Teslas Position in China

Elons Musks Erfolgsstory in China: Wie steht es in der Volksrepublik langfristig um Tesla?

03.02.21 22:52 Uhr

Elons Musks Erfolgsstory in China: Wie steht es in der Volksrepublik langfristig um Tesla? | finanzen.net

China ist - neben den USA - der wichtigste Markt für den Elektroautohersteller Tesla. CEO Elon Musk pflegt gute Beziehungen zur Regierung der Volksrepublik und das, obwohl das Land eine ganze Riege an E-Autobauern vorweisen kann. Kann sich der US-Konzern langfristig gegen seine chinesischen Mitbewerber behaupten?

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• Tesla profitiert deutlich von China-Geschäft
• Schnelle Wiedereröffnung der Shanghaier Gigafactory nach Corona-Ausbruch
• Musk findet positive Worte für die Volksrepublik

Chinas Elektroauto-Geschäft: Mit Subventionen zum Erfolg

Das Geschäft mit Elektrofahrzeugen boomt in China. Das Land ist mit Abstand der größte Markt für E-Autos. Im vergangenen Jahr wurden laut eines Berichts der Nachrichtenagentur Bloomberg etwa 1,2 Millionen Elektrofahrzeuge verkauft, was ungefähr 40 Prozent des weltweiten Gesamtmarkts entspricht. Die Beliebtheit der umweltfreundlicheren Fahrzeuge kommt dabei aber nicht von ungefähr: So gibt die chinesische Regierung erhebliche Anreize in Form von Subventionen. In einigen Großstädten müssen Fahrer von konventionellen Fahrzeugen außerdem mit hohen Zahlungen rechnen. Kennzeichen für benzinbetriebe Autos werden zu Preisen von aktuell jeweils 14.000 US-Dollar erstanden, während sie für Elektrofahrzeuge kostenlos sind. Einer der Hauptakteure des chinesischen Elektrofahrzeugmarkts: der US-amerikanische Pionier Tesla.

Tesla baut seine Position mit Gigafactory aus

Teslas Erfolg in der Volksrepublik ist aber ein relativ neues Phänomen. So verkaufte das Unternehmen 2015 noch 3.700 Autos in China, während der damalige Markführer Zhidou Auto knapp auf 33.000 Fahrzeuge kam. Mit der Anpassung an den Bedarf des chinesischen Markts, etwa was die Ladeanschlüsse der Fahrzeuge angeht, konnte sich der US-Konzern aber auch im Reich der Mitte durchsetzen. Dennoch kämpfte Tesla anfangs mit logistischen Problemen, immerhin wurden die Fahrzeuge zuerst in den USA hergestellt und mussten nach China transportiert werden. Mit der Einführung von Subventionen durch die chinesische Regierung profitierten anfangs außerdem vor allem heimische Unternehmen wie BYD, die ihre Fahrzeuge dadurch deutlich günstiger verkaufen konnten. Nach und nach kamen 2018 erstmals Pläne über eine eigene Produktionsstätte in China auf, wie Bloomberg berichtet. Nachdem ein Grundstück gefunden war und die chinesische Tesla-Niederlassung den Pachtvertrag für sich entscheiden konnte, finanzierten chinesische Banken das Unterfangen mit einem Darlehen über 1,4 Milliarden US-Dollar. Der Bau der Gigafactory begann Anfang 2019. Bis zum Ende des Jahres wurden die ersten Fahrzeuge hergestellt. Die ersten Autos wurden für Mitarbeiter reserviert, wie es bei Tesla üblich ist.

Autonome Niederlassung

Mitte 2019 überarbeitete Tesla außerdem sein chinesisches Geschäft grundlegend. Zuvor wurde der Markt in den asiatisch-pazifischen Raum inkludiert, seitdem fungiert der Standort aber als eigenständige Abteilung, die direkt der US-Zentrale unterstellt ist. Der chinesische Manager Tom Zhu beaufsichtigte bereits den Bau der Gigafactory in Shanghai und leitet die chinesische Niederlassung. Unter Zhus Führung soll der Standort autonomer agieren. Laut Berichten von ehemaligen und derzeit beschäftigten Mitarbeitern in der Fabrik soll Zhu sein Personal dazu anhalten, E-Mails auf Chinesisch zu verfassen. Außerdem sollten sie ausschließlich Zhu Bericht erstatten, nicht aber der US-Zentrale. Zwar gehört zu Elon Musk Führungsphilosophie auch, dass Mitarbeiter ihn direkt auf Probleme ansprechen, Zhu habe aber wohl versucht, dies zu unterbinden - und gibt seine Zustimmung zu Nachrichten an den Konzernlenker, bevor diese versendet werden.

