VW-Hauptversammlung

VW-Aktie: Aktionäre kritisieren VW für Aufarbeitung des Dieselskandals

10.05.17 15:13 Uhr

VW-Aktie: Aktionäre kritisieren VW für Aufarbeitung des Dieselskandals | finanzen.net

Der Skandal um manipulierte Abgaswerte treibt die Aktionäre von Volkswagen weiter um.

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Auf der diesjährigen Hauptversammlung des Autokonzerns ist die Aufarbeitung des Dieselskandals einer der Hauptkritikpunkte der Aktionäre. Viele Anteilseigner loben zwar die überraschend gute operative Entwicklung des DAX-Konzerns im vergangenen Jahr. Gleichzeitig kritisieren sie aber auch mangelnde Transparenz bei der Aufarbeitung des Abgasskandals und bemängeln das neue Vergütungssystem.

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VW-Chef Matthias Müller warb vor den rund 3.000 Aktionären für den Umbau des Autokonzerns und unterstrich die Fortschritte bei der Aufarbeitung des Skandals. Weltweit seien 4,7 Millionen vom Abgasskandal betroffene Dieselfahrzeuge umgerüstet worden, so Müller. Damit sind knapp die Hälfte der weltweit betroffenen rund 11 Millionen Autos umgebaut. Bis Herbst soll dies auch für die restlichen Fahrzeuge abgeschlossen sein.

Kein Bericht zur internen Untersuchung durch US-Kanzlei Jones Day

Aktionäre begrüßen die Fortschritte, prangern aber die aus ihrer Sicht mangelnde Transparenz an. "Grundsätzlich wollen wir zwar den Aufsichtsrat entlasten", sagte Hansgeorg Martius von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). "Was wir aber nicht akzeptieren, ist, dass der Bericht von Jones Day gar nicht geschrieben wird", kritisierte der Aktionärsvertreter.

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In die gleiche Kerbe schlugen andere Investoren. "Die Aufarbeitung der Gründe für die Dieselkrise ist unzureichend", sagte Hans Christoph Hirt vom Aktionärsberater Hermes EOS. Es sei auch weiter offen, wer im Vorstand wann über was Bescheid gewusst habe. "Wie soll das Vertrauen zurückerlangt werden, wenn der Abschlussbericht nicht veröffentlicht wird?", fragte Hirt in Richtung VW-AR-Chef Hans Dieter Pötsch.

Der VW-Aufsichtsrat hatte die Anwaltskanzlei Jones Day mit der Aufklärung des Diesel-Skandals beauftragt. Die Kanzlei hatte über ein Jahr lang massenweise Akten und Schriftstücke zum Abgasskandal durchforstet. Eigentlich sollte der Abschlussbericht veröffentlicht werden, später machte VW aber einen Rückzieher.

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"Um es klar zu sagen: Einen schriftlichen Abschlussbericht gibt es nicht und es wird ihn auch nicht geben", sagte VW-AR-Chef Pötsch den Aktionären. Er begründete das Vorgehen mit rechtlichen Gründen.

Corporate-Governance-Experte Christian Strenger kritisierte sowohl den Vorstand als auch den Aufsichtsrat beim Thema Grundsätze guter Unternehmensführung. Beim Dieselskandal habe der Vorstand bei der Ausübung seiner gesetzlichen Organisations- und Aufsichtspflicht versagt. Aufsichtsratschef Pötsch warf er einen "dauerhaften" Interessenkonflikt vor, da er bei Ausbruch des Abgasskandals im Vorstand von VW war.

Neues Vergütungsmodell in der Kritik

Ein weiterer Kritikpunkt von Aktionären ist das Anfang des Jahres nach massiver öffentlicher Kritik auf den Weg gebrachte neue Vergütungsmodell, mit dem Obergrenzen bei den Gehältern eingezogen worden sind. Der Vorstandschef verdient künftig maximal 10 Millionen Euro im Jahr, Vorstandsmitglieder höchstens 5,5 Millionen Euro. Auch die Bonizahlungen sollen geringer ausfallen.

"Wir lehnen das neue Vergütungsmodell ab", sagte etwa Martius vom SdK. Positiv sei die Höchstgrenze, die es künftig gebe. Ein Kritikpunkt seien aber die hohen Versorgungsbeiträge. Ähnlich äußerte sich der Präsident der Deutschen Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), Ulrich Hocker: "Das Vergütungsmodell ist zumindest zu hinterfragen", sagte Hocker.

Strenger, der sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat nicht entlasten will, lobte VW zwar in gewisser Weise für das neue System, dass "endlich modernisiert" wurde. Insgesamt lehnt er es aber ab. Ähnlich äußerte sich Hirt von Hermes EOS: "Das neue Vergütungssystem geht in die richtige Richtung." Man lehne das Gesamtsystem aber ab, da unter anderem die Zielvereinbarungen für die Manager nicht ambitioniert genug seien. Auch der Aktionärsberater will gegen das neue System und die Entlastung von Aufsichtsrat und Vorstand stimmen.

Müller wirbt für Konzernumbau

Den meisten Investoren fehlt bei Volkswagen die Möglichkeit, eigene Vorschläge durchzusetzen, weil die Gründerfamilien Porsche und Piëch zusammen rund 52 Prozent der Stammaktien halten. Das Land Niedersachsen kommt auf etwa 20 Prozent der Stimmrechte. Vielen Beobachtern ist die enge Verflechtung und der Einfluss des Bundeslandes als zweitgrößter Aktionär ein Dorn im Auge.

Im Gegensatz zur vorjährigen Hauptversammlung ist die Stimmung am Mittwoch allerdings alles andere als aggressiv. Damals hatten diverse Aktionäre sowohl den Vorstand als auch den Aufsichtsrat angesichts des Dieselskandals teils heftig kritisiert. Herbe Kritik ist bisher nur in wenigen Beiträgen laut geworden.

Zudem kann VW-Chef Müller dieses Mal erfreuliche Geschäftszahlen und Fortschritte beim Konzernumbau vorweisen. "Volkswagen präsentiert sich sehr robust - operativ und finanziell", sagte Müller vor rund 3.000 Aktionären in Hannover.

Für das VW-Management spricht trotz der enormen Belastungen aus dem Dieselskandal die operative Entwicklung: Im ersten vollen Jahr nach Ausbruch des Skandals verzeichnete der Konzern 2016 einen Milliardengewinn und profitierte dabei von der breiten Aufstellung mit seinen zwölf Marken. Daher soll auch die Dividende je Vorzugsaktie auf 2,06 Euro von lediglich 0,17 Euro im Jahr davor steigen. Die Ausschüttungsquote liegt damit bei 19,7 Prozent. "Wir verstehen das als Zwischenschritt auf dem Weg zu einer Ausschüttungsquote von 30 Prozent", erklärte Müller. "Das ist unser Ziel."

Zudem warb Müller unverdrossen für den Umbau des Konzerns. Dabei sieht er keineswegs das Aus für klassische Verbrennungsmotoren. Im Gegenteil: VW investiert in den kommenden fünf Jahren mehr in die Weiterentwicklung des Verbrennungsmotors als in alternative Antriebe. "Moderne Verbrennungsmotoren bleiben (...) auf absehbare Zeit unverzichtbar", sagte Müller.

Bis 2022 sollen rund 10 Milliarden Euro in diese Technologie investiert werden. In alternative Antriebstechnologien hat VW in den vergangenen fünf Jahren rund 3 Milliarden Euro investiert. Diese Summe soll in den nächsten fünf Jahren auf rund 9 Milliarden aufgestockt werden, so Müller.

HANNOVER (Dow Jones)

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