Vermögensverwalter-Kolumne

Ausschau halten nach dem "schwarzen Schwan"

02.01.14 14:21 Uhr

Ausschau halten nach dem "schwarzen Schwan" | finanzen.net

Das Börsenjahr 2013 verlief überraschend positiv. Dow Jones und DAX notieren auf neuen historischen Höchstständen, andere Indizes wie Euro Stoxx und Nikkei liegen zumindest auf Jahreshöchstständen.

Werte in diesem Artikel
Indizes

19.984,3 PKT 135,6 PKT 0,68%

von Uwe Wiesner und Andreas Heinrich von der Hansen & Heinrich Aktiengesellschaft in Berlin

Die Renditen liegen in vielen Marktsegmenten auf historischen Tiefstständen. Enttäuschend verlief zum wiederholten Mal die Entwicklung der Emerging Markets sowie die Entwicklung der Rohstoffpreise. Der Euro zeigte sich im Jahresverlauf gegenüber allen wesentlichen Währungen fest. Diese Ausgangbasis ist für die Zukunft herausfordernd.

Und Jahr 2014?

Folgt man uneingeschränkt den Analysten verschiedener Banken und Analysehäusern, ist ein weiteres sehr gutes Jahr zu erwarten. Konsens ist, dass die Wirtschaft weltweit stärker wächst (BIP USA plus 2,6 Prozent, Europa plus ein Prozent, China plus 7,6 Prozent), gleichzeitig sind nach Aussagen der Analysten keine größeren Zinssteigerungen zu erwarten. Besonders positiv sind die Steigerungen der Unternehmensgewinne (plus 15 Prozent), die zukünftig Treiber für steigende Aktienkurse sein sollen. Insgesamt also ein positives Szenario, das erwartet wird. Auch wenn der wirtschaftliche Optimismus ein Stück weit berechtigt ist, sollte andererseits das Auftauchen eines "Schwarzen Schwans" in Form von nicht zu kalkulierenden Ereignissen im Hinterkopf behalten werden. Diese könnten zu deutlich höheren Schwankungen führen, als in diesem Jahr. Auch wenn es "Schwarzen Schwänen" zu Eigen ist, sie im Voraus nicht zu erkennen, ergeben sich folgende

Potentielle Risiken

1. Ein geldpolitischer Schock, der auf dem Weg zur Normalisierung der Geldpolitik die Märkte hinsichtlich seiner Schnelligkeit überrascht und dadurch hohe Schwankungen der Märkte und wirtschaftliche Unsicherheit auslöst.

2. Die Euro-Krise kehrt durch politische Ereignisse zurück (z. B. Regierungskrisen durch abgelehnte Fiskalmaßnahmen; eine negative Entscheidung des Verfassungsgerichts zu den EZB-Maßnahmen; Europa-Wahl- Ergebnisse lösen Stabilitätssorgen aus)

3. Ein Wachstumsrückgang in den Schwellenländern löst eine dortige Banken-Krise aus

4. Geopolitische Spannungen eskalieren (z.B. Syrien/Nahost, Inselstreit China/Japan )

Diese und weitere Risiken zeigen deutlich, dass die Welt in der investiert wird, doch anders ist, als die Kursgewinne der letzten Wochen scheinbar zeigten. Achtsamkeit in Bezug auf mögliche Kurskorrekturen stellt für das Portfolio-Management eine der wesentlichsten Aufgaben im neuen Jahres dar, um den Erhalt des verwalteten Vermögens zu sichern und erzielte Gewinne nicht wieder zu verlieren. Zum Erhalt der realen Kaufkraft ist jedoch zusätzlich eine positive Performance notwendig, die durch gezielte Maßnahmen erreicht werden soll.

Rentenmärkte

Zunehmende Volatilität, sowohl hinsichtlich der absoluten Renditen, als auch in Bezug auf die Risikoaufschläge für Emittenten, erscheint das wahrscheinlichste Szenario zu sein. Einen weiteren Rückgang der Renditen und der Risikoaufschläge zu erwarten, ist sehr unwahrscheinlich. Daher sollte man sich in speziellen Einzeltiteln - nach ausgiebiger fundamentaler Prüfung - positionieren. Hinsichtlich der Laufzeiten werden fünf-bis siebenjährige Unternehmensanleihen bevorzugt; sollte es möglich sein Anleihen zu erwerben, die den Qualitätskriterien hinsichtlich Qualität und Ertrag entsprechen, werden die Laufzeiten eher verkürzt. Staatsanleihen werden weiterhin gemieden. Die Erzielung eines Ertrages, der über der aktuellen Inflationsrate liegt (Kupons ca. 2,5 Prozent bis drei Prozent) sollen über vorübergehende Kursbelastungen hinweghelfen.

