Liquiditätsprobleme

Zahlungsausfall bringt neue Hiobsbotschaft für den Kryptomarkt: Droht durch Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital ein Lehman 2.0?

01.07.22 22:04 Uhr

Zahlungsausfall bringt neue Hiobsbotschaft für den Kryptomarkt: Droht durch Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital ein Lehman 2.0? | finanzen.net

Der massive Preisverfall an den Kryptomärkten bringt zunehmend Unternehmen der Branche in Bedrängnis. Nun ist auch ein milliardenschwerer Krypto-Hedgefonds in finanzielle Schwierigkeiten geraten und könnte den Verkaufsdruck am Kryptomarkt nochmals deutlich erhöhen.

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• Three Arrows Capital droht die Insolvenz
• Zahlungsausfall durch Kreditgeber gemeldet
• Droht der Branche ein Lehman-Moment?

Der Wertverlust bei Kryptowährungen hat nicht nur Anlegern 2022 tiefrote Depots beschert, auch Krypto-Unternehmen bekommen den Preisverfall zu spüren. Neben den Krypto-Lending-Diensten Celsius und Babel, die in den vergangenen Wochen Kundengelder einfroren, was die Plattformen mit "starkem Liquiditätsdruck" und "extremen Marktbedingungen" begründeten, ist nun offenbar ein milliardenschwerer Krypto-Hedgefonds angesichts des Blutbades bei Kryptowährungen in Bedrängnis geraten.

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Three Arrows Capital kann Kreditgeber nicht mehr bedienen

Bereits seit Wochen gab es Gerüchte über einen möglicherweise bevorstehenden Zahlungsausfall bei Three Arrows Capital (3AC), einem in Singapur ansässigen Hedgefonds mit Fokus auf Kryptowährungen. Ein Tweet des Mitgründers Thu Su heizte die Spekulationen an: Man habe Gespräche mit allen relevanten Parteien aufgenommen, twitterte Su, der auch als CEO bei Three Arrows Capital tätig ist.

Die Hinweise auf mögliche Finanzprobleme verdichteten sich in den Folgewochen, als Three Arrows 80.000 Staked Ether von der DeFi-Plattform AAVE abzog und dann 38.900 stETH gegen 36.700 Ethereum-Token tauschte, also zu einem Verhältnis von weniger als 1:1. Staked Ether sorgt ohnehin für Sorgenfalten bei Anlegern, die Token könnten zu einem weiteren Auflodern der Liquiditätskrise am Kryptomarkt beitragen, fürchten viele Beobachter. Ursprünglich war die Schieflage von Three Arrows aber wohl durch ein mindestens 200 Millionen Dollar schweres Investment in den Stablecoin Terra ausgelöst worden, der gemeinsam mit der verbundenen Kryptowährung LUNA vor wenigen Wochen in die Bedeutungslosigkeit absackte und Milliarden Dollar an Investorengeldern verbrannte.

Die Befürchtungen der Krypto-Community über finanzielle Probleme bei Three Arrows Capital bestätigten sich schließlich: 3AC ist mit einem Darlehen im Wert von 670 Millionen US-Dollar offiziell in Verzug geraten. Die Kryptobörse Voyager Digital teilte mit, dass der Hedgefonds trotz mehrfacher Aufforderung der Rückzahlung eines Darlehens in Höhe von 350 Millionen US-Dollar in USD Coin sowie weiteren 15.250 Bitcoin, die zum Zeitpunkt der Mitteilung 323 Millionen US-Dollar wert waren, nicht nachgekommen sei. Die Kryptobörse wolle nun rechtliche Schritte gegen den Krypto-Hedgefonds einleiten, hieß es weiter.

Zeitgleich bemühte man sich bei Voyager Digital um Schadensbegrenzung: Die Kryptobörse betonte ihre Solvenz - unabhängig von den fehlenden 3AC-Geldern. Es sei weder ein Handelsstopp noch ein Auszahlungsstopp geplant. Die Bar- und Kryptoeinlagen des Unternehmens hätten sich am 24. Juni auf 137 Millionen US-Dollar belaufen, man habe zudem Zugang zu dem zuvor angekündigten Bar- und USDC-Revolver in Höhe von 200 Millionen US-Dollar und einem 15.000-BTC-Revolver der Investmentgesellschaft Alameda Ventures Ltd., versuchte Voyager Digital besorgte Kunden zu beruhigen. Das Unternehmen habe Zugriff auf die von Alameda zur Verfügung gestellte Kreditlinie in Höhe von 75 Millionen US-Dollar und könne weiterhin die Einrichtungen von Alameda nutzen, um Kundenbestellungen und -abhebungen nach Bedarf zu erleichtern. Die Nichterfüllung von 3AC führe nicht zu einer Nichterfüllung der Vereinbarung mit Alameda, so Voyager Digital im Rahmen der offiziellen Pressemitteilung weiter.

