Gold: Zinsrisiko oder Inflationschance?
Wer einen kräftigen Dämpfer für den Goldpreis durch die Zinsanhebung der FED erwartet hat, dürfte überrascht worden sein. Trotz der geldpolitischen Straffung sieht es für Gold nicht schlecht aus.
Eine Kolumne von Holger Steffen. Der Nebenwerte-Spezialist und Chefredakteur vom Anlegerbrief erwirtschaftet mit seinem Musterdepot seit 1999 eine Rendite von im Schnitt 16,8% pro Jahr.
Die FED erhöht die Zinsen - und der Dollar fällt, Euro und Gold hingegen steigen. Auf den ersten Blick eine paradoxe Reaktion, schließlich hat sich die Zinsschere zwischen den USA und Europa weiter geöffnet, während für das zinslose Gold die Opportunitätskosten gestiegen sind. Doch an den Märkten werden die Erwartungen gehandelt, und die Akteure haben es im Vorfeld offenbar für möglich gehalten, dass die US-Notenbank die Zinszügel im laufenden Jahr stärker anzieht, als bislang in Aussicht gestellt. So ist es aber nicht gekommen, was die Gegenbewegung von Euro und Gold ausgelöst hat. Das Edelmetall könnte von der FED-Politik sogar nachhaltig profitieren.
Inflationsdruck für die Notenbanken
Die Mehrheit der Marktteilnehmer hatte den Zinsschritt der FED so erwartet, eine Überraschung ist hier ausgeblieben. Offen war hingegen, ob die Notenbank den Ausblick verschärft und für den Rest des Jahres drei statt zwei weitere Erhöhungen in Aussicht stellt. Das haben die Hüter der amerikanischen Geldwertstabilität aber nicht getan, sie wollen erst noch weitere Details zur Wirtschaftspolitik der Regierung Trump abwarten. Dabei sorgt die Inflation durchaus für Handlungsdruck, mit 2,7 % wurde in den USA zuletzt der höchste Stand seit mehr als fünf Jahren markiert. Auch in der Eurozone wurde die Nullzone mit 2,0 % im Übrigen inzwischen deutlich verlassen.
Gold als Inflationsabsicherung
Die Notenbanker setzen darauf, dass es sich dabei nur um einen temporären Effekt handelt, der vor allem auf der Gegenbewegung der Energiepreise nach dem Absturz beruht. Die EZB hat ihre offensive Ausrichtung daher unverändert gelassen. Diese Strategie ist nicht ohne Risiko, denn wegen der gestiegenen Inflation und einer hohen Beschäftigung drohen Zweitrundeneffekte in Form deutlich höherer Lohnforderungen. Das könnte die Lohn-Preis-Spirale in Gang setzen. Als Absicherung gegen Inflationsrisiken und eine zu zögerliche Geldpolitik könnte Gold erneut in den Fokus rücken. Schon im letzten Jahr waren vor allem Finanzinvestoren für eine insgesamt leicht gestiegene Nachfrage verantwortlich: Während die Käufe von Zentralbanken und der Schmuckindustrie zurückgingen, haben Gold-ETFs deutlich mehr erworben. Dieser Trend könnte sich noch verstärken, wenn die Inflationsängste zunehmen.
Fazit zu Gold
Die FED hat die Zinsen angehoben, bleibt der vorsichtigen Strategie mit einem moderaten Erhöhungstempo aber treu. In Europa ist eine Zinswende noch gar nicht in Sicht - und das trotz einer deutlich gestiegenen Inflation. Die zögerliche Notenbankpolitik könnte die Anleger verstärkt nach Absicherungsmöglichkeiten suchen lassen, Gold dürfte dabei zu den Favoriten zählen. Das Edelmetall könnte den Boden gefunden haben.
Welche Aktien gehören in jedes Depot? Lesen Sie jetzt jede Woche den Investment-Tipp von Holger Steffen (kostenlos)! Der Nebenwerte-Spezialist und Chefredakteur des Anlegerbriefs erwirtschaftet mit seinem Musterdepot seit 1999 eine Rendite von im Schnitt 16,8% pro Jahr.
» Jetzt kostenlos den wöchentlichen Investment-Tipp von Holger Steffen erhalten!
Hinweis zu möglichen Interessenkonflikten bei der obigen Finanzanalyse (§34b WpHG): - Der Autor oder ein Mitautor hält direkt oder indirekt folgende in diesem Artikel analysierte Aktien: - (keine). - Der "Anlegerbrief" hält folgende in diesem Artikel analysierte Aktien in seinen Modellportfolios: - (keine) - In einem Zertifikat auf den Value-Stars-Deutschland-Index (ISIN DE000LS8VSD9), für den die Anlegerbrief Research GmbH ein entgeltliches Beratungsmandat hat, sind der folgende in diesem Artikel analysierte Aktien enthalten: - (keine).
"Der Anlegerbrief" ist der Börsenbrief für chancen-orientierte Anleger. Seit dem Jahr 1999 erzielen die Analysten des Anlegerbriefs für ihre Leser eine außergewöhnliche Performance. Weitere Infos zum Anlegerbrief ...
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.