Expertenrunde: Vier Profis für 2014
Sollte man überhaupt noch Aktien kaufen? Wo lohnen sich Investments - und was muss man steuerlich beachten? Vier renommierte Finanzprofis stellten sich den Fragen unserer Leser. Die exklusiven Empfehlungen.
Werte in diesem Artikel
Börsenstrategie
2013 sind Aktien ja kräftig gestiegen, ich habe Gewinne mitgenommen. Steigt der DAX weiter, sollte ich wieder einsteigen?
Gottfried Heller: Die Notenbanken werden auch 2014 die Märkte mit Geld fluten und ihre Niedrigzinspolitik beibehalten. Damit treiben sie die Hausse weiter an, außerdem fehlt es an Anlagealternativen. Deshalb halte ich einen Anstieg des DAX um weitere zehn bis 15 Prozent auf über 10.000 Punkte für realistisch.
Robert Halver: Auch einmal Gewinne mitzunehmen schadet grundsätzlich nicht. Ich gehe aber davon aus, dass auch 2014 ein gutes Jahr für Aktien wird. Der DAX dürfte am Jahresende bei 10.200 Punkten stehen. Der Markt kann im Jahresverlauf zwischen 8.800 und 10.600 Punkten schwanken.
Soll man erst eine Korrektur abwarten?
Burkhard Allgeier: Der DAX hatte sein Hoch bei etwa 9.400 Punkten, ist dann zurückgefallen auf rund 9.000 Punkte. Das zeigt schon, dass die Luft etwas dünn geworden ist. Wenn Sie Geld investieren wollen, sollten Sie zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht nicht gleich Ihr ganzes Pulver verschießen, sondern etappenweise einsteigen. Wir haben in der Vergangenheit gesehen, dass es durchaus Rückschläge von zehn bis 15 Prozent geben kann, ohne dass der generelle Aufwärtstrend beschädigt wird. So was muss man aber auch aushalten können als Aktionär.
Was bedeutet das Tapering der
US-Notenbank für die Börsen?
Halver: Endlich hat die US-Notenbank diese Unsicherheit aus dem Markt genommen. Die Fed hat deutlich gemacht, dass sie die Anleihekäufe in homöopathischen Dosen, also kontrolliert und transparent, drosseln will. Die Notenbank (Fed) und ihre neue Chefin Janet Yellen wissen genau, dass sie Fürsorge nicht nur für die USA, sondern für die gesamte Welt, insbesondere für die Emerging Markets, zeigen müssen. Insofern ist ihre feine Gelddiplomatie gefragt. Auch Amerika hat seine Mutti. Damit können die Aktienmärkte gut leben und im Trend weiterlaufen. Beruhigend ist für die Finanzmärkte insbesondere, dass das geldpolitisch wirklich restriktive Instrument - Zinserhöhungen - noch in weiter Ferne liegt.
Sind Aktien nicht schon viel zu teuer?
Halver: Teuer ist immer relativ: Der DAX weist ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut 14 auf. Die Bewertung ist damit im historischen Vergleich und gemessen am Gewinnwachstum zwar sportlich, aber nicht übertrieben. Ganz wichtig für eine positive Einschätzung des Aktienmarkts sind zunächst die verbesserten Konjunkturerwartungen. Auf verbesserte Erwartungen, wie sie der Ifo-Index und der ZEW-Index bereits anzeigen, folgen nach etwa sechs Monaten auch steigende Unternehmensgewinne. Damit werden sich die aktuell sportlichen Bewertungen der Aktien wieder ein Stück weit entspannen.
Ich habe Altbestände an Versorgeraktien im Depot. Soll ich verkaufen?
Allgeier: Ich würde sie im Depot belassen. Ich denke nicht, dass es hier zu noch dramatischeren Abstürzen kommt. Die Unternehmen haben auch Restrukturierungs- und Kostensenkungsmaßnahmen eingeleitet, das bewerte ich positiv.
Heller: Man sollte auch wegen der neuen Regierung in Berlin einen Blick auf die Versorger werfen, denn die neue Regierung könnte mit RWE und Eon möglicherweise pfleglicher umgehen als die alte.
Ziehen Sie Value-Aktien den Wachstumsaktien vor?
