Top-Märkte, Top-Renditen: Das sind die Boom-Börsen 2018!
Einst boomten sie, dann kam die Krise. Nun geht es wieder aufwärts mit den Schwellenländern. Brasilien, China, Indien und Russland könnten zu den Gewinnern 2018 gehören.
Werte in diesem Artikel
von A. Zehbe
und C. Platt, €uro am Sonntag
Die geplatzte Techblase steckte vielen Aktionären noch in den Knochen, da schockte im Jahr 2001 bereits das nächste Ereignis. Die Terroranschläge des 11. September in den USA ließen die Welt aus den Fugen geraten, die Börsen setzten abermals zu schwindelerregenden Kursstürzen an. Die Verunsicherung bei den Anlegern war riesig.
In dieser Zeit sorgte in Finanzkreisen ein Essay mit dem Namen "The World Needs Better Economic BRICs" für Aufsehen. Darin prophezeite Jim O’Neill, Volkswirt bei der US-Investmentbank Goldman Sachs, den vier aufstrebenden Schwellenländern Brasilien, Russland, Indien und China in den kommenden Jahren einen rasanten Aufstieg. Über kurz oder lang würden sie die Industrienationen überholen und am Ende möglicherweise eine neue Weltwirtschaftsordnung schaffen, so der Ökonom.
Anlageidee mit vier Buchstaben
Auch wenn sich seine Vorhersagen in einigen Aspekten rückblickend als zu optimistisch herausstellten, fasste das von ihm erdachte Akronym "BRIC" in der Investmentwelt rasch Fuß. Bis heute steht es für Wachstums- und Renditechancen - und die Zahlen sind beeindruckend. 30 Prozent der globalen Wertschöpfung werden mittlerweile in den BRIC-Staaten erwirtschaftet, und tatsächlich wurden viele Industrienationen von den vorderen Plätzen der größten Wirtschaftsmächte verdrängt.
Allerdings war der Weg dorthin dennoch steinig. Nach zehnjährigem Höhenflug mit teils zweistelligen Wachstumsraten begann sich der Boom in allen vier Staaten ab etwa 2010 deutlich abzuschwächen. Zahlreiche Probleme hemmten ihre Entwicklung; Brasilien und Russland rutschen sogar in schwere Rezessionen.
Zuletzt lief es für die einstigen Boomstaaten jedoch wieder besser, auch an den Börsen. Getrieben von der robusten globalen Konjunktur, legten die Leitindizes der einzelnen Länder in den vergangenen zwölf Monaten kräftig zu - allerdings in ihrer jeweiligen Lokalwährung. Weil die Devisen gegenüber dem Euro zum Teil stark abgewertet haben, sieht die Bilanz für Euroanleger auf Jahressicht ernüchternder aus. Dennoch steht in den vergangenen fünf Jahren bei den BRIC-Staaten ein Plus von bis zu 80 Prozent Plus zu Buche. Zum Vergleich: Die Schwellenländerbörsen machten in diesem Zeitraum nur einen Gewinn von knapp 36 Prozent.
Wertentwicklung der Aktienmärkte auf Eurobasis (pdf)
Aktienmärkte wieder mit Potenzial
Die gute Entwicklung an den Börsen könnte anhalten. "Fundamental sprechen Konjunkturumfeld, Unternehmensgewinne, globale Geld- und Fiskalpolitik sowie die geringe Neigung des Dollar, wieder zu erstarken, weiter für die Aktienmärkte", sagt Angelika Millendorfer, Schwellenländerexpertin von Raiffeisen Capital Management.
Herausforderungen gibt es dennoch. Vor allem die Handelsstreitigkeiten mit den USA könnten die Staaten, insbesondere China, belasten - wobei sich die Lage zuletzt entspannt hat. Aber auch eine Abschwächung des globalen Wachstums oder steigende Zinsen sind Unsicherheitsfaktoren.
Für Anleger, die vom Aufschwung der vier BRIC-Staaten profitieren wollen, ist es darum ratsam, sich breit aufzustellen. Fondslösungen, wie sie auf den folgenden Seiten für die einzelnen Länder vorgestellt werden, eignen sich hierfür am besten.
