Rohstoffe

Kupfer, Zink und Co: Rally bei Industriemetallen in Gefahr

01.12.09 13:00 Uhr

Die anziehende Konjunktur lässt die Preise für Industriemetalle explodieren. ­Angesichts anschwellender Lagerbestände weckt die Rally jedoch Argwohn.

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von Wolfgang Hagl

Dieser Ring hat es in sich: Im Präsenzhandel an der London Metal Exchange (LME) sitzen und stehen die Broker im Kreis und rufen sich die Preise zu. Die beim sogenannten Ring Trading erzielten Umsätze wachsen und wachsen. Mehr als zehn Billionen Dollar werden an der zu den größten Handelsplätzen dieser Art zählenden LME im Jahr umgesetzt. Vorstandschef Martin Abbott erklärte kürzlich, dass sein Unternehmen kurz vor einem neuen Rekordhandelsvo­lumen stehe. Zum Halbjahr betrug der Anstieg 1,8 Prozent, Experten hatten zuvor mit einem dicken Minus gerechnet. Doch der Run auf Indust­riemetalle beflügelt die Geschäfte der Spezialbörse im Herzen der Londoner City.

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Ausgehend von der Hoffnung auf eine anziehende Weltkonjunktur, legten die Preise für Kupfer, Aluminium und Blei in den vergangenen Monaten enorm zu. Anstiege um 50 Prozent und mehr waren eher die Regel als die Ausnahme. Der Optimismus hat einen Grund: China ist rund um die Welt auf der Suche nach allen erdenklichen Metallen. Die Wirtschaft der Volksrepublik boomt und braucht immer mehr Nachschub. Laut einem aktuellen ­Bericht der Weltbank könnte die Regierung ihr selbst gestecktes Ziel von acht Prozent Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr erreichen – von Krise also keine Spur. Ganz im Gegenteil: Die Chancen, dass das Reich der Mitte bereits im kommenden Jahr Japan als zweitgrößte Ökonomie der Welt ablösen wird, stehen gut.

Dass der Wirtschaftsmotor im Reich der Mitte läuft, zeigen auch die jüngsten Zahlen zur Industrieproduktion. Diese legte im Oktober um satte 16,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu und knüpfte damit an die Zeiten vor der globalen Rezession an. Die China Construction Bank geht bei einer Fortsetzung des positiven Trends davon aus, dass das Wirtschaftswachstum im vierten Quartal sogar in den prozentual zweistelligen Bereich zurückkehren könnte. Generell gewinnen die asiatischen Nationen im weltweiten Rohstoffpoker immer mehr an Bedeutung. Noch zu Beginn dieses Jahrzehnts verbrauchten die etablierten Industrieländer mehr als die Hälfte des globalen Stahls. Experten rechnen damit, dass dieser Anteil – beschleunigt durch die Rezession – in wenigen Jah­ren auf rund ein Viertel schrumpfen wird. Dadurch dürfte sich auch die Produktion verlagern. Laut einer Studie der Deutschen Bank wird die EU im Jahr 2020 nur noch acht Prozent des weltweiten Stahls produzieren, Asien hingegen soll es dann auf knapp 80 Prozent bringen.

Je mehr Stahl verbraucht wird, desto höher ist der Bedarf an Nickel. Das Metall ist insbesondere zur Herstellung von rostfreiem Stahl von­nöten. Zwischen Mai und August legte der Preis auf mehr als 20 000 Dollar pro Tonne oder um 75 Prozent zu. Grund für den Kursaufschwung war die verbesserte Lage der Baubranche, aber auch der Automobil­industrie, die beide zu den Hauptabnehmern zählen. Zuletzt kam es aber wegen der mittlerweile stark angewachsenen Vorräte zu einer scharfen Kurskorrektur. „Die Nickel-Lagerbestände sind stetig angestiegen und markierten mit 131 730 Tonnen ein 15-Jahres-Hoch“, erklärt Société-Générale-Analyst Jesper Dannesboe. Der Experte geht dennoch davon aus, dass sich der Nickelpreis schon bald wieder erholen könnte. Dannesboe hält den jüngsten Ausverkauf in Bezug auf die Angebots- und Nachfrage­situation für übertrieben, sieht auf dem aktuellen Preisniveau eine „gute Einstiegsmöglichkeit“.

Ein Freifahrtschein nach oben kann dem Nickelpreis dennoch nicht ausgestellt werden. Nach einer Prog­nose des chinesischen Metallinformationsdienstes Antike wird in den privaten Lagerhäusern Chinas bis Jahresende ein Bestand von 153 000 Tonnen ­Nickel vorhanden sein – mehr als ein Zehntel der globalen Jahresproduktion. Antike erwartet, dass diese im nächsten Halbjahr auf den Markt kommen, was rückläufige Importe und damit eine geringere Preisunterstützung zur Folge hätte.