Heller: Ich bevorzuge überwiegend - nicht ausschließlich - Value-Investments. Das bedeutet: niedriges Kurs-Gewinn-Verhältnis, niedriges Kurs-Buchwert-Verhältnis und verlässliche, gute Dividenden. Unsere Untersuchungen haben ergeben: Langfristig haben die Value-Aktien die Wachstumsaktien immer geschlagen. Value-Aktien deckt man am besten über börsennotierte Indexfonds (ETF) ab. Mit diesen Papieren streut man auch sein Risiko. Auch bei Nebenwerten sind ETFs meiner Ansicht nach empfehlenswert.
Welche Branchen sind denn 2014 besonders aussichtsreich?
Halver: Die Konjunktur kommt ins Rollen, davon profitieren vor allem zyklische Werte wie Automobilhersteller, die Elektroindustrie, Chemieunternehmen, Maschinenbau, Technologie, aber auch der Konsum. Weil das Wachstum global ist und insbesondere deutsche Mittelständler eine starke Stellung auf Exportmärkten haben, bleiben zyklische Aktien aus dem MDAX weiter interessant.
Allerdings glaube ich nicht, dass die Nebenwerte 2014 den DAX erneut so klar schlagen wie im zu Ende gegangenen Jahr.
Was halten Sie von Rohstoffaktien?
Heller: Große Bergbaukonzerne wie Rio Tinto oder BHP Billiton halte ich derzeit für attraktiv. Noch lieber sind mir die Ölwerte wie Royal Dutch, Total oder Statoil, die dazu noch eine ordentliche Dividende liefern.
Risiken/Crash
Rechnen Sie mit einem größeren Rückschlag oder gar einem Crash?
Heller: Ich fürchte keinen großen Crash. 1929 gab es einen Zusammenbruch, ebenso im Jahr 2000. 2008 haben die Märkte rasch wieder angezogen. Eine Korrektur ist aber überfällig, der DAX könnte von seinem Höchststand auf etwa 8.600 Punkte zurückgehen. Man muss berücksichtigen, dass der DAX viel mehr schwankt als andere große Indizes, da er sehr stark von ausländischen Investoren aus der Wall Street und London dominiert wird.
Halver: Massive Einbrüche sehe ich nicht. Deutlichere Schwankungen sollten einkalkuliert werden. In Euroland könnte die im Mai anstehende Europawahl euro-kritischen Parteien Aufwind bescheren. Zudem nehmen die Bemühungen um Strukturreformen in den angeschlagenen Euroländern ab. Nachhaltige, selbstständige Wirtschaftserholungen werden insofern immer unwahrscheinlicher. Immerhin ist dafür ein anderer Unsicherheitsfaktor vom Tisch: Es wird keine Wiederholung des Haushaltsstreits in den USA geben.
Wie lange wird es den Euro überhaupt noch geben?
Heller: Ich glaube nicht, dass der Euro langfristig eine Überlebenschance hat, ich gebe ihm höchstens noch zehn Jahre. Scheitert der Euro nicht, wird Europa scheitern, dafür sind die Mentalitäten in einzelnen Ländern zu verschieden. Auch eine Aufteilung in einen Nord-Euro und einen Süd-Euro halte ich nicht für realistisch, denn dann bliebe die Frage: Wohin gehört Frankreich? Die Franzosen zum Süd-Euro: Das ist politisch nicht möglich. Gehören sie zum Nord-Euro, hat man wieder ein Bleigewicht dabei.
Märkte
Welche Länder halten Sie für attraktiv?
Allgeier: Wir empfehlen eine internationale Mischung. Der US-Aktienmarkt und die europäischen Märkte gefallen uns aktuell mit am besten. Unser Know-how als Bank liegt eher in Deutschland und Europa, deshalb raten wir, den US-Markt statt über Einzeltitel vorwiegend über ETFs (börsengehandelte Indexfonds; Anm. d. Red.) abzudecken. Der europäische Raum gefällt uns aber zurzeit unter Bewertungsgesichtspunkten - wegen des niedrigeren Kurs-Gewinn-Verhältnisses und der höheren Dividendenrendite - ohnehin besser als die USA. Aktien sind hier nach vielen Maßgaben noch günstiger. Schwellenländer würde ich aktuell eher meiden. Dort ist der Sturm aus schwachen Währungen und fundamentalen Problemen, Stichwort: Leistungsbilanzdefizite, meines Erachtens noch nicht vorüber.
Heller: Ich würde Deutschland im Depot jetzt nicht mehr übergewichten, einen Deutschland-Anteil von vielleicht 25 Prozent anstreben.