Wer das Risiko, nur auf einzelne Länder zu setzen, meiden will, kann auf Schwellenländerfonds bauen (siehe Investor-Info unten). Mit Produkten, die neben einem hohen BRIC-Anteil weitere Schwellenländer enthalten, haben Anleger zudem die Chance, von der Wertentwicklung anderer aufstrebender Märkte zu profitieren.
Investor-Info
Candriam Eq. Emerg. Markets
Halbes Portfolio mit BRIC
Der Fonds investiert hauptsächlich in Aktien von Unternehmen aus Schwellenländern.
Etwas mehr als die Hälfte des Anlagevermögens ist derzeit in den vier BRIC-Staaten angelegt - vor allem in chinesische Aktien, die rund 35 Prozent des Portfolios ausmachen. Länder auf der Schwelle zur Industrienation wie Südkorea oder Taiwan sind mit 25 Prozent vertreten. Den Rest investiert das Fondsmanagement unter anderem in aufstrebende Frontier Markets, etwa Indonesien.
Goldman Sachs BRICs Equity
Fokus auf die vier Großen
Reine BRIC-Fonds gibt es nicht mehr viele. Die Gesellschaft, aus deren Mitte der Begriff stammt, hat noch einen im Programm: Der Goldman Sachs BRICs Equity enthält ausschließlich Aktien aus Brasilien, Russland, Indien und China. Seiner Wirtschaftskraft entsprechend, dominiert China mit einem Anteil von 60 Prozent. Das Produkt läuft gut und gehört auf Fünfjahressicht zu den besten Schwellenländerfonds überhaupt.
Amundi MSCI Emerging Markets
Preiswert und diversifiziert
Gerade in Schwellenländern kann es sich auszahlen, auf aktives Fondsmanagement zu setzen, um Chancen abseits der bekannten Indizes zu nutzen oder Ungleichgewichte zu vermeiden. Wer breit gestreut und vor allem kostengünstig in Schwellenländer investieren will, kommt aber um einen ETF nicht herum. Das Amundi-Produkt folgt dem MSCI Emerging Markets, der 850 Titel aus den wichtigsten aufstrebenden Ländern enthält.
Brasilien:
Der Rohstoff-Star
Als Michel Temer im August 2016 nach der Suspendierung von Dilma Rousseff als neuer Präsident Brasiliens eingesetzt wurde, stieß dies in der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe. Bei Neuwahlen hätte er Umfragen zufolge wohl keine fünf Prozent der Stimmen geholt. Temer, so die einhellige Meinung, habe nicht weniger Dreck am Stecken als Rousseff oder deren Vorgänger im Amt.
Die Wirtschaft hingegen zeigte sich wohlwollender. Bereits 2015 hatte der Jurist, damals noch Vizepräsident unter Rousseff, eine wirtschaftspolitische Reformagenda vorgelegt, die eine rigide Sparpolitik vorsah. Zudem sollte die Wirtschaft auch mit Privatisierungen, einer Flexibilisierung des Arbeitsmarkts, der Einführung einer Schuldenbremse sowie Steuersenkungen angeschoben werden.
Mittlerweile trägt die Arbeit der Regierung Früchte. Die Inflation ist gesunken - und damit auch die Zinsen, was die Investitionsbereitschaft erhöht. Dies hat dazu beigetragen, dass die Wirtschaft nach zwei Jahren Rezession wieder wächst. Schätzungen für das laufende Jahr gehen von einem Anstieg des BIP um drei Prozent aus. "Brasilien wird aus dieser Krise gestärkt hervorgehen", verkündete Temer im Januar stolz.
Reformeifer darf nicht abflachen
Viele Probleme bestehen dennoch weiter: Die Arbeitslosigkeit ist nach wie vor hoch, Korruptionsskandale haben das Land fest im Griff, und das Vertrauen in die Politik ist so gering wie nie. Zudem muss das Tempo bei den Wirtschaftsreformen beibehalten werden. Dass sich insbesondere die dringend notwendige Rentenreform verzögert, war Anfang des Jahres Anlass für die US-Ratingagentur Standard & Poor’s, die Bonität Brasiliens von "BB" auf "BB-" herabzustufen.
