Fonds - Die ewige Enttäuschung
Aktiv gemanagte Investmentfonds halten in den seltensten Fällen was sie versprechen.
Eine Überrendite im Vergleich zur Benchmark ist in der Fondslandschaft eine Rarität. Wenn doch ist sie meist so gering, dass sie nicht einmal ausreicht um den häufig satten Ausgabeaufschlag wieder wettzumachen.
Warum das so ist und ETFs eine sinnvolle Alternative sind...
Inzwischen gibt es zumindest insofern einen Fortschritt, als immer mehr aufgeklärte Anleger wissen, dass mehr als 80 Prozent aller Fonds, das Geld nicht wert sind, das in sie investiert wird. Sie würden besser fahren, wenn Sie einfach direkt in den Index oder den Basiswert investieren könnten.
Genau diese Möglichkeit versprechen ETFs - und haben in den letzten Jahren einen Siegeszug sondersgleichen angetreten. Im Jahr 2000 betrug das weltweit von ETFs verwaltete Vermögen 70 Millionen US-Dollar, aktuell sind es - halten Sie sich fest - 2,045 Billionen US-Dollar.
Die Anleger haben das Streben nach Überrenditen - frustriert von jeder Menge Misserfolgen, die ja eigentlich die Misserfolge der Fondsgesellschaften sind - aufgegeben und sind schon zufrieden damit, wenn Sie in etwa die Rendite des Basiswerts erzielen. Konkret: Wer von einem steigenden deutschen Leitindex DAX überzeugt ist, kauft keinen aktiv gemanagten DAX-Fonds sondern einen DAX-ETF.
Warum aktiv gemanagte Fonds so schlecht sind hat viele Gründe: Immer komplexere Compliancevorschriften, die einen enormen Verwaltungsaufwand und damit hohe Kosten verursachen. Hohe Transaktionskosten durch den ständigen Kauf und Verkauf von einzelnen Werten. Personalkosten für oft Dutzende von Managern und Beratern, die für einen einzigen Fonds zuständig sind.
Auch psychologische Aspekte spielen eine wichtige Rolle. Fondsmanager sind auch nur Menschen und vielen geht es vor allem darum, ihren Job zu behalten. Das Risiko, den Job zu verlieren, ist am geringsten, wenn man sich innerhalb der großen Herde bewegt und möglichst wenig auffällt. Das heißt: Man kauft das, was alle kaufen. Liegt man falsch liegen die anderen zumindest auch falsch.
Doch das Problem sind nicht nur die Fondsmanager sondern teilweise auch die Anleger selbst. Viele versuchen immer gerade bei den Fonds aufzuspringen, die am besten laufen, haben unrealistische Performancevorstellungen und sind dann enttäuscht, wenn es ein Quartal mal schlechter läuft.
Die Verlusttoleranz wird immer geringer. Das heißt: Man möchte als Anleger zwar - bitteschön - gerne 20 Prozent Jahresrendite haben, aber der maximale Drawdown (also der Wertverlust vom Hoch gerechnet) sollte auf keinen Fall höher als zwei Prozent sein. Das schafft niemand!
Das Ergebnis: Fonds sind für Anleger eine Art dauerhafte Enttäuschung.
ETFs als günstige Alternative
Der inzwischen über 80jährige Amerikaner John Bogle gehört mit seiner Fondsgesellschaft Vanguard zu den Pionieren des ETF-Anlage-Zeitalters.
Exchange Traded Funds (ETFs) sind fortlaufend börsengehandelte Fonds, können also Tag für Tag gekauft und verkauft werden wie eine Aktie. Es gibt keinen Ausgabeaufschlag nur einen Spread zwischen An- und Verkaufskurs, ebenfalls wie bei einer Aktie.
Das Ziel des Fonds ist nicht einen bestimmten Basiswert oder Index zu schlagen, sondern die Kursentwicklung des selbigen möglichst exakt nachzubilden. Um das Beispiel des DAX von oben aufzugreifen: Es geht in der klassischen Form des ETFs, den so genannten voll replizierenden ETFs, einfach darum, exakt die 30 Aktien zu kaufen, die sich im DAX befinden.
Um eine möglichst genaue Nachbildung zu erreichen müssen diese Werte auch so gewichtet sein, wie sie im DAX gewichtet sind (Werte mit höherer Marktkapitalisierung haben auch ein höheres Gewicht und beeinflussen daher die Gesamtentwicklung des Index stärker).
Da es sich hierbei um eine rein mechanische (wenngleich nicht immer einfache) Nachbildung handelt, sind keine fundamentalen und charttechnischen Analysen vonnöten. Im Klartext: Es müssen keine Fondsmanager mehr bezahlt werden.
Das senkt die Kosten gewaltig. ETFs kosten so nur zwischen 0,15 und 0,7 Prozent jährlich, während aktiv gemanagte Fonds mit ein bis zwei Prozent per anno zu Buche schlagen. Auch ein Grund, warum ETFs unter dem Strich besser performen.
Um das Produkt noch günstiger zu machen, arbeiten die meisten Anbieter inzwischen aber anders. Bei Index-ETFs wird der Index dabei nicht mehr voll repliziert, sondern nur noch teilweise. Das heißt: In einem DAX-ETF müssen nicht zwangsläufig alle DAX-Werte enthalten sind. Stattdessen wird mit Swaps gearbeitet.