Amerika erlebt einen Aufschwung,
muss ich jetzt investieren?
Halver: Die Wall Street bleibt auch 2014 interessant, wird aber nicht mehr so dramatisch outperformen wie 2013. Der US-Aufschwung geht aber weiter, ansonsten gäbe es ja kein Tapering. Ein Riesenthema in den USA sind die günstigen Energiepreise, von denen die Amerikaner dank des Fracking-Booms (eine spezielle Art der Öl- und Gasförderung, d. Red.) profitieren. Das lockt energieintensive Industrieunternehmen aus der ganzen Welt an. Damit hat Amerika ein neues Megathema: die Reindustrialisierung. Davon profitieren Energiewerte. Aber auch den Konsumkonzernen kommt die weltkonjunkturelle Erholung 2014 zugute. US-Technologieunternehmen werden nach wie vor gefragt sein, weil die Rationalisierung der Produktionsprozesse global weitergeht.
Was halten Sie von Emerging Markets?
Halver: Bei Anleihen sind mir die Papiere der Euro-Südzone lieber. Da habe ich kein Währungsrisiko. Für die wirtschaftliche Entwicklung der Schwellenländer bin ich aber optimistisch und glaube, dass sie den Übergang von Export und Investitionen zu einer stärkeren Binnenkonjunktur schaffen. Aktien sind deshalb wieder interessant. Ich glaube, dass die Chinesen es packen, die Binnennachfrage anzukurbeln. Auch Südkorea und Malaysia finde ich attraktiv. Japan ist eine interessante Depotbeimischung, weil das Land seine Abwertungspolitik konsequent weiterführen wird. Man kann auf die entsprechenden Aktienindizes etwa mit ETFs setzen.
Anlagestrategie
Finden Sie Anleihen attraktiv?
HALVER: Keine Anlageklasse ist so dramatisch überteuert wie Anleihen aus den stabilen westlichen Ländern. Allerdings finde ich Anleihen von südeuropäischen Ländern interessant. Sie bieten deutlich höhere Renditen als deutsche Staatspapiere, und das Anlagerisiko nimmt ihnen die EZB mit ihrem Rettungsversprechen ab, zur Not unbegrenzt Anleihen der Euro-Südzone aufzukaufen. Etwa die Hälfte der DAX-Werte plant, 2014 die Dividende zu erhöhen. Damit schlagen Dividenden- die Anleiherenditen auch im nächsten Jahr. Mit diesen Aktientiteln hat man eine attraktive Alternative zu Anleihen.
Wie ist Ihre Perspektive für Gold?
Allgeier: Mittel- und langfristig gar nicht so negativ. Viele Minen arbeiten auf dem aktuellen Preisniveau gerade noch kostendeckend. Das heißt, wenn der Goldpreis weiter fällt, sollte sich das Angebot verknappen. Wenn man Gold als Wertspeicher über Generationen hinweg ansieht, hat man jetzt ein gutes Einstiegsniveau.
Welche Entwicklung erwarten Sie bei Rohstoffen?
Allgeier: Auch hier glaube ich, dass vielleicht bereits eine Bodenbildung erfolgt ist. Wir erwarten 2014 ein weltweites Wachstum von drei bis 3,5 Prozent. Das war in der Vergangenheit eine Größe, bei der auch Rohstoffpreise profitiert haben.
Soll man lieber in aktiv gemanagte Fonds investieren oder in ETFs?
Allgeier: Tatsächlich schafft es nur eine kleine Anzahl von aktiv gemanagten Fonds, ihre Benchmark dauerhaft zu schlagen. Es ist deshalb definitiv eine Überlegung wert, passive Investments wie ETFs in die Vermögensplanung mit einzubeziehen, gerade bei sehr liquiden Märkten wie dem DAX oder dem S & P 500. Aktiv gemanagte Fonds spielen ihre Stärken eher in Nischen aus, zum Beispiel Schwellenländerbonds in Lokalwährungen oder japanische Small und Mid Caps. Wenn ich mich für einen aktiv gemanagten Fonds entscheide, würde ich tendenziell auch eher Produkte von unabhängigen Anbietern auswählen. Deren Manager haben nicht die Vertriebsmaschinerie großer Banken im Hintergrund und somit einen viel größeren Anreiz, eine gute Performance zu erzielen.
Soll man Immobilien kaufen?