Eine erneute Rezession in naher Zukunft hält Paulo Salazar, Schwellenländeranalyst bei der Fondsgesellschaft Candriam, jedoch für unwahrscheinlich - vorausgesetzt, bei den im Oktober anstehenden Präsidentschaftswahlen kommt es nicht zu bösen Überraschungen: "Wir wären besorgt, wenn die neue Regierung einen wirtschaftspolitischen Kurs einschlägt, der die Erholung des Landes ausbremst."
Dass der äußerst beliebte, aber wegen Korruption verurteilte ehemalige Präsident und linke Spitzenkandidat Luiz Inácio Lula da Silva nach seiner Festnahme Anfang April wohl aus dem Rennen ist, beurteilen viele Ökonomen vor diesem Hintergrund als positiv. Ein neuer Favorit des Wahlvolks für die Nachfolge von Temer zeichnet sich derzeit allerdings noch nicht ab, weder aus dem linken noch dem rechten Lager.
Rohstoffboom hilft Märkten
Die Märkte lassen sich von dieser politischen Unsicherheit bislang wenig beeindrucken. Seit Lulas Inhaftierung hat der brasilianische Aktienindex Bovespa leicht zugelegt. Stärker als von innenpolitischem Geplänkel wird die brasilianische Börse derzeit ohnehin von der Weltwirtschaft getrieben. Das Land profitiert von der guten globalen Konjunktur und der damit verbundenen Nachfrage nach Rohstoffen, dem wichtigsten Exportgut Brasiliens.
Zudem hat die Rohstoffnation den Vorteil, dass das Land dank traditionell enger Beziehungen zu den USA zu den wenigen Staaten gehört, die von Trumps Strafzöllen auf Stahl ausgenommen wurden. Steigender Protektionismus seitens der USA könnte sich höchstens indirekt auf das Land auswirken - wenn sich das Wachstum Chinas, dem wichtigsten Handelspartner Brasiliens, erheblich verlangsamen würde. Das halten Ökonomen allerdings für sehr unwahrscheinlich.
Investor-Info
BNY Mellon Brazil Equity
Auf den Aufschwung setzen
Dass Fondsmanager Rogerio Poppe mit einer anhaltenden wirtschaftlichen Erholung Brasiliens rechnet, macht sein Portfolio deutlich. Rund 20 Prozent des Fondsvermögens sind momentan in brasilianische Finanztitel investiert, die von einer steigenden Kreditvergabe im Zuge des Aufschwungs profitieren werden. Insgesamt rund 30 Prozent machen zudem Energie- und Rohstoffaktien aus, die dank der gut laufenden Weltwirtschaft weiter zulegen dürften.
Russland:
Der Energielieferant
Eine Überraschung gab es nicht: Der neue Präsident Russlands ist der alte. Mit 77 Prozent der Stimmen wurde Wladimir Putin Mitte März in seinem Amt bestätigt. Er verfehlte einzig sein Ziel, bei einer Wahlbeteiligung von mehr als 70 Prozent zu siegen. Nur 67 Prozent der stimmberechtigten Russen gingen zu den Urnen.
Putins dritte Amtszeit als Präsident war wechselvoll. Die Annexion der Krim im März 2014 mit den folgenden internationalen Sanktionen und der Ölpreisverfall 2014/15 hatten Russland in eine Rezession geführt. Erst im vergangenen Jahr konnte die Wirtschaft wieder zulegen und wuchs um 1,8 Prozent.
Doch Russland kommt nicht zur Ruhe. Anfang März provozierte der Giftgasanschlag auf Sergej Skripal diplomatischen Streit, und schon länger wird Russland die Nähe zu Syriens Machthaber Baschar al-Assad vorgeworfen. Als Antwort verhängten die USA Sanktionen gegen Russland. Geschäfte mit ausgewählten russischen Oligarchen und Unternehmen wurden verboten. Das führte vor drei Wochen zu einem Einbruch des russischen Aktienmarkts und zu einer Rubelabwertung. Mittlerweile haben sich beide Anlageklassen wieder etwas erholt.