So funktionieren Swaps
Swaps sind Vereinbarungen, bei denen zwei Vertragspartner sich verpflichten, bestimmte zukünftige Zahlungsströme untereinander zu tauschen. Der Vertragspartner kann dabei zum Beispiel die eigene Bank sein, wie das bei den x-tracker ETFs der Deutschen Bank der Fall ist. Die Deutsche Bank garantiert als Vertragspartner ihnen als Anleger, dass der DAX-ETF tatsächlich die Performance des DAX erreicht.
Die Vorteile dabei: Es muss nicht jede Veränderung im Index nachvollzogen werden. Differenzen werden durch den Swap ausgeglichen. Die genaue Funktionsweise von Swaps in ETFs beschreibt Holger Handstein von Suite101 in diesem Artikel.
Hier ein Auszug:
"Die Ausgangssituation bei einem Swap ist folgende: Sowohl der nachzubildende Index als auch der Aktienkorb bekommen einen Wert zugewiesen, etwa den Wert 100. Die Differenz zwischen beiden Werten stellt den Wert des Swaps dar. Zu Beginn liegt dieser Wert bei 0 – es gibt noch keine Performance-Unterschiede zwischen Aktienkorb und Index.
Im Laufe der Zeit können sich sowohl der Wert des vom Fonds gehaltenen Aktienkorbes als auch der Wert des nachzubildenden Index verändern. Dadurch verändert sich auch der Wert des Swaps. Steigt zum Beispiel der Index von 100 auf 105, während der Wert des Aktienkorbes gleich bleibt, hat der Swap einen Wert von 5 (entsprechend 105 – 100). Der NAV des Fonds liegt dann bei 105 und entspricht genau dem Indexwert, weil der Wert des Swaps zum Wert des Aktienkorbes addiert wird. Der Anteil des Swaps am Fondsvermögen beträgt 4,76 Prozent."
Um ausufernde Swapgeschäfte zu verhindern, darf der Anteil des Swaps am Fondsvermögen maximal zehn Prozent betragen. Droht der Anteil größer zu werden kommt es zu einem so genannten Reset des Swaps.
Suite101:
"Hat der Index zum Zeitpunkt des Reset einen höheren Wert als der Aktienkorb, dann gleicht die Fondsgesellschaft die Differenz aus, indem sie neue Aktien kauft. Hat der Aktienkorb einen höheren Wert als der Index, verkauft sie Aktien. Anschließend sind die Werte von Aktienkorb und nachzubildendem Index wieder identisch. Der Swap hat erneut einen Wert von 0."
Diese einfache Resetmöglichkeit kann bei so genannten synthetisch replizierenden ETFs (so nennt man ETFs, die mit Swaps arbeiten) zu teilweise grotesken Situationen führen. So hat der oben erwähnte db x-tracker, der eigentlich den DAX abbilden soll, der Fondsgesellschaft zur Folge am 30.Juni 2008 nur japanische Aktien im Bestand.
Ende 2011 waren im DAX-ETF dann immerhin zu 43 Prozent DAX-Werte, u.a. aber auch belgische, italienische und japanische Werte. Nachzulesen unter diesem Link auf Seite 138. Die Fondsgesellschaften nutzen offenbar Überbestände aus anderen Fonds, um diese in den entsprechenden ETFs zu parken.
Das alles ist weder verboten noch verwerflich solange am Ende für den Anleger das Ziel erreicht wird, die Entwicklung des Index nachzubilden. Trotzdem besteht durch die Verwendung von Derivaten ein Vertragsrisiko. ETFs selbst sind zwar - wie herkömmliche Fonds - Sondervermögen, so dass z.B. auch im Insolvenzfall der Fondsgesellschaft das Kapital zu 100 Prozent den Anlegern gehört. Allerdings gilt dies nicht für den Swap-Anteil. Hier besteht das Risiko, dass der Vertragspartner ausfällt.
Immerhin bleibt das Risiko somit aber auf maximal zehn Prozent des Vermögens beschränkt.
Welchen ETF kaufen?
Welche Art von ETF ist nun vorzuziehen. Voll replizierende, die ohne Derivate arbeiten und zu 100 Prozent den Index nachbilden? Oder synthetisch replizierende, die mit Swaps arbeiten?
Letztlich entscheidet sich der Anleger, ob er bereit ist für besonders niedrige jährliche Kosten im schlimmsten Fall zehn Prozent seines Fondsvermögens abzuschreiben (sofern der Swap-Kontrahent ausfällt), oder ob er etwas höhere Gebühren bezahlt, dafür aber das Derivate-Risiko ausschaltet.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Das grundsätzliche Kursrisiko besteht natürlich immer. In unserem Beispiel des DAX-ETF heißt das, halbiert sich der DAX, halbiert sich auch der Wert ihrer Fondsanteile.
MEIN FAZIT:
- Der Mega-Erfolg der ETFs ist kein Zufall. In den meisten Fällen fahren Anleger besser, wenn sie ETFs kaufen als auf aktiv gemanagte Fonds zu setzen.
- ETFs sind wesentlich günstiger und psychologische Fallen können durch das sture Nachbilden eines Index umgangen werden. Allerdings werden Anleger so auch nie besser als die Benchmark sein.
- Es gibt voll replizierende ETFs, die tatsächlich die Bestandteile eines Index zu 100 Prozent nachbilden und es gibt synthetisch replizierende ETFs, die mit Swaps arbeiten.
- Erstere sind etwas teurer, weil die Nachbildung aufwendiger ist. Letztere sind günstiger haben aber dafür ein Ausfallrisiko von bis zu zehn Prozent (maximaler Swap-Anteil am Fondsvermögen).
Armin Brack ist Chefredakteur des Geldanlage-Reports. Gratis anmelden unter: www.geldanlage-report.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.