3AC, FTX-Pleite & Co.

Debakel am Kryptomarkt zieht weitere Kreise: US-Behörden leiten offenbar Untersuchung gegen Digital Currency Group und Genesis ein

25.01.23 23:23 Uhr

Debakel am Kryptomarkt zieht weitere Kreise: US-Behörden leiten offenbar Untersuchung gegen Digital Currency Group und Genesis ein | finanzen.net

Die Unruhe am Kryptomarkt findet kein Ende: Die Pleite der Kryptobörse FTX zieht weitere Kreise und so sind die Digital Currency Group und deren Tochterunternehmen Genesis wohl in den Fokus der US-Behörden geraten.

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• Three Arrow Capital- und FTX-Zusammenbruch setzen DCG-Tochter Genesis unter Druck
• Streit zwischen Kryptobörse Gemini und Krypto-Lender Genesis
• DCG und Genesis geraten offenbar in Fokus der US-Behörden

Zusammenbruch von 3AC und FTX-Pleite bringen Genesis ins Straucheln

Barry Silbert gründete die Digital Currency Group (DCG) 2015 und war laut Financial Times damit einer der größten und frühesten Investoren der Krypto-Branche. Zu dem Unternehmen gehören unter anderem der Krypto-Lender Genesis, der Digital-Asset-Manager Grayscale Investments, der Krypto-Mining-Dienstleister Foundry Digital, die Nachrichtenseite CoinDesk und die Krypto-Börse Luno. Investoren wie Softbank und Ribbit Capital bewerteten DCG im vergangenen Jahr noch mit zehn Milliarden US-Dollar.

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Doch auch bereits im vergangenen Jahr erlitt die Digital Currency Group-Tochter Genesis durch den Zusammenbruch des Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital schwere Verluste. Der finanzielle Druck nahm durch die Pleite der Krypto-Börse FTX im November weiter zu, denn Genesis hatte auch Kryptofirmen wie Alameda Research, dem Handelsarm von FTX, Krypto-Liquidität geliehen. Durch die Pleite von FTX geriet Genesis in Zahlungsschwierigkeiten. Die Kreditsparte wurde besonders hart getroffen und stoppte die Abhebungen von Kundengeldern - einschließlich einiger Gelder, die über das "Earn"-Programm der Krypto-Börse Gemini platziert wurden - sowie die Vergabe neuer Kredite.

Streit zwischen Gemini und Digital Currency-Tochter Genesis

Daraufhin ist ein Streit zwischen der Krypto-Börse Gemini und der Digital Currency Group-Tochter Genesis entfacht. In einem offenen Brief hat Gemini-CEO Cameron Winklevoss DCG-CEO Barry Silbert aufgefordert, Schulden zurückzuzahlen - darunter 900 Millionen US-Dollar an Gemini-Kundengeldern, die im Krypto-Lender Genesis stecken, der es Kunden ermöglichte, ihre Coins für hohe Renditen zu verleihen. Daneben forderte Winklevoss den Vorstand der Gruppe auf, Silbert unverzüglich zu entlassen.

Der Gemini-CEO wirft Barry Silbert, DCG und Genesis außerdem "eine sorgfältig ausgearbeitete Lügenkampagne" vor, "um Gemini, Earn-Benutzer und andere Kreditgeber glauben zu machen, DCG habe 1,2 Milliarden US-Dollar an tatsächlicher Unterstützung in Genesis injiziert", nachdem das Unternehmen infolge des 3AC-Bankrotts angab, dass ihm ein Verlust von mindestens 1,2 Milliarden US-Dollar entstanden sei. Laut Winklevoss sei das 1,2-Milliarden-Dollar-Loch jedoch gar nicht gefüllt worden.

Unternehmensinterne Verstrickungen

Das Netz der unternehmensinternen Kredite und Investitionen der Digital Currency Group, das von der Financial Times enthüllt wurde, hat tatsächlich einige Fragen aufgeworfen.

Im Mittelpunkt steht laut der britischen Tageszeitung ein Schuldschein den DCG direkt an Genesis ausgegeben habe, als es die Verbindlichkeiten des Maklers nach dem Zusammenbruch des Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital im vergangenen Sommer übernahm. Mit diesem 10-jährigen Schuldschein zu einem Zinssatz von ein Prozent, fällig im Jahr 2032, habe DCG laut Gemini-CEO Winklevoss "nicht sichergestellt, dass Genesis über das Kapital zum Betrieb verfügte." Der Mutterkonzern habe, wie Winklevoss in seinem offenen Brief schreibt, "Genesis nicht einmal einen Cent tatsächlicher Finanzierung gegeben, um die Verluste von 3AC auszugleichen." Der Schuldschein sei eine komplette Spielerei gewesen, "die nichts dazu beitrug, die unmittelbare Liquiditätsposition von Genesis zu verbessern oder seine Bilanz solvent zu machen".
Silbert erklärte, wie die Financial Times berichtet, dass die Übernahme der Verbindlichkeiten als Schuldschein von den Beratern der DCG empfohlen worden sei, um die Handels- und Kreditschalter von Genesis zu schützen und fügte hinzu, dass der Schuldschein nicht kündbar sei.

