Geldanlage-Report Armin Brack

Mega-Profite mit Internet-Aktien: So sind Sie dabei?! – Teil 2

07.10.10 09:56 Uhr

Mega-Profite mit Internet-Aktien: So sind Sie dabei?! – Teil 2 | finanzen.net

*Milliarden-Business Online-Reservierung für Restaurants?

Hätten Sie es für möglich gehalten, dass sich mit einem relativ simpel anmutenden Online-Reservierungs-Service für Restaurants ein Milliardengeschäft aufziehen lässt?

Der neue US-Internet-Star OpenTable hat dieses Kunststück tatsächlich fertig gebracht. Nach einer Kursverdreifachung in 17 Monaten seit dem IPO liegt der Börsenwert aktuell bei 1,5 Milliarden US-Dollar. Das ist atemberaubend, wiegt der Newcomer damit inzwischen doch schwerer als so manche Restaurantkette selbst.

Dabei ist die Geschäftsidee simpel: OpenTable verbindet Restaurants mit dem Internet und vereinfacht so die Reservierung für die Gäste und das Reservierungsmanagement für die Restaurants. OpenTable installiert elektronische Reservierungsbücher und ist so immer auf dem Laufenden, welche Tische/Plätze noch frei sind.

Der Gast bekommt damit umgehend eine definitive Rückmeldung und kann so die Reservierung sofort festmachen. Inzwischen ist OpenTable übrigens auch in Deutschland vertreten, wenngleich bisher nur ausgewählte Restaurants angeschlossen sind. Nähere Infos gibt es auf der Seite www.opentable.de.

*Nationales Verkaufsteam forciert die Expansion

Eine Vertriebsflotte hat über die ganze USA hinweg Restaurants davon überzeugt, das handgeführte Reservierungsbuch durch das Electronic Reservation Book zu ersetzen und so den Reservierungsvorgang zu optimieren. Dafür verlangt OpenTable eine einmalige Installationsgebühr von 600 bis 700 US-Dollar im Monat sowie eine monatliche Abogebühr von 270 US-Dollar. Hinzu kommen nutzungsabhängige Gebühren, die pro reservierten Platz erhoben werden.

Das Faszinierende ist, dass die Restaurants trotz dieser hoch anmutenden Kosten reihenweise auf das Angebot aufspringen. OpenTable steigerte die Umsätze im ersten Halbjahr 2010 um 35 Prozent auf 43,7 Millionen US-Dollar. Der Gewinn je Aktie verfünffachte sich auf 5,1 Millionen US-Dollar.

Der Markt gesteht dem Unternehmen aktuell eine Bewertung mit dem 17-fachen des für 2010 zu erwartenden Umsatzes und dem 115-fachen des zu erwartenden Gewinns zu. Selbst für 2011 sinken diese Kennzahlen nur relativ moderat auf 13 (Kurs-Umsatz-Verhältnis) bzw. 75 (KGV). Damit gehört OpenTable wohl zu den am höchsten bewerteten Aktien an der NASDAQ überhaupt.

*Der Markt hat immer Recht

Trotzdem ist die Aktie deshalb nicht zwangsläufig überbewertet: OpenTable nutzt die eigene hohe Bewertung für die Übernahme ausländischer Konkurrenten, deren Eigentümer dann mit OpenTable-Aktien bezahlt werden. Jüngst erwarb man so den englischen Widersacher TopTable.com.

Ähnlich wie Amazon versteht es OpenTable zudem neue lukrative Einnahmequellen aufzutun: Über Coupon-Deals werden potenziellen Gästen Spezialangebote unterbreitet, beispielsweise stark im Preis reduzierte Komplett-Menüs für das Abendessen. Zusätzlicher Anreiz: Je mehr Kunden das Angebot annehmen, umso größer wird der Discount - und die Restaurants freuen sich über zahlreiche (neue) Gäste.

So lange es die Kalifornier schaffen das schnelle organische und anorganische Wachstum aufrecht zu erhalten und sich die Coupon-Deals als Erfolg erweisen, könnte die Aktie trotz ihrer hohen Bewertung ihren Aufwärtstrend fortsetzen.

Stärken von OpenTable sind die margenstarken, wiederkehrenden Umsätze, das hohe Wachstum, innovative neue Features wie Coupons und der makellose Aufwärtstrend.

Risiken liegen in der bereits extrem hohen Bewertung und der Konkurrenz im Coupon-Geschäft, wo OpenTable nur der "Second Mover" ist.

*Lebensmittel übers Internet

Übrigens: Auch wenn Sie lieber zu Hause speisen, wird das Internet immer hilfreicher. Zumindest in England: Dort unternimmt der Lebensmittelhändler Ocado (WKN A1C2GZ; Kürzel: 0OC) einen neuen Versuch, einen erfolgreichen Internet-Supermarkt zu starten.

Nach dem Misserfolg der eingangs erwähnten Webvan, scheint Ocado in der Erfolgsspur. Insgesamt 1,5 Millionen Briten kaufen zumindest sporadisch ihre Lebensmittel über das Internet ein. Mehr als 21.000 verschiedene Produkte stehen zur Auswahl.

In den ersten neun Monaten des aktuellen Geschäftsjahrs schaffte Ocado bereits einen Umsatz von 445 Millionen Euro. Die Steigerungsrate gegenüber dem Vorjahr lag im letzten Quartal bei knapp 30 Prozent. Das kann sich sehen lassen. In 2011 prognostizieren Analysten den Sprung in die Gewinnzone.

Charttechnisch hat die Aktie am Freitag nach dem Fall auf ein neues 52-Wochen-Tief nach oben gedreht. Möglicherweise kann die Aktie des erst seit Juli börsennotierten Unternehmens nun die Trendwende schaffen.

MEIN FAZIT:

- Internet-Konsum-Aktien sind wieder "in"
- Es lohnt sich nach innovativen Firmen mit margenträchtigen Geschäftsmodellen Ausschau zu halten.
- Besonders interessant erscheinen Amazon, buch.de, OpenTable und Ocado.

Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.