Heller: Bei Immobilien würde ich derzeit kürzertreten, da bilden sich mehr und mehr Blasen, gerade in den Großstädten. Als angemessener Kaufpreis für eine Immobilie gilt das 20- bis 25-Fache der Jahresmiete. In München sind die Wohnungen heute bereits zum 30- bis 50-Fachen der Jahresmiete bewertet, das ist schon sehr blasenverdächtig.
Ich bin Student und möchte mich am
Aktienmarkt engagieren, um fürs
Alter vorzusorgen. Was raten Sie mir?
Allgeier: Zunächst einmal denke ich, dass Sie nicht mehr als 50 Prozent Ihres verfügbaren Kapitals in Aktien investieren sollten. Ihr Vermögen dient ja nicht nur dem Vermögensaufbau, sondern auch zur Finanzierung des Lebensunterhalts. Unsere Einschätzung für den Aktienmarkt im kommenden Jahr ist verhalten optimistisch. Wir rechnen mit einer guten Konjunktur in der Eurozone, wovon zyklische Werte wie Automobil- oder Industrieaktien profitieren sollten. Eher abraten würde ich von Fremdwährungsengagements, das wäre in Ihrer Lebenssituation ein zusätzliches, verzichtbares Risiko.
Ich bin Betreuer einer vermögenden älteren Dame. Ich muss das Geld so anlegen, dass Wertverluste praktisch ausgeschlossen sind. Das Vermögen steckt derzeit hauptsächlich in Liquidität, Tagesgeld, Bundesanleihen. Wie kann ich eine höhere Rendite erzielen?
Heller: Wenn Sie mehr Rendite wollen, kämen zum Beispiel Pfandbriefe infrage, die das gleiche Rating haben wie Bundesanleihen, bei etwas höherer Rendite. Eine andere Möglichkeit wären qualitativ hochwertige Industrieanleihen, etwa von Siemens, Bayer oder Allianz, mit einer mittleren Laufzeit von drei oder vier Jahren. Keinesfalls würde ich Bankanleihen nehmen, den Banken misstraue ich. Bei Bundesanleihen würde ich in kurz- bis mittelfristig laufende Papiere investieren, da langfristig die Zinsen tendenziell eher steigen werden, was Kursverluste zur Folge hat. Schließlich könnten Sie noch versuchen, den Richter am Familiengericht, über den Ihr Betreuungsmandat läuft, in die Entscheidung einzubeziehen. Vielleicht können Sie ihn überzeugen, dass solide Standardaktien oder Bluechip-Aktienfonds nur kurzfristig spekulativ sind. Auf Sicht von drei bis fünf Jahren sind sie meiner Meinung nach nicht spekulativ und könnten damit auch als weitgehend mündelsicher durchgehen.
Ich habe monatlich 600 Euro zur Verfügung. Wo soll ich anlegen?
Halver: Es klingt trivial, ist aber ein äußerst sinnvolles Anlageinstrument: Schließen Sie Sparpläne ab und investieren Sie monatlich regelmäßig mit Schwerpunkt Aktien. Beim regelmäßigen Sparen reduzieren Sie das Risiko, den falschen Zeitpunkt zu erwischen. Wenn die Kurse steigen, freuen Sie sich über ein gewachsenes Vermögen. Wenn die Kurse fallen, freuen Sie sich auch, weil Sie für das gleiche Geld mehr Aktienanteile bekommen. Empfehlenswert sind ETFs, also sogenannte börsengehandelte Fonds, die einen Aktienindex eins zu eins abdecken. Aber auch Sparpläne auf Einzeltitel sind interessant.
Steuern
Mein Finanzamt hat mir zum 31.12.2012 einen verbleibenden Alt-Verlustvortrag und auch einen verbleibenden Neu-Verlustvortrag bescheinigt. Wenn ich nun bis Ende 2013 Aktien und DAX Indexzertifikate verkaufe, die ich 2009 gekauft habe, wird dann der Veräußerungsgewinn vom Finanzamt gegen den Alt- oder den Neu-Verlustvortrag verrechnet?
Stefan Thiem: Altverluste werden erst nachrangig verrechnet. Das heißt, dass erst die "neuen" Verluste, also solche, die seit 2009 entstanden sind, verrechnet werden. Erst wenn noch Gewinne zum Gegenrechnen vorhanden sind, kommen die Altverluste, also Verluste aus der Zeit vor Einführung der Abgeltungsteuer, dran. Dies gilt bis Ende 2013. Es steht allerdings nicht im Gesetz, dass nach dieser Regel verfahren werden soll, es wäre also zumindest theoretisch möglich, gegen dieses Vorgehen zu klagen. Das erste Finanzgericht (FG) hat jedoch die Auffassung der Finanzverwaltung bestätigt (Baden-Württemberg 1 K 4484/11).
