Recycling im Blick: Mülliardengeschäft
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Mit der Wiederverwertung von Materialien lässt sich viel Geld verdienen. Anleger sollten aber über die Grenzen Deutschlands hinausblicken.
Werte in diesem Artikel
von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag
Die Männer mit den leuchtend orangefarbenen Warnwesten haben alle Hände voll zu tun. Fast minütlich rollen Autos auf den Recyclinghof Gradestraße in Berlin - mal private Pkw, mal Leihtransporter, mal voll beladene Lkw. Die Mitarbeiter der Berliner Stadtreinigung (BSR) inspizieren die Ladung der Fahrzeuge und weisen dann den Weg durch den Containerdschungel auf dem Gelände im Süden der Hauptstadt.
Ob funktionsuntüchtige Kühlschränke, schrottreife Bildschirme oder defekte Staubsauger, aber auch alte Fahrradreifen, Schuhe oder CD-Hüllen - die Liste der Sachen, die in den vielen verschiedenen Behältern und Sammelboxen der BSR landen, ist lang. Besonders nach Weihnachten hat die Stadtreinigung ordentlich zu tun: Nicht nur Tonnen von Geschenkpapier, Dekorationsmüll und Weihnachtsbäumen müssen entsorgt werden, auch viele ausgediente Elektrogeräte landen auf dem Müll, weil zum Fest neue geschenkt wurden. Zudem haben viele Menschen zwischen den Jahren Zeit, daheim auszumisten, was das Schrott- und Sperrmüllaufkommen zusätzlich erhöht.
Auf den Recyclinghöfen herrscht dann Hochbetrieb - sehr zur Freude der Entsorger. Was die Bürger schleunigst loswerden wollen, ist für die Recyclingindustrie ein Schatz. Industriemetalle wie Seltene Erden oder Kupfer, Kunststoffe, aber auch Gold und Silber - im Müll steckt eine Vielzahl von Wertstoffen, die nach der Ausschlachtung alter Geräte wieder verkauft werden können. Es ist ein Milliardengeschäft, von dem auch Anleger profitieren können.
Denn die politischen Ziele in Sachen Müllverwertung sind ehrgeizig. Bis zum Jahr 2020 soll etwa in der Europäischen Union (EU) die Recyclingquote innerhalb der Staatengemeinschaft bei 50 Prozent liegen - im Moment beträgt sie gerade einmal 35 Prozent. Zwar steigt die Rate, doch insbesondere Länder in Süd- und Osteuropa müssten ihre Wiederverwertungsquote jedes Jahr um bis zu fünf Prozent steigern, um das Ziel noch zu erreichen. Andere Länder hingegen, allen voran Österreich und Deutschland, erfüllen die Maßgabe der EU bereits und recyceln über 60 Prozent ihrer Abfälle.
Am Anfang ist die Trennung
Lange Zeit war es vor allem der ökologische Gedanke, der die Länder dazu bewog, Müll nicht mehr einfach auf Deponien verrotten zu lassen. Mit den steigenden Rohstoffpreisen seit der Jahrtausendwende und der sich immer schneller entwickelnden Hightechindustrie - vor allem in Deutschland - wurden die ökonomischen Vorteile des Recyclings bedeutender. Statt immer wieder neue, teure Primärstoffe zu importieren, war es plötzlich lukrativer, die benötigten Stoffe aus den alten Geräten zu entnehmen und der Industrie wieder zuzuführen. Der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) zufolge kommen in Deutschland mittlerweile bereits knapp 20 Prozent der Rohstoffe - etwa 260 Millionen Tonnen - aus dem Recycling.
Längst hat sich rund um die Kette von Sammlung, Transport, Behandlung und Aufbereitung von Stoffen eine eigene Industrie entwickelt, die mehr als eine Viertelmillion Menschen beschäftigt und einen Milliardenumsatz allein in Deutschland macht (siehe Investor-Info). Das Stichwort heißt Kreislaufwirtschaft. Bereits der Verbraucher trennt seine Abfälle, in den großen Anlagen der Entsorger wird dann noch einmal sortiert. Es gilt, alle jene Stoffe, die wiederverwertet werden können, herauszufiltern.
