Öl-Aktien: Wie die Konzerne am Wachstum bohren
Ölgiganten wie ExxonMobil und Chevron profitieren vom Ölboom in den USA - und setzen trotzdem stark aufs Wachstum im Ausland.
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von Tim Schäfer, Euro am Sonntag
Galveston fristete lange Zeit ein ruhiges Küstenstädtchendasein. Aus der einst verschlafenen Palmenoase am Golf von Mexiko ist nun ein Mekka des Öls geworden. Tankschiffe ziehen aufgereiht am Horizont vorbei, im nahe gelegenen Hafen wimmelt es von Schleppschiffen.
Nur eine Autostunde nördlich liegt das Herzstück des schwarzen Golds, der Houstoner Binnenhafen. Gemessen an der Tonnage ist er einer der wichtigsten Umschlagplätze Nordamerikas geworden. Texas erlebt einen nie da gewesenen Boom. Mehr als 100 Milliarden Dollar wird die Branche in den kommenden Jahren hier investieren, schätzen Analysten.
Massenweise entstehen neue Jobs. In der Landeshauptstadt Austin sprudeln die Steuereinnahmen. Texaner sind stolz auf sich. Nach Kalifornien sind sie der ökonomisch zweitwichtigste Bundesstaat. Einige fordern schon, sich von Washington abzuspalten, um unabhängig zu werden.
Verbesserte Techniken wie das horizontale Bohren oder Fracking sorgen für die Aufbruchstimmung. Beim Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien in tiefe Gesteinsformationen unter hohem Druck gespült, um den fossilen Brennstoff zu lösen. 7.000 Öl- und Gasquellen wurden im texanischen Schiefergesteinsvorkommen namens Eagle Ford angezapft, das Areal erstreckt sich 400 Meilen entlang der mexikanischen Grenze.
Einer der Profiteure des Booms in den USA ist ExxonMobil, die Nummer 1 mit Sitz im texanischen Irving. Dank des hohen Ölpreises und der gestiegenen heimischen Produktion kletterte der Profit im zweiten Quartal kräftiger als von Analysten erwartet. Zusätzlich halfen der Verkauf von Unternehmensteilen und der seit dem kalten US-Winter stark gestiegene Erdgaspreis.
Ein Schwachpunkt bleibt: Der Konzern leidet seit einigen Quartalen unter einer schrumpfenden Produktion im Ausland. Das will Exxon-Boss Rex Tillerson langfristig ändern. 21 neue bedeutende Vorhaben stehen auf der Agenda von Tillerson, darunter auch ein großes Gasfeld in Papua-Neuguinea. Bis 2017 sollen die Projekte anlaufen. So begannen die Texaner vor wenigen Tagen, in der russischen Arktis zu bohren. Hierbei handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt mit der russischen Rosneft. Zwar verhängte der Westen drastische Sanktionen gegen Russland, seit sich die Krise in der Ukraine nach dem Abschuss einer malaysischen Passagiermaschine zugespitzt hat. Exxon aber umgeht geschickt die Sanktionen, ohne sie zu verletzen.
Vom Fracking-Boom im Inland profitieren, im Ausland weiter wachsen - das ist auch die Devise von Chevron. Und das macht die Nummer 2 in den USA aus einer Position der Stärke. Der Koloss mit Sitz im kalifornischen San Ramon erhöht seit 26 Jahren kontinuierlich die Dividende. Ob auf Sicht von fünf oder zehn Jahren - jedes Mal bescherte der Bluechip seinen Aktionären eine Gesamtrendite von knapp 15 Prozent per annum, Kurszuwachs und Dividende eingeschlossen. Vorstandschef John Watson ist begeistert, gemessen am geförderten Barrel die höchste Marge in der Branche einzufahren. Und das seit vier Jahren.
Das Erstaunliche an der hohen Ertragskraft ist, dass Watson gleichzeitig massiv investiert. Er setzt immer neue Projekte in Gang. In Angola zapfte er voriges Jahr ein Gasvorkommen an. Seit November sprudelt 110 Kilometer südöstlich von der Küste Rio de Janeiros Öl, Kooperationspartner ist Brasiliens Staatskonzern Petrobras.
Voller Energie ins Ausland
Im Westen Australiens macht derweil das Gasprojekt namens Gorgon große Fortschritte. Bald soll die Produktion beginnen. Chevron hält knapp die Hälfte an dem Joint Venture, mit jeweils 25 Prozent sitzen ExxonMobil und Royal Dutch Shell im Boot. Ebenfalls im Westen Australiens möchte Chevron einen anderen Erdgasschatz namens Wheatstone heben. 40 Milliarden Dollar investierten die Amerikaner in beide australische Gasprojekte, 24.000 Jobs sind schon vor Ort entstanden.
Das reicht ihm nicht. Watson möchte binnen vier Jahren 15 neue Projekte rund um den Globus anstoßen. Jedes Projekt soll mindestens eine Milliarde Dollar kosten. Darunter sind mehrere Tiefwasserbohrstellen im Golf von Mexiko, die in diesem und dem nächsten Jahr die Förderung aufnehmen sollen. Minderheitspartner sind aus strategischen Gründen jedes Mal eingebunden. Darunter das dänische Konglomerat Maersk und die norwegische Statoil. Weil andere an Bord sind, sinken die Anlaufkosten und Risiken für Chevron. Je mehr Interessen gebündelt sind, desto größer der Einfluss auf Behörden, Regulierer und Interessenverbände.
