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Zollpause zündet im DAX Kursfeuerwerk - Erholung auf tönernen Füßen - EU setzt Gegenzölle aus

10.04.25 20:00 Uhr

BÖRSE AKTUELL: Donnerstag an Börse Frankfurt - DAX dank Trumps Zollpause massiv erholt | finanzen.net

Am deutschen Aktienmarkt waren Kurssprünge zu sehen, nachdem US-Präsident Donald Trump bei den Zöllen auf die Bremse tritt - vorerst.

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Der DAX ging mit einem satten Zugewinn von 7,81 Prozent auf 21.207,76 Punkte in den Donnerstag und blieb stark, auch wenn die 21.000er-Marke nicht dauerhaft verteidigt werden konnte. Zum Handelsende verbuchte er einen Aufschlag von 4,53 Prozent auf 20.562,73 Zähler. Am Vortag hatte er noch 3,00 Prozent auf 19.670,88 Einheiten verloren.
Am 18. März hatte der deutsche Leitindex mit Blick auf die Bundestagsabstimmung zum Finanzpaket bei 23.476,01 Zählern noch einen neuen Höchststand erreicht. Den 6. März hatte der DAX bei 23.419,48 Einheiten - mit einem neuen Allzeithoch auf Schlusskursbasis - beendet.

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Nachdem die NASDAQ-Indizes am Vorabend zweistellig nach oben geschossen waren, folgte jetzt der DAX. Er machte damit rund drei Viertel seiner Verluste seit den Zollankündigungen vor einer Woche wieder wett und kehrt über seine 200-Tage-Durchschnittslinien zurück. Vom Tief seit dem Crash am Montag bei 18.489 Punkten, mit dem alle Jahresgewinne futsch waren, hat er sich dann wieder rund 11 Prozent erholt.

Trump kündigt Zollpause an

Damit reagierten die Märkte auf neueste Entwicklungen an der Zollfront: Eine von US-Präsident Donald Trump angekündigte Zollpause hatte bereits die US-Aktienmärkte am Mittwoch nach oben katapultiert. Trump setzte bestimmte, gerade in Kraft getretene Zölle für 90 Tage aus. Während der Pause solle ein universeller Zollsatz in Höhe von 10 Prozent gelten. Für China gilt das aber nicht: Auf chinesische Einfuhren erhöhte Trump die Zölle mit sofortiger Wirkung auf nun insgesamt 125 Prozent, geht allerdings weiter von einer Einigung mit der Volksrepublik aus: "China will einen Deal machen", sagte der Republikaner.

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EU reagiert: Gegenzölle ebenfalls ausgesetzt

Die EU wird die geplanten Gegenzölle auf US-Produkte vorerst nicht umsetzen, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Von der Leyen teilte mit: "Wir haben die Ankündigung von Präsident Trump zur Kenntnis genommen. Wir wollen Verhandlungen eine Chance geben." Die EU-Gegenmaßnahmen seien von den Mitgliedstaaten nachdrücklich unterstützt worden, sollen aber für 90 Tage ausgesetzt werden. Eigentlich hätten erste Maßnahmen kommende Woche angewendet werden sollen.

Trump: "Noch ist nichts vorbei"

Im Handel wird spekuliert, dass vor allem der Druck vom Anleihemarkt den Sinneswandel bei Trump ausgelöst haben dürfte. Trump selbst spricht von wachsender Sorge um die Wirtschaft. "Noch ist nichts vorbei", erklärte er und fügte hinzu, dass "jemand" die Schritte unternehmen müsse, die er unternommen habe. Er wies darauf hin, dass viele Länder bereit seien, mit den USA zu verhandeln - auch China.

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Nachhaltige Erholung?

Wie nachhaltig die Erholung an den Aktienmärkten ist, bleibt abzuwarten. Nicht nur ist wegen des Zoll-Chaos weiteres Vertrauen in die US-Politik verloren gegangen, auch droht der Handelskrieg mit China weiter zu eskalieren. Der Yuan ist auf den niedrigsten Stand zum Dollar seit 2007 gefallen. US-Finanzminister Scott Bessent hatte China am Vortag erneut vor einer Abwertung des Yuan gewarnt. China will nun die Gespräche mit der Europäischen Union über verschiedene brisante Themen beschleunigen, weil Peking angesichts der Spannungen mit den USA engere Beziehungen zu anderen Handelspartnern aufbauen will.

Chefvolkswirt: "Verrückte Situation"

Die Volatilität am Aktienmarkt bleibt enorm hoch - wie auch die Bandbreite der US-Regierungsentscheidungen. Nachdem der US-Präsident mit seiner Zollflut seit vergangener Woche für massive Kursverluste gesorgt hatte, bläst er nun mit ihrer 90-tägigen Aussetzung zur Erholungsrally. "Die Situation ist nicht chaotisch, sie ist verrückt", kommentierte Carsten Brzeski, Chefvolkswirt für Deutschland und Österreich der ING.

China-Zölle treten in Kraft

An diesem Donnerstag treten auch die chinesischen Gegenzölle für US-Waren in Kraft.

"Nach gestern ist erst einmal Aufatmen angesagt", schrieb der charttechnisch orientierte Wertpapieranalyst Marcel Mußler. "Der Crash bleibt aus, vorläufig zumindest." Für den Experten ist das "aber kein Grund, im Gegenzug gleich die nächste Hausse auszurufen". Denn schließlich sei der Zollkrieg nicht beendet, sondern nur für Verhandlungen ausgesetzt worden. "Dabei wird Trump aber weiterhin nicht den Samariter geben", so Mußlers Prognose. "Er wird vielmehr weiter mit markigen Sprüchen die Stimmung anheizen. Und das Vertrauen in Trump bleibt zerstört." Dazu bedeute der anhaltende Handelskrieg mit China schwer zu kalkulierende Risiken.

VW, Autobauer und Nordex im Blick

Am deutschen Aktienmarkt stand auf Unternehmensseite am Donnerstag Volkswagen mit vorläufigen Quartalszahlen im Fokus. Obwohl der Autobauer die Erwartungen verfehlte, hält er an seinen Jahreszielen fest. Die Aktien notieren nach einer dreiwöchigen Talfahrt mit grünem Vorzeichen. Deutliche Kursgewinne sind auch bei den ähnlich gebeutelten Titeln der Wettbewerber BMW und Mercedes-Benz zu sehen.
Zudem richten sich die Blicke auf Bestellzahlen des Windkraftanlagenbauers Nordex.

Redaktion finanzen.net / dpa-AFX / Dow Jones Newswires

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