Euro am Sonntag

Rohstoffe vor dem Comeback: Die Gründe, die Aussichten

01.10.15 16:00 Uhr

Rohstoffe vor dem Comeback: Die Gründe, die Aussichten | finanzen.net

Die Preise für Kupfer oder Weizen sind auf die Niveaus der Finanzkrise eingebrochen. Gleich mehrere Experten setzen nun auf die Wende. Zu Recht?

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von Alexander Sturm. Euro am Sonntag

Der Horror nimmt kein Ende. Schwache Daten aus China sorgten dieser Tage für einen Ausverkauf von Kupfer, Gold fiel gleich mit. Die Sorgen um die Wirtschaft in China, die Turbulenzen um die US-Zinswende und der starke Dollar bilden einen perfekten Sturm für Rohstoffe. Selbst kleine Anlässe reichen schon für die immer gleiche Marktreaktion: raus aus dem Risiko, raus aus Rohstoffen.

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Der Ausverkauf erreicht historische Ausmaße. Viele Metalle notieren auf dem Niveau von 2009, als eine Jahrhundert-Finanzkrise die Börsen erschütterte. Öl hat binnen eines Jahres die Hälfte an Wert verloren. Der Status von Gold als sicherer Hafen ist nach dem Absturz bis nah an die Marke von 1.000 Dollar je Unze angekratzt. Und der Preis für Weizen geht wegen eines Überangebots in die Knie.

Angesichts der Einbrüche fragen sich manche Investoren: Könnte es das gewesen sein? Muss nicht langsam der Tiefpunkt erreicht sein? Nach Jahren des Preisverfalls wagen sich manche aus der Deckung. "Wir glauben, dass wir auf den Rohstoffmärkten viel näher am Ende des Bärenmarkts stehen als am Beginn", sagt Nicolas Robin, Manager des Threadneedle Enhanced Commodities.

Prognosen werden mutiger

Nicht nur chronisch optimistische Fondsmanager schöpfen Hoffnung. Auch viele Firmen und Finanzinstitute rechnen laut einer Umfrage der Commerzbank mit steigenden Rohstoffpreisen. Sie erwarten vor allem bei Gold, Silber, Platin und Palladium höhere Notierungen. Bei Industriemetallen wie Aluminium und Kupfer sowie Öl überwiegt langfristig die Zuversicht. Bei Agrarrohstoffen ist das Bild gespalten, weil Wettereinflüsse Vorhersagen erschweren.

Die Einschätzungen ähneln den Prognosen von Analysten (siehe Investor-Info), die der Datendienst Bloomberg gesammelt hat. Demnach gehen die Finanzauguren ebenfalls von einer Trendwende aus. 2016 sehen sie Platin und Palladium im Mittel rund 25 Prozent höher, bei Öl schätzen sie das Preispotenzial auf 30, bei Nickel sogar auf 50 Prozent. Solche Zahlen sollte man nicht überbewerten, doch sie liefern Anhaltspunkte.

Und die Rohstoff-Bullen führen gewichtige Argumente ins Feld. Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), verweist darauf, dass die Weltwirtschaft dieses Jahr um 3,5 Prozent wachsen werde. Das lasse die Rohstoffnachfrage anziehen. Zudem kürzten Rohstoffkonzerne Investitionen und drosselten so das Angebot. Die LBBW erwartet deshalb in den nächsten zwölf Monaten eine Wende bei vielen Rohstoffen.

"Wir sehen eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass der Abwärtstrend seit 2011 endet", sagt Burkert. Besonders bei Indus­triemetallen ist er optimistisch, denn dort sinken die Lagerbestände. Bei Aluminium gingen sie binnen eines Jahres um rund 30 Prozent, bei Zink um 35 und bei Zinn um 50 Prozent zurück. Auch halten bei manchen Metallen wichtige Preismarken dem Ausverkauf stand. So hält sich Kupfer über 5.000 Dollar je Tonne. Beobachter werten das als Zeichen einer Bodenbildung.

Die Commerzbank merkt zudem an, dass sich der Preisverfall bei Industriemetallen nicht allein fundamental begründen lasse. "Der Preisrückgang wurde von spekulativen Anlegern verstärkt", glaubt Eugen Weinberg, Leiter der Rohstoffanalyse. Auch habe Chinas Regierung im jüngsten Börsencrash den Verkauf von Aktien teils verboten. In der Not hätten Investoren Metalle verkauft, da sie Sicherheiten bei Brokern hinterlegen mussten.