Dabei hatte sich die Börse in Moskau in den Monaten zuvor recht gut entwickelt. Denn der Ölpreis steigt. Russland ist extrem abhängig von diesem Energierohstoff, ein Engagement in seinen Aktienmarkt gleicht einer Wette auf den Ölpreis. Bleibt dieser hoch, profitieren Wirtschaft und Börse.
Kreml strebt nach Stabilität
Der Ölpreiseinbruch 2014/15 war zwar verheerend für das Land, doch er hatte auch sein Gutes. "Russlands Regierung hat einige Reformen durchgeführt, die zu mehr Stabilität geführt haben", sagt Colin Croft, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management. In der Vergangenheit seien Gewinne aus dem Ölgeschäft gleich wieder ausgegeben worden. "Doch nun handelt der Kreml vorsichtiger: Übersteigt der Ölpreis ein bestimmtes Niveau, werden die Gewinne gespart." Das führe zu einem weniger schwankenden Staatshaushalt als in der Vergangenheit.
Auch beim Thema Unternehmensführung gibt es Fortschritte. "Die Corporate Governance hat sich in den vergangenen zehn Jahren verbessert", weiß Croft. So werde stärker auf die Interessen der Anleger geachtet - etwa bei Berichtsstandards, Aktienrückkäufen und Dividendenkultur.
Gerade Letztere hat sich zum Positiven gewandelt. "Der Anteil der Unternehmensgewinne, die an die Anleger ausgeschüttet werden, war früher sehr niedrig", sagt er. "Doch mittlerweile hat sich die Ausschüttungsquote deutlich erhöht." Das führe dazu, dass die Dividendenrendite russischer Aktien im Mittel bei 6,5 Prozent liegt.
Wer preiswerte und dividendenstarke Aktien sucht, ist in Russland an der richtigen Adresse. In einen Wachstumsstar, der Russland einst war, investieren Anleger dort aber nicht. Croft: "Die Zeit, als das Land ein hohes einstelliges Wirtschaftswachstum lieferte, ist vorbei."
Anleger müssen sich zudem bewusst sein, dass die Währung extreme Auswirkungen auf die Rendite hat. Seit April 2013 verlor der Rubel gegenüber dem Euro 86 Prozent seines Werts. Das führt zu einer extremen Diskrepanz zwischen der Leistung der Moskauer Börse in lokaler Währung und in Euro: In Rubel gerechnet, erreichte sie im ersten Quartal ein Allzeithoch und legte auf Fünfjahressicht um 110 Prozent zu. In Euro gerechnet, lag das Plus im selben Zeitraum bei gerade einmal zehn Prozent. Für Anleger, die jetzt einsteigen, kann der Rubelverfall aber sogar ein Vorteil sein: Das Risiko, dass die Devise noch weiter abwertet, ist begrenzt.
Investor-Info
Parvest Russia Opportunities
Ausgewogene Branchen
Der Energiesektor hat den mit Abstand größten Anteil am russischen Aktienmarkt. Dieses Übergewicht mildert Fondsmanager Dan Fredrikson in seinem Parvest Equity Russia Opportunities deutlich ab, auch wenn der Sektor noch immer 29 Prozent des Portfolios ausmacht. Die Bereiche Telekommunikation, Versorger und Basiskonsum hat Fredrikson dagegen übergewichtet. Größte Positionen im Fonds sind der Mineralölkonzern Lukoil und der Diamantenproduzent Alrosa.
Indien:
Erwachter Riese
Mitte April hatten indische Börsenhändler und Anleger allen Grund zur Freude. Zehn Tage in Folge ging es am Aktienmarkt nach oben - es war die längste ununterbrochene Aufwärtsphase seit mehr als zehn Jahren und Ausdruck der gut laufenden Wirtschaft Indiens. Das Land boomt und ist mittlerweile die am schnellsten wachsende größere Volkswirtschaft der Welt. Bis 2020 wird mit einem durchschnittlichen Wachstum von 7,3 Prozent pro Jahr gerechnet.
