US-Aktien

Schnäppchen-Aktien: Billigheimer mit Potenzial

aktualisiert 25.08.11 09:37 Uhr

Ein-Dollar-Ketten zählen in den USA zu den Profiteuren der Krise. Wieso Großinvestoren wie Warren Buffett und Hedgefonds auf den billigen Jakob setzen.

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von Tim Schäfer, €uro am Sonntag

Hagerstown ist ein verschlafenes Städtchen im US-Bundesstaat Maryland. Seit eini­ger Zeit schießen dort Ein-Dollar-Läden wie Pilze aus dem Boden. Einer davon ist Dollar General, wo Donna Messer regelmäßig einkauft. „Es ist ein Paradies für Lehrer“, sagt die 61-Jährige und zeigt auf ein Regal. Hier findet sie kleine Geschenke, Plastikboxen, Aufkleber und Dekorationsmaterial für ihre Schüler. Pro Jahr gibt Messer 1.000 Dollar für ihre Grundschüler aus, schätzt sie. „Ich bekomme hier mehr für mein Geld.“

Bei Dollar General kosten die meisten Artikel tatsächlich nur ­einen Dollar: ob Eier, Grußkarten, T-Shirts oder Zahnpasta – hier geht alles zum Ramschpreis über den Tresen. Um die Ecke hat sich Rivale Family Dollar Stores niedergelassen. Auch das deutsche Aldi-Imperium betreibt eine Filiale in Hagerstown. Die Geiz-ist-geil-Welle hat Amerika erfasst. Zwei Jahre nach dem Ende der Rezession (und möglicherweise unmittelbar vor der nächsten) sind die Konsumenten alles andere als optimistisch. Steigende Kosten für Benzin und Lebensmittel verschärfen die Lage der ohnehin strapazierten Haushaltskassen noch. ­Allein die Spritpreise liegen um 30 Prozent höher als vor Jahresfrist.

Zu den Profiteuren der Misere zählen insbesondere die drei führenden Discounter: Dollar Tree, Family Dollar und Dollar General. Seit Anfang 2009 haben sich die Kurse der Billigheimer mehr als verdoppelt.

Marktführer Dollar General verscherbelt 228 Artikel für jeweils einen Dollar. Trotz der steigenden Einkaufspreise behält Vorstandschef Rick Dreiling seine strikte Preispolitik bei. „Wir glauben, unsere Entscheidung, die Preise nicht zu erhöhen, ist für unsere Kunden wichtig“, erläutert Dreiling. „Es mag verrückt klingen, aber den Preis für einen Artikel von einem Dollar auf 1,15 anzuheben, entspräche einer einschneidenden Umstellung für unsere Kunden.“ Dreiling nahm daher im abgelaufenen Quartal lieber einen leichten Margenschwund in Kauf, als seine Zielgruppe zu vergrätzen.

Ökonom Ken Goldstein vom Conference Board ist überzeugt, dass die Superdiscounter das Rennen machen werden. Anbieter aus dem mittleren Segment, die höhere Preise, dafür aber besseren Kundenservice böten, könnten keinen Verbraucher mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Der Billigtrend werde sich mindestens die nächsten fünf bis zehn Jahre ­fortsetzen, prognostiziert Goldstein. ­Parallel dazu bestehe Bedarf für Qualitätsshopping mit exzellentem Kundenservice und ausgewählten Spezialitäten – dem mittleren Segment aber schwimmen seiner Meinung nach die Felle davon.

Auf der Suche nach Orientierung sicherte sich die Kaufhauskette J. C. Penney die Dienste des ehemaligen Apple-Managers Ron Johnson, der das weltweite Vertriebsnetz mit den markanten Stores maßgeblich mit aufgebaut hatte. Er wolle „die Art verändern, wie Amerika shoppen geht“, sagte er zum Amtsantritt. Das Ergebnis bleibt abzuwarten. Auch die weltgrößte Supermarktkette, Walmart, arbeitet hinter den Kulissen an Strategien, um nicht noch mehr Kunden an die Preisbrecher zu verlieren.

Meredith Adler, Analystin bei Barclays Capital, sieht die Billigketten klar im Vorteil. Ein Schlüsselfaktor sei, dass der Sektor sich bemühe, das Ambiente zu verbessern. Staubige Fußböden und zerdrückte Verpackungen gehören der Vergangenheit an. Das Expansionspotenzial ist deshalb nicht ausgeschöpft. Adler schätzt, die von ihr favorisierte Kette Dollar Tree könne den bestehenden 4.000 mindestens noch 3.000 neue Niederlassungen in den USA hinzufügen. Und in Kanada sieht sie Potenzial für 900 neue Dollar-Giant-Filialen, wie die Läden dort heißen.


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Die fünf größten börsennotiertenVertreter der Schnäppchenzunft betrieben in Nordamerika Ende 2010 weit über 20.000 Filialen – fast zehn Prozent mehr als vor drei Jahren. Hauptzielgruppe sind Familien mit einem Haushaltseinkommen von weniger als 4.000 Dollar im Monat. Aber sogar die gehobene Mittelschicht entdeckt die Branche. So verfügt die Hälfte aller neuen Dollar-Tree-Kunden über ein Jahreseinkommen von mehr als 70.000 Dollar.