Sofern sich Renditespitzen bilden, wird flexibel darauf reagiert und ggf. Laufzeitveränderungen vorgenommen. Nachrang-Anleihen bleiben ein geeignetes Mittel um höhere Erträge zu erwirtschaften. Die Renditeaufschläge in diesem Segment sind allerdings ebenfalls stark rückläufig, sodass Chancen auch hier nur sehr selektiv entstehen. Für 2014 werden größere Chancen bei Fremdwährungsanleihen erwartet. Renditeaufschläge von zwei Prozent (AUD) - sieben Prozent (BRL) lassen Engagements zunehmend attraktiver erscheinen. Der feste Euro führte dazu, dass sich die Chance-Risiko-Situation deutlich zugunsten von Fremdwährungsanleihen verschoben hat.

Aktienmärkte

Nach zweijährigem Aufwärtstrend der internationalen Aktienmärkte und auf historischem Höchstniveau erscheinen Investitionen immer risikoreich. Aufgrund der aktuellen Bewertung, der erwarteten Gewinnsteigerungen und auch vor dem Hintergrund mangelnder Alternativen wird weiter in Aktien investiert. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf dividendenstarken Titeln aus Europa, den Emerging Markets und den USA (in dieser Reihenfolge). Die Dividende war wesentlicher Teil des Gesamtertrages von Aktien in den letzten Jahren. Erwartet wird, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt bzw. verstetigt. Nachdem der japanische Aktienmarkt 2013 zum Top-Performer avancierte, werden weitere Kursgewinne am dortigen Aktienmarkt erwartet. Ausgelöst wurde die Hausse in Japan durch den radikalen Kurswechsel der Notenbank, der auch 2014 anhalten wird. Bei ansteigender Volatilität werden Optionen (speziell gedeckte Stillhaltergeschäfte), Aktienanleihen bzw. Diskontzertifikate verstärkt eingesetzt, um das Risiko des Aktienengagements entsprechend zu vermindern. Insgesamt werden freundliche Notierungen erwartet, tendenziell wird damit den Prognosen der großen Analysehäusern (Prognose DB DAX ca. plus 15 Prozent, Prognose GoldmanSachs Eurostoxx ca. plus 17 Prozent) gefolgt. Allerdings muss, wie schon erwähnt, die zunehmende Volatilität (und somit Kursrückschläge) als ein wesentliches Thema für 2014 mit im Hinterkopf behalten werden. Dazu gehört, dass mögliche Kursspitzen aktiv zu Absicherungsgeschäften mit Short-Zertifikaten oder Reverse-Bonus Zertifikate genutzt werden.

Rohstoffe

Nach den heftigen Verlusten in diesem Jahr bei den Edelmetallpreisen (Gold über 30 Prozent, Silber über 36 Prozent) wird der Beginn einer Bodenbildung und eine Seitwärtsentwicklung bei den Edelmetallen erwartet. Vor diesem Hintergrund sollten bei deutlich tieferen Preisen als aktuell die Positionen verstärkt werden. Als strategische Investition erscheint dies, in einer Welt, die einer bisher unbekannten (Papier-) Geldschwemme ausgesetzt ist, angeraten.

Fremdwährungen

Entgegen aller Erwartungen präsentierte sich der Euro gegenüber allen wichtigen Währungen fest. Insbesondere die Emerging Markets Währungen verloren gegenüber Euro massiv an Wert. So verloren TRY, ZAR, BRL jeweils mehr als 20 Prozent. Gegenüber US-Dollar gewann der Euro ca. 5 Prozent. Eis ist zu erwarten, dass sich dieser Trend in 2014 abschwächt bzw. ausläuft. Insofern bieten Fremdwährungen in Verbindung mit höheren Renditen an den dortigen Märkten attraktive Chancen, die aus Diversifikationsgründen und um eine höhere Rendite zu erzielen, aktiv genutzt werden sollten. Am meisten geeignet erscheint ein Engagement in einem flexiblen Währungskorb. Insgesamt wird das neue Jahr mit Optimismus für die Aktienmärkte, und mit Gelassenheit für die Rentenmärkte betrachtet. Besondere Entwicklungen gibt es am ehesten in Japan und ggf. in den Emerging Markets. Auch für Turbulenzen, die in Form von "schwarzen Schwänen" durchaus zu erwarten sind, sollte man gut gerüstet sein.

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