Tesla fährt Produktion nach Corona-Ausbruch wieder hoch

Im vergangenen Februar, als sich das Coronavirus in China ausbreitete, die Unternehmen aber bereits langsam wieder öffneten, liefen die Fließbänder in der Tesla Gigafactory bereits auf Hochtouren. Während der öffentliche Nahverkehr in weiten Teilen des Landes noch nicht wieder aufgenommen wurde und viele Unternehmen noch Sicherheits- und Hygienekonzepte ausarbeiteten, ergriff Tesla bereits die Initiative, holte seine Mitarbeiter mit Bussen aus von der Öffentlichkeit abgeschirmten Wohnheimen ab und stattete sie mit N95-Masken aus. Bereits frühzeitig sicherte sich der Elektroautobauer eine große Menge an Schutzmasken und kümmerte sich um ein spezielles Desinfektionsmittel, für das man erst eine Behördenlizenz einholen musste und mit dem man die Fabrik gründlich reinigte. So konnte Tesla in der ersten Woche nach der Wiedereröffnung der Fabrik bereits 1.000 Fahrzeuge herstellen, während Konkurrenten wie Toyota und Volkswagen ihre Produktionsstätten noch nicht wieder vollständig öffnen konnten. Im März kaum der E-Auto-Pionier bereits auf 3.000 produzierte Autos pro Woche und stellte damit mehr Fahrzeuge als vor dem erstmaligen Ausbruch her.

Gute Beziehungen zwischen Tesla und chinesischer Regierung

Wenn Teslas zügige Rückkehr zur Normalität auch beeindruckend wirken mag, überrascht sie doch nur wenig, wenn man bedenkt, dass der Konzern bereits vor der Krise eine gute Beziehung zur chinesischen Regierung pflegte. Im Gegenzug für die Standortwahl der Gigafactory in Shanghai entlohnte die Volksrepublik das Unternehmen immer wieder mit Steuererleichterungen, günstigen Krediten sowie der Unterstützung beim Bau der Fabrik. Damit wurde China Teslas wichtigster Markt außerhalb der USA: Laut Bloomberg ist Teslas Model 3 eines der meistverkauften Elektrofahrzeuge im Land, der jüngsten Bilanz des Unternehmens nach macht der chinesische Markt etwa 20 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Neben den USA weist Tesla übrigens nur für den Standort China eine Quartalsbilanz aus. Bereits in der Vergangenheit soll CEO Elon Musk außerdem Chinas gut ausgebildete Fachkräfte und die Strategie zur Förderung von Elektroautos gelobt haben, was anhand der Tatsache, dass die chinesische Regierung oftmals empfindlich auf ausländische Beurteilungen reagiert, beachtlich ist. Die Gigafactory habe sich auch an den wirtschaftlichen Zielen des Landes orientiert und chinesische Konkurrenten dazu animiert, ebenfalls aktiver in die Technologie zu investieren, was die ganze Branche voranbringt.

