Vermögensverwalter-Kolumne

Ölpreis: Im freien Fall

22.12.14 15:30 Uhr

Ölpreis: Im freien Fall | finanzen.net

Gute Nachricht für die Heizsaison: Der Ölpreis hat sich gegenüber Mitte des Jahres fast halbiert.

von Dr. Marc-Oliver Lux von Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München

Lag der Preis für Brent Crude Oil im Juli noch über 115 US-Dollar hat er mittlerweile Niveaus unter 65 US-Dollar erreicht mit fallender Tendenz. Der Preisverfall ist dramatisch und bringt die Mitglieder der Organisation Erdöl exportierenden Länder (OPEC) unter Druck.

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Doch auch bei der letzten OPEC-Sitzung wurde entschieden, die Fördermenge nicht zu reduzieren. Zu den Verlierern dieser Entscheidung gehören auch Mitglieder des einst so mächtigen Ölkartells. Es sind Länder, die angesichts des Bürgerkriegs im eigenen Land wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand stehen. Dazu zählen vor allem der Irak und Libyen. Aber auch Venezuela, Ecuador, Nigeria und Iran, für die die Rohstoffexporte zu den Haupteinnahmequellen gehören, zählen zu den Opfern des Beschlusses.

Die Hoffnungen liegen in einem Anziehen der Weltkonjunktur im nächsten Jahr. Doch selbst wenn das positive Szenario Wirklichkeit werden sollte, ist damit keine zwangsläufige Preissteigerung verbunden. Denn seit dem Boom des Schieferöls in Nordamerika schwimmt die Welt im Öl. Bei Preisen unter 60 US-Dollar würden aber selbst die Saudis nicht mehr ihre Produktionskosten erwirtschaften. Südamerikanische Staaten wie Venezuela bräuchten sogar Preise über 110 US-Dollar, um ihren Staatshaushalt nicht zu belasten. Eine Zerreißprobe unter den OPEC-Mitgliedern scheint vorprogrammiert.

Doch die droht nicht nur dem Ölkartell, vor allem Russland wird ein weiterer Preisverfall schwer treffen. Noch immer kommen fast zwei Drittel der Exporterlöse aus dem Ölverkauf. Der Haushalt rutscht ins Defizit bei einem Ölpreis von 96 Dollar. Ein Ölpreisverfall in Höhe von zehn Prozent bedeutet für Russland nach Schätzung der Investmentbank Morgan Stanley 32,3 Milliarden Dollar Verlust bei den Exporteinnahmen - oder 1,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das Einzige, was Putin rettet, ist paradoxerweise der parallel abstürzende Kurs der Landeswährung Rubel: Denn die Exporteure, die ihre Ölausfuhren mit Sondersteuern in Rubeln zahlen müssen, bekommen nun statt der im Budget eingeplanten 37 inzwischen über 70 Rubel je eingespielten Greenback. Nächstes Jahr könnte sich die Situation aber verschlimmern: Denn der niedrige Ölpreis hat Auswirkungen auf die Bilanzen der großen Energiekonzerne wie Gazprom, Rosneft oder Lukoil: Sie zahlen dann geringere Steuern, die bisher üppigen Boni für Mitarbeiter könnten bereits dieses Jahr ganz ausfallen. Und Putin erlebt zum ersten Mal in seiner seit 2000 laufenden Amtszeit fallende Reallöhne, während gleichzeitig wegen des Importstopps für relativ preiswerte europäische Lebensmittel die Verbraucherpreise steigen und die Inflation zunimmt.

Analysten sind sich nicht sicher, auf welchen Wert der Ölpreis noch sinken wird. Schon in der Vergangenheit erwiesen sich Ölpreisprognosen als höchst unsicher. Momentan scheint eine Wende jedoch noch nicht in Sicht. Extreme Pessimisten sehen den Ölpreis auf 35 bis 40 US-Dollar fallen. Denn im Markt glaubt derzeit niemand, dass das Nicht-Opec-Mitglied Russland im Alleingang seine Ölförderung zurückschrauben wird. Nicht einmal nach dem Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2008 konnten sich die Russen dazu durchringen. Mit anderen Worten: Die Welt wird auch weiterhin mit preiswertem Öl überschwemmt - sehr zur Freude von Unternehmen und Verbrauchern.

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