Generell stellt ein nachlassender Metallhunger im Reich der Mitte die Hauptgefahr für die Rally dar. „Die größte Nachfrage kommt aus China, während der Bedarf aus den OECD-Staaten für ziemlich lange Zeit schwach bleiben dürfte“, meint Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank. Noch kann die drohende Metallschwemme den Preisauftrieb aber scheinbar nicht stoppen. Weinberg nennt einen Grund: „Es gibt einen Treiber, und das ist der Greenback.“ In der Tat hat die Metallhausse auch stark mit der Abwertung des US-Dollar zu tun – gegen­über dem Japanischen Yen beispielsweise stürzte er diese Woche auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren ab. Eine Folge dieses starken Negativ-trends ist, dass Rohstoffe für nicht im Dollarraum beheimatete Verbraucher günstiger zu haben sind.

Das gilt auch für Kupfer. Das Konjunkturmetall schlechthin findet in vielen unterschiedlichen Bereichen wie Stromleitungen, Dachrinnen oder Rohren Einsatz. Zuletzt aber füllten sich auch hier die Lagerhäuser in Asien. Die Lagerbestände in Shanghai sind mit aktuell 107 405 Tonnen auf das höchste Niveau seit April 2004 gestiegen. Zum Vergleich: Anfang des Jahres lagen nur 18 000 Tonnen „auf Halde“. Während die Nachfrage aufgrund der hohen Vorräte nachzulassen droht, nehmen gleichzeitig die Risiken auf der Angebotsseite ab. Die seit Wochen tobenden Auseinandersetzungen in der chilenischen Spence-Kupfermine sind jüngst beigelegt worden. Der Rohstoffkonzern BHP Billiton hat sich mit seinen Arbeitern auf bessere Lohnkonditionen geeinigt.

Erstaunlich ist, dass Aluminium dem Preisanstieg von Kupfer nicht folgen konnte, obwohl es als technische Alternative gilt. Goldman Sachs hat sich in einer aktuellen Studie genau mit dieser Frage beschäftigt. Dabei kommen die Experten der US-Großbank zu dem Schluss, dass sich der Austausch nicht zuletzt wegen einiger technischer Schwächen in Grenzen halten wird. Um weniger als ein Prozent dürfte die Substitution die jährliche Kupfernachfrage demnach reduzieren. Insofern überrascht die Preisprognose von Goldman Sachs nur wenig. Während die Analysten auf Sicht von zwölf Monaten bei Aluminium kaum Potenzial sehen, taxieren sie das Kursziel für Kupfer auf 7530 US-Dollar – immerhin ein Aufschlag von neun Prozent auf die aktuelle Notierung.

Mit stabilen Preisen rechnen die US-Experten bei Zink. Angesichts der kurzfristigen Rally scheint hier eine Konsolidierung ohnehin überfällig. Auf Sicht von drei Monaten legte der Spotpreis an der LME um mehr als ein Fünftel zu. Damit konnte das Metall deutlich besser performen als beispielsweise Kupfer oder Aluminium. Fundamentale Gründe für den Anstieg sind allerdings auch bei Zink immer schwerer auszumachen. Die Lagerbestände an der Shanghai Futures Exchange sind zuletzt deutlich gestiegen. Auf der Nachfrageseite kommt es nun auf die weitere Entwicklung des Stahlmarkts an, denn das Metall wird vor allem als Korrosionsschutz von Eisen- und Stahlprodukten durch Verzinken genutzt.

Übrigens: Marktteilnehmer vermuten, dass für die jüngste Preisrally ein kleiner Rohstoffindexfonds verantwortlich war, der seine Zinkbestände deutlich aufgestockt hat. Das zeigt, dass auch bei Industrie­metallen die Spekulation eine wichtige Rolle spielt und an der LME nicht nur die Rohstoffverarbeiter ihren Hut in den „Ring“ werfen.

Investor-Info

BGF World Mining Ausschließlich Bergbau

Der Preisaufschwung bei Industriemetallen zog die Kurse von Minen- und Verarbeitungskonzernen mit nach oben. Davon hat auch der BGF World Mining Fund profitiert, der seit Jahren durch eine überdurchschnittliche Wertentwicklung überzeugt. Mit dem mehr als elf Milliarden US-Dollar schweren Anlagevehikel ist ein breit gestreutes Engagement in die ­wichtigsten Aktien des Sektors möglich. Dagegen sind Energiewerte und kleine Explorationsunternehmen im Port­folio nicht enthalten.

BHP Billiton Primus als Investment

Der australisch-britische Bergbaukonzern BHP Billiton (ISIN: AU 000 000 BHP 4) ist die Nummer 1 unter den Bergbautiteln. Angesichts der starken Diversifikation des Konzerns ist BHP auf allen wichtigen Industrie-und Edelmetallmärkten dabei. Gutes Basisinvestment.

Zertifikate Gegen Rollverluste

Wetten auf einzelne Metalle sind angesichts der Steilheit vieler Charts nicht ohne, Diversifikation lautet darum das Gebot. Die Möglichkeit bietet das Tracker-Zertifikat (ISIN: DE 000 UB0 29L 0) der UBS auf den CMCI Industrial Metals. Der Index arbeitet mit einer optimierten Rollmethode und versucht, Unwägbarkeiten – Stichwort Contango-Falle – bei Rohstoffinvestments zu glätten. 2009 ging das auf: Das Zertifikat legte bis dato um drei Viertel zu.

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NameHebelKOEmittent
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