Kleiner Bruder von Gold: Wird das physische Silber knapp?
Die Unsicherheit im Zuge der Coronakrise sowie die expansive Geldpolitik verschiedener Zentralbanken weltweit hat nicht nur beim Goldpreis für massive Aufschläge gesorgt. Auch "das Gold des kleinen Mannes", wie Silber im Volksmund genannt wird, hat einen deutlichen Nachfrageschub erfahren. Könnte physisches Silber nun knapp werden?
Werte in diesem Artikel
• Gold- und Silberpreis im Bullenmodus
• Goldnachfrage schürt Angebotsdruck bei Silber
• Silber-Indexfonds erfahren großen Zulauf
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Gold und Silber auf Höhenflug
Edelmetalle waren in den letzten Monaten verstärkt gefragt. Verantwortlich dafür ist die nach wie vor noch immer grassierende Corona-Pandemie, die die Welt in Atem hält. Doch nicht nur die aktuelle Ungewissheit treibt Anleger in sichere Häfen wie Gold, auch die geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken sorgen für eine zusätzliche Flucht in Edelmetalle. Durch die Flutung der Märkte mit zusätzlicher Liquidität nimmt die Angst vor einer Inflation zu, was eine Anlage in Silber oder Gold attraktiv macht, da beide Rohstoffe traditionellerweise als Inflationsschutz angesehen werden.
Hinzu kommt die ebenfalls durch die expansive Geldpolitik ausgelöste Dollar-Schwäche. Da Edelmetalle vorwiegend in der US-Währung gehandelt werden, kommt ein sinkender Greenback den Ländern außerhalb des Dollarraums zu Gute, wodurch die Nachfrage der Rohstoffe noch zusätzlich angefacht wird. Darüber hinaus hängt der Silberpreis stärker von der konjunkturellen Entwicklung ab, da das Metall noch häufiger als Gold in der Industrie verarbeitet wird. So kann der Rohstoff von positiven Konjunkturmeldungen profitieren.
All dies hat dazu geführt, dass der Goldpreis eine wahre Rekordrally startete und jüngst gar die runde Marke von 2.000 US-Dollar je Feinunze hinter sich ließ. Der kleine Bruder des gelben Metalls steht dieser Rally jedoch in Nichts nach. Er erreichte kürzlich den höchsten Stand seit sieben Jahren mit einem Preis von zeitweise 29,43 Dollar.
Silberangebot verknappt sich
Die hohe Nachfrage nach dem Gold des kleinen Mannes hat jedoch auch zur Folge, dass es immer schwerer ist, noch an Silberbarren zu kommen. Dies bestätigte Philoro-Co-Chef Christian Brenner gegenüber dem Handelsblatt: "Es ist derzeit schwer, bei einer Schweizer Raffinerie Silberprodukte zu bekommen". Und auch The Silver Institute sieht zum ersten Mal in fünf Jahren ein Silberdefizit am Markt entstehen, wie Bloomberg berichtet.
Interessanterweise ist dafür jedoch nicht nur die gestiegene Nachfrage nach Silber verantwortlich. Da Gold derzeit noch stärker nachgefragt werde, würden Produzenten der Edelmetall-Barren bevorzugt Goldprodukte herstellen, um den derzeitigen Run auf Gold für sich zu nutzen. Silber bleibt dabei auf der Strecke, was zu einer Verknappung des Angebots führt und damit zu längeren Wartezeiten.
Silber-Indexfonds mit großen Zulauf
Doch nicht nur Privatanleger, die sich mit kleinen Silbermengen gegen eine etwaige Geldentwertung absichern wollen, sorgen für eine erhöhte Nachfrage. Es sind insbesondere mit physischem Silber gedeckte Indexfonds, die hier als Treiber fungieren. Für jeden verkauften Fondsanteil hinterlegt hier der Vermögensverwalter eine festgelegte Menge an Silber in einen Tresor. Der verstärkte Zufluss von Geld in solche Silber-Indexfonds sorgt im Umkehrschluss also auch für weniger Silber im Umlauf, auch wenn der Anleger selbst über kein Argentum verfügt. Wie aus Daten von Bloomberg, die dem Handelsblatt vorliegen hervorgeht, ist die Menge an Silber, die seit Anfang diesen Jahres von Vermögensverwaltern hinterlegt wurde, auf 900 Millionen Unzen gestiegen.
Drohen neue Schließungen von Silberminen?
Für weiteren Angebotsdruck auf dem Rohstoffmarkt dürfte außerdem die Coronakrise sorgen. So mussten verschiedene Silberminen in Peru und Mexiko, die 40 Prozent des weltweiten Angebots produzieren, bereits für einige Zeit schließen. Viele Prägeanstalten sind aufgrund von Hygienevorschriften und Vorsichtsmaßnahmen noch nicht wieder zu ihrer vollen Kapazität zurückgekehrt. Darüber hinaus ist angesichts wieder steigender Infektionszahlen weltweit nicht auszuschließen, dass Gold- und Silberverarbeiter erneut ihre Tore schließen müssen, sollten neue Ausgangsbeschränkungen verhängt werden. Deshalb geht das Silver Institute davon aus, dass die Minenproduktion aus Lateinamerika dieses Jahr um 13 Prozent zurückgehen dürfte.
Silberpreis-Prognosen erhöht
Im Zuge der gestiegenen Nachfrage nach dem kleinen Bruder von Gold haben auch verschiedene Experten ihre Preisschätzungen erhöht. Die Schweizer Bank Vontobel sieht den Silberpreis in den kommenden Jahren bei circa 40 Dollar je Feinunze. Die US-Investmentbank Goldman Sachs sieht den Preis in den nächsten zwölf Monaten auf 30 Dollar steigen. Ob die Rohstoff-Analysten mit ihren Schätzungen Recht behalten werden, dürfte zu einem großen Teil von der weiteren Entwicklung der Coronakrise abhängen.
Redaktion finanzen.net
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