Euro am Sonntag-Fonds-Tipps

Fette Renditen: Welche Fonds Anleger locken, welche nicht

01.12.18 15:00 Uhr

Fette Renditen: Welche Fonds Anleger locken, welche nicht | finanzen.net

2018 ist ein spannendes Jahr für Portfoliomanager. Wer die Gewinner und Verlierer sind, wo sich die Weichen neu stellen.

von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag

Wachstum, Technologie, Amerika. Wer als Fondsmanager auf diese Themen setzte, konnte 2018 viel Geld einsammeln. Das zeigen Daten des Analysehauses Morningstar. Sie zeigen auch, was Anleger in diesem Jahr weniger mochten: "Verkauft wurden Dividendenfonds und Portfolios, die in europäische Aktien und unterbewertete Titel, also das Thema Value, investieren", sagt Branchenkenner Ali Masarwah von Morningstar.



Allerdings - das Jahr ist noch nicht zu Ende. Und es könnte für die Fondsbranche tatsächlich noch einmal spannend werden. Denn der Einbruch der Aktienmärkte im Oktober bringt die Bilanz der ersten drei Quartale etwas ins Wackeln. Technologie- und Wachstumsfonds wurden verkauft. So weit, so verständlich. Aber auch bei Mischfonds gab es europaweit deutliche Abflüsse, wie Morningstar-Daten zeigen. Auch aus alternativen Fonds, die in Anlageklassen ­jenseits von Aktien und Anleihen investieren, verabschiedeten sich die Anleger zuletzt.

"Das ist deshalb interessant, weil Mischfonds und alternative Fonds zwei Domänen der aktiven Fondsmanager sind, die seit der Finanzkrise einen Riesen­zuspruch erfahren haben", sagt Masarwah. Dass sich Anleger seit Kurzem von diesen Produkten abwenden, könnte auch eine Folge enttäuschender Anlage­ergebnisse sein, so der Analyst.


Augenfällig ist das beim Carmignac Patrimoine. Der Mischfondsklassiker hatte im Oktober die höchsten Monatsabflüsse, die es jemals gab: Rund eine Milliarde Euro zogen europäische Anleger aus dem Portfolio ab. "Verständlich, denn der Fonds hat in den ersten zehn Monaten mehr als acht Prozent verloren", sagt Masarwah. "Das ist schon heftig für ein Produkt einer Gesellschaft, die das Attribut ,Risikomanager‘ im Namen führt."

Aktive Manager unter Druck

Das Jahr 2018 könnte für die Fondsbranche tatsächlich einige Weichen neu stellen. Denn auch im Segment der Anleihefonds beobachtet der Morning­star-Experte eine interessante Entwicklung: Immer mehr Anleger würden in passive Strategien - vor allem via ETFs - investieren statt in aktiv gemanagte Fonds. "Schon seit Jahren wechseln Anleger auf der Aktienseite von aktiven in passive Vehikel. Auf der Rentenseite ist das relativ neu", so Masarwah. "Ein Trend, der den aktiven Managern zu denken geben sollte."



Dort, wo etablierte Fonds in Schwierigkeiten kommen, eröffnet sich auch manche Chance für kleinere Mitbewerber. So ist eine der Überraschungen des Jahres das gute Abschneiden zweier Promi-Fonds, die in der Vergangenheit oft stark kritisiert wurden. Das Aktienportfolio des ehemaligen Börsenmaklers Dirk Müller ("Mr. DAX") steht seit Jahresanfang mit gut sieben Prozent im Plus. Noch 2016 und 2017 hinkte der Dirk Müller Premium Aktien, so der Name des Fonds, dem Gesamtmarkt deutlich hinterher. Und auch der Mischfonds des "Crash­propheten" Max Otte (ISIN: DE 000 A1J 3AM 3) hält sich in den Turbulenzen 2018 mit plus drei Prozent erstaunlich gut.