Im Jahr 2008 habe ich Anteile am HWB Portfolio Plus V gekauft und 2010 sowie 2011 mit 30 Prozent Verlust verkauft. Könnte ich das 2013 noch mit Gewinnen verrechnen?
Thiem: Investments aus dem Jahr 2008 unterliegen noch dem alten Steuerregime. Damals galt die einjährige Spekulationsfrist. Das bedeutete: Wer Wertpapiere länger als ein Jahr gehalten hat, konnte, wenn er sie mit Gewinn verkauft hat, die Gewinne steuerfrei einstreichen. Für Verluste gilt, dass sie steuerlich nicht berücksichtigt werden.
Wie lange sind Verluste aus 2009, 2010, 2011, 2012 oder 2013 verrechenbar?
Thiem: Verluste aus Kapitalvermögen sind mit Ausnahme der Altverluste bis auf Weiteres zeitlich unbegrenzt verrechenbar.
Ich habe eine Anleihe der insolventen Solen AG in meinem Depot. Muss ich die nun fast wertlose Anleihe an der Börse verkaufen, um die Verluste in der Steuererklärung berücksichtigen zu können? Oder kann ich das Ergebnis des Insolvenzverfahrens abwarten, ohne die Möglichkeit des Verlustausgleichs zu verlieren?
Thiem: Wenn ein Verlust geltend gemacht werden soll, zählt für das Finanzamt ein Realisierungstatbestand. Das heißt im Klartext: Sie sollten die fast wertlose Anleihe verkaufen, um den Verlust zu realisieren. Doch Vorsicht: Übersteigen die Kosten für den Verkauf den Veräußerungserlös, erkennt das Finanzamt den Verlust nicht an. Einige Banken und Broker bieten ihren Kunden für solche Fälle besonders günstige Sonderkonditionen.
Von einem Fonds, der in amerikanischen Lebensversicherungspolicen investiert hat und nun abgewickelt wird, habe ich nur 70 Prozent meines Geldes wiedergesehen. Kann ich die übrigen 30 Prozent steuerlich geltend machen?
Thiem: Der Bundesfinanzhof hat jüngst derartige Investments als vermögensverwaltend qualifiziert. Verluste müssten deshalb bei der Abgeltungsteuer Berücksichtigung finden. Im Einzelfall schauen Sie aber bitte in die "steuerlichen Hinweise" im Prospekt Ihres Fonds. Dort werden detailliertere Hinweise zur steuerlichen Behandlung der Erträge und Verluste gegeben.
Was gilt nun bei der Besteuerung thesaurierender Auslandsfonds?
Thiem: Bei diesen Fonds, die ihre Gewinne nicht ausschütten, sondern wieder anlegen, haben es Anleger in der Tat nicht leicht. Denn der Anleger ist verpflichtet, die Thesaurierungsbeträge in seiner Steuererklärung in der Anlage KAP anzugeben. Entweder liefert Ihnen Ihre Bank die Daten, oder die veröffentlichten Besteuerungsgrundlagen im Elektronischen Bundesanzeiger helfen Ihnen. Auch der Deutsche Fondsverband (www.bvi.de) bietet auf seiner Homepage eine hilfreiche Broschüre für Privatanleger an.
Ich habe Altverluste, die ich gern noch mit Gewinnen aus gut gelaufenen Aktien verrechnen würde. Allerdings glaube ich, dass besagte Aktien weiter steigen, und würde sie gern zurückkaufen. Ist es steuerrechtlich in Ordnung, wenn ich
die Papiere an einem Tag verkaufe, um die Gewinne zu realisieren und die Verluste zu heben, und am nächsten Tag die gleichen Papiere wieder kaufe?
Thiem: Einen solchen Fall hat zuletzt der Bundesfinanzhof entschieden und bejaht, dass kein Gestaltungsmissbrauch vorliegt. Wenn Sie also weiterhin an "Ihre" Aktien glauben, können Sie diese auch direkt wieder kaufen.
Ich ärgere mich mit meinem Finanzamt wegen der Besteuerung von Xetra-
Gold herum. Die Finanzbeamten sind der Ansicht, ich muss Abgeltungsteuer zahlen. Was kann ich tun?
