einem vereinbarten künftigen Zeitpunkt ausgeglichen werden. Die Sorge: Sollten die Banken nicht in der Lage sein, die Milliarden zurückzuzahlen, bliebe die BIZ auf dem Gold sitzen, das Metall müsste am Markt verkauft werden, der Preis bräche ein. Es darf spekuliert werden.

Spekulation und Gold gehen ohnehin Hand in Hand, da sich zwei beinahe fanatische Lager geradezu unversöhnlich gegenüberstehen: die Goldbugs, also die Befürworter von Gold als sinnvollem Investment, und die Goldkritiker, die warnen, es könnte sich eine Goldpreisblase gebildet haben. Argumente haben beide Lager parat: Goldbugs betonen, das Angebot der Minen sei begrenzt, die Nachfrage in den Schwellenländern nehme angesichts des wirtschaftlichen Wachstums und des höheren Wohlstands zu, die expansive Geldpolitik der Notenbanken führe längerfristig unweigerlich zu höherer Inflation, und Gold schütze vor der drohenden Entwertung des Papiergelds. Die Kritiker wiederum verneinen die Inflationsgefahr, sehen Deflationstendenzen, die letztlich auf die Preise aller Assetklassen (einschließlich Gold) drückten, monieren den vielleicht übertriebenen Sicherheitsbedarf der Anleger und erkennen angesichts immer höherer Goldpreisziele ein Stimmungsextrem, dem nur eine heftige Korrektur folgen kann.

Wer hat recht? Schwer zu sagen. Fakt ist jedenfalls, dass der Goldpreis gerade in den vergangenen Monaten erstaunliche Stärke bewiesen hat: Der Preis stieg gegenüber nahezu allen Währungen an. Dies ist nicht selbstverständlich, da sich Goldpreis und Dollarkurs in der Vergangenheit meist gegenläufig entwickelten. Erst in den vergangenen zwei bis drei Jahren scheint dieser Zusammenhang nicht mehr so deutlich zu sein. Sollte der Dollar nun wieder an Wert verlieren – was sich durchaus andeutet –, spekulieren die Goldbugs auf neue Höchstkurse beim Goldpreis.
Wie aber in Gold investieren? Abgesehen von gängigen Münzen und Barren, bieten sich börsengehandelte Fonds mit physischer Besicherung an, also ETFs (Exchange Traded Funds) und ETCs (Exchange Traded Commodities). Bewährt ist hier etwa der ETFS Physical Gold (ISIN: DE000A0N62G0).

Spannend sind sicherlich auch Goldminenaktien. „Nach unseren Modellrechnungen sind Edelmetallaktien bis zu 70 Prozent unterbewertet“, findet etwa Georges Lequime, der den Earth Gold Fund managt. „Die Aktien haben sich noch immer nicht von den Kursstürzen nach der Lehman-Pleite erholt, obwohl die Edelmetallpreise seither angezogen haben.“ Goldproduzent Newmont Mining (ISIN: US6516391066) sei so günstig wie seit 16 Jahren nicht mehr. Wer ein Aktiendirektinvestment scheut, ist mit dem Earth Gold Fund UI (ISIN: DE000A0Q2SD8) gut bedient. Der Fonds kann neben Direktinvestments in Minengesellschaften auch in Fonds, ETFs und ETCs anlegen.

Für Silber brechen goldene Zeiten an
Gold und Silber pflegen ein ganz besonderes Verhältnis, das sich insbesondere in der Gold-Silber-Ratio ausdrückt. Der Goldpreis lag in den vergangenen Jahren in etwa beim 50-Fachen des Silberpreises, inzwischen ist der Koeffizient aufgrund der Goldrally auf das 65-Fache gestiegen. Für Experten ein klares Signal, dass für den kleinen Bruder des Goldes noch deutliche Wertsteigerungen zu erwarten sind. „Wir gehen davon aus, dass sich dieses Verhältnis wieder anpasst, und sehen bei Silber Aufholpotenzial“, prophezeit Eugen Weinberg, Rohstoffexperte bei der Commerzbank, und hält einen Preisanstieg auf bis zu 23 US-Dollar im kommenden Jahr für möglich.

