Interview

Klaus Kaldemorgen: Wir drücken etwas aufs Gas

aktualisiert 12.07.13 21:56 Uhr

Auf welche Aktien der Star-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen jetzt setzt, wie er doch noch ein paar gute Anleihen findet — und warum der Blutdruck der Anleger für ihn der einzige Maßstab ist.

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Fonds

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2.127,78 EUR -5,00 EUR -0,00%

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Aktien

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Indizes

1.646,9 PKT 9,4 PKT 0,58%

19.146,2 PKT 141,4 PKT 0,74%

493,5 PKT 2,1 PKT 0,42%

10.055,6 PKT 57,1 PKT 0,57%

7.456,9 PKT 46,2 PKT 0,62%

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Nur Aktien — das war gestern. Seit Starmanager Klaus Kaldemorgen die Aktienfonds Akkumula und Vermögensbildungsfonds im ­Februar abgegeben hat, konzentriert er sich ganz auf seinen Mischfonds Concept Kaldemorgen. Hier kann er über alle Anlageklassen hinweg investieren. Bisher mit Erfolg. Welche Anlageklassen er für die zweite Jahreshälfte favorisiert, wo er mehr Risiken als Chancen sieht.

€uro am Sonntag: Herr Kaldemorgen, Aktionäre brauchen zurzeit starke Nerven. In welche Richtung geht es denn jetzt?
Klaus Kaldemorgen:
Zuletzt waren die Aktienmärkte sehr stark von der Geldpolitik beeinflusst. In den USA signalisieren die Konjunkturdaten aber eine Verbesserung der Wirtschaftslage. Der Aktienmarkt sollte hieraus seine Impulse beziehen.

Wie sind Sie positioniert?
Wir haben das Gaspedal bei Aktien etwas stärker durchgedrückt. In den letzten zwölf Monaten liefen defensive Aktien gut, nichtzyklischer Konsum und Healthcare. Vom besseren wirtschaftlichen Umfeld sollten nun Frühzykliker profitieren. Etwa Rohstoff- und Energieaktien, die stark nach unten geprügelt worden sind. Auch die Kurse in den Emerging Markets liegen am Boden. Das kann man gut verbinden: Wir haben gerade über den Rohstoffsektor eine Aktienposition in Brasilien aufgebaut. Auch Russland ist interessant.

Bei Aktien — die USA oder Europa?
Schauen Sie auf die letzten fünf Jahre: Während die europäischen Aktien leicht im Minus liegen, haben die amerikanischen Aktien stark zugelegt. Das liegt daran, dass die USA massiv auf geldpolitische Expansion gesetzt haben. Dies beginnt sich zu ändern. Europa und Japan werden weiter geldpolitisch expansiv bleiben. Sollte sich die Wirtschaft weltweit beleben, hat das in der Vergangenheit stärker europäischen und Schwellenländeraktien geholfen.

Welche sind dabei neben Brasilien und Russland noch interessant?
Bei kleineren Emerging Markets bin ich vorsichtig — die Tür, um da wieder rauszukommen, ist sehr eng, wenn es brenzlig wird. Generell reicht es völlig, sich beim Thema Schwellenländer in einem Dreieck zu bewegen: Russland und Brasilien für den Rohstoffsektor, China stellvertretend für den Rest. Und bei China würde ich abwarten, bis klar ist, wie die künftige Geldpolitik aussieht. Wenn dann noch die Wachstumserwartungen nicht weiter sinken, kann man wieder investieren.

Fürchten Sie keine Folgen der chinesischen Probleme für Europa?
Die chinesischen Wachstumsraten werden über die nächsten Jahre zurückgehen. Für China ist es eher ein Luxusproblem, ob es im nächsten Jahr statt mit acht nur noch mit sechs Prozent wächst. Die deutsche Exportindustrie wird aber den Wachstumsrückgang zu spüren bekommen. Außerdem nimmt die Konkurrenz aus Japan und Korea zu, wegen der gesunkenen Wechselkurse. Europa sollte stärker von der Zunahme des eigenen Konsums profitieren. Ein Grund für mich, auf europäische Medienwerte zu setzen.

An Aktien führt kein Weg vorbei?
Die Wertsteigerung muss jetzt über Aktien kommen. Und über Währungen. Unsere Anlageentscheidungen treffen wir bei den beiden Assetklassen völlig getrennt. Bei Japan sind wir für Aktien optimistisch, für die Währung nicht. Ebenso bei Brasilien. 2012 haben wir mit Unternehmensanleihen einen Großteil des Wertzuwachses erzielt. Seit die Fed darüber philosophiert, dass der Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik kommt, ist das Geschäft an den Zinsmärkten aber schwierig geworden.