Einen regelrechten Durchmarsch legte in diesem Jahr ein Themenfonds hin: der Allianz Global Artificial Intelligence. Er fokussiert sich auf Firmen aus dem IT-Sektor, dem Konsum­güterbereich und der Industrie, die künstliche Intelligenz einsetzen, um Prozesse schlanker zu gestalten und Informationen effizienter zu verarbeiten. Im Kern geht es um Technologien, die sich selbst weiterentwickeln.

Der Fonds wurde erst im März 2017 aufgelegt und hat nun bereits die Milliardenmarke beim Anlagevermögen überschritten. Allein in den ersten drei Quartalen 2018 flossen ihm laut Zahlen des deutschen Fondsverbands BVI 861 Millionen Euro zu.

Unverändert ist der Vertriebserfolg des Privatfonds Kontrolliert. Bereits im vergangenen Jahr verbuchte der vermögensverwaltende Mischfonds von Union Investment Milliardenzuflüsse. Und auch in diesem Jahr strömten dem Portfolio laut BVI-Daten in den ersten drei Quartalen knapp drei Milliarden Euro zu. Das defensive Anlagekonzept scheint dem Sicherheitsbedürfnis vieler Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken sehr entgegenzukommen.

Das Thema Sicherheit spielt auch für britische Fondsgesellschaften in diesem Jahr eine große Rolle. Wegen der Unklarheiten, wie der Brexit im kommenden Jahr vonstatten geht, verlegen sie verstärkt Fonds von Großbritannien nach Luxemburg oder Irland. Ihr Ziel ist es, den Fondsverkauf auch im Fall eines ungeordneten Brexits aufrechtzuerhalten. Für Bestandsanleger bedeutet der Umzug mitunter steuerliche Nachteile. Nötig ist dieser Aktivismus nach Ansicht Masarwahs nicht: "Anleger, die britische Fonds zu einer Zeit erworben haben, als diese hierzulande zum Vertrieb zugelassen waren, hätten auch bei einem ,No Deal‘-Brexit nichts zu befürchten."

Investor-Info

Privatfonds Kontrolliert
Der Milliardensammler

Vor einem Jahr noch 15 Milliarden, jetzt 18 Milliarden Euro schwer: Der Mischfonds von Union Investment ist auch in diesem Jahr ein Vertriebsschlager. Bei der Anlage steht die Kontrolle der Volatilität im Mittelpunkt. Je nach Marktumfeld wird flexibel von aktien­orientiert bis stark anleiheorientiert umgeschichtet. Die Schwankungsbreite des Fonds ist tatsächlich gering, die Rendite mit kumuliert zehn Prozent über die vergangenen fünf Jahre aber auch nicht sonderlich aufregend.

Dirk Müller Premium Aktien
Erfolg des Pessimisten

Der weltweit anlegende Aktienfonds von "Mr. DAX" Dirk Müller ist in diesem Jahr in seinem Element. Schon lange warnt Müller vor großen Verwerfungen an den Märkten, nun kann er seine pessimistische Sicht in einen Anlageerfolg ummünzen. Der ehemalige Börsenhändler setzt auf Unternehmen mit starken Bilanzen und geringer Verschuldung und sichert das Portfolio in Abwärtsphasen ab. Bleiben die Märkte volatil, könnte Müllers Strategie weiter aufgehen. In starken Aufwärtsphasen dürfte er das Nachsehen haben.

Allianz Gl. Artificial Intellig.
Voll im Trend

Fonds, die auf Technologiethemen wie Robotik oder künstliche Intelligenz (KI) setzen, sind bei Anlegern gefragt. Der KI-Fonds der Allianz schaffte es binnen eineinhalb Jahren auf ein Volumen von mehr als eine Milliarde Euro. Das Thema ist auf lange Sicht vielversprechend. Es gibt Prognosen, wonach KI das Potenzial habe, das Wirtschaftswachstum bis 2035 zu verdoppeln. Der Fonds ist nur für risikobereite Investoren, die die Schwankungen von Tech-Werten aushalten.






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