Zudem hat der Digital Currency Global-Chef laut Financial Times mehrere Kreditaufnahmen zwischen DCG-Tochtergesellschaften beschrieben, von denen einige verwendet worden seien, um in ein anderes seiner Unternehmen zu investieren.
Zwischen Januar und Mai habe DCG 2022 500 Millionen US-Dollar von Genesis zu Zinssätzen von 10-12 Prozent geliehen und im gleichen Zeitraum Bitcoin zu einem durchschnittlichen Zinssatz von 3,85 Prozent geliehen. Außerdem habe DCG im Jahr 2020 den Bitcoin-Cash-Token BCH im Wert von etwa 1,5 Millionen US-Dollar weiter geliehen und zahle derzeit neun Prozent Zinsen an Genesis. Derzeit habe Digital Currency Global einen ausstehenden Darlehenssaldo von 4.550 Bitcoin. Laut Silbert seien die Token verwendet worden, um Long-Positionen auf einem Trust abzusichern, der den Preis von Bitcoin nachverfolgt und vom Vermögensverwalter Grayscale betrieben wird, einem weiteren Tochterunternehmen von DCG.

Cameron Winklevoss wirft DCG-Chef Silbert vor, die von Gemini an Genesis verliehenen Kundengelder über einen Kredit an den Mutterkonzern DCG weitergeleitet zu haben, um mit dem Geld eigene Interessen zu verfolgen. "Sie haben dieses Geld […] genommen, um gierige Aktienrückkäufe, illiquide Risikoinvestitionen und kamikazeartige Grayscale-NAV-Geschäfte zu finanzieren, die den gebührengenerierenden AUM Ihres Trusts in die Höhe trieben. Alles auf Kosten der Gläubiger und zu Ihrem eigenen persönlichen Vorteil.", so Winklevoss.

Silbert verteidigt Entscheidungen des Unternehmens

Silbert verteidigte laut Financial Times die Entscheidungen seines Unternehmens und die konzerninterne Kreditaufnahme.

"Dies ist ein weiterer verzweifelter und unkonstruktiver Werbegag von Cameron Winklevoss, um die Schuld von sich selbst und Gemini abzulenken, die allein dafür verantwortlich sind, Gemini zu betreiben, das Programm zu verdienen und an seine Kunden zu vermarkten", schrieb Digital Currency Global in Reaktion auf den Brief von Winklevoss und erklärte "alle Rechtsmittel gegen diese böswilligen, falschen und verleumderischen Angriffe wahrzunehmen".

Silbert selbst schrieb laut Financial Times an die Aktionäre: "Es war eine Herausforderung, meine Integrität und meine guten Absichten in Frage zu stellen" und erklärte, dass die Kryptoindustrie im vergangenen Jahr "durch eine Welle beispiellosen Betrugs und kriminellen Verhaltens so gut wie zerstört worden" sei und dass er "einen unerbittlichen Fokus darauf habe, die Dinge richtig zu machen".

Zuletzt versuchte Digital Currency Global seine Kosten zu senken. Einem Insider zufolge hat die DCG-Tochter Genesis 30 Prozent seiner Mitarbeiter entlassen - das Unternehmen beschäftige jetzt nur noch 145 Mitarbeiter. Laut Silbert habe die Gruppe außerdem die Zentrale ihrer Vermögensverwaltungstochter geschlossen.
Vor wenigen Tagen reichte Genesis dann einen Konkursantrag ein. Bereits zuvor gab es Berichte, dass das Unternehmen davor gewarnt habe, möglicherweise Insolvenz anmelden zu müssen, wenn es kein Geld aufbringen könne.

DCG und Genesis im Fokus der US-Behörden

Wie Bloomberg berichtet, sehen sich Digital Currency Group und dessen Tochterunternehmen Genesis zudem mit Untersuchungen der US-Behörden konfrontiert. So sollen Bundesanwälte in Brooklyn Überweisungen zwischen Digital Currency Group und dem Krypto-Lender Genesis prüfen und untersuchen, was den Investoren über die Transaktionen gesagt wurde. Die Staatsanwälte hätten damit begonnen, Interviews und Dokumente anzufordern und auch die US-Börsenaufsicht SEC untersuche die Angelegenheit. Die Untersuchungen befänden sich zwar noch in einer frühen Phase, doch laut einer mit der Sache vertrauten Person habe die Untersuchung von Silberts Imperium bereits vor dem Untergang von FTX begonnen.

Die Digital Currency Group habe in einer Erklärung darauf verwiesen, dass das Unternehmen eine starke Kultur der Integrität habe und seine Geschäfte immer rechtmäßig geführt habe. "Wir haben keine Kenntnis oder Grund zu der Annahme, dass es im Eastern District of New York Ermittlungen gegen DCG gibt.", zitiert Bloomberg.

Die DCG-Tochter Genesis habe sich derweil nicht zu bestimmten rechtlichen oder regulatorischen Angelegenheiten äußern wollen. "Genesis pflegt einen regelmäßigen Dialog und kooperiert mit den zuständigen Regulierungsbehörden und Behörden, wenn Anfragen eingehen", hieß es.

Die SEC und die US-Staatsanwaltschaft für den östlichen Bezirk von New York lehnten laut Bloomberg eine Stellungnahme ab. Somit sei weiter unklar, welche unternehmensübergreifende Aktivität genau unter die Lupe genommen werde.

Redaktion finanzen.net

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