Thiem: Ein Dauerbrenner. Wenn die Bank bei Finanzprodukten wie Xetra-Gold, die mit physischem Gold hinterlegt sind, Abgeltungsteuer einbehält, sollte man als Anleger - sofern die Gewinne außerhalb der Spekulationsfrist erzielt wurden - in die Veranlagung gehen, dann Einspruch gegen den Steuerbescheid einlegen und mit Verweis auf das Urteil des Finanzgerichts Baden-Württemberg (Az.: 9 K 4022/12) und des Bundesfinanzhofs (Az. IX R 62/10) die anderweitige Position vertreten.
Im Oktober wurden mir beim Spin-off von World Duty Free von der Firma Autogrill Kapitalertragsteuer und Solidarzuschlag abgezogen. Nun habe ich vom Amtshilferichtlinie-Umsetzungsgesetz gehört. Demnach sind bei Spin-offs von Firmen mit Sitz im europäischen Wirtschaftsraum grundsätzlich keine Steuern für die neuen Aktien zu zahlen. Diese Änderung sei rückwirkend zum 1. Januar 2013 in Kraft getreten. Stimmt das?
Thiem: Grundsätzlich haben Sie recht, allerdings gilt für diese Regelung als Stichtag der Tag, an dem der Abspaltungsbeschluss in das öffentliche Register des jeweiligen Staats eingetragen wurde. Es kann also sein, dass der Beschluss für das Spin-off bereits im Jahr 2012 gefasst wurde. Dann würde noch das alte Recht gelten, und Ihre Bank hat leider richtig gehandelt. Fragen Sie doch bitte nochmals bei Ihrem Institut nach.
Ich frage mich, wie Daytrading arbeitsrechtlich gehandhabt wird. Ist das
eine Nebentätigkeit, die ich melden und genehmigen lassen muss?
Thiem: Das ist eine arbeitsrechtliche Frage, die Sie am besten mit einem Spezialisten für dieses Rechtsgebiet klären sollten. Nur so viel: Es darf keine Beeinträchtigung Ihrer Arbeitsleistung bei Ihrem jetzigen Arbeitgeber vorliegen. Ihre Einkünfte unterliegen als private Vermögensverwaltung der Abgeltungsteuer.
Die Empfehlungen der Profis:
Robert Halver
Der Leiter der Kapitalmarktanalyse der Baader Bank arbeitete nach dem BWL-Studium als Analyst und Aktienstratege bei der Privatbank Delbrück & Co. 2001 wechselte Halver zur Schweizer Privatbank Vontobel und verantwortete die Anlagestrategie in Deutschland. Seit 2008 übt er seine jetzige Funktion aus. Der 50-Jährige ist auch durch zahlreiche Fernsehauftritte bekannt.
Gottfried Heller
Der 78-Jährige hat 1971 in München zusammen mit dem 1999 verstorbenen Börsenaltmeister André Kostolany die Vermögensverwaltung Fiduka gegründet. Früher managte der gelernte Wirtschaftsingenieur Depots privater und institutioneller Anleger sowie Aktien- und Rentenfonds. Heute ist er Seniorpartner bei Fiduka und gilt als einer der besten Kenner der globalen Finanzmärkte.
Stefan Thiem
Nach dem Jurastudium hat der heute 43-Jährige die Steuerberaterausbildung absolviert. Seit über sechs Jahren arbeitet Thiem im Münchner Büro der deutschlandweit tätigen Wirtschaftsprüfer- und Steuerberaterkanzlei Ebner Stolz. Seit 2008 ist er Prokurist. In dieser Funktion berät er Kapitalanleger in Steuerfragen. Seine Freizeit verbringt er gern im Theater oder in den Bergen.
Burkhard Allgeier
Allgeier ist Chefvolkswirt und Leiter Portfoliomanagement bei der Privatbank Hauck & Aufhäuser. Neben volkswirtschaftlichen Analysen und der Formulierung der Anlagestrategie liegt sein Fokus auf der Verwaltung von Renten- und Stiftungsportfolios. Zuvor verantwortete der 47-Jährige das Rentenfondsmanagement bei Frankfurt Trust. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.
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13.12.2024 | Allianz Hold | Jefferies & Company Inc. | |
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10.12.2024 | Allianz Neutral | UBS AG | |
10.12.2024 | Allianz Neutral | UBS AG | |
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