Glaubt man den Prognosen, hellt sich auch bei anderen Rohstoffen das Bild auf. So sieht die LBBW den Goldpreis zum Jahresende bei 1.250 Dollar je Unze - das wäre ein Plus von knapp zehn Prozent und damit mehr, als die meisten Analysten vorhersagen. Immer weniger Altgold werde aufbereitet und die Minenproduktion bald den Zenit überschreiten, zudem stünden die Notenbanken weiter auf der Käuferseite. "Die Chancen stehen gut, dass die Leidenszeit für Gold-Bullen auslaufen wird", sagt Frank Schallenberger, Leiter der Rohstoffanalyse der LBBW. Er sieht selbst beim gebeutelten Öl Lichtblicke. Der Fracking-Boom in den USA und die Rückkehr des Iran an die Ölmärkte seien wohl im niedrigen Preis berücksichtigt. Sinkende Investitionen und die im zweiten Halbjahr und eine saisonal höhere Nachfrage sollten die Preise leicht steigen lassen.

Marktbereinigung dauert

Allerdings gibt es auch stichhaltige Gegenpositionen. Die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) erwartet eine Fortsetzung der Rohstoff-Baisse. Eher dauere die Bodensuche noch eine Weile an, als dass eine Erholung einsetze, schreibt Analyst Heinrich Peters. Rohstoffe seien verglichen mit anderen Anlagen weniger attraktiv, da sie keine laufenden Erträge abwerfen. Die fragile Weltwirtschaft und die Überschüsse dämpften die Preise.

Tatsächlich gibt es bei einigen Rohstoffen ein Überangebot. Bei Öl ist der Überschuss auf dem höchsten Niveau seit 1998. Die Fördermenge der US-Fracking-Betriebe ist weiter hoch. Zwar hat der Preisverfall zur Schließung zahlreicher Bohr­löcher geführt, doch Effizienzgewinne kompensieren das weitgehend. Die Internationale Energieagentur IEA rechnet daher erst Ende 2016 mit einem ausgeglichenen Markt. Bis dahin kann aber viel passieren.

Gerade verkündete zudem die International Copper Study Group einen unerwartet hohen Kupfer-Überschuss im ersten Halbjahr. Überdies war in China die Nachfrage schwach. "Industriemetalle hängen am Tropf der Konjunktur in China", sagt Threadneedle-Manager Robin. Die Angebotskürzungen reichten für eine Marktbereinigung noch nicht. Immerhin will nun der Rohstoffriese Glencore die Kupferförderung aussetzen.

Etwas besser ist die Lage bei Nickel. Zum jetzigen Preis ist die Produktion von Nickelroheisen in China nicht profitabel, daher importiert das Land sehr viel Nickelraffinade. Und bei Zink verknappen Minenschließungen das Angebot. Robin setzt daher stärker auf Zink. Und Palladium profitiert vom Diesel-Skandal um VW (s. S. 26). Das Metall wird bei Ottomotoren eingebaut und dürfte bei Absatzproblemen von Dieselmotoren gefragt sein.

Breit streuen, Geduld haben

Unterm Strich sollten Anleger lieber breit gestreut auf die Rohstoffwende setzen. Zwar weiß niemand genau, ob und wie lange es weiter abwärtsgeht. Ein Preisniveau wie 2009 bei manchen Rohstoffen ist aber für Anleger mit langem Anlagehorizont keiner schlechter Einstiegszeitpunkt. Vor allem bei Metallen sind die Chancen für eine Bodenbildung gut. Trotzdem sind Geduld und Mut nötig: Über Nacht legt sich der perfekte Sturm für Rohstoffe nicht.

Investor-Info

Analystenprognosen
Steigende Preise erwartet

Vom Datendienst Bloomberg befragte Analysten erwarten im Schnitt, dass Rohstoffe auf breiter Front teurer werden. Aber: Prognosen lagen in der Vergangenheit oft daneben, gerade bei Öl. Viel Potenzial sehen Analysten bei Platin, Palladium, Nickel und Zink.
Rohstoff-Prognosen (pdf)

Amundi ETF S & P GSCI Metals
Wette auf die Metall-Wende

Im Rohstoffspektrum scheint am ehesten bei Metallen ein Boden gefunden zu sein. Manche Industriemetalle erreichten bereits Sechsjahrestiefs, höhere Metallpreise sind langfristig daher wahrscheinlich. Risikofreudige Anleger können den in Dollar notierten Amundi-ETF (ISIN: FR 001 082 174 4) kaufen, der Industrie- und Edelmetalle abbildet. Kupfer, Gold und Aluminium haben dort das höchste Gewicht.

Ossiam Risk Weighted Comm.
Nervosität rausnehmen

Wer die Schwankungen an den nervösen Rohstoffmärkten dämpfen will, kann in den ETF Ossiam Risk Weighted Enhanced Commodity ex Grains investieren. Er bildet die Rohstoffe aus dem breiten S & P-GSCI-Rohstoffindex ab, die am wenigsten schwanken. So reduziert er den Einfluss von Öl, das große Rohstoffindizes dominiert. Energierohstoffe haben dort ein ähnliches Gewicht wie Indus­triemetalle, Edelmetalle und Agrarrohstoffe. Der ETF schwankt weniger als der S & P GSCI, ist in steigenden Märkten aber auch träger.

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Bildquellen: BHP Billiton, mosista / Shutterstock.com

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