Wegen der guten Perspektiven nehmen immer mehr einflussreiche Investoren den Sektor ins Visier. Börsenguru Warren Buffett übernahm kürzlich 1,5 Millionen Aktien für insgesamt 50,8 Millionen Dollar an Dollar General. Milliardär William Ackman riss sich knapp zehn Prozent von Family Dollar unter den Nagel. Der Hedgefondsaktivist ist nun der größte Einzelaktionär. Ackman lobt die Firma für die hohe Eigenkapitalrendite, die mit 29,3 Prozent in der Tat glänzend ausfällt. „Sie geben ihr Geld sehr intelligent aus“, schwärmt er. Family Dollar war bereits im Februar in die Schlagzeilen geraten. Damals hatte der Geschäftsmann Nelson Peltz ein Aktienpaket von acht Prozent erworben und anschließend ein Angebot von 7,6 Milliarden Dollar vorgelegt. Das lehnte die Führungsspitze ab.

Investor Leonard Green & Partners unterbreitete im März ein Übernahmeangebot für 99 Cents Only Stores. Auch dieser Versuch scheiterte am Widerstand des Managements. Der Kurs des Objekts der Begierde stieg über die gebotenen 19,09 Dollar je Aktie.

Übernahmegerüchte kursieren in der Branche ständig. Dollar Tree wird immer wieder als möglicher Bieter für den kleineren Konkurrenten 99 Cents Only gehandelt. Beide gelten als die verbliebenen Gralshüter der reinen Ein-Dollar-Strategie, während der Wettbewerb zunehmend auch höherpreisige Artikel ins Sortiment nimmt. Dollar Tree hat zuletzt das Lebensmittel­angebot ausgebaut. Insofern wären die lebensmittellastigen 99-Cents-Only-Läden eine gute Ergänzung. In der Branche sind Eigentümerwechsel gang und gäbe. 2007 übernahmen KKR, Goldman Sachs und Citi­group gemeinsam den Marktführer. Kaum war Dollar General restrukturiert, brachte das Trio den Konzern wieder an die Börse. Trotz der Schuldenlast von 2,7 Milliarden Dollar, die sie den Investoren hinterließen, befindet sich der Kurs seit der Rückkehr aufs Parkett im Aufwind.

Konzernlenker Dreiling will seinen aggressiven Expansionskurs fortsetzen. Während sich Unternehmen landauf, landab mit Investitio­nen zurückhalten, will er bis Jahres­ende 625 neue Filialen eröffnen und 6.000 Mitarbeiter einstellen.

Ähnlich optimistisch ist Howard Levine, der Sohn des Gründers und jetzige Vorstandschef von Family Dollar: Er kündigte die Eröffnung von 300 neuen Dependancen an und lässt sein Reich unter Hochdruck renovieren. 680 Filialen präsentieren sich bereits in neuem Glanz.

Investor-Info

Dollar General
Buffetts Schnäppchenparadies
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 14 ist Marktführer Dollar General für amerikanische Verhältnisse moderat bewertet. Das blieb auch Investorenlegende Warren ­Buffett nicht verborgen: Für 50,8 Millionen Dollar erwarb der Guru 1,5 Millionen Aktien. Der Discounter war bereits vor 70 Jahren gegründet worden. Dollar General betreibt 9.500 Filialen in 35 Bundesstaaten. 2010 stieg der Umsatz von 11,8 auf 13 Milliarden Dollar. Der Überschuss verdoppelte sich fast: von 339 auf 627 Millionen Dollar.

Dollar Tree
Starke Marge
In 4.089 Filialen erlöste der Krämer Dollar Tree zuletzt etwa 5,9 Milliarden Dollar. Unterm Strich klingelten 397 Millionen Dollar Gewinn in der Kasse. Mit über sieben Prozent fällt die Nettoumsatzrendite knackig aus, obwohl alle Artikel maximal einen Dollar kosten. Im Gegensatz zur Konkurrenz vermarktet Dollar Tree keine Kleidung. Die Aktie zählte bislang zu den Top-Performern der Branche – und Barclays-Analystin Meredith Adler sieht keinen Grund, warum sich das ändern sollte.

Family Dollar Stores
Hedgefonds positionieren sich
Die Billigkette Family Dollar Stores hat bereits in 44 der 50 US-Bundesstaaten Fuß gefasst. Kürzlich eröffnete die Kette Filiale Nummer 7.000. In den vergangenen fünf Jahren wuchsen die Nettomargen von 3,0 auf 4,5 Prozent. Investoren sehen weiteres Potenzial. Spätestens seit dem Einstieg des Milliardärs William Ackman ist die Firma in die Schusslinie von Hedgefonds geraten. Eine Übernahme ist nicht auszuschließen.

99 Cents Only Stores
Billig ist nur die Ware
Die meisten der 285 Filialen von 99 Cents Only befinden sich in Südkalifornien. Vorstandschef Eric Schiffer setzt in erster Linie auf No-Name-Ware aus Geschäftsauflösun­gen. Kein Produkt kostet mehr als einen Dollar. Der Konzern gilt als Übernahmekandidat, der Kurs ist schon kräftig gestiegen. Daher ist die Aktie recht ordentlich bewertet und derzeit nur eine Halteposition, zumal das Management frühere Avancen rigoros abblockte.

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07.12.2016Dollar General HoldLoop Capital
23.09.2016Dollar General Equal WeightBarclays Capital
11.03.2016Dollar General Equal WeightBarclays Capital
28.08.2015Dollar General Equal WeightBarclays Capital
03.06.2015Dollar General Sector PerformRBC Capital Markets
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09.05.2017Dollar General ReduceGordon Haskett
06.06.2006Dollar General sellDeutsche Securities
23.05.2006Update Dollar General Corp.: UnderweightJP Morgan

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