Nicht immer geschieht dies konsequent. Zum Beispiel bei Plastik: Zwar werden in Deutschland rund 90 Prozent dieses Mülls wieder eingesammelt, im Recycling landen aber gerade einmal rund 40 Prozent davon. Der Rest endet in den großen Verbrennungsanlagen, die Wärme und Strom produzieren. Seit Jahren herrscht um den deutschen Müll ein harter Wettbewerb zwischen der Recycling- und der Verbrennungsindustrie. Entsorgungsunternehmen liefern ihn - so sie ihn nicht selbst nutzen können - an die Verwerter, die am meisten dafür bieten.
Das ist in der Regel die Verbrennungsindustrie, die für ihre Anlagen stetig Nachschub benötigt und die sich auch längst nicht mehr auf den hierzulande anfallenden Müll beschränkt. Jedes Jahr importiert die Bundesrepublik ausländische Abfälle, vor allem aus der EU. Zuletzt waren es knapp sechs Millionen Tonnen. Der Großteil davon wird energetisch verwertet.
Bei Abfällen, die auf dem Recyclinghof landen, ist es komplizierter. Weil vor allem elektronische Geräte aus vielen verschiedenen Materialien bestehen, sind es hier einzelne Unternehmen, die sich auf das Ausweiden der jeweiligen Produkte spezialisiert haben.
Immer wieder fahren darum große Lkw auf den Berliner Recyclinghof, um den vermeintlichen Schrott abzuholen. "Wenn ein Container fast voll ist, geht umgehend eine Meldung an die Transportfirma raus, die den Auftrag zur Abholung des Behälters hat", sagt Monika Reimann. Sie ist Regionalleiterin der BSR-Recyclinghöfe und betont, dass bei der Vergabe der Aufträge nur jene Firmen berücksichtigt werden, die zertifizierte Entsorgungsfachbetriebe sind. "Wir wollen sicherstellen, dass der Müll sachgerecht weiterverwertet wird", sagt Reimann.
Kleine Mengen, große Wirkung
Für die BSR ist es eine Win-Win-Situation - sie wird als öffentlich-rechtliches Unternehmen ihrem gesetzlichen Auftrag der Müllentsorgung gerecht und kann sich gleichzeitig durch Einnahmen teilweise refinanzieren. Denn für einige Stoffgruppen bekommt die Stadtreinigung Geld, statt - wie bei vielen anderen - für ihre Entsorgung zu zahlen. Die Recyclingfirmen dürfen im Gegenzug die im Schrott schlummernden Rohstoffe herausfiltern. Vor allem bei Elektronikgeräten kommt da einiges zusammen.
Der Klassiker sind Handys. Ein Mobiltelefon besteht im Schnitt zu 25 Prozent aus Metallen - unter anderem rund 150 Milligramm Silber, 25 Milligramm Gold und zehn Gramm Kupfer. Dazu in kleinen Mengen auch Platin, Palladium und Seltene Erden. Hochgerechnet auf die jährlich rund eine Milliarde gekaufter Geräte, macht das insgesamt 150 Tonnen Silber, 25 Tonnen Gold und 10.000 Tonnen Kupfer. Das entspricht einem Gesamtwert nach aktuellen Preisen von mehr als einer Milliarde Dollar.
Überall Konkurrenz
Es ist ein lukrativer Markt - und ein schwieriger: Entsorgungs- und Recyclingunternehmen kämpfen nicht nur untereinander um den Müll und Schrott der Verbraucher, sie müssen sich auch mit dem rauen Wind auf den globalen Rohstoffmärkten arrangieren. Sinken die Preise etwa für Metalle, trifft das auch all jene Firmen, die unter teils hohem Aufwand die wertvollen Materialien aus den Altgeräten heraustrennen. Der Berliner Alba Group, einem der wenigen börsennotierten deutschen Unternehmen der Branche, macht seit Jahresbeginn beispielsweise der sinkende Preis von Eisenerz zu schaffen. Auch darum dürfte die Aktie des Unternehmens zuletzt unter Druck geraten sein.
