Hedgefonds-Milliardäre setzen auf Small-Caps: Abschied von NVIDIA-Aktie?
Haben bekannte Hedgefonds-Manager im zweiten Quartal einen Kurswechsel vollzogen? Während NVIDIA von künstlicher Intelligenz profitierte, setzten Ken Griffin und David Shaw verstärkt auf einen ETF. Was steckt hinter dieser Entscheidung und welche Chancen könnte der Small-Cap-Markt bergen?
Werte in diesem Artikel
• Hedgefonds-Milliardäre reduzieren ihre NVIDIA-Positionen
• Experten sehen in Small-Cap-Aktien großes Potenzial
• Ära der NVIDIA-Dominanz vorbei?
Künstliche Intelligenz hat in den vergangenen Jahren die Finanzmärkte dominiert und NVIDIA zu einem der größten Gewinner gemacht. Doch während die Aktie des Chipgiganten immer neue Höhen erklomm, vollzogen einige der bekanntesten Hedgefonds-Manager im zweiten Quartal einen überraschenden Kurswechsel. Sowohl Ken Griffin von Citadel Advisors als auch David Shaw von D.E. Shaw & Co. reduzierten ihre NVIDIA-Positionen deutlich und erhöhten laut Daten der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) gleichzeitig ihre Beteiligung am iShares Russell 2000 ETF, einem Indexfonds, der die Performance von rund 2.000 kleinen US-Unternehmen abbildet.
Vom KI-Hype zu Small-Caps
Die Entscheidung der beiden Milliardäre wirft die Frage auf, ob die Ära der NVIDIA-Dominanz zu Ende geht. Während künstliche Intelligenz weiterhin ein zentrales Thema bleibt, scheinen Griffin und Shaw ihr Augenmerk auf andere Anlagemöglichkeiten zu richten. Beide Hedgefonds-Manager gehören zu den erfolgreichsten der Branche und ihre Entscheidungen werden von vielen Investoren genau beobachtet.
So trennte sich Griffins Citadel Advisors in zweiten Jahresviertel von 79,31 Prozent seiner NVIDIA-Aktien, allerdings befanden sich zum Stichtag 30. Juni weiterhin 2.421.072 NVIDIA-Papiere im Wert von rund 299 Millionen US-Dollar in seinem Depot. Beim ETF erhöhte er seine Position um 26,6 Prozent auf 125.383 Anteile im Wert von rund 121 Millionen US-Dollar.
Ähnliche Tendenzen sind bei David Shaws D.E. Shaw & Co. zu erkennen: Shaw reduzierte seine NVIDIA-Beteiligung um 51,97 Prozent auf 11.217.794 Aktien im Wert von rund 1,39 Milliarden US-Dollar. Bei dem iShares Russell 2000 ETF hat er regelrecht zugeschlagen und die Position um satte 169,17 Prozent aufgestockt. Damit befanden sich zum Ende von Q2 1.015.268 Anteile des ETFs im Wert von rund 206 Millionen US-Dollar in seinem Depot.
Wurde tatsächlich umgeschichtet?
Andererseits wird durch die Betrachtung aller 13F-Filings der SEC deutlich, dass Vermögensverwalter und Hedgefonds nun nicht zwangsläufig NVIDIA gegen Small Caps ausgetauscht haben. So befand sich die NVIDIA-Aktie zum Ende des zweiten Quartals 2024 in 4.357 verschiedenen Depots, während der iShares Russell 2000 ETF bei lediglich 2.081 enthalten war. Bis Ende Juni waren rund 15,7 Milliarden NVIDIA-Aktien in 13F-meldepflichten Portfolios enthalten, zum Vorquartal sogar ein Zuwachs von 0,14 Prozent. Beim iShares Russell 2000 ETF ging diese Anzahl jedoch von rund 297 Millionen auf rund 283 Millionen Anteile zurück (-4,7 Prozent).
Small-Caps im Fokus: Günstige Bewertungen und Zinserwartungen
Die (langsam) wachsende Begeisterung für Small-Cap-Aktien lässt sich durch mehrere Faktoren erklären. Zum einen sind die Bewertungen dieser Unternehmen im Vergleich zu großen Unternehmen historisch günstig. Zum anderen erwarten viele Experten, dass die US-Notenbank bei ihrer Sitzung am Mittwoch die Zinsen senken wird. Small-Cap-Unternehmen sind in der Regel stärker von Zinssätzen abhängig, da sie häufig variabel verzinsliche Schulden aufnehmen. Sinkende Zinsen würden ihre Finanzierungskosten verringern und somit ihre Profitabilität steigern.
Tom Lee im Lager der Small-Caps-Bullen
Tom Lee, der als einer der optimistischsten Analysten an der Wall Street gilt, prognostizierte Anfang 2024 einen fulminanten Anstieg für US-Small-Caps. In einem Interview mit CNBC erklärte er: "Ich denke, dass Small Caps einen größeren Sprung machen könnten, Sie wissen schon, 50 oder 60 Prozent. Ich denke, der Russell 2000 könnte das Jahr bei über 3.000 Punkten beenden." Seine Überzeugung basierte auf mehreren Faktoren: Zum einen sah er die Bewertungen von Small-Caps als äußerst attraktiv an. "Small Caps sind im Vergleich zum S&P 500 auf Basis des Kurs-Buchwert-Verhältnisses wieder auf dem Stand von 1999, dem absoluten Tiefpunkt und Ausgangspunkt einer zwölfjährigen Outperformance von Small Caps", so Lee Anfang des Jahres. Zudem erwartete er schon damals eine Lockerung der Geldpolitik durch die Federal Reserve und eine Stärkung der US-Wirtschaft, was Small-Caps besonders zugutekommen würde.
Der Russell 2000 steht aktuell bei 2.182,49 Punkten und hat seit Jahresbeginn um 7,67 Prozent zugelegt. Bislang konnte der Russell 2000 Lees Erwartungen damit nicht vollständig gerecht werden. Es bleibt abzuwarten, ob Lees optimistische Einschätzung sich bewahrheitet.
Redaktion finanzen.net
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