Amazon zahlt Mitarbeitern in Deutschland eine perfide Anwesenheitsprämie
Amazon sorgt mit der Behandlung seiner Mitarbeiter in Deutschland erneut für einen Aufschrei: Ein Bonussystem belohnt die Angestellten nun indirekt dafür, dass sie ihre Gesundheit und die ihrer Kollegen aufs Spiel setzen.
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Wegen seinen Arbeitsbedingungen steht der Online-Riese Amazon hierzulande häufiger in der Kritik, regelmäßig kommt es zu Streiks und Protestkundgebungen an deutschen Amazon-Standorten. Ein Vorwurf der Arbeitnehmervertreter: Der Online-Händler würde bei Krankheit Druck auf seine Mitarbeiter ausüben und diese sogar durch Mobbing zur Kündigung drängen. Eine Amazon-Sprecherin bestritt jüngst diese Vorwürfe. Nun hat die "Süddeutsche Zeitung" jedoch ein ganz besonderes Bonussystem bei dem Konzern aufgedeckt, das die Anschuldigungen nicht nur erhärtet, sondern auch für ein vergiftetes Klima unter den Amazon-Arbeitern selbst sorgen dürfte.
Anwesenheitsprämie mal anders
Wie die Zeitung berichtet, hat Amazon an bisher fünf der neun deutschen Versandzentren im vergangenen Jahr ein Prämiensystem eingeführt, über das Mitarbeiter jeden Monat einen Bonus in Höhe von bis zu zehn Prozent ihres monatlichen Bruttolohns erhalten können. Vier Prozentpunkte seien dabei an die Leistung gekoppelt, der größere Teil - nämlich sechs Prozentpunkte - jedoch an die Gesundheit - oder besser: an die Fehltage. Denn nur, wenn Mitarbeiter im entsprechenden Monat an keinem einzigen Tag fehlen, sondern sich stattdessen beispielsweise trotz Grippe und Krankschreibung zur Arbeit schleppen, wird das mit der Aussicht auf den vollen Bonus belohnt. Schon bei nur einem Krankheitstag im Monat fällt man hingegen um eine Stufe nach unten - und der Bonus schrumpft.
Doch die Bonuspunkte für die Gesundheit gibt es nicht nur individuell für jeden Mitarbeiter - die Prämienkomponente ist noch einmal aufgeteilt, so dass sie sowohl die persönliche Gesundheit als auch die Gesundheit des Teams, in dem gearbeitet wird, berücksichtigt. Nur wenn man selbst keine Fehltage hat und auch die Kollegen nicht zu oft krank waren, bekommt man bei der Gesundheitskomponente des Bonus die volle Punktzahl. Dabei ist es schon fast vorprogrammiert, dass Mitarbeiter, die häufig oder chronisch krank sind und so auch ihre Kollegen um den vollen Bonus bringen, von diesen aus dem Team oder aus der Firma gemobbt werden. Möglich auch, dass es viele Amazon-Angestellte gleich gar nicht mehr wagen, sich zuhause auszukurieren, weil sie Angst vor der Ausgrenzung durch die "gesünderen" Kollegen haben.
Umstrittene Strategie könnte für Amazon teuer werden
Dem in der Betriebsvereinbarung erklärten Ziel, die Fehltage innerhalb der Logistikzentren zu senken, dürfte Amazon mit dieser Regelung aber tatsächlich näherkommen - allerdings wohl auf Kosten des Betriebsklimas und der Gesundheit der Mitarbeiter. Gewerkschaften und Arbeitsmediziner kritisieren daher die Regelung auch massiv. Für Anette Wahl-Wachendorf vom Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte ist das System komplett ungerecht, Thomas Voss von der Gewerkschaft Verdi sagte gegenüber der "Süddeutschen", die Mitarbeiter würden durch ein solches System gegeneinander ausgespielt. "Wir lehnen jede Form einer Gesundheitsprämie ab", so Voss.
Dabei sind Anwesenheitsprämien nichts Neues: Sie sind seit 1996 im Entgeltfortzahlungsgesetz geregelt und werden bei zahlreichen deutschen Konzernen eingesetzt. Belohnt wird hier allerdings nur die individuelle Gesundheit und dies meist auch nur einmal pro Jahr.
Ob Amazon tatsächlich an der umstrittenen Regelung festhält, dürften wohl die nächsten Monate zeigen. Denn die Strategie könnte auch nach hinten losgehen: Mitarbeiter, die wegen der Aussicht auf einen Bonus krank zur Arbeit kommen, stecken nicht nur ihre Kollegen an und sorgen so womöglich für einen massenweisen Ausfall von Arbeitskräften, sondern sie sind auch unkonzentrierter und machen mehr Fehler - oder verursachen gar Unfälle. Das hat eine Studie der Initiative Gesundheit und Arbeit ergeben. Das Prämiensystem könnte für Amazon also noch teurere werden, als der Konzern einkalkuliert hat.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Frank Gaertner / Shutterstock.com, Ken Wolter / Shutterstock.com
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