Für viele Analysten ist Indien, das lange als schlafender Riese bezeichnet wurde, von allen BRIC-Staaten der attraktivste. Die Bevölkerung wächst noch immer stark, Indien wird China in zehn Jahren als bevölkerungsreichstes Land abgelöst haben.
Zudem packt die Regierung seit dem Amtsantritt von Premierminister Narendra Modi im Jahr 2014 die dringend notwendigen Reformen an. "Mit der Bargeldreform und der Einführung der Mehrwertsteuer hat sie gezeigt, dass sie auch vor eher unbeliebten Projekten nicht zurückschreckt", sagt Daniel Lösche, Investmentstratege bei der Fondsgesellschaft Schroders.
Auch wenn diese Maßnahmen zuletzt die Konjunkturdynamik negativ belastet hätten, zielten sie letztendlich auf eine Stärkung des Wirtschaftswachstums und eine Verbesserung der Fiskalstruktur ab. "Wir gehen davon aus, dass sie langfristig zu deutlichen Produktivitätssteigerungen führen werden", so Ökonom Lösche. Das wäre in Modis Sinn. Er will das Bruttoinlandsprodukt bis zum Jahr 2025 auf fünf Billionen Dollar nahezu verdoppeln.
Roter Teppich für Investoren
Außerdem sollen ausländische Kapitalgeber angelockt werden. "Wir werden Bürokratie abbauen und den roten Teppich ausrollen", kündigte der Reformer bei einem Treffen mit Wirtschaftsvertretern in Davos im Januar an. Das wird allerdings nicht reichen: Investoren beklagen beispielsweise den zunehmenden Protektionismus in Indien. So sind seit April höhere Zölle für importierte Hilfsstoffe fällig, welche viele Unternehmen belasten.
Dass Modi in den kommenden zwölf Monaten jedoch weitere schmerzhafte Neuerungen durchsetzt, ist unwahrscheinlich. In einem Jahr will der Premierminister wiedergewählt werden. Auch wenn die Mehrheit der Inder nach wie vor hinter ihm steht, wird er seinen Wahlsieg nicht riskieren.
Bevölkerung wächst und konsumiert
Für die Aktienmärkte könnte dies ruhigeres Fahrwasser bedeuten. "Es scheint so, als hätten wir eine Bodenbildung beim Wirtschaftswachstum gesehen und als ob nun wieder Potenzial für positive Überraschungen bestünde", sagt Daniel Lösche. Doch er warnt: "Die Bewertungen indischer Aktien sind nicht mehr günstig." Potenzial sieht der Investmentstratege vor allem im Bereich Privatbanken, da diese eine höhere Zinsmarge als ihre staatlichen Pendants aufweisen. Zudem verzeichneten sie steigende Mittelzuflüsse sowie erhebliches Wachstumspotenzial.
Zugute kommt den privaten Geldhäusern das wachsende Misstrauen ins staatliche Bankensystem - nicht zuletzt nachdem bekannt wurde, dass Indiens zweitgrößtes Kreditinstitut um circa 1,8 Milliarden US-Dollar geprellt worden sein soll. Für die Wirtschaft ist der Vertrauensverlust äußerst schädlich: Er drückt die Kreditvergabe und verhindert mögliche Investitionen. Ohnehin ist der staatliche Bankensektor unter Druck. Zuletzt warnten Ökonomen vor faulen Krediten, weil sich immer mehr Haushalte überschulden würden. Für Modi gibt es also noch viel zu tun. Er hat den Riesen geweckt, jetzt muss er ihn noch zähmen.
Investor-Info
Schroder Indian Opportunities
Rendite mit Banken
Der Fonds investiert in indische Aktien, die ein attraktives Rendite-Risiko-Profil aufweisen und mittels Fundamentalanalyse ausgewählt werden. Neben Finanztiteln, die mit mehr als einem Drittel im Portfolio deutlich übergewichtet sind, setzt das Fondsmanagement auf Konsumgüter, die von der wachsenden Bevölkerung profitieren. Darüber hinaus wird in Industrieunternehmen investiert,
denen staatliche Infrastrukturimpulse zugutekommen.
