Citi-Kolumne Dirk Heß

Zuversicht für Gold schwindet

18.07.14 14:36 Uhr

Zuversicht für Gold schwindet | finanzen.net

Der Goldpreis ist in der ersten Jahreshälfte um rund zehn Prozent gestiegen.

Nichts deutet jedoch darauf hin, dass dieser Trend weiterhin anhalten wird. Gold wird offenbar immer weniger als sicherer Hafen angesteuert. Trotz der geopolitischen Risiken in der Ukraine, im Irak und in Israel konnte der Preis des gelben Metalls in den vergangenen Wochen nicht zulegen. Darüber hinaus dürften die zuletzt positiven Konjunkturdaten aus den USA dafür sorgen, dass die Bedeutung des Edelmetalls als Angstwährung nachlässt.

Die abnehmende Gold-Zuversicht kann man auch am aktuellen Citi-Investmentbarometer ablesen. Während im ersten Quartal noch 56 Prozent der befragten Anleger für die kommenden drei Monate mit steigenden Goldpreisen rechneten, waren es im zweiten Quartal nur noch 34 Prozent. Jeder Vierte (25 Prozent) glaubte im zweiten Quartal, dass der Kurs des gelben Metalls fallen wird - im ersten Quartal hatten dies nur 14 Prozent angenommen. Das Citi-Investmentbarometer zeigt somit für das zweite Quartal bei Gold einen Wert von nur noch +16 Punkten an - in den vorherigen drei Monaten waren es noch ganze +41 Punkte. Das Umfragebarometer gibt alle drei Monate aggregiert die Stimmung professioneller und privater Marktteilnehmer wieder. Das Barometer hat eine Skala von -100 (maximal negativ) bis +100 (maximal positiv).

Im Gegensatz zu Gold ist die Stimmung bei europäischen Aktien im Vergleich zum ersten Quartal gleich geblieben - das Citi-Investmentbarometer zeigt ein Plus von rund 33 Punkten an - drei Punkte mehr als zuvor. Der Großteil der Befragten (63 Prozent) geht davon aus, dass die Aktienkurse in Europa in den kommenden zwölf Monaten steigen werden. Etwa jeder Fünfte (22 Prozent) glaubt an seitwärts und etwa jeder Siebte (knapp 15 Prozent) an abwärts laufende Kurse.

Die konstante Zuversicht für Aktien könnte auch mit der sinkenden Hoffnung der Anleger auf eine baldige Zinswende zusammenhängen. Im ersten Quartal hatten immerhin noch rund 17 Prozent an einen Aufwärtstrend beim Zinsniveau in Europa geglaubt - im zweiten Quartal sank die Zahl der Optimisten auf nur noch 7,5 Prozent. Etwa drei Viertel der Anleger gehen nach wie vor davon aus, dass das Zinsniveau stagnieren wird. Mit anderen Worten: Momentan glaubt kaum ein Anleger hierzulande noch an steigende Zinsen. Im zweiten Quartal sackte das Citi-Investmentbarometer für Zinsen auf null und erreichte damit den tiefsten Stand in der Geschichte der Erhebung. Im ersten Quartal hatte das Barometer noch bei +18 Zählern gelegen.

Fast so wenig, wie die gestiegenen geopolitischen Risiken im Nahen Osten zuletzt den Goldpreis positiv beeinflussen konnten, tangierten sie den Ölpreis. Das Barometer für die Rohölsorte Brent stieg nur minimal von 27 Punkten im ersten Quartal auf 30,4 Punkte im zweiten Quartal.

Die Stagnation bei Aktien und Rohöl, besonders aber das deutlich gefallene Sentiment bei Gold sprechen zusammen mit dem Zins-Pessimismus nun für ein tendenziell deflationäres Szenario, das die Befragten im zweiten Quartal zeichnen. Das gesamte Citi-Investmentbarometer sowie die vorhergehenden Erhebungen können unter https://de.citifirst.com/DE/Investmentbarometer/Uebersicht eingesehen werden.

Dirk Heß, Finanzexperte der Citigroup, schreibt zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Warrant Sales & Distribution bei der Citi besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter. Die Citigroup ist seit dem Jahr 1989 als Emittent von strukturierten Produkten permanent am deutschen Markt vertreten und feiert 2014 ihr 25-jähriges Jubiläum.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Nachrichten zu Goldpreis