Deutsche Bank: Gebremst statt gehebelt
Die Deutsche Bank zählt sich zu den „am besten kapitalisierten Banken der Welt“. Neue Regeln der Bankenaufsicht legen das Gegenteil nahe. Die Erträge könnten weiter unter Druck geraten.
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von Wolfgang Ehrensberger, Euro am Sonntag
Der sogenannte Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht will zusätzliche aufsichtsrechtliche Schranken einziehen, damit Banken nicht zu groß werden. Dazu wurden jetzt Pläne für einen limitierten Schuldenhebel, die sogenannte Leverage Ratio, präzisiert.
Diese Verschuldungsgrenze für Banken soll ab dem Jahr 2018 sicherstellen, dass die gesamte Bilanzsumme maximal dem 33-Fachen des Eigenkapitals entspricht, die Institute also mindestens drei Prozent Eigenkapital vorhalten müssen. Vor allem in den USA hat die Leverage Ratio große Bedeutung, während der Baseler Ausschuss im Regelwerk Basel III bislang vor allem auf das Eigenkapital in Bezug auf risikogewichtete Aktiva abzielt.
Auch wenn die Leverage Ratio laut Baseler Ausschuss nur als Ergänzung zu den risikobasierten Kapitalanforderungen gedacht ist, sorgen die Pläne vor allem in Deutschland für Diskussionen, allen voran bei der Deutschen Bank und beim Bankenverband BdB, der Fehlanreize befürchtet. Während das größte deutsche Geldhaus bei der risikogewichteten Kernkapitalquote spätestens nach der jüngsten Kapitalerhöhung nach eigenen Angaben einen branchenweiten Spitzenplatz einnimmt, rangiert sie bei der Leverage Ratio weit hinten. Öl ins Feuer goss ein US-Aufseher, der die Deutsche Bank jüngst als „schrecklich unterkapitalisiert“ bezeichnete.
Druck der Investoren steigt
Experten sehen auf Geldhäuser jedenfalls weitere Belastungen zukommen. Philipp Häßler vom Analysehaus Equinet rechnet damit, dass mit einer Schuldenbremse für Banken der Druck von Investoren auf die Geldhäuser steigen könnte, die Quoten früher und klarer zu erfüllen. „Speziell die Deutsche Bank steht gemessen an der Leverage Ratio unter den deutschen Geldhäusern am schlechtesten da.“
Häßler erwartet allerdings, dass die Bank die Lücke nicht über eine zusätzliche Kapitalerhöhung, sondern über ein sogenanntes Deleveraging schließt, also über den Abbau von Aktiva die Bilanz verkürzt und damit die Leverage Ratio verbessert. „Damit verzichtet die Bank auf Geschäft, was unterm Strich zu einer zusätzlichen regulierungsbedingten Ertragsbelastung führt.“
Die noch immer eher schwach kapitalisierte Commerzbank hat dagegen mit der Leverage Ratio offenbar kein Problem. Beim zweitgrößten deutschen Geldhaus könnten eher neue Risiken im operativen Geschäft, etwa in der Schiffsfinanzierung, eine weitere Kapitalerhöhung nötig machen, glaubt Häßler.
Die Diskussion zeigt jedoch auch gravierende Differenzen in den Aufsichtsregeln: So können US-Banken laut US-Bilanzierungsvorschrift (US-GAAP) Derivatepositionen miteinander verrechnen — und dadurch ihre Bilanz schlank halten. Nach dem europäischen Standard IFRS ist das nicht erlaubt. Das strengere IFRS-Korsett will nun auch der Baseler Ausschuss zugrunde legen. So hegt Stefan Krause, Finanzvorstand der Deutschen Bank, mit der Neuregelung auch die Hoffnung, dass man am Ende zu einer „weltweit einheitlichen Definition der Leverage Ratio kommt, damit endlich Äpfel mit Äpfeln verglichen werden“.
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