Anleger, die auf die Boombranche setzen wollen, sollten darum weltweit nach Titeln Ausschau halten. Zum einen ist der Markt in vielen Staaten nicht so stark reguliert wie in Deutschland mit seinen vielen kommunalen und kleinen privaten Entsorgern. Zum anderen bieten viele Länder ein höheres Wachstumspotenzial, weil Recycling dort noch in den Kinderschuhen steckt. Noch ist es leider gerade in Entwicklungsländern oft so, dass Arbeiter unter gesundheitsgefährdenden Bedingungen alte Elektrogeräte ausschlachten, um davon ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Auch in Berlin tummeln sich illegale Schrotthändler vor dem Recyclinghof am Straßenrand. Sie bitten die Anliefernden um Elektroaltgeräte und konterkarieren damit die Aufgabe der BSR. "Nachdem die Sammler bestimmte Bauteile entnommen haben, landen die Reste häufig im Wald. Außerdem gehen den zertifizierten Verwertern die Wertstoffe verloren. Wer seine Altgeräte bei illegalen Schrottsammlern abliefert, schadet der Umwelt", sagt Reimann. Dagegen vorzugehen ist schwierig. Im Milliardenmarkt suchen eben viele ihre Nische.
Investor-Info
Umsatz
Weltweite Boombranche
Obwohl die Abfallmenge pro Einwohner in Deutschland seit Beginn des Jahrtausends kontinuierlich sinkt, steigen die Umsätze der Müllindustrie. Knapp 40 Milliarden Euro beträgt ihr Jahresumsatz in
der Bundesrepublik - Tendenz steigend. Rund 5.400 kommunale und private Firmen arbeiten in dem Sektor. Auch weltweit boomt die Branche: Die wachsende Weltbevölkerung und das steigende Umweltbewusstsein auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern dürften die Umsätze weiter erhöhen. 3,5 Millionen Tonnen Müll werden täglich weltweit produziert. Bis 2025, so Schätzungen, könnte sich die Zahl auf mehr als sechs Millionen Tonnen fast verdoppeln.
SAM Smart Materials Fund
Auf Recycling setzen
Das Anlageuniversum des SAM Smart Materials Fund liegt auf dem gesamten Rohstofflebenszyklus. Zum einen setzt Fondsmanager Pieter Busscher auf Unternehmen, die im Bereich Recycling tätig sind, zum anderen sucht er gezielt nach Firmen, die innovative Verfahrenstechniken, Materialien sowie Lösungen in Bezug auf Rohstoffknappheit entwickelt haben. Zu den größten Positionen des Fonds gehört etwa der US-Verbundwerkstoffproduzent Hexcel Corporation.
Waste Management
Die Nummer 1 in den USA
Waste Management ist das führende Unternehmen der Abfallwirtschaft in den USA. Neben klassischen Müllabfuhr- und -entsorgungsdiensten setzt das Unternehmen immer stärker auf Recycling beziehungsweise die Umwandlung von Abfall in Energie. Dank zahlreicher Zukäufe und Beteiligungen konnte sich Waste Management breiter aufstellen. Seit Jahresbeginn hat die Aktie rund 30 Prozent zugelegt. Zudem zahlt das Unternehmen eine Quartalsdividende in Höhe von 0,375 Dollar.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Rido / Shutterstock.com, Gemenacom / Shutterstock.com
Nachrichten zu Waste Management Inc.
Analysen zu Waste Management Inc.
Datum | Rating | Analyst | |
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18.07.2019 | Waste Management Perform | Oppenheimer & Co. Inc. | |
11.12.2017 | Waste Management Buy | Stifel, Nicolaus & Co., Inc. | |
04.10.2017 | Waste Management Hold | Stifel, Nicolaus & Co., Inc. | |
18.07.2017 | Waste Management Buy | Stifel, Nicolaus & Co., Inc. | |
01.03.2017 | Waste Management Equal Weight | Barclays Capital |
Datum | Rating | Analyst | |
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11.12.2017 | Waste Management Buy | Stifel, Nicolaus & Co., Inc. | |
04.10.2017 | Waste Management Hold | Stifel, Nicolaus & Co., Inc. | |
18.07.2017 | Waste Management Buy | Stifel, Nicolaus & Co., Inc. | |
07.11.2016 | Waste Management Overweight | Barclays Capital | |
18.07.2016 | Waste Management Buy | Stifel, Nicolaus & Co., Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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18.07.2019 | Waste Management Perform | Oppenheimer & Co. Inc. | |
01.03.2017 | Waste Management Equal Weight | Barclays Capital | |
21.02.2017 | Waste Management Neutral | Wedbush Morgan Securities Inc. | |
13.10.2016 | Waste Management Neutral | Wedbush Morgan Securities Inc. | |
29.04.2016 | Waste Management In-line | Imperial Capital |
Datum | Rating | Analyst | |
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11.01.2012 | Waste Management sell | Société Générale Group S.A. (SG) |
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