Droht der Kryptobranche ein Lehman 2.0?

Die jüngsten Entwicklungen haben Kryptoanleger zusätzlich verunsichert, denn am Markt scheint sich ein Dominoeffekt abzuzeichnen. Der Hedgefonds 3AC, der bereits seit 2012 am Markt aktiv ist und damit als eines der ältesten Kryptounternehmen gilt, ist in der Branche gut vernetzt. Das Unternehmen tritt als MarketMaker auf und handelt darüber hinaus selbst mit NFTs und Altcoins, zudem verwaltet das Unternehmen auch Kryptoeinlagen.

Wie stark eine Insolvenz von 3AC auf den übrigen Kryptomarkt wirken könnte, zeigen die jüngsten Entwicklungen rund um Voyager Digital. Beobachter warnen bereits davor, dass Three Arrows ähnliche Folgen nach sich ziehen könnte, wie der Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers, der als Höhepunkt der Immobilienkrise 2008 in die Wirtschaftsgeschichte einging. Ausgelöst wurde der Crash damals durch die weitgehend ungeregelte Vergabe von Krediten, die viele Bankkunden schließlich nicht mehr bedienen konnten, was in der Insolvenz des Finanzhauses mündete, weltweit Milliardenverluste auf Investorenseite generierte und schlussendlich einen dreijährigen Bärenmarkt nach sich zog.

Kryptogewinne werden oftmals noch zusätzlich durch Kredite gehebelt, dies beschleunige den Abschwung, heißt es bei Bloomberg. Diese Wetten umfassten häufiger mehr als einen Vermögenswert, was die Ansteckung des gesamten Marktes wahrscheinlicher mache. Zudem müssten Kreditnehmer bei Kryptokrediten häufig Sicherheiten einstellen, die die Kredithöhe übersteigen würden.
"Es könnte einige Bärenrallyes geben, ich sehe aber keinen Katalysator, der den Trend auf absehbare Zeit umkehrt", zitiert Bloomberg John Griffin, Finanzprofessor an der University of Texas in Austin. "Unsere Studien zum Platzen der Nasdaq-Blase zeigen, dass die erfahrenen Anleger zuerst ausstiegen und verkauften, als die Kurse fielen, während Privatanleger den ganzen Weg nach unten entlang weiter kauften und ständig Geld verloren. Ich hoffe, dass sich die Geschichte nicht wiederholt, aber das tut sie oft", so der Experte wenig optimistisch.

Rettungsversuch durch FTX

Noch stemmt sich der Markt allerdings gegen eine Wiederholung der Lehman-Geschichte und eine Ansteckung des Gesamtmarktes. Der Krypto-Kreditgeber BlockFi, der ebenfalls als Kreditgeber für Three Arrows aufgetreten war, sicherte sich eine revolvierende Kreditlinie in Höhe von 250 Millionen US-Dollar von der Krypto-Börse FTX. Dies verschaffe BlockFi Zugang zu weiterem Kapital. "FTX freut sich auf die Partnerschaft mit BlockFi, einem führenden Unternehmen im Ökosystem für digitale Vermögenswerte, um Kunden erstklassige Produkte anbieten zu können", sagte Samuel Bankman-Fried, CEO und Mitbegründer von FTX.

Ob diese Bemühungen ausreichen, um eine Ansteckungsgefahr der gesamten Branche zu verhindern, bleibt abzuwarten. Sollte der Preisverfall am Kryptomarkt weitergehen, dürften noch mehr branchenverbundene Unternehmen in finanzielle Schieflage geraten. Ein Lehman-Moment für den Kryptomarkt könnte dann zumindest nicht mehr ausgeschlossen werden.

Redaktion finanzen.net

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