Ziel des 57-jährigen Chevron-Lenkers ist, die Produktion bis 2017 von 2,6 auf 3,1 Millionen Barrel pro Tag hochzufahren. Ein Mammutvorhaben. Denn vielen Playern fällt es schwer, lediglich die ausgebeutete Menge durch neue Funde zu ersetzen. Insofern erscheint das Ziel extrem ehrgeizig.
Mithilfe der vielen mittelgroßen Neuvorhaben und etwas Glück kann Watson das Abenteuer jedoch gelingen. Kleinere Rückschläge scheinen ihn dabei nicht so schnell aus der Bahn zu werfen. "Unsere langfristigen Produktionsziele sind herausfordernd", gibt er offen zu. "Wir investieren heute in Projekte, die uns helfen, Produktion, Cashflow und Gewinnwachstum am Ende des Jahrzehnts zu erfüllen." Doch angesichts zunehmender geopolitischer Risiken sind Rückschläge programmiert. So zogen kürzlich Exxon und Chevron Mitarbeiter aus dem Irak ab. Seit islamische Extremisten das Land erobern, fliehen viele Ausländer. Es besteht die Gefahr, dass die Förderung im Irak, einem Land mit einer der weltweit größten Ölreserven, zum Stillstand kommt.
In der Küstenstadt Galveston ist davon wenig zu merken. Am Horizont ziehen die Tankschiffe vorbei, die Ölplattformen sind draußen fest im Meeresboden verankert. Dies zeigt, dass Exxon und Chevron bei ihrer Expansion ins Ausland weiter auf die Stabilität und Stärke des Heimatmarkts zählen können.
Investor-Info
Ölpreis
Trotz Georisiken abwärts
Trotz Krisen in der Ukraine, dem Nahen Osten und im Irak kostet US-Öl der Sorte WTI nur noch 96 US-Dollar je Barell, 8,3 Prozent weniger als im Juli. Am Ölmarkt rechnet man damit, dass die US-Produktion krisenbedingte Angebotsausfälle kompensiert.
Exxon
Milliarden für die Aktionäre
In den vergangenen fünf Jahren führte Exxon 131 Milliarden Dollar an seine Aktionäre über Aktienrückkäufe und Dividenden zurück. Und der führende Ölkonzern ist aus Value-Gesichtspunkten günstig. So rangiert das Gewinnvielfache unterhalb von 13, das Umsatz-Vielfache landet bei circa 1,0. Nebenbei gibt es eine Dividendenrendite von 2,7 Prozent. Börsenaltmeister Warren Buffett ist ein Fan geworden, er besitzt ein Prozent des Grundkapitals. Allerdings kann sich die enge Partnerschaft mit Russland negativ auf die Texaner auswirken. Vorstandschef Rex Tillerson und Russlands Präsident Vladimir Putin sollen Freunde sein. Trotzdem raten wir zum Kauf.
Chevron
Auf Wachstumskurs
Öl-Boss John Watson möchte die Produktion in wenigen Jahren massiv ausbauen. Es besteht natürlich die Gefahr, dass der Plan nicht aufgeht. Dafür ist die Bewertung äußerst moderat. Das Umsatz-Multiple beträgt günstige 1,1, das Cashflow-Vielfache 6,2. Dividendenfans kommen auf ihre Kosten. Die Ausschüttungsrendite erreicht 3,2 Prozent. Kaufen.
US-Energiefonds
Alle Ölriesen in einem ETF
Wer breit auf die US-Ölbranche setzen will, kann zu einem Indexfonds wie dem Lyxor S&P 500 Capped Energy Sector Euro ETF (ISIN: FR 001 115 816 1) greifen. Der ETF ist mit 0,20 Prozent Gebühr sehr kostengünstig, alle US-Ölriesen sind im abgebildeten Index enthalten. Die Top-Positionen sind Exxon mit 19 und Chevron mit 14 Prozent. Dahinter kommen der weltgrößte Explorer Schlumberger und der dittgrößte US-Ölkonzern Conocophillips.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: ssuaphotos / Shutterstock.com, iurii / Shutterstock.com
Nachrichten zu Shell (ex Royal Dutch Shell)
Analysen zu Shell (ex Royal Dutch Shell)
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13.01.2025 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Outperform | RBC Capital Markets | |
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31.10.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Neutral | UBS AG | |
08.10.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Neutral | UBS AG | |
05.07.2024 | Shell (ex Royal Dutch Shell) Neutral | UBS AG |
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26.08.2020 | Shell (Royal Dutch Shell) (A) Underweight | Barclays Capital | |
29.11.2017 | Shell B Sell | Citigroup Corp. | |
29.11.2017 | Shell (Royal Dutch Shell) (A) Sell | Citigroup Corp. | |
29.11.2017 | Shell B Sell | Citigroup Corp. | |
30.01.2015 | Royal Dutch Shell Grou b Sell | S&P Capital IQ |
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