Vermögensverwalter-Kolumne

Fonds: Größe ist Segen und Fluch zugleich

17.11.16 11:06 Uhr

Fonds: Größe ist Segen und Fluch zugleich | finanzen.net

Gute Investmentfonds sind gefragt, gerade jetzt, da Renten keine Zinsen bringen. Doch wenn alle die gleichen Fonds kaufen, werden diese zu groß, um ihre Investmentstrategie noch richtig umsetzen zu können.

Anleger sollten diesen Aspekt bei der Fondsauswahl beachten und nicht nur auf die Erfolge der Vergangenheit achten.

DWS Aktien Strategie Deutschland, Nordea Stable Return, Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen - nur drei von mehreren erfolgreichen Fonds, die 2016 ein sogenanntes Softclosing durchgeführt haben. Ein Verkauf der Fondsanteile ist nach wie vor jederzeit möglich, Käufe jedoch nur noch eingeschränkt oder nicht mehr.

Ein richtiger Schritt, der aber vielleicht schon zu spät erfolgte. Denn Experten haben festgestellt, dass bestimmte Investmentansätze ab bestimmten Fondsgrößen nur noch begrenzt funktionieren. Manager könnten gezwungen sein, Aktien oder Anleihen ins Portfolio zu nehmen, die nicht alle Qualitätskriterien erfüllen. Ein Fondsmanager, der in der Vergangenheit eine ausgezeichnete Nebenwerteauswahl getroffen hat, kann dann zum Beispiel nur noch die großen Standardwerte ordern. Die eigentliche Expertise des Fondsmanagements für unentdeckte Perlen weicht dem Zwang in große Firmen zu investieren, die für den milliardenschweren Fonds geeignet sind.

Echtes Closing oder Schein-Schließung?

Vorausschauende Investmentgesellschaften sollten daher der blinden Absatzwut im Sinne der Wertentwicklung vorbeugen und den Mittelzuflüssen ihrer Fonds bei Überschreiten bestimmter Grenzen einen Riegel vorschieben. Mittelbegrenzungen sind in den meisten Fällen sehr verantwortungsvoll. Die Schließung eines Fonds, verbunden mit der Neuauflage einer mehr oder weniger identischen Lösung im gleichen Haus ist dagegen schwer nachvollziehbar und mehr Marketing als Anlegerschutz.

Manche Investmentgesellschaften lassen Fonds zu gewaltiger Größe anschwellen, weil sie fürchten, dass ihnen durch ein Softclosing Einnahmen aus Verwaltungsgebühren entgehen. Zu klein darf ein Fonds auch nicht sein. Er lohnt sich dann für den Anbieter finanziell nicht und wird aufgelöst. Fonds mit starken Mittelzuflüssen sind zunächst etwas Positives, da scheinbar die Qualität des Fonds passt.

Institutionelle wildern im Privatanleger-Revier

Während sogenannte Softclosing in der Vergangenheit vor allem bei besonders spezialisierten Fonds vorkamen, die sich auf kleinere Märkte einzelner Branchen und Länder oder den Nebenwertesektor konzentrierten, begrenzen zunehmend breiter gestreute Fonds von namhaften Gesellschaften ihre Zuflüsse. Warum?

Zunehmend investieren institutionelle Anleger, also Vermögensverwalter, Versicherer und Pensionskassen gerne in offene Publikumsfond. Sie fühlen sich von der Flexibilität der offenen Fonds angezogen und ordern überproportionale Losgrößen.

Zudem steigt die Transparenz des Marktes. Fondsratingagenturen, die Medien und Internetsuchmaschinen übernehmen eine Lenkungsfunktion. Gute Leistungen werden schneller und häufiger öffentlich. Und Fonds können von Großinvestoren ohne Agio schnell gekauft und verkauft werden. Banken verstärken den Trend. Sie springen auf den Zug auf und mischen Großkunden auch gerne die Anlegerlieblinge der Konkurrenz bei.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: So manche Fondsgesellschaft zögert die Schließung zu lange hinaus. Kommt es dann doch dazu, sollten man als Anleger nicht auf die Wieder-Öffnung des Star-Fonds warten, sondern besser nach den Stars von morgen suchen.

von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, Traunstein

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