Dabei dürfte das Edelmetall von seiner Doppelfunktion als Industriemetall und möglicher Geldersatz profitieren. „Man kauft Gold, wenn man glaubt, die Welt geht zugrunde, man kauft Kupfer, wenn man annimmt, dass die Wirtschaft wächst, Silber kauft man, wenn man nicht genau weiß, wie es weitergeht“, sagt Jeffrey Christian, Analyst der Edelmetallberatungsfirma CPM Group. Ein passendes Investment für die derzeitige wirtschaftliche Situation, wo nichts klar und vieles möglich erscheint.

Das Interesse von Investoren an Silber wächst ohnehin seit Jahren und macht inklusive Münzverkäufe schon 24 Prozent der Gesamtnachfrage aus. Weiterer Lichtblick: Zwar geht der Silberbedarf in der Filmindustrie zurück, dafür ergeben sich aber neue Einsatzgebiete, ­unter anderem aufgrund der guten Wärmeleit­fähigkeit des Metalls. Vor allem in Zukunftstechnologien im Bereich alternative Energien, im Telekommunikationsbereich und bei Batterien wird Silber immer stärker benötigt. Auch bei Wasserreinigungs­anlagen wird zunehmend auf das Edelmetall zurückgegriffen, um Che­mikalien wie Chlor zu ersetzen. Insgesamt, so Schätzungen der Fortis Bank, könnte die Industrienachfrage bis 2020 um 25 Prozent zulegen.

Für Anleger bietet sich eine ganze Palette von Anlagemöglichkeiten, um von möglichen Preissteigerungen zu profitieren. Interessant sind Silbermünzen, die einen gewissen Sammlerwert haben. Dies bringt dem Besitzer nicht nur in ästhetischer Hinsicht einen Zusatznutzen, auch renditetechnisch entwickeln sich seltenere Prägungen über die Jahre besser als etwa reine Silberbarren. Münzen und Barren können bei Edelmetallhändlern wie etwa Pro Aurum gekauft und eingelagert werden. Eine Alternative hierzu sind Investments in Silber Exchange Traded Commodities, eine Art Schuldverschreibung, die sich nahezu eins zu eins mit dem Silberpreis entwickeln. Der ETFS Silver von ETF Securities (ISIN: DE000A0N62F2) ist mit dem physischen Metall besichert, das in einem Tresor in London gelagert wird.

Wer auf einzelne Silberunternehmen setzen will, hat im Vergleich zum Goldsektor eine deutlich geringere Auswahl. Grund: Silber wird überwiegend als Beiprodukt in der Zink-, Kupfer-, Blei- und Goldproduktion gefördert. Reine Silberförderunternehmen sind daher eher selten und auch recht teuer bewertet. Interessant ist die Aktie des kanadischen Förderers Pan America Silver (ISIN: CA6979001089), die trotz der Silberpreiserholung noch über 40 Prozent unter dem Höchststand von 2008 notiert. Rar sind auch reine Silberaktienfonds. Anleger sollten daher auf breit gestreute Edelmetallport­folios wie den Earth Gold Fund UI (ISIN: DE000A0Q2SD8) oder den Falcon Gold Equities Fund (ISIN: CH0002783535) ausweichen.

Wette auf die Autokonjunktur
Jahrhundertelang ist Platin stiefmütterlich behandelt worden. Als die spanischen Eroberer einst in Südamerika die Indianer beim Goldwaschen beobachteten, ließen sie das dabei angefallene, silbriggraue Metall in die Flüsse werfen. Dann wurde der Export nach Europa verboten, Fälscher nutzten das schwere Element nur zu gern, um es mit Gold zu überziehen und damit Münzen zu fälschen. Seinen Durchbruch erlebte das Edelmetall erst Anfang des 20. Jahrhunderts mit der industriellen Nutzung seiner Eigenschaften: Das extrem widerstandsfähige Platin dient als Katalysator in chemischen Prozessen. Mit 57 Prozent Kursgewinn entwickelte sich der Platinpreis nicht nur vergangenes Jahr besser als Gold, auch auf Sicht der vergangenen zehn Jahre liegen die Wertzuwächse des silbrigen Metalls über denen des gelben. „In erster Linie kommt die Nachfrage aus der Kfz-In­dustrie für Katalysatoranwendungen“, erklärt Thorsten Proettel, Rohstoffexperte der LBBW, die gute Kursentwicklung der vergangenen Jahre. Mehr als 50 Prozent der Produktion landen im Auspuff. „Der Faktor industrieller Bedarf ist bei Platin stark“, sagt auch Werner Ullmann von der Investmentboutique ERA Ressources. Die Weltkonjunktur ist deshalb für die Preisentwicklung wesentlich wichtiger als etwa die neue Investmentnachfrage durch ETFs oder ETCs.