China:
Langsamer Gigant
Der Handelsstreit mit den USA schien Anfang April zu eskalieren, doch dann kamen versöhnliche Worte von Chinas Präsident Xi Jinping. Auf einem Wirtschaftsforum auf der Insel Hainan sprach er von einer "neuen Phase der Öffnung". Unter anderem kündigte Xi die Reduzierung von Zöllen auf Autos und die Verbesserung des Schutzes geistigen Eigentums an. Außerdem will er stärkere ausländische Investitionen in Banken, Wertpapierfirmen und Versicherungen zulassen. Zusammen mit der positiven Reaktion von US-Präsident Donald Trump reichte das, um die Angst vor einem Handelskrieg etwas zurückzudrängen.
Vollständig verschwunden ist die Sorge indes nicht. Doch auch wenn die Anleger angesichts eines solchen Szenarios beunruhigt sind - die Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft durch die von Trump angekündigten Strafzölle dürften gering sein. "Die betroffenen Erzeugnisse machen wertmäßig zusammen nicht mehr als vier Prozent der Ausfuhren in die USA aus und nur rund ein Prozent des Gesamtexports Chinas", sagt Alejandro Arevalo, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management.
Gleichzeitig kommen aus China unverändert hohe Wachstumszahlen. Um 6,8 Prozent stieg das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Ökonomen und selbst chinesische Medien waren von diesem Plus überrascht, denn sie hatten mit einer leichten Abschwächung der Dynamik gerechnet.
Dampf aus dem Kessel lassen
Dass Chinas Wirtschaft künftig langsamer wachsen wird, ist wahrscheinlich. "Xi Jinping legt mehr Wert auf die Qualität des Wachstums als auf eine hohe Geschwindigkeit", sagt Marie Cardoen, Deutschland-Chefin für den Privatkundenvertrieb bei Goldman Sachs Asset Management. Das Wirtschaftswachstum werde sich deshalb abschwächen, aber zugleich nachhaltiger werden. Laut einer Umfrage von Bloomberg rechnen Ökonomen fürs laufende Jahr mit einem BIP-Zuwachs von 6,5 Prozent. Im kommenden Jahr soll das Plus bei 6,3 Prozent liegen, 2020 bei 6,1 Prozent.
Wachstumstreiber in den nächsten Jahren dürfte vor allem der Binnenkonsum sein. Im ersten Quartal war dieser für 78 Prozent des BIP-Wachstums verantwortlich. "Die Konsumgewohnheiten der Chinesen ändern sich", sagt Cardoen. "Lifestyle-Produkte und Luxusgüter werden stärker nachgefragt, und die Menschen wollen etwas erleben."
Auch Innovationen in den Bereichen Technologie und Pharma beflügeln die Fantasie der Anleger. In einigen Sparten hat China Europa technologisch längst überholt. Mobiles Bezahlen per Smartphone etwa ist selbstverständlich, der Onlinehandel blüht. "Schauen Sie nach China, dann sehen Sie die Zukunft der westlichen entwickelten Märkte", meint Sammy Suzuki, Portfoliomanager bei AllianceBernstein.
Wenig Positives gibt es dagegen von der sogenannten alten Wirtschaft Chinas zu berichten. Dazu zählt vor allem die Schwerindustrie, die hoch verschuldet ist und großen Anteil an der Umweltverschmutzung im Land hat. Im weiteren Sinne gehören auch Staatsunternehmen dazu. "Diese achten mehr auf Stabilität als auf Profitabilität und sind deshalb als Investment nicht immer so interessant wie Privatunternehmen", urteilt Cardoen.
Gerade wegen dieser Zweiteilung der Perspektiven ist der Unterschied zwischen den beiden wichtigsten China-Indizes für Anleger wichtig. Der Hang-Seng-Index der Börse Hongkong enthält vor allem Staatsunternehmen und deren Nachfolgekonzerne. Unter den A-Aktien, die in Shanghai gehandelt werden, finden sich hingegen in erster Linie Titel aus Chinas neuer Wirtschaft.
Investor-Info
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