Nachhaltiger shoppen

Cost-per-Wear: Formel verrät Sparpotenzial bei Kleidung

21.10.22 23:23 Uhr

Cost-per-Wear: Formel verrät Sparpotenzial bei Kleidung | finanzen.net

Sparen und dabei noch die Umwelt schützen - das geht mit der sogenannten "Cost per Wear"-Formel. Und die Menschen in Deutschland sind gut dabei: Eine Greenpeace-Umfrage zeigt, dass insbesondere die jüngere Generation beim Shoppen nachhaltiger geworden ist.

Kleidung von nachhaltigen Modelabels kostet im Laden oft deutlich mehr als Stücke von billigeren Marken. Deswegen kaufen Viele immer noch die billigen T-Shirts für zehn Euro, die oft wegen ihrer schlechten Qualität nach kurzer Zeit nicht mehr getragen werden. Denn: Schlechtere Stoffe und Nähte schlagen sich nicht nur im Preis nieder, sondern führen auch zu schnellerem Verschleiß der Kleidung. Wer billiger kauft, kauft also häufig öfter.

Cost-per-Wear-Formel: Kaufpreis geteilt durch die Tage, an denen das Stück getragen wird

Deswegen empfiehlt die Sparkasse, langfristiger zu denken: Geht beispielsweise eine viel getragene Hose erst nach fünf Jahren statt schon nach wenigen Monaten kaputt, hat sich die möglicherweise höhere Investition deutlich gelohnt. Hier kommt die Cost-per-Wear-Formel (CPW) ins Spiel. Dabei wird der Kaufpreis eines Kleidungsstücks durch die geschätzte Zahl der Tage, an denen man es tatsächlich tragen wird, geteilt. Das Ergebnis ist der CPW-Wert. Je niedriger dieser Wert, desto mehr lohnt sich eine Investition.

Beispiel: Kostet eine Hose 50 Euro und wird ein Jahr lang zwei Mal wöchentlich getragen, liegt ihr CPW-Wert bei 52 Kalenderwochen bei knapp 50 Cent. Kauft man hingegen eine Hose für 100 Euro und trägt diese drei Jahre lang zwei Mal die Woche, liegt der CPW-Wert bei nur noch rund 30 Cent. Anders ausgedrückt: Hält die 50-Euro-Hose nur ein Jahr und man muss in den nächsten Jahren wieder Hosen zum gleichen Preis kaufen, hat man über die Jahre verteilt 150 Euro ausgegeben, anstatt einmalig 100 Euro zu zahlen und mit dem besseren Material noch die Umwelt zu schonen.

Greenpeace: Konsumverhalten entwickelt sich gegenläufig zum Industrietrend

Diese Formel kann als Einstieg ins nachhaltigere Denken beim Shoppen genutzt werden. Eine im Juli veröffentlichte repräsentative Greenpeace-Umfrage hat ergeben, dass die Menschen in Deutschland dieses oder ähnliche Konzepte immer mehr verfolgen. So tragen deutlich über 50 Prozent der Befragten ihre Oberteile und Hosen mittlerweile länger als drei Jahre und die Menschen haben insgesamt 340 Millionen weniger Kleidungsstücke im Schrank als noch 2019 (in den deutschen Kleiderschränken befinden sich 2022 noch insgesamt 4,9 Milliarden Kleidungsstücke, Socken und Unterwäsche ausgenommen). Insbesondere die 18- bis 29-Jährigen haben der Studie zufolge ihre Kleiderschränke deutlich reduziert, und zwar um durchschnittlich ganze 20 Prozent. Bei den 30- bis 39-Jährigen hingegen habe die Menge an Kleidungsstücken zugenommen. Greenpeace schreibt, die Umfrage zeige, "dass die Entwicklung im Konsumverhalten der Konsument:innen klar gegenläufig zum Industrietrend ist. Das Bewusstsein der Deutschen für einen nachhaltigeren Umgang mit Mode ist in den letzten sieben Jahren signifikant gestiegen." Viele würden auch mehr gebrauchte Kleidung kaufen - immerhin kommt der Vintage-Stil wieder mehr und mehr in Mode.

Kaum getragene Kleidung nicht wegwerfen, sondern weitergeben

Wie fängt man denn nun an, den Kleidungskonsum zu reduzieren? Die Sparkasse gibt neben der CPW-Formel vier weitere Tipps für Menschen, die aus Geld- oder Umweltgründen weniger shoppen wollen. Zuallererst solle man ehrlich zu sich selbst sein: "Wenn du dir sicher bist, dass du das Stück zwei oder drei Jahre regelmäßig anziehen wirst, lohnt sich der Kauf." Andernfalls sei es besser, auf den Kauf zu verzichten und nach einem noch besseren Stück zu suchen. Beim Kauf selbst solle man außerdem zeitlose Stücke wählen, die nicht einer sehr spezifischen aktuellen Mode entsprechen, sondern sich auch in ein paar Jahren noch gut kombinieren lassen. Der dritte Tipp: "Hochwertige Materialien sorgen nicht nur für Langlebigkeit, sondern auch für eine gute Passform." Wenn beispielsweise Nähte oder Reißverschlüsse nicht gut verarbeitet sind, gehen sie schneller kaputt. Dann sollte das Kleidungsstück am besten im Laden bleiben. Schlechte Nähte lassen sich an losen Fäden erkennen, Reißverschlüsse sollten im Laden einwandfrei zu öffnen und verschließbar sein. Zu guter Letzt empfiehlt die Sparkasse, auf hochwertige Reinigungsprodukte zu setzen. Wendet man diese der Pflegekennzeichen entsprechend an, werden die Stofffasern nicht zu stark angegriffen und das Kleidungsstück hält länger.

Auch, wer immer darauf achtet, nur hochwertige und dem eigenen Stil entsprechende Kleidung zu kaufen, greift mal daneben. Anstatt kaum getragene Stücke hinten im Kleiderschrank liegen zu lassen oder gar wegzuwerfen, kann man diese immer in die Altkleidersammlung oder zu einem Second-Hand-Laden bringen. So bekommen die Stücke ein zweites Leben und jemand anderes freut sich darüber.

Olga Rogler / Redaktion finanzen.net

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