Wer auf weiter steigende Platinpreise setzen will, kann Anteile des Platinum ETF der Zürcher Kantonalbank (ISIN: CH0029792709) kaufen. Ein Anteil bildet circa 50 Gramm des Edelmetalls ab, das physisch in der Bank hinterlegt ist. Der ETF ist an der Börse handelbar, Sachauszahlung gibt es allerdings nur in der Standardeinheit von Fünf-Kilo-Barren. Wer in die Aktie einer Platinmine investieren will, hat wenig Auswahl. Chancen durch günstige Bewertung bieten sowohl Anglo American Platinum (ISIN: ZAE000013181) als auch Impala Platinum (ISIN: ZAE000083648) aus Südafrika. Bei Impala, weltweit Nummer 2 der Branche, sollten Anleger aber noch die Verhandlungen des Unternehmens mit der Bergbaugewerkschaft abwarten, die kräftige Lohnaufschläge fordert. Ergebnisse werden Ende des Monats erwartet.

Der unterschätzte Edelstoff
Bei der Aufzählung der Edelmetalle wird Palladium oft vergessen – auch weil es erst 1803 entdeckt wurde. Das gern als „die kleine Schwester“ des Platin bezeichnete Metall ist ähnlich selten und hat ähnlich gute Eigenschaften als Katalysator. Während aber Platin vor allem bei der Abgasreinigung von Dieseln zum Zuge kommt, säubert in Benzinern in der Regel Palladium die Abgase. Das dürfte auch bei anziehender Autokonjunktur die Preise des Rohstoffs nach oben treiben. Vor allem in den USA und China sind Benziner erste Wahl beim Autokauf. Die günstigere Alternative zu Platin ist Palladium auch als Schmuckmetall und wird zudem für die Legierung von Weißgold genutzt. Der steigende Wohlstand in Asien sollte sich auch bei der Schmucknachfrage abbilden.

Auch geopolitische Umstände haben großen Einfluss. Weltgrößter Produzent ist Russland, wo eine staatliche Behörde die Lizenzen zur Ausfuhr erteilt. 1999 und 2000 etwa gab es gar keine Exporterlaubnis, was das Angebot stark verknappte. Südafrika als zweitgrößtes Förderland hat andere Probleme. „Südafrika hatte auch schon ohne die Stromversorgungsprobleme wegen der Fußball-WM die Minen nicht mit genug Energie versorgen können, was die Förderung teilweise schwer behinderte. Die Folge war ein Preisanstieg um rund 50 Prozent innerhalb weniger Wochen“, erzählt LBBW-Rohstoffexperte Thorsten Proettel. Die alten Hochs wurden seither nicht mehr erreicht. Werner Ullmann von ERA Ressources rät Anlegern: „Platin und Palladium sind derzeit mit Vorsicht zu genießen, aber bei einem Einbruch der Preise kann man in kleinen Tranchen nachkaufen.“

Stark verbilligt hat sich in den letzten ­Monaten die Aktie des Minenbetreibers North American Palladium (ISIN: CA6569121024) und bietet deshalb nun eine gute Einstiegsmöglichkeit. Die Kanadier haben unlängst in ihren Lagerstätten in Ontario und Québec weitere reichhaltige Gold- und Palladiumvorkommen nachgewiesen. Für Investments in physisches Pal­ladium eignen sich der Fonds ETFS Physical Palladium (ISIN: DE000A0N62E5) sowie der ZKB Palladium ETF (ISIN: CH0029792683).

Investor-Info

Steuern I
Das gilt bei direkten Investments in Edelmetalle
Aus steuerlicher Sicht sind Direktinvestments in Gold und andere Edelmetalle durchaus empfehlenswert. Denn hier gelten im Prinzip weiterhin die Steuerregeln, die vor Einführung der Abgeltungsteuer 2009 generell galten: Wer Barren oder (Gold-)Münzen länger als ein Jahr hält, kassiert realisierte Kursgewinne steuerfrei. Jedoch ­wirken realisierte Verluste nach Ablauf eines Jahres auch nicht mehr steuermindernd. Wird innerhalb eines Jahres ­verkauft, erfolgt die Besteuerung zum persönlichen ­Steuersatz, An- und Verkaufsspesen mindern die Steuer. Ein binnen Jahresfrist realisierter Spekulationsverlust lässt sich jedoch nur mit steuerpflichtigen Gewinnen aus Verkäufen von ­Edelmetallen, Immobilien, Leasingfonds, Kunst­werken oder Antiquitäten verrechnen.
Übrigens: Anlagemünzen aus Gold gemäß Richtlinie 77/388/EWG und 98/80/EG – etwa Krügerrand, Maple Leaf oder Gold Panda – sind umsatzsteuerbefreit. Für die meisten Silbermünzen gilt dagegen der ermäßigte ­Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent. Münzen aus ­anderen Edelmetallen – etwa Palladium oder Platin – sind dagegen voll mehrwertsteuerpflichtig.

Steuern II
Das gilt bei(un-)besicherten ETCs
Exchange Traded Commodities (ETCs) auf Gold oder andere Rohstoffe sind im Prinzip Inhaberschuld­verschrei­bungen, ­ähnlich einem Zertifikat. Mit dem Kauf von ETCs werden die Anleger zu Gläubigern des ETC-Emittenten.
Es ­besteht hier also grundsätzlich ein Emittentenrisiko. Dabei ist jedoch zu unterscheiden ­zwischen besicherten und unbesicherten ETCs. Bei ­unbesicherten ist klar: Auf realisierte Gewinne wird ­unabhängig von der Anlagedauer ­Abgeltungsteuer fällig, Verluste ­mindern die ­Steuerlast. Anders sieht es bei ­besicherten ETCs aus – etwa bei Xetra-Gold. Bei diesen – auch zur Verminderung des Emittentenrisikos – mit dem physischen Rohstoff, etwa Gold, hinterlegten Schuld­verschreibungen erwirbt der Käufer einen Liefer­anspruch auf das hinterlegte Gold. Die Emittenten ­gingen daher davon aus, dass hier die gleichen Regeln gelten wie beim Direkterwerb des Edelmetalls. Doch dem widersprach das Bundesfinanzministerium in einem Schreiben vom 22. Dezember 2009 (Az. IV C 1 - S 2252/08/10004). Demnach gelten hier die normalen Regeln der ­Abgeltungsteuer. Diese Frage wird endgültig wohl erst in einigen Jahren vom Bundesfinanzhof ­geklärt werden.

Steuern III
Das gilt bei (Gold-)Minenaktienfonds
Für Fonds, die hauptsächlich in Aktien von (Gold-)Minen ­investieren, ­gelten die Regeln zur ­Abgeltungsteuer. Das heißt: Dividenden werden zum Zuflusszeitpunkt mit 25 Prozent Abgeltungsteuer ­zuzüglich Soli plus eventuell ­Kirchensteuer belegt. Beim Verkauf realisierte Kurs­gewinne unterliegen ebenfalls der Abgeltungsteuer.

Steuern IV
Das gilt bei reinen Goldfonds
Deutsche Fonds dürfen maximal 30 Prozent des Kapitals in physischem Gold anlegen. Bei ausländischen sind bis zu 100 Prozent möglich. Solche reinen Goldfonds ­haben die Zürcher Kantonalbank und Julius Bär aufgelegt. Diese sind zwar börsengelistet, in Deutschland aber ohne Vertriebszulassung. ­Daher ist ungeklärt, wie der Fiskus sie behandelt: Entweder sie ­werden als „intransparente Fonds“ ­eingestuft, dann wären sie wegen der hohen ­jährlichen Steuerlast – die selbst bei Verlust fällig würde – völlig ­unattraktiv. Oder sie werden als vermögens­verwaltend angesehen – ähnlich ­Geschlossenen Fonds. Dann wären sie steuerlich so günstig wie Direkt­invest­ments. Solange das ­ungeklärt ist: Finger weg.

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