"Chinas beliebtester Kapitalist"

Die enge Beziehung zwischen China und Tesla mag umso verwunderlicher wirken, wenn man die angeschlagene Stimmung zwischen der Volksrepublik und dem Herkunftsland des US-Konzerns betrachtet. So befindet sich das Verhältnis zwischen beiden Ländern aktuell auf dem Tiefpunkt seit den 1990er Jahren, wie Bloomberg berichtet. Mit Donald Trumps Präsidentschaft hat sich der Ton zwischen den beiden Handelspartnern weiter verschärft. Auch wenn Trumps Nachfolger Joe Biden bereits einen gemäßigteren Ton in Aussicht gestellt hat, ist mit einer schnellen Aufweichung der verhärteten Fronten nicht zu rechnen. Mit anhaltenden Vorwürfen von Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang und Hongkong würden sich die meisten Geschäftsführer von US-Konzern wohl mit Lobeshymnen auf die Volksrepublik eher zurückhalten. Musk hingegen erklärte im Sommer noch euphorisch: "China rockt". Bloomberg wirft damit die Frage auf, ob der Tesla-CEO mittlerweile als der ausländische Lieblingskapitalist von Staatspräsident Xi Jinping gehandhabt wird. "Chinas beliebtester Kapitalist - Wie lange wird Elon Musks Romanze mit Peking anhalten?" ist auf der Titelseite einer Ausgabe des wöchentlich erscheinenden Printmagazins der Nachrichteagentur zu lesen. James McGregor, der Vorsitzende des Bereichs Großchina bei der Investmentfirma Apco Worldwide, warnt vor einer Unterschätzung der Liaison Musks mit der chinesischen Regierung. Zwar könnten ausländische Firmen unter Xi ein erhebliches Wachstum erreichen. "Aber sie müssen sich bewusst sein, dass der ultimative Plan ist, dass alle fortschrittlichen Technologien aus China kommen", warnt der Experte. "Ich hoffe, dass Elon da mit offenen Augen hinein geht."

Tesla soll chinesische Mitbewerber antreiben

Doch was springt für China dabei raus, eine freundliche Beziehung zu einem US-Konzern zu pflegen - vor allem, wenn das Land selbst über unzählige Mitbewerber verfügt? In einer Umfrage der US-amerikanischen Handelskammer aus dem Jahr 2018 gaben 75 Prozent der Mitgliedsunternehmen an, sich in China weniger willkommen zu fühlen als noch in der Vergangenheit und eine deutliche Ungleichbehandlung gegenüber lokalen Firmen spüren. "China war auf der Suche nach Schlagzeilen, um zu sagen, dass US-Firmen immer noch hierher kommen wollen", so Kenneth Jarrett von der Albright Stonebridge Group. "Und Tesla hat das erkannt und begriffen, dass sie härter verhandeln und gewinnen können." Tesla könnte in der Branche als Messlatte fungieren, an der sich Mitbewerber messen müssen. So treibt der Innovationsehalt des US-Konzerns chinesische Hersteller von Elektrofahrzeugen, aber auch Fahrzeugkomponenten an, konkurrenzfähig und wachsam zu bleiben. "Die Präsenz von Tesla soll helfen, die gesamte Lieferkette zu entwickeln", bestätigt auch Wirtschaftsforscher Scott Kennedy.

Erfolgsgeschichte beendet?

Trotz seines frühen Erfolgs könnte Tesla aber langfristig zurückfallen, wie aus dem Bloomberg-Bericht hervorgeht. Ein Anzeichen dafür könnte die Preissenkung des Model 3 sein, die Tesla im vergangenen Jahr vollzogen hatte. Das günstigste Modell wird in einer Sonderedition in China gefertigt und außerdem nach Europa exportiert, was dafür sprechen könnte, dass das Einsteigerfahrzeug in der Volksrepublik nicht genügen Absatz findet. Chinesische Mitbewerber schließen außerdem weiter auf. So gelang XPeng im letzten Jahr ein erfolgreicher Börsengang mit Einnahmen von 1,5 Milliarden US-Dollar. Auch NIO konnte mit einem Abo-Modell für seine Batterien überzeugen und ist mittlerweile mehr wert als der US-Fertiger General Motors. "MarketWatch"-Kolumnist Jeff Reeves lobte NIOs starke Position in China ebenfalls kürzlich. Das Unternehmen könne mit Kontakten zu staatlichen Einrichtungen punkten und habe erst kürzlich eine Kooperation mit dem Energienetzbetreiber State Grid Electric Vehicle Service landen können, der zum staatlichen Versorgungsunternehmen der Volksrepublik gehört.

Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: ODD ANDERSEN/AFP/Getty Images, Ken Wolter / Shutterstock.com

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