Sie haben gar keine Unternehmensanleihen mehr?
Doch, aber wir haben die Position verkleinert und wir haben das Zinsänderungsrisiko weitgehend abgesichert. Wir setzen mit Short-Positionen auf fallende Kurse bei deutschen und französischen Staatsanleihen. Das heißt, wir haben hohe Kupons aus den Corporate Bonds. Das Risiko sinkender Kurse bei steigenden Zinsen haben wir aber abgefedert.

Wo sehen Sie bei Unternehmensanleihen noch Chancen?
Im Hochzinsbereich. Anleihen mit einem Rating im Investment-Grade sind wegen der geringen Verzinsung nicht interessant. Wir können bei unserem Ansatz ja entscheiden, ob wir die Aktie oder den Bond kaufen. Im High-Yield-Segment entscheiden wir uns da eher für die Anleihe. Mit unserer Aktienexpertise haben wir auch einen etwas anderen Blick auf Anleihen. Ratingagenturen schauen sehr auf die Bilanzsituation — wir betrachten stärker die strategischen Perspektiven des Geschäftsmodells.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Wir haben uns bei Kabelnetzbetreibern engagiert. Beim Geschäftsmodell kann da wenig anbrennen. Die Ratings waren wegen der hohen Verschuldung dennoch schlecht und die Zinsen entsprechend hoch. Das hat sich für uns gerechnet.

Zielen Sie mit diesem Ansatz auch auf hohe Kursgewinne?
Wir hatten schon spekulative Anleihepositionen, die wir bei Kursen von 50 oder 60 Prozent gekauft haben. Unternehmen, denen es schlecht ging und die ihre Kapitalbasis dann mit der Ausgabe von Aktien verbessert haben. Schlecht für Aktionäre, gut für Anleihegläubiger. Bei Thomas Cook war das so oder auch bei der Commerzbank. Die Kurse sind jetzt wieder über 100 Prozent.

Viele Privatanleger kaufen Mittelstandsanleihen. Halten Sie diese Papiere auch für interessant?
Nein. Die Zinsen sind unserer Meinung nach dem Risiko nicht angemessen. Es ist was völlig anderes, wenn Sie eine Anleihe eines großen Unternehmens kaufen, das eine schlechte Bonität hat, aber viele Beschäftigte oder eine strategische Bedeutung für ein Land oder eine Region. Solche Unternehmen lässt man nicht pleitegehen. Als Bondholder bin ich da besser aufgehoben.

Wie sind die Aussichten für Gold?
Wir haben uns komplett aus Gold verabschiedet — wir sehen das als Ersatzwährung, nicht als Rohstoff. Steigende Zinsen und sinkende Inflationserwartungen beflügeln den Kurs nicht gerade. Anleger sollten sich das Austauschverhältnis anschauen: Mit einer Einheit Gold kann ich so viele Aktien kaufen wie selten zuvor. Aktien sind relativ zu Gold derzeit also äußerst günstig — daraus sollte jeder seine Schlüsse ziehen.

Welche Anteile haben die Assetklassen aktuell in Ihrem Fonds?
Für uns ist nicht der nominale Anteil entscheidend, sondern der Risiko­beitrag. Wir haben derzeit 28 Prozent in Aktien, die stehen aber für knapp 60 Prozent des Risikos. Währungen machen 35 Prozent, Anleihen fünf Prozent des Risikos aus.

Die großen Fonds haben Sie abgegeben — vermissen Sie das nicht?
Nein! Manage ich einen Fonds gegen einen Index, wie bei den Aktienfonds, muss ich das relative Risiko zur Benchmark im Auge behalten. Risiko definiert sich aus der Abweichung zur Benchmark. Größer ist die Herausforderung, das absolute Risiko zu managen, Verluste zu vermeiden oder zu minimieren. So wie bei meinem Mischfonds.

Woran messen Sie jetzt den Erfolg?
Am Blutdruck der Anleger. Anhand der Volatilität gemessen, liegt das Risiko am Aktienmarkt bei 15 Prozent. Viele Anleger fühlen sich aber unwohl, wenn der Fondsanteil mehr als zehn Prozent schwankt. Wir wollen eine Volatilität im einstelligen Bereich. Bisher konnten wir sie dank eines ausgefeilten Risikomanagements sogar zwischen sechs und sieben Prozent halten. Jahresverluste des Fonds kann man aber natürlich nicht völlig ausschließen. 

Investor-Info

DWS Concept Kaldemorgen
Das Risiko kontrollieren

Klaus Kaldemorgen will mit seinem Fonds zwei Drittel von steigenden Aktienkursen mitnehmen, aber nur ein Drittel der Verluste erleiden. Er kann dazu in Aktien, Anleihen, Währungen und Gold investieren. Ziel ist nicht, einen Index zu schlagen, sondern stets eine positive Rendite zu erzielen. Auch in schwierigen Jahren soll es nicht mehr als zehn Prozent nach unten gehen. Bisher geht das Konzept mit wenigen Schwankungen und stetigen Erträgen auf.

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