Von den USA lernen
Die Finanzkrise hatte in den USA ihren Ausgang genommen, schwappte nach Europa und rund um die Welt. Immobilien wurden wertlos, Aktienmärkte brachen ein, Volkswirtschaften rutschten in die Rezession.
In den USA ist die Krise weitgehend gegessen – die anderen haben noch daran zu knabbern.
von Uwe Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Vermögensverwaltung Meridio AG, Köln
Wer erinnert sich eigentlich noch an die Subprime-Krise? An die Immobilienkrise in den USA, als durch das Platzen einer Blase viele schöne Einfamilienhäuser von heute auf morgen ihren Wert verloren? Aus denen Menschen auszogen, der Bank den Schlüssel schickten und fortan ihre Hypotheken nicht mehr bedienten? Und wer erinnert sich noch an die ABS Asset Backed Securities und MBS Mortgage Backed Securities genannten „Wert“papiere, die von willigen Ratingagenturen mit „AAA“ bewertet, gebündelt und verkauft wurden? Erinnerung ist oft eine Last, deshalb hinfort mit ihr.
Das gilt vor allem für die USA. Dort hat sich die Wirtschaft wieder auf einen Stand von vor der Krise eingependelt. Will heißen, alle sind zwar ein paar Jahre älter aber im Schnitt geht es ihnen besser als vor der Krise. Die Immobilienpreise haben wieder angezogen, der Verschuldungsgrad der privaten Haushalte ist drastisch gesunken und MBS werden wieder verkauft – und gekauft, was fast noch bemerkenswerter ist. Denn die Notenbank hat das früher und drastischer getan, was jetzt alle tun: den Markt mit Geld überschüttet und die Zinsen nach unten geprügelt.
Da ist es keine Kunst, dass die Kreditlast der privaten Haushalte sinkt. Schließlich neigen die US-Amerikaner, wie wir in der Krise gelernt haben, zu Verschuldung ohne lange Bindung, variablen Zinssätzen. Und die sind unschlagbar günstig derzeit. Zeit also, sich wieder neu zu verschulden. So wuchsen die Verbraucherkredite im November 2012 wieder um 1,9 Prozent – nach deutlichem Schrumpfen in den Jahren zuvor. Das vertrauen ist also wieder da, das der US-Amerikaner in die US-Wirtschaft oder vielleicht besser in den US-Lebensentwurf vom ewigen Wachstum. Schön für sie.
Denn die andere Seite der Medaille, die fiskalische, der Staatshaushalt, wird ausgeblendet. Noch immer verschulden sich die USA enorm, noch immer sind die zukünftigen Strukturen des US-Haushalts ungeklärt. Noch immer balgen sich die Parteien um das richtige Konzept und lähmen damit den Staat.
In Europa dagegen haben sich die Staaten zuerst um ihre Haushalte, um Strukturen gekümmert. Sie sparen und wollen so Spielräume schaffen. Aber auch die EZB schüttet Geld auf den Markt. Gut möglich also, dass schon bald auch hier die privaten Haushalte von den Erleichterungen profitieren. Später leider als in den USA, weil die Zinsbindungen länger sind. Aber auch. Und dann wird Europa der Ort sein, wo es boomt – und wo man investiert sein sollte. Aber vorher wird es noch mal ungemütlich an den Kapitalmärkten.
Immer mehr Privatanleger in Deutschland vertrauen bei ihrer Geldanlage auf bankenunabhängige Vermögensverwalter. Frei von Produkt- und Verkaufsinteressen können sie ihre Mandanten bestmöglich beraten. Mehr Informationen finden Sie unter